Die Niederlage gegen Olympique Lyon war durchaus verdient und auch das Ergebnis von 2:3 am Ende aus Frankfurter Sicht klingt knapper, als das Spiel im Endeffekt war. Die Franzosen waren an diesem Donnerstagabend immer einen Schritt schneller, etwas zielstrebiger in ihren Aktionen. Über die verdiente Niederlage Frankfurts stritt sich am Ende auch niemand. Nicht nur ließen die Hessen damit Big Points im Rennen um das Europa League-Achtelfinale liegen, auch riss die 18-Spiele-ungeschlagen-Serie. Somit verpassten die Adlerträger es, den Rekord vom FC Chelsea zu brechen und alleiniger Rekordhalter zu werden. Immerhin eingestellt wurde der Rekord. Rein sportlich ist die Niederlage wohl zu verkraften, aber laut Sportvorstand Markus Krösche müssen jetzt noch drei bis vier Punkte eingesackt werden, um sicher die Zwischenrunde, oder gar ein Ausscheiden, zu vermeiden.
An der Leser-Bewertung gemessen, betrug die durchschnittliche Mannschaftsleistung gegen Olympique Lyon der fünfzehn zensierten Spieler den Wert 3,65. Die Leistungen innerhalb einer Kategorie sind von oben nach unten zu bewerten. Der erste Spieler einer Kategorie hatte das beste Gesamtergebnis, der letzte Spieler das Schlechteste innerhalb der Kategorie.
Die Einzelnoten der über 291 abstimmenden SGE4EVER.de-User im Überblick:
– Spieler des Spiels – Omar Marmoush: Erst hatte Dino Toppmöller den Frankfurter Topscorer und Superstar schonen wollen. Der doppelte Nackenschlag nach der Pause zwang den Coach dann aber, Superwaffe Marmoush einzuwechseln. Sofort bekam die Offensive eine ganz andere Dynamik. Marmoush konnte oftmals zwei oder sogar drei Gegenspieler ausspielen, riss Lücken in die Verteidigung und erzielte in der 85. Minute den 2:3 Anschlusstreffer. Leider kann man es nicht anders formulieren, als dass die Eintracht momentan von einem formstarken Marmoush abhängig ist. Womöglich hätte das Spiel anders ausgesehen, wenn der Ägypter von Anfang an gespielt hätte. Einen Vorwurf kann man Toppmöller freilich nicht machen – es war klar, dass Marmoush irgendwann eine Pause bräuchte und sportlich hatte das Spiel gegen Lyon nicht die allergrößte Relevanz.
Can Uzun: Auch Uzun drückte dem Spiel nach seiner Einwechslung sichtlich den Stempel auf. Zusammen mit Marmoush brachte er neuen Schwung in die Partie. Sein Tor gegen den FC Augsburg scheint etwas beim jungen Nationalspieler der Türkei ausgelöst zu haben, er spielt viel aufgeweckter und spritziger seitdem. Er macht die Aufgabe deutlich besser als sein Vorgänger Fares Chaibi, dem mal wieder überhaupt nichts gelang. Wenn Toppmöller weiterhin eher Chaibi als Uzun weiterhin sein Vertrauen schenkt, kommen unangenehme Fragen auf den Cheftrainer zu. Uzun ist fit, nicht müde von vielen Einsätzen und voller Tatendrang. Das merkt man ihm an und das sollte man nutzen.
Ansgar Knauff: Knauff spielt eine wirklich gute Saison bei der Eintracht und unterstrich das auch in diesem Spiel. Nicht nur erzielte er die zwischenzeitliche 1:0-Führung, auch arbeitete er stark mit nach hinten. Ihm fehlt die ganz große Technik, aber das macht er durch Einsatz und Wille mehr als wett. Er hatte qualitativ starke Gegenspieler gestern und dafür löste der 22-Jährige die Aufgabe mehr als ordentlich, auch wenn ihm – von dem Tor abgesehen – keine ganz großen Sprünge gelangen.
Hugo Ekitiké: Ekitiké gehörte zu den besseren Frankfurtern gegen Lyon. Technisch in der obersten Schublade ist seine Außenristflanke auf Knauff zu verorten, die zum 1:0 führte. Ekitiké bemühte sich zwar sehr, aber es gelang ihm ansonsten einfach sehr wenig gestern. Gerade im zweiten Durchgang tauchte der Franzose phasenweise vollkommen ab. Fairerweise wurde er aber auch nicht so in Szene gesetzt, wie es ein Stürmer benötigt. Trotzdem: Wenn Ekitiké ein ganz Großer sein möchte, dann muss er auch in solchen Spielen abliefern. Das unterscheidet ihn vielleicht noch etwas von seinem ägyptischen Sturmkollegen.
Mo Dahoud: Die Leistung von Dahoud ist als „unauffällig aber ordentlich“ zu bewerten. Er machte seine Aufgabe ohne große Fehler, setzte aber auch keine bleibenden Eindrücke. Nach vorne ging wenig über den Neuzugang. Er fungierte eher als ballsichere Anspielstation. Die Leistung hat aber gezeigt, wieso man aktuell eher auf einen fitten Hugo Larsson setzen sollte, der einfach das komplettere Gesamtpaket auf gleicher Position mitbringt.
Arthur Theate: Sein Ballverlust in der 50. Spielminute führte zum 2:1-Gegentor. Das war mit Sicherheit die schwächste Aktion des Belgiers in einem sonst anständigen Spiel. Er versuchte das Spiel mit seinem Aufbauspiel positiv zu beeinflussen und schaltete sich immer wieder in der Offensive ein. Ein ordentlicher, wenn auch nicht überragender Auftritt des Verteidigers. Sein Ballverlust vor dem Tor wird ihn ärgern und das sollte es auch. Das war naiv und leichtsinnig.
Robin Koch: Wenn du drei Gegentore bekommst, dann hat in der Abwehr etwas nicht gestimmt. Als Abwehrchef hast du sicherlich einen Anteil daran. Koch haderte mit vielen Schiedsrichterentscheidungen und war als Sprachrohr des Kapitäns im Dauerkontakt zum Unparteiischen. Seine Leistung war ausbaufähig, auch wenn er keine ganz großen Schlitzer drin hatte. In der Verteidigung gehörte er noch zu den besseren Frankfurtern am Donnerstagabend.
Nnamdi Collins: Nach anfänglichem Hurra-Fußball ist bei Collins ein wenig die Realität eingekehrt. Wieder keine gute Partie vom jungen Verteidiger. Zu oft und leicht verlor er den Ball oder spielte seine Pässe direkt in des Gegners Fuß. Gerade im zweiten Durchgang liefen viele gefährliche Aktionen der Franzosen über seine Seite, wo er sich zu häufig ausspielen ließ. Kein katastrophaler Auftritt, aber definitiv mit viel Luft nach oben. Aber Collins ist ein junger Kerl: Spiele wie diese sind unheimlich wertvolle Erfahrungen für ihn, selbst wenn sie sich nicht gut anfühlen so wie gestern.
Rasmus Kristensen: Ein wirklich schwaches Spiel des dänischen Rechtsverteidigers. Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass es auch nicht geplant war, Kristensen gegen die pfeilschnellen Konterspieler von Lyon spielen zu lassen. Da fehlt dem robusten Außenverteidiger einfach einige Km/h Endgeschwindigkeit und Antritt. Das sah man nach seiner Einwechslung nach der Pause auch deutlich. Viel zu oft wirkte er chancenlos, wenn sein hauptsächlicher Gegenspieler, Ernest Nuamah, zum Sprint ansetzte. Folgerichtig gewann er auch nur 25% seiner Zweikämpfe. Toppmöller und Kristensen blieb aber keine Wahl, als ihn zur Pause einzuwechseln, weil der an diesem Abend katastrophale Niels Nkounkou stark Gelb-Rot gefährdet war.
Tuta: Nicht gut in den Zweikämpfen und unauffällig wurde Tuta in der Halbzeit ausgewechselt. Kein gutes Spiel des Brasilianers, dem es, genau wie seinen Kollegen, nicht gelang, Kontrolle über die Partie zu entwickeln. Das kennt man besser von ihm in dieser Saison. Er ist keiner der bei schlechter Teamleistung vorweggeht, sondern passt sich an die Leistung seiner Teammitglieder an. Im Guten, wie im Schlechten. Gestern war eher das Zweite der Fall.
Ellyes Skhiri: Zur Pause eingewechselt für Tuta machte Skhiri es eigentlich etwas besser als sein Vorgänger, auch wenn die Leser-Bewertung etwas anderes aussagt. Er hatte eine deutlich bessere Zweikampfquote und auch deutlich mehr Pässe brachte er an den Mann. Bei ihm spielt sicherlich der allgemeine Frust mit in die Bewertung, dass der Tunesier einfach nicht abrufen kann, was von ihm erwartet wird.
Mario Götze: Unverständlich ist ein Stück weit, wieso Götze solch eine schwache Note bekommen hat. Eigentlich machte der 32-Jährige ein ordentliches Spiel unter schwierigen Bedingungen. 32(!) von 34 gespielten Pässen fanden ihre Mitspieler und auch gewann er zwei Drittel seiner Zweikämpfe. Das zwischenzeitliche 1:0 ging zu einem gewissen Prozentsatz an Götze, da er Vorlagengeber Ekitiké mit einem klugen hohen Ball hinter die Kette in Szene setzte. Hier war er sogenannter „Second-Assist-Geber“. Genau das erwartet man von Götze und das lieferte er. Auch ließ er sich nicht von dem Harakiri seiner Mitspieler anstecken und vertendelte den Ball gegen blitzschnelle und Konterstarke Lyon-Spieler. Dass er das Spiel verlangsamte war im Sinne der Frankfurter, um Kontrolle zu bekommen. Es war nicht das spektakulärste Spiel des Weltmeistermachers, aber bei weitem auch nicht das Schwächste. Wieso er dennoch mit dieser Note bewertet wurde, müssen die Leser selbst beantworten – sorry! Ich kann an dieser Stelle nicht sonderlich viel schlechtes über Götze schreiben, außer dass ihm die ganz großen Ideen fehlten.
Kevin Trapp: Keine einfachen Wochen für den Schlussmann der Eintracht. Im dritten Spiel in Folge musste er mindestens zweimal hinter sich greifen. Gegen Lyon sogar dreimal. Beim 1:1-Ausgleich der Gastgeber war er noch am Ball. An einem guten Tag hält Trapp diesen Schuss wohl – das wird ihn ärgern. Bei den anderen Toren war Frankfurts Nummer Eins chancenlos. Anlasten muss man ihm seine teilweise katastrophalen Zuspiele, die die eigenen Mitspieler nicht selten in brenzlichste Situationen bringen. Fehlt Trapp da die Weitsicht oder ist es Naivität? Aus der Zuschauerperspektive sind einige Pässe unter Druck (oder auch ohne Druck) manchmal nicht recht nachvollziehbar. Gewohnt schwach im Abschlag, aber ansonsten gut in der Strafraumbeherrschung war Trapp „die ärmste Sau“ des abends.
Niels Nkounkou: Der Auftritt von Nkounkou an diesem Abend war miserabel. Obwohl er eigentlich eine gute Schnelligkeit besitzt, ließ er sich immer wieder überspielen, war schwach in seinen Zweikämpfen und nach wenigen Minuten schon gelbverwarnt. Mitte der ersten Halbzeit hatte er Glück, dass der schwache Schiedsrichter ihn nach einem erneuten gelbwürdigen Foul nicht direkt duschen schickte. So ist der der Eintracht keine Hilfe. Vorne harmlos und hinten vogelwild. Nicht wenige vermissten gestern den nicht zur Europa League gemeldeten Nene Brown.
Fares Chaibi: Dass Nkounkou mit dieser schwachen Leistung nicht der schwächste bewertete Hesse war an diesem Abend spricht Bände für die Nicht-Leistung von Chaibi. Woche für Woche überzeugt der Algerier weniger. Eine gute Halbzeit gegen den FC Augsburg kann der 22-Jährige vorweisen in dieser Saison. Alle anderen Auftritte rechtfertigten nicht die Spielzeit, die er vom Trainer bekommt. Er wurde als Marmoush-Ersatz von Beginn an ganz vorne neben Ekitiké aufgestellt und füllte diese großen Fußstapfen nicht im Ansatz. Harmlos, harmloser, Fares Chaibi. Dass Toppmöller seinen Schützlingen imemer wieder Chancen gibt und sie nicht abschreibt ist lobenswert. In diesem Fall muss sich aber Uzun langsam fragen, was eigentlich los ist, dass der Woche für Woche katastrophal spielende Chaibi ihm immer wieder vorgezogen wird. Chaibi ist der Eintracht in dieser Saison absolut keine Hilfe und das Offensivspiel funktioniert mit ihm einfach nicht.