Für die Frankfurter Rundschau hat sich Ingo Durstewitz mit Erwin „Jimmy“ Hoffer unterhalten.
Frankfurter Rundschau: Herr Hoffer, wie nennen Sie eigentlich Ihre Eltern, Erwin oder Jimmy?
Jimmy Hoffer: Erwin. Aber sonst gibt es wenige, die mich so nennen. Für die meisten bin ich Jimmy, auch meine Freunde rufen mich so. Das ist schon seit der Jugend so.
Frankfurter Rundschau: Die Geschichte, dass Ihr ehemaliger Trainer Karl Brauneder Sie mit dem Auftragskiller „Jimmy, die Tulpe“ aus dem Film „Keine halben Sachen“ verglich, stimmt also?
Jimmy Hoffer: Ja, ich sei genauso kalt vor dem Tor wie dieser Killer, meinte er. Den Film habe ich natürlich auf DVD zu Hause, habe ich schon ein paar Mal geschaut. Guter Film.
Frankfurter Rundschau: Sie haben acht Geschwister. Wie lebt es sich in so einer Großfamilie? Erzählen Sie doch mal.
Jimmy Hoffer: Wir haben alle in einem Haus gewohnt, ich habe fünf Schwestern und drei Brüder, vier sind älter, vier sind jünger. Der Zusammenhalt ist sehr groß. Wenn ich jetzt nach Hause komme, dann kommt mindestens an einem Tag die ganze Familie zusammen.
Frankfurter Rundschau: Muss man sich da durchboxen, lernt man, sich durchzusetzen?
Jimmy Hoffer: Jeder, der Geschwister hat, weiß, wie es abläuft. Da geht es ab und zu richtig zur Sache. Natürlich muss man sich da auch behaupten.
Frankfurter Rundschau: Haben Sie mit Ihren Brüdern Fußball gespielt?
Jimmy Hoffer: Natürlich, jeden Tag. Nicht nur mit den Brüdern, auch mit den Schwestern, bei uns spielen alle neun Kinder Fußball.
Frankfurter Rundschau: Alle? Auch alle fünf Schwestern?
Jimmy Hoffer: Alle. Die älteste hat jetzt aufgehört, aber die anderen spielen noch, eine war sogar U17-Nationalspielerin. Fußball gehört bei uns in der Familie einfach dazu.
Frankfurter Rundschau: Wie kam denn das? War der Vater der große Förderer?
Jimmy Hoffer: Ja, schon, aber er hat uns nicht dahingetrieben oder so. Er war da ganz locker, das kam von uns allen, wir wollten einfach immer Fußball spielen.
Frankfurter Rundschau: War bei Ihnen abzusehen, dass Sie es zum Profi schaffen?
Jimmy Hoffer: Puh, das weiß ich nicht. Mit fünf, sechs habe ich erstmals im Verein gespielt. Dann bin ich relativ schnell zu Admira Wacker gegangen, das ist das erste Sprungbrett in Österreich. Ich war immer Stürmer, habe immer viele Tore geschossen. Und dann nahm das so seinen Lauf.
Frankfurter Rundschau: Auch, weil sie ziemlich schnell sind?
Jimmy Hoffer: Ja, die Schnelligkeit ist angeboren, das habe ich nie trainiert.
Frankfurter Rundschau: Vor zweieinhalb Jahren haben Sie dann die Familie und die Heimat verlassen, um in Italien durchzustarten. Wie war die erste Zeit in Neapel?
Jimmy Hoffer: Am Anfang war mein Vater mit in Italien, aber natürlich war es eine Umstellung. Aber wenn man den nächsten Schritt machen will, muss man einfach mal den Sprung wagen. Am Anfang war es schwierig, aber ich habe mich schnell eingelebt. Ich habe auch die italienische Sprache gelernt, hatte dreimal die Woche Unterricht.
Frankfurter Rundschau: Wie lief es sportlich?
Jimmy Hoffer: Anfangs ganz gut, da hatte ich meine Einsatzzeiten, aber dann wurden der Trainer und das Management ausgetauscht – und dann war ich außen vor.
Frankfurter Rundschau: Sie wechselten anschließend nach Kaiserslautern, anfangs lief es in der Pfalz gut, aber dann kamen Sie nicht mehr richtig zum Zuge.
Jimmy Hoffer: Zu Beginn haben wir mit zwei Spitzen gespielt, da lief es, dann hat der Trainer irgendwann umgestellt auf eine Spitze. Und dann haben es die Trainer eigentlich immer lieber, wenn der einzige Stürmer etwas größer ist. Und mit Körpergröße kann ich nun nicht gerade dienen.
Frankfurter Rundschau: Warum haben Sie den großen Durchbruch noch nicht geschafft?
Jimmy Hoffer: Ich denke, das hat auch viel mit Glück zu tun. Aber ich bin ja noch nicht alt, ich denke, ich werde es noch schaffen. Ich werde niemals aufgeben.
Frankfurter Rundschau: Wie ist das Vertragsverhältnis in Frankfurt?
Jimmy Hoffer: Ich bin ausgeliehen bis zum Saisonende, danach sehen wir weiter. Ich bin vertraglich bis 2014 an Neapel gebunden. Ich würde gerne hier bleiben, fühle mich sehr wohl. Aber wie es weitergeht, müssen wir abwarten.
Frankfurter Rundschau: Waren Sie eigentlich sehr überrascht, am Wochenende in München nicht zur ersten Elf gehört zu haben?
Jimmy Hoffer: Ich habe es kommen sehen, es hatte sich im Training schon angedeutet.
Frankfurter Rundschau: Waren Sie enttäuscht?
Jimmy Hoffer: Ach, was heißt enttäuscht? Ich hatte zuletzt immer meine Tore gemacht, aber der Trainer hat das System geändert. Das muss man akzeptieren.
Frankfurter Rundschau: Wie bauen Sie Frust ab? In der Sauna? Durch Spaziergänge? Oder mit Angeln, Ihrer Leidenschaft?
Jimmy Hoffer: Genau. Man kann beim Angeln komplett abschalten, versinkt in seiner eigenen Welt. Im Urlaub im Sommer bin ich mit meinen Freunden zehn Tage am Wasser. Mein Vater hat mich schon mitgenommen, als ich noch ein kleiner Junge war. Seitdem hat mich das Angeln nicht mehr losgelassen.
Frankfurter Rundschau: Essen Sie Fisch?
Jimmy Hoffer: Klar, aber die Fische, die ich raushole, schmeiße ich wieder rein, die kommen nicht in die Pfanne. Ich bin Sportangler.
Frankfurter Rundschau: Haben Sie hier nette Plätzchen zum Angeln gefunden?
Jimmy Hoffer: Ja, klar. Ich angel’ hier an Main und Rhein. Diese Zeit brauche ich, sonst würde mir was fehlen.
Das Gespräch führte Ingo Durstewitz
3 Kommentare
toller sportsmann
dito
Netter Kerl, an dem sollte man festhalten. Da gehen bei aussreichend Rückendeckung noch einige Prozent. Finde generell, dass wir momentan relativ wenige Stinkstiefel am start hatten. Veh scheint das gut unter Kontrolle zu haben...
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