Matchwinner Luka Jovic lässt sich feiern. Dank seines Treffers darf die Eintracht erneut zum Finale nach Berlin reisen. (Bild: imago/Jan Huebner)

Nach der ernüchternden und zugleich deutlichen Niederlage in Leverkusen, kam das Pokal-Halbfinale eigentlich zur falschen Zeit. Viel Wirbel und Unruhe im Frankfurter Umfeld, eine schlechte Auswärtsserie und dann auch noch ein Gegner, der mit Rückenwind nach dem Derbysieg ins Spiel geht. Doch am Ende zeigte die Mannschaft der Frankfurter Eintracht wieder eines ganz deutlich: Die Mentalität ist einzigartig! Am Ende machten die Hessen den erneuten Finaleinzug mit einem 1:0-Erfolg klar und ganz Frankfurt fiebert nun dem Finale in Berlin entgegen. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal für euch analysiert:

Nicht schön anzuschauen – aber effektiv
Während sich die Kommentatoren über das im Vergleich zum Vortag schlechte Pokal-Halbfinale echauffiert haben, kamen Taktikliebhaber auf ihre Kosten. Das Spiel der beiden Defensivspezialisten Schalke 04 und Eintracht Frankfurt war von Beginn an von Taktik geprägt. Die Gelsenkirchener, eigentlich mit einer breiten Brust im Heimspiel angetreten, spielten letztendlich unerwartet passiv, aber doch so, wie sie es die ganze Saison schon getan haben. Hinten kompakt stehen, nach vorne mit wenig Risiko und immer abwartend, auf die Fehler des Gegners. Nun hätte die Eintracht die Passivität nutzen können und mit offensiver Power versuchen können, das Spiel an sich zu reißen, aber genau diesen Gefallen tat die Mannschaft von SGE-Trainer Niko Kovac den Schalkern nicht. Letztendlich wäre nämlich das genau das gewesen, was sich der Schalker Trainer Domenico Tedesco erhofft hatte. Stattdessen spielten die Frankfurter das Spiel mit, standen hinten ebenfalls kompakt und spielten trotz deutlich mehr Ballbesitz keinen „Hurra-Fußball“ nach vorne. Den Schalkern ist es deshalb überhaupt nicht gelungen ins Spiel zu kommen, denn die Eintracht hat keine Räume angeboten. Nach vorne fehlte es den Hessen allerdings gerade zu Beginn an Durchschlagskraft und so neutralisierten sich beide Mannschaften lange. Im zweiten Durchgang verlief das Spiel ähnlich, auch wenn sich nun die ein oder andere Chance, insbesondere nach Standardsituationen bot. Bei den eher zufällig entstandenen Großchancen der Schalker, war Lukas Hradecky glänzend zur Stelle, sodass die SGE weiter im Spiel blieb. Es wurde mehr und mehr deutlich, dass die Mannschaft verlieren würde, die das erste Gegentor bekommen würde, denn danach noch einmal den Schalter umzulegen, nachdem beide Mannschaften vor allem darauf bedacht waren, Fehler zu vermeiden, schien kaum vorstellbar. Dank des eiskalten Vollstreckers Luka Jovic war es die Eintracht, die das erste Tor schießen konnte und das wenig verwunderlich, nach einer Standardsituation. Den Schalkern lief nun die Zeit davon und es fiel ihnen auffällig schwer nun noch einmal komplett auf Offensivmodus umzustellen. Der etwas harte Platzverweis von Gelson Fernandes spielte den Gelsenkirchenern allerdings in die Karten, sodass man in Überzahl noch einmal zu einer Schlussoffensive ansetzen konnte. Den aufopferungsvollen Kampf sollten die Hessen mit viel Geschick, aber auch etwas Glück gewinnen und sich so ihren Traum von Berlin erfüllen.

Eine unfassbare Mentalität
Wer gedacht hatte, dass die Eintracht aufgrund der Unruhen rund um den Weggang von Niko Kovac, angeschlagen oder mental schwach in das Pokal-Halbfinale gehen würde, sah sich getäuscht. Es war beeindruckend, wie diese Mannschaft erneut gemeinsam und mit allem was sie hat, den Kampf angenommen hat und sich am Ende belohnt hat. Eine Mentalität, die die Frankfurter schon die gesamte Saison auszeichnet und die wohl auch unmittelbar mit ihrem Trainer zusammenhängt. Den Widrigkeiten zum Trotz lieferten die Spieler einen einmaligen Pokalfight und können nun voller Vorfreude auf das bevorstehende Erlebnis in Berlin blicken. Trotz aller Nebengeräusche um die Abgänge von Hradecky und Kovac, schwang am gestrigen Abend sicher bei manchem Fan auch etwas Wehmut mit. So sehr beispielsweise der Vertragspoker des Torhüters auch genervt hat, in seiner gestrigen Form und mit seiner Art, wird er schon sehr fehlen im kommenden Jahr. Nun hat er die Möglichkeit seine Zeit bei der Eintracht mit einem Finale zu krönen und sich vielleicht dank einer überragenden Leistung mit dem Pokal zu verabschieden? Auch Kovac, der diese multikulturelle Mannschaft zu einer Einheit geformt hat, wird definitiv fehlen. Die Nachfolgeregelung, die Sportvorstand Fredi Bobic nun finden muss, wird ganz entscheidend sein für die weitere Entwicklung der Hessen. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass die SGE zweimal in Folge im Pokalfinale steht und neben einem enormen Image-Gewinn und auch finanziellen Pluspunkten, hat man nun in den kommenden Jahren die Möglichkeit in Frankfurt etwas großartiges aufzubauen. Das „Projekt“ von Niko Kovac ist vielleicht beendet, aber das von Fredi Bobic und Bruno Hübner noch lange nicht. Wenn es gelingt die Mannschaft weitestgehend zusammenzuhalten und einen geeigneten Trainer zu finden, kann man die Erfolgsgeschichte sicherlich auch im kommenden Jahr fortschreiben. Nun sollte die Eintracht aber erst einmal den Schwung aus dem Pokal mitnehmen und alle Kraft in den Bundesliga-Endspurt stecken, denn auch hier kann man mit der direkten Europapokal-Teilnahme noch einzigartiges schaffen. So sehr die Bayern auch Favorit im Finale sein werden – auch dieses Spiel muss erst einmal gespielt werden und der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze.

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21 Kommentare

  1. Danke Laura, zum wiederholten Mal eine sehr gute Analyse.
    Disziplin war gestern das Schlüsselwort (Gelson Fernandes mal außen vor gelassen) und dazu natürlich Effektivität mit einem unglaublich tollen Tor. Irgendwie hatte ich gestern ein seltsames Gefühl, denn wohl 3x wäre es fast zu einem unglücklichen Eigentor gekommen. Das nährte meine Hoffnung, dass es tatsächlich klappen sollte und umso bitterer wäre der Ausgleich dann zum Ende gewesen.
    OK, ich hatte Hradi in den letzten Wochen kritisiert und vielleicht sogar Jan Zimmerman ins Tor gestellt aufgrund seiner Leistungen, aber gestern hielt er mal wieder sensationell. Als Typ wird er fehlen und trenne das genauso wie bei Kovac, der eine sehr gute Arbeit und Entwicklung geschafft.
    War es vor einem Jahr noch sehr aufregend und etwas chaotisch, so habe ich gestern dann schon ganz routiniert ein Hotel in Potsdam über Pfingsten gebucht 😉

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  2. Sehr gute Analyse Laura!

    Jetzt freuen wir uns erst mal auf das erneute erreichen des Endspiels und hoffen, dass wir in den restlichen Bundesliga Spielen mit der nötigen Konzentration die Punkte für Europa sammeln.

    Bleibt fest zuhalten, bei der Eintracht ist immer was los 🙂

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  3. Danke für Spielanalyse.

    Der Defensiv-Matchplan wurde unaufgeregt und sehr stark von der Mannschaft umgesetzt. Einfach geil gelaufen – trotz einem Schiri, der wenig souverän war, kein Maß fand und auf beiden Seiten so für Verwunderung und Verärgerung sorgte.

    Die Eintracht war insgesamt cleverer und abgezockter als Schlake.

    By the way … Was will Bayern eigentlich mit Goretzka?

    Jetzt Daumen drücken für die restlichen Ligaspiele und für Europaqualifikation.

    Und Berlin wird sowieso ein Fest! So wie Schlake gestern als „Favorit“ strauchelte, so kann es in einem umkämpften DFB-Pokalfinale auch den Bayern geschehen.

    Forza SGE!

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  4. Ich möchte mir vorstellen, Fabian´s Fernschuss wäre kurz vor Ende der regulären Spielzeit eingeschlagen … 🙂

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  5. @Pot, #3,
    Goretzka – so arrogant, wie der gestern gespielt hat und aufgetreten ist, passt das mit ihm und dem FCB wie Faust auf’s Auge. Zudem geht es ja den Bayern bei solchen Transfers auch um die Schwächung eines potenziellen Konkurrenten.

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  6. Ich würde gerne nochmal ein Statement zu der Aktion vor der Pause hören, als Fährmann mit Ball in der Hand über’s Feld marschiert ist, ohne dass das Spiel unterbrochen war. Gibt es dafür nicht gelb (mindestens) und Freistoß?

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  7. der Schiedsrichter war schlicht überfordert, es war sein erstes „großes“ Spiel hieß es vor dem Anstoß. Zum Glück für uns hat er die Waage am Ende in unsere Richtung gelenkt…
    Sonst war das echter Pokalfight und Emotionen die man sehen will. Am Samstag gehts weiter!
    SGE 4ever

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  8. was ich leider ein bisschen schade finde –
    ich weiß natürlich nicht wie es im Frankfurter Raum ist …
    aber irgenwie heißt es nur Frankfurt im Finale .- weil Schalke beschissen wurde .
    Sonne kack negative Presse halt.
    Und wenn es nicht negativ ist – dann ist es halt das Traumfinale für Kovac gegen Bayern.

    Keine Ahnung – was ist mit dem was die Mannschaft erreicht hat ???
    Von der Relegation zur festen Größe !
    zum zweimaligen DFB Pokal Finalisten !

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  9. Oh wie bin ich froh!
    Über den Einzug ins Finale und darüber , dass ich bereits vor 2 Monaten das Hotel gebucht habe.
    Der Freitag gehört meiner Frau , der Samstag in vollen Zügen unserer geliebten Eintracht !
    Ich stimme Axel Hellmann vollständig zu : wir fahren nach Berlin um etwas ganz Großes zu vollenden !
    Forza SGE !

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  10. @6 – so gehts mir auch – meiner Meinung nach war das Handspiel und Gelb von Fährmann – Hochball zu geben ist absurd, aber noch schlimmer wird es dadurch, dass er die Eintracht daran gehindert um den Ball zu kämpfen.

    Da war der Schiri einfach überfordert – habe gestern Sky gesehen – Kai Dittmann ist ja sowas von schlecht – der hat sich 5 Minuten darüber lustig gemacht, was die Eintracht jetzt will usw.

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  11. @ 8 Darüber sollte man einfach stehen. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich in Zeiten des berühmt berüchtigten Bayerndusels Verein oder Fans über mangelnde Wertschätzung beklagt hätten.

    Ich nehme diesen wichtigen Sieg ebenso gerne wie das 6 : 0 von damals. Unterm Strich steht 2 x Finale hintereinander. Das sollte reichen.

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  12. Das war ein wunderbarer Abend gestern. Vielen Dank, SGE!

    @Laura : Auch Dir an dieser Stelle ein Danke. Wie der Forumskollege schon sagte, gute und saubere Analyse. Man hat – wie bei Nadine – fast immer den Eindruck, es würde jemand schreiben, der deutlich älter und abgeklärter ist.

    Soweit mir bekannt ist, geht das Finale wie jedes Fußballspiel bei 0:0 los, ganz unabhängig vom Gegner.

    Wieso zum Henker sollten wir eigentlich nicht gewinnen? Gab schon genug Spiele, da standen die Wetten vorher noch schlechter für den späteren Sieger…

    Außerdem sind wir die Eintracht.

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  13. @Holz

    Zum Beispiel 1985, das erste Finale in Berlin überhaupt. Damals siegte Bayer Uerdingen gegen seinerzeit auch hoch favorisierte Bayern! Also auf geht’s!

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  14. Habe noch nichts gefunden, aber vielleicht weiß das hier ja jemand: sind wir im Finale die Gast- oder die Heimmannschaft? Vermute diesmal ja Gast, da FCBäh das 1. HF spielte und dies mE entscheindend dafür ist.

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  15. @SGE74: Stimmt, mit Friedhelm Funkel als Spieler, wenn ich mich recht entsinne. Im Räuber Hotzenplotz – Look, nur Augen und Nase waren noch nicht zugewachsen… Das waren Zeiten!

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  16. @Holz

    In der Tat 🙂

    @15 Perlentaucher1899

    Quelle: hr

    Die Frankfurter Eintracht und der FC Bayern treffen sich bereits am Freitag zu einem ersten Beschnuppern in Berlin. Vier Wochen vor dem DFB-Pokalfinale geht es bei dem Meeting der Endspiel-Gegner um Organisatorisches. „In welche Kurve gehen wir, in welche Kabine, welche Farbe hat die Spielkleidung. Das klären wir“, erklärte Lizenzspieler-Leiter Rainer Falkenhain am Donnerstag im hr-heimspiel! extra. Im Anschluss begibt sich der hessische Tross zudem noch auf Hotelsuche. „Ich hoffe, dass ich dem Trainer dann berichten kann, dass seine Wünsche in Erfüllung gegangen sind“, so Falkenhain.

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  17. In einem muss ich Widersprechen, der Satz der Spielanalyse „nicht schön anzusehen“
    gefällt mir nicht!
    Das war wie erwartet ein sehr taktisches Spiel, welches aber zu erwarten war! Das die Mannschaft das so durchgezogen hat ist super. Mich hat dieses Spiel auf andere Weise gefesselt, und gerade nach der Roten Karte hatte ich kaum das Gefühl das Wir das hergeben wollen. Das Quentchen Glück, Jovic,ein herausragender Hradecky,und ein geiler Teamspirit haben hoffentlich alle versöhnt.
    Die Aussage das auch Lukas uns definitiv verlässt ist dennoch Scheiße. Bitte weiter so in den restlichen Spielen kämpfen und siegen.

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  18. @8 In dieser Ecke Deutschland leidet man offenbar unter permanenter Selbstüberschätzung
    Spielen wir gegen Köln, habe die schon vorher gewonnen. Und sind später werden die ja sowieso Meister.
    Spielen wir gegen Leverkusen. Heißt es „Wer kommt?? Eintracht Frankfurt??….Naja“
    Spielen wir gegen Mönchengladbach. Hiezu brauche ich nichts zu sagen. Einfach an letztes Jahr denken.

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  19. Hab ich wen vergessen aus der Ecke?….achja Dortmund. Fragt euch selbst wie ernst die uns nehmen.

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