Obwohl Eintracht-Außenbahnspieler Ansgar Knauff erst 22 Jahre alt ist, hat er schon einiges erlebt. Er galt als eines der größten deutschen Talente, als er noch bei Borussia Dortmund im Nachwuchs spielte und seine ersten Schritte im Profifußball machte. Nachdem er hier zu Beginn gehyped wurde, wurde es etwas ruhiger um ihn und er kam nicht auf die gewünschte Spielzeit. Daher folgte der Wechsel – zunächst auf Leihbasis – zur Frankfurter Eintracht. Und hier lebte der Rechtsfuß einen Traum, wie ihn sich wohl jeder angehende Fußballprofi und Fan wünscht. Er kam nach Frankfurt, startete voll durch, wurde zum Stammspieler und Leistungsträger und gewann gleich im ersten Halbjahr die Europa League mit der SGE. Seitdem ist er fester Bestandteil des SGE-Kaders und wurde vor der vergangenen Saison fest verpflichtet.
Im Klubmagazin “Eintracht vom Main” betonte er, dass seine ersten Fußball-Erinnerungen mit der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zusammenhängen: “Ja, das war mein erster Berührungspunkt mit Fußball. Mein erstes Fußballtrikot ist von der WM 2006, das Nationaltrikot mit Michael Ballack auf dem Rücken.” Seine Mutter habe ihn damals direkt im Fußballverein angemeldet. Zu ihr habe Knauff noch bis heute ein “sehr gutes Verhältnis”, wie er sagt: “Das war schon immer so. Sie hat mich immer sehr unterstützt und mir bei vielen schwierigen Entscheidungen, die man im Fußball in jungen Jahren bereits treffen muss, sehr geholfen. Ich bin ihr sehr dankbar!” Dieser Klub war in Göttingen: “Dort habe ich gespielt, bis ich 13 war, dann ging es nach Hannover – meine gesamte Anfangszeit habe ich in Göttingen verbracht”, erinnert sich der 22-Jährige und betonte, dass er auch neben dem Klub gespielt habe: “Klar habe ich mich auch immer mit Freunden auf dem Bolzplatz getroffen und gespielt, das gehört doch bei jedem dazu.” Dabei habe er früh gemerkt, dass die Offensive seine Heimat ist: “Ich war eigentlich schon immer ein offensiver Spieler, hatte gerne den Ball und bin vorne draufgelaufen.” Knauff gab an, dass aus seiner Zeit in Göttingen und der Jugend auch viele Dinge abseits des Fußballplatzes hängengeblieben seien: “Wenn man wie ich viele Jahre für einen Verein spielt und mit den Jungs kickt, mit denen man auch gemeinsam aufwächst und sich außerhalb des Fußballs trifft, dann entstehen extrem enge Freundschaften. Das ist etwas sehr Besonderes.” Eine erste Duftmarke setzte Knauff dann schon 2014 beim “Family Cup 2014” in Kamen, wo er als bester Spieler ausgezeichnet wurde. Den Preis bekam er damals von niemandem geringeren als Jürgen Klopp überreicht. “Das war ein weiterer besonderer Moment, ihn zum ersten Mal live zu sehen und kennenzulernen. Und dann auch noch die Auszeichnung von ihm persönlich zu bekommen.”
Einen ersten Dämpfer gab es dann in seiner Zeit in der Doortmunder Jugend, als Knauff aufgrund seines Wachstums Knieprobleme bekam um acht Monate kein Fußball spielen konnte. Er selbst habe hier aber nie an sich oder dem Karriereweg gezweifelt, auch weil er in gewisser Art und Weise mit den Problemen vertraut war: “Auch in Göttingen hatte ich aufgrund von Wachstum schon einmal Probleme mit dem Knie, das ging dann aber schnell wieder weg. Als ich nach Dortmund kam, habe ich ein Jahr in der U15 gespielt, alles war gut.” Dann aber sei es vor seinem Wechsel in die Dortmunder U16 schlimmer geworden: “Ich hatte extreme Schmerzen, konnte nicht spielen und war bei verschiedenen Ärzten. Die Diagnose hieß „wachstumsbedingte Schmerzen“, man müsse abwarten. Es könne einige Wochen, aber auch einige Monate dauern. Ich war sieben bis acht Monate raus und habe mein Reha-Training gemacht. In diesem Alter ist das natürlich ein richtig blödes Gefühl. Man ist weg von zu Hause, um Fußball zu spielen, kann aber nicht und weiß auch nicht, wann es wieder geht. Ich habe mir immer als Ziel gesetzt, alles dafür zu tun, wieder fit zu werden und dann auch voll da zu sein – mich total zu fokussieren. Ich bin gut zurückgekommen und habe ein ordentliches U17-Jahr gespielt – damit gingen die wichtigen und erfolgreichen Jahre in Dortmund los.” Einen vorläufigen Höhepunkt fanden diese dann im Profidebüt Knauffs im Dezember 2020 – ausgerechnet in der Champions League. “Ich war vorher ein- oder zweimal schon mit dabei im Kader – hatte noch nicht gespielt, aber auch das war schon etwas sehr Besonderes. Ich erinnere mich noch ganz genau: Das Spiel war in St. Petersburg während der Corona-Pandemie, aber aufgrund anderer Regeln trotz allem mit Zuschauern”, erzählt Knauff den Tag nach. Dann sei es so weit gewesen: “Hitzige Stimmung, ein wichtiges Spiel, es ging um den Gruppensieg. Den Moment, als ich dann auf den Platz kam, werde ich nie vergessen. Ich habe mir über nichts mehr Gedanken gemacht, sondern einfach versucht, alles auf dem Platz zu lassen. Ein sehr schöner Moment.” Sein Startelf-Debüt gab er dann auch in der Champions League, dieses Mal gegen Manchester City. “Es war eine sehr besondere Zeit. Kurz zuvor hatte ich – dann schon unter Trainer Edin Terzic – meine ersten Bundesligaeinsätze. Der Moment, als mir der Trainer am Morgen in Manchester gesagt hat, dass ich in der Startelf stehen werde, war sehr schön. In diesem Fall muss ich ausnahmsweise sagen, dass es in der Situation gar nicht schlecht war, dass das Spiel ohne Zuschauer stattfinden musste, denn ich war auch so schon nervös genug (lacht). Auf so einer Bühne, Champions League-Viertelfinale, und dann auch noch von Beginn an: Das war außergewöhnlich.”
Europa League als Highlight
Allerdings ging der Weg nicht immer so steil nach oben. “Es war für mich eine erfolgreiche Anfangszeit in Dortmund. Dann stand eine neue Saison an – Trainerwechsel, neue Spieler, neuer Kader. Im ersten Halbjahr 2021/22 stand ich zwar oft im Kader, hatte aber nur wenig Spielzeit”, erinnert sich Knauff und erklärte, dass man eine Lösung gefunden habe: “Wir haben uns zusammengesetzt und sind zu dem Schluss gekommen, dass mir eine Leihe guttun könnte.” Dann kam der Anruf aus Frankfurt: “Als das Interesse aus Frankfurt kam, war für mich schnell klar, dass ich das machen will. Dass alles geklappt hat, hat mich sehr gefreut.” Dann kam das bereits angesprochene erste Halbjahr Knauffs in Frankfurt, das mit der Europa League gekrönt wurde: “Was dann bis zum Sommer passiert ist, hätte ich mir niemals erträumen lassen. Wenn man ehrlich ist, hat das in dieser Intensität auch niemand erwartet. Das waren die erfolgreichsten und aufregendsten Monate, die ich in meiner Karriere bis dahin erlebt hatte. Es ging von Highlightspiel zu Highlightspiel, immer weiter. Wir haben sehr viel ausgelöst, auch in der Stadt. Das war unglaublich.” Ein weiterer besonderer Moment war dann sein Traumtor im Viertelfinale gegen den großen FC Barcelona. “Viertelfinale, Europa League. Wir haben uns alle richtig gefreut, als es hieß, dass wir gegen Barcelona spielen – ein Riesenklub. Wir waren in diesem Spiel von Beginn an voll da. Nach dem Führungstor war dann für mich, aber ich glaube auch für viele klar: Okay, hier geht was, wir können die schlagen – wir können weiterkommen, uns kann eigentlich keiner mehr schlagen. Diesen Moment werde ich niemals vergessen”, erinnert sich der Außenbahnspieler.
Nachdem er bereits zuvor mit den Dortmundern DFB-Pokalsieger und Meister der Regionalliga wurde, bedeutete die Europa League den dritten Titel für Knauff. “Alle Titel haben natürlich eine ganz eigene Geschichte”, erklärt Knauff und betont, warum der Europapokal nochmal eine Nummer größer als der DFB Pokal für ihn ist: “Der DFB-Pokalsieg mit Dortmund war schön, ich habe allerdings nicht gespielt. Den Europapokalsieg stufe ich für mich schon am höchsten ein, immerhin habe ich auch nach meinem Wechsel zur Eintracht fortan jede Minute in diesem Wettbewerb auf dem Platz gestanden.”
Sehr gutes Gefühl für die neue Saison
Die Saison 2024/2025 ist für Knauff nun die vierte Spielzeit mit dem Adler auf der Brust. Damit ist er schon einer der dienstälteren Adlerträger und habe in seiner Zeit in Frankfurt “schon viel erlebt”, wie er betonte: “Es ist immer etwas Besonderes, hier zu spielen – mit diesen Fans und dieser Unterstützung im Rücken hier im Verein zu sein. Ich fühle mich sehr wohl und freue mich einfach auf die neue Saison.” Für die neue Spielzeit habe er ein “sehr gutes Gefühl”: “Die Stimmung ist gut, die Vorfreude ist spürbar – in der Mannschaft, im Staff und ich denke auch bei den Fans.” Dabei war Knauff in der Vergangenheit so etwas wie die Allzweckwaffe der SGE. Egal ob auf der rechten oder linken Außenbahn oder als hängende Spitze: Der 22-Jährige spielt, wo die Trainer ihn benötigten und zeigte Leistung. “Ich bin da eigentlich offen und habe sowohl auf der linken als auch rechten Seite gute Spiele gemacht. Vielleicht auch nicht so gute Spiele (lacht). Ich mag beides”, legt er sich hier nicht auf eine Position fest. Er wolle aber weiterhin auch torgefährlich sein. Eine weitere Stärke ist seine Geschwindigkeit. “Natürlich ist es auf der Außenbahn wichtig, dass ich mein Tempo einsetze und versuche, diese Stärke in unser Spiel als Mannschaft einzubringen. Ich muss in End- und Abschlussaktionen kommen, sei es Flanke, letzter Pass vor das Tor und Schuss, um letztlich entscheidende Situationen wie Torerfolge oder Torchancen zu erarbeiten. Ich denke, dass ich da in der vergangenen Saison einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht habe – doch es gilt, daran immer weiterzuarbeiten”, erklärt Knauff. Wenn diese Weiterentwicklung zu dem ein oder anderen Tor wie in der vergangenen Saison führt, dürfte niemand bei der SGE etwas dagegen haben.
5 Kommentare
Ich mag den Jungen so, er hat einfach den richtigen Spirit, dieses Leuchten in den Augen, den Glauben an das Mögliche oder manchmal Unmögliche. Bei dem Gedanken kommt mir dieses Lied in die Ohren, für dich Ansgar:
https://m.youtube.com/watch?v=BQEfO9sM4Ic
Die Diagnose hieß „wachstumsbedingte Schmerzen“.
Holy shit, so etwas wenn man noch ein Kind ist.
Hatte er nicht im Herbst 2022 und im Sommer 2023 unglückliche Verletzungen, die ihn etwas zurück geworfen haben. Ansgar scheint ein großes Kämpfer Herz zu haben.
Wow krass schon 4 Jahre… wie schnell die Zeit vergeht
Kluger Wechsel zur SGE, passt...
Barca...knauff mich mal! Wie dass ganze Stadion bei seinem Hammer durchgedreht ist - Wahnsinn und unvergesslich... Hoffe er ist bald wieder regelmäßig in der Start11. Bin ein riesen Fan von ihm! (Leider ist er kein 6er... da brauchen wir solche Typen)
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