Niko Kovac möchte die positive Serie weiter ausbauen.
Niko Kovac möchte die positive Serie weiter ausbauen.

„Wir arbeiten weiterhin fleißig, machen nicht auf Understatement, aber sind demütig!“ Eintracht-Trainer Niko Kovac möchte sich vor der Partie gegen Hertha BSC nicht komplett von der vorherrschenden Euphorie am Main treiben lassen – aber ganz eindämmen möchte sie der 44-Jährige auch nicht: „Ich habe betont, dass es eine kleine Welle ist. Ich will aber noch nicht von einer großen Welle sprechen.“ Der Kroate will die gute Stimmung bei den Spielern und im Umfeld dennoch zu Gunsten des Vereins nutzen und die positive Serie weiter ausbauen. Dafür fordert Kovac von seiner Mannschaft, weiterhin so konzentriert zu agieren und die Kompaktheit in den Vordergrund zu stellen: „Wir können uns mit den großen Mannschaft im Individuellen nicht vergleichen. Wir müssen über das Kollektiv kommen – da muss sich jeder unterordnen. Das Kollektiv steht über allem!“

Noch keine Möglichkeit, diese Anforderungen in einem Pflichtspiel umzusetzen, bekommt Shani Tarashaj. Der Schweizer mit den albanischen Wurzeln wird auch gegen Berlin nur auf der Tribüne Platz nehmen dürfen: „Er wird heute und morgen noch einmal trainieren. Er kam, auch durch die Krankheit, zu einem für ihn selbst ungünstigen Zeitpunkt. Dann war er noch nicht richtig im Mannschaftstraining und absolvierte nur kurze Einheiten. Die Spieler, die die ganze Vorbereitung bestritten haben, besitzen einen kleinen Bonus.“ Der vom FC Everton ausgeliehene Offensivakteur soll die Rückstände in der kommende Woche aufholen. Dabei sein wird hingegen Ante Rebic. Die Blessur am Beckenkamm ist weitestgehend abgeheilt und er konnte das Abschlusstraining problemlos mitbestreiten.

Kovac wird froh sein, dass er diese Option für die unangenehme Aufgabe gegen seinen Ex-Klub und Heimatverein hat. Es wird ein emotionales Duell für den Ãœbungsleiter: „Ich bin dort geboren und freue mich auf das Spiel. Die Hertha hat mir damals im Profibereich eine Chance gegeben, bevor ich danach in die weite Welt gegangen bin. Ich habe schon eine besondere Bindung zu dem Verein.“ Mit Gästetrainer Pal Dardai spielte Kovac noch in den Spielzeiten 2003 bis 2006 zusammen Fußball im Trikot der Hertha. Er lobt den Ungarn: „Pal und ich waren beide defensive Mittelfeldspieler. Er ist ein Typ, wie ich auch. Er ist ein Kämpfer, der alles für sich und das Team gegeben hat – das hat er seiner Mannschaft auch implementiert.“ Wie die Eintracht selbst sind auch die Berliner ein sehr stabiles Team: „Sie kommen auch über das Kollektiv und individuell gute Spieler im Angriffsbereich.“ Dies zeigt sich in der Chancenverwertung – die Berliner nutzen, so die „kicker“-Statistik, 50 Prozent ihrer zwölf Torchancen. Daneben funktioniert die Defensive auch, mit Ausnahme der Partie gegen den FC Bayern München (0:3), sehr gut: „Sie stehen sehr kompakt – das wird ein Spiel auf Augenhöhe. Ich möchte hier keinen Favoriten ausmachen. Es wird sehr schwierig und wir müssen uns mächtig strecken, um etwas mitzunehmen.“

Gegen den FC Ingolstadt zeigten sich die Hessen erstmals in dieser Saison ähnlich effektiv wie der morgige Gegner. David Abraham und Bastian Oczipka nutzten zwei der wenigen Möglichkeiten und sorgten somit dafür, dass das „Momentum auf unserer Seite ist.“ Kovac lobt seine Mannschaft für die Auftritte in den ersten vier Partien der noch so jungen Saison: „Das Team arbeitet gemeinsam von Anfang bis zum Ende. Wir haben immer gesagt, dass wir uns mit den großen Mannschaften nicht vergleichen können, aber wir möchten uns Schritt für Schritt verbessern.“ Zwar hob er hervor, dass auch in der Partie bei den Schanzern nicht alles gut lief und dies auch angesprochen wurde – aber: „Die positiven Momente haben überwogen, sodass wir diese betont haben.“

Nicht bei jedem Verein in der Bundesliga läuft es derzeit so rund, wie bei der Eintracht. Beim SV Werder Bremen gab es mit Viktor Skripnik bereits die erste Trainerentlassung der Saison – sollte der Hamburger SV am Wochenende gegen den FC Bayern München verlieren, droht auch Bruno Labbadia dieses Schicksal. Wolfsburg-Trainer Dieter Hecking kritisierte bereits, dass viel zu früh über die Ãœbungsleiter diskutiert wird. Kovac sprang seinem Kollegen in dieser Debatte zur Seite: „Es ist eine negative Entwicklung. Wir können nicht nach drei Spielen bewerten, ob alles gut oder schlecht ist. Im Fußball gibt es Aufs und Abs. Es können nicht alle Meister werden und es müssen, egal wie, zwei Mannschaften direkt absteigen. Wir werden zwar alle an Erfolgen gemessen – aber nach drei Spieltagen alles in Frage zu stellen, macht man nicht. Man vergisst zu schnell, was die Trainer geleistet haben.“

Kovac weiß, dass auch ihm ein solches Schicksal hätte drohen können. Viele neue, unbekannte Spieler aus dem Ausland, Veränderungen im Umfeld, die Verkäufe von Leistungsträgern und Eigengewächsen und die schwache Vorsaison – diese Punkte wären scharf thematisiert worden, wenn der Start nicht so erfolgreich gewesen wäre. Kovac ist sich darüber im Klaren: „Ich weiß, dass wir uns auf einem schmalen Grat bewegen. Es hätte auch anders laufen können – verlieren wir drei der vier Spiele, wäre ich heute in Erklärungsnot. Es ist jetzt nicht alles so gut, wie es gemacht wird und es wäre aber auch nicht alles so schlecht gewesen, wie es bei einer Niederlagenserie gemacht worden wäre.“

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8 Kommentare

  1. „Ich weiß, dass wir uns auf einem schmalen Grat bewegen. Es hätte auch anders laufen können – verlieren wir drei der vier Spiele, wäre ich heute in Erklärungsnot. Es ist jetzt nicht alles so gut, wie es gemacht wird und es wäre aber auch nicht alles so schlecht gewesen, wie es bei einer Niederlagenserie gemacht worden wäre.“ Der Mann hat recht. Und ich bin froh, dass duie Arbeit bisher belohnt wurde.

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  2. Gäbe es keinen Sieg gegen Berlin, folgen 3 Auswärtsspiele und ein Heimspiel gegen Bayern mit ggf nur 1-2 Punkten Ausbeute, so dass die Bewertung zu Kovac nach dem 9. Spieltag bei dann ggf nur 10-11 Punkten schon wieder ganz anders ausfallen könnte. Von daher wäre ein 3er am Samstag als Polster und Stütze fürs Selbstbewusstsein enorm wichtig.

    Aus den letzten 11 Pflichtspielen ist die Bilanz mit 8-1-2 natürlich gigantisch, vor allem wenn man bedenkt, dass die beiden Niederlagen erst unglücklich in der letzten Spielminute zustande kamen, und das Unentschieden gegen Nürnberg durch das Eigentor von Russ. Eine Phase mit weniger 3ern wäre also normal – jedesmal auf Sieg spielen ist aber besser, auch wenn es wie in Darmstadt mal schief geht.

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  3. Phänomenal. bodenständig, aber leidenschaftlich. Danke Nico! weiter so und wenn möglich die Heimstärke am Sa. gegen die Hertha festigen. Die haben m.E. ihre Höhenflug der letzten Saison übrigens uns zu verdanken. Spielten sehr erfolgreich einen schlimmen Rumpelfußball und hätten von uns ausm Stadion geschossen werden müssen. doch dann kam es leider anders – diesmal nicht!

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  4. Er hat genau den richtigen Charakter, den man braucht. Ich war sehr skeptisch, als man die Kovac Brüder verpflichtet hat, aber bin inzwischen begeistert. Wollen wir hoffen, dass der Erfolg anhält und wir noch das ein oder andere Erfolgserlebnis feiern können. 🙂

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  5. Die 3 Auswärtspiele sind Freiburg ( da wäre ein Punkt okay und realistisch ) Hamburg ( da ist ein Sieg drin, die sind im Moment einfach schlecht ) und Gladbach ( da ist ein Punkt schon super ). Da finde ich die beiden Heimspiele gegen Bayern und Köln schon heftiger. Ich bin aber auch der Meinung ein Sieg heute würde uns allen noch mehr Ruhe geben.

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  6. Was soll man da noch sagen, außer dass wir froh sein können, einen solchen Trainer (-gespann) zu haben. Momentan läuft alles rund und die Verbesserungen an/in der Mannschaft sind unübersehbar.

    Samstag wird das erste Mal in der Saison sein, dass die Eintracht einer gewissen, selbst „verschuldeten“ Erwartungshaltung gerecht werden muss. Bin mal gespannt, ob man dem Team diesen Druck anmerkt.

    Nach den bisher gezeigten Leistungen wäre ein Sieg keine echte Überraschung, die Wahrscheinlichkeit einer Niederlage ist aber trotzdem genauso hoch einzuschätzen. Jedoch, allein der Gedanke, mit zwölf Punkten zu starten und trotz des Streichergebnisses gegen die Bayern noch oben dran bleiben zu können; herrlisch!

    Leider hatte ich als Medium noch keine Eingebung, wie dem Team diesmal von außerhalb zu drei Punkten verholfen werden kann. Sollte sich daran etwas ändern wird es natürlich hier publiziert, andernfalls nehmen wir das als Zeichen, dass es auf den Support im Stadion ankommt.

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  7. Siege bringen zumindest in Frankfurt immer (das 2 : 1 gegen Pauli mal ausgenommen) Ruhe. Punkten, punkten … egal wie, egal wo. Hauptsache Ihr habt Spaß. – Ich natürlich auch.

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  8. Mit unseren Fans im Rücken wird das schon. Ibesivic und Weiser gefallen mir in Berlin zur Zeit ganz gut. Auch Standards sind eine Stärke der Berliner. Auf die muss Kovacs die Mannschaft einstellen. Denke wird ein 1:0 für uns. Ach ja, das Tor macht Alex.

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