„Am liebsten hätte ich jeden umarmt“, erklärte Adi Hütter seine Gefühlslage beim ersten Wiedersehen mit seinem Team am vergangenen Freitag. Doch angesichts von Corona ist derzeit Abstand geboten. Das weiß auch der Coach der Eintracht. Der soziale Kontakt habe ihm in der zweiwöchigen Quarantäne daher auch besonders gefehlt. Inzwischen kann er seine Jungs beim täglichen Training wiedersehen, doch trainiert wird nur in Kleinstgruppen, auf verschiedenen Feldern. Neuland und jede Menge Organisationsarbeit für Hütter und sein Trainer-Team. Doch der Österreicher will sich nicht beklagen. „Mit dem Zustand, wie er zur Zeit ist, kann ich mich sehr gut anfreunden“, erklärte er bei einer Videopressekonferenz am Montag.
Adi Hütter hofft auf einheitliche Trainings-Regelung
Während in Frankfurt also nur zu zweit geübt werden kann, trainiert Schalke 04 mit sieben Spielern, Werder Bremen darf dagegen überhaupt kein Training absolvieren. Eine ungleiche Ausgangslage, findet auch Hütter. „Es wäre sehr, sehr sinnvoll eine gemeinsame Regelung festzulegen, wo alle Bundesligisten die gleichen Voraussetzungen hätten“. Von Wettbewerbsverzerrung will der 50-Jährige zwar nicht sprechen, betont aber: „Fair ist es ganz sicher nicht. Wenn die Regelung so ist, würden wir das auch nützen.“
„Alles unternehmen, um Saison fertig zu spielen“
Vor allem mit Blick auf eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Mai bringe es Schwierigkeiten mit sich aus einem Training in Zweier- oder Dreiergruppen in ein Elf-gegen-Elf zurückzukehren. „Natürlich brauchen die Spieler auch wieder den körperlichen Kontakt“, so Hütter. Er schätzt, dass zehn bis 14 Tage zur Vorbereitung für das erste Spiel nach der Corona-Pause reichen würden. Ein Trainingslager hält Hütter nicht für nötig. Ohnehin sei sein Team in einer sehr guten körperlichen Verfassung, bekräftigte der 50-Jährige. „Es ist nicht so, dass sie nur auf der Couch gelegen haben und Playstation gespielt haben. Sie haben täglich ihr Programm bekommen, dass sie zu 100 Prozent absolviert haben“, berichtet er.
Hütter hofft, dass die Saison irgendwie noch beendet werden kann. „Wir sollten alles unternehmen, um die Saison noch fertig zu spielen“, so Hütter, der aber auch betont: „Wir sind in der ganzen Situation auch nur Beifahrer. Wir müssen uns verlassen können, dass man zu 100 Prozent unseren Sport ausüben kann. Wenn das der Fall ist, dann finde ich es gut, wenn wir fertig spielen. Wenn nicht, entscheidet das die Politik.“ Sollte es im Mai weitergehen können, sei man jedenfalls bereit. Dann würden auf jeden Fall Geisterspiele auf die Eintracht warten. „Spiele ohne Zuschauer ist für jeden einzelnen etwas ganz Neues. Möglicherweise kann es sein, dass mit Fortdauer eine Normalität reinkommt“, glaubt Hütter. „Es wird eine neue Situation , keiner weiß wie es wirklich aussehen wird. Wir versuchen das beste draus zumachen.“
Hütter zu Gehaltsverzicht bereit
Während Spieler, Trainer und Vorstand in vielen anderen Vereinen bereits einen Gehaltsverzicht beschlossen, gab es in Frankfurt diesbezüglich noch nichts zu hören. Hütter zeigte sich als Befürworter des Verzichts, erklärte aber: „Wir hatten noch nicht so viele Möglichkeiten darüber zu sprechen, weil wir auch in Quarantäne waren. Unser Vorstand wird sich sicher Gedanken machen, wie wir Eintracht Frankfurt in dieser Form weiterhin so bestücken, dass wir die Mitarbeiter mit unserem Verzicht erhalten können. Da ist jeder Profi von uns.“ Er glaubt, dass alle bereit seien, als Zeichen der Solidarität auf einen Teil des Gehalts zu verzichten. Denn auch bei der Eintracht sind einige Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt worden. Doch insgesamt steht die SGE im Unterschied zu manchem Bundesligisten gut da. „2016 wäre das für Eintracht Frankfurt sehr schwierig gewesen“, gibt Hütter zu Bedenken.
13 Kommentare
OT zum Thema Finanzen und Überleben der Clubs:
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Sollte es wirtschaftlich irgendwie realistisch sein, wäre ein kompletter Abbruch viel besser als Geisterspiele. Wo ist der sportliche Reiz? Hat jemand Lust die Bayern im HF zu schlagen um dann im leeren Olympia Stadion zu spielen? Haben BVB Anhänger und Spieler große Freude daran wenn sie doch noch Meister würden, aber anschließend nicht feiern dürften? Hat in München jemand Freude an einem CL Finale vor 80 Zuschauern? Im Prinzip gehts nur darum nicht abzusteigen, einen anderen sportlichen Reiz gibts nicht mehr. Basel und Bayern können wir gerne abschenken, da es noch mehr schmerzt die darauffolgenden Duelle gegen beipspielsweise Manchester United oder ein Finale gegen Saarbrücken vor leeren Rängen auszutragen. Habe keine Lust zu sagen "da spielen wir einmal in 50 Jahren im Old Trafford und niemand darf hin", wer braucht das?
All das mal ganz unabhängig von der Tatsache, dass es eine klare Wettbewerbsverzerrung geben wird, wenn kurzfristig paar Leistungsträger in Quarantäne müssten, was ja jederzeit passieren kann. Keine Absteiger und 20 Teams in der nächsten Saison wäre sportlich am fairsten. Leider aber alles aus wirtschaftlichen Gründen scheinbar schwer realisierbar.
@2
Alles was Du schreibst, ist nachvollziehbar, logisch und sicher weit weg von dem
was wir uns alle wünschen.
Aber wie sieht die Alternative aus?
Sollen wir bis Oktober (oder noch länger) herumhocken und zusehen, wie ein
Proficlub nach dem anderen erst Kurzarbeit und dann Insolvenz anmeldet?
Auch unsere bescheidenen Rücklagen sind schneller aufgebraucht, als Du denkst.
Vielleicht kommen wir mit einem blauen Auge davon, aber wer soll dann unsere
tollen Zukunftspläne wie Stadion, Digitalisierung, neue Zentrale usw bezahlen?
Wenn selbst das Oktoberfest abgesagt wird, werden wir wohl noch lange auf
"richtigen" Fußball warten müssen.
In diesem Jahr nicht mehr! Eventuell erlaubt man wieder was mit 100 oder 300 Leuten. Konzerte oder Großveranstaltungen mit über 1000 Leuten sind für 2020 in ganz weiter Ferne. Ich finde es schon erstaunlich dass die Veranstalter noch von Wacken oder Rock am Ring ausgehen...
Gruß SCOPE
@sge2785:
"Keine Absteiger und 20 Teams in der nächsten Saison wäre sportlich am fairsten."
Das zieht halt einen Rattenschwanz nach sich. Gilt das dann für alle Ligen bis zur Kreisklasse? Wer spielt nächstes Jahr EL und CL? Dafür müsste es ja eine europäische Lösung geben. Und dann erkläre mal Liverpool, die quasi uneinholbar vorne liegen, dass sie nicht ihren ersten Titel seit 30 Jahren holen. Saarbrücken wird sich auch freuen, dass ihnen die once-in-a-lifetime Chance genommen wird, im Pokalfinale zu stehen.
Wie man es dreht und wendet, jede Option ist ungerecht und hat ihre Verlierer.
@4
Tun sie das? Oder brauchen sie für irgend ne Versicherung oder bestehende Verträge erst ein entsprechendes Verbot? Wer weiß sowas schon?
Ich verstehe nicht, warum man nicht einfach die Saison unterbricht und z.B. ab August oder September die Saison zu Ende spielt und Weihnachten zu Ende gehen last. Die neue Saison würde dann im Januar anfangen und praktisch mit dem Kalenderjahr zu Ende gehen.
@7. Strolch: Also so:
Saison 19/20 geht Dez 2020 zuende
Saison 20/21 startet Jan 2021 und geht Dez 2021 zuende. Ist also gar nicht mehr Saison 20/21 sondern nur Saison 21.
Gleiches gilt dann für Saison 21/22, die dann nur eine Saison 22 ist.
Willst du dann im Jahr 2021 oder 2022 Spiele zusammen stauchen (durch englische Wochen z.B.) um wieder in den Rhytmus zu kommen? Es geht ja darum, die ausgefallenen Spiele nachzuholen.
Womit du Recht hättest wäre aber, dass man die Spiele, die jetzt in 2020 ausfallen, auch noch 2021 nachholen könnte. Dann wäre es einfacher, weil die Gesellschaft wieder am laufen wäre. Wie man das Vertragwerk dazu gestalten müsste weiß ich jetzt aber auch nicht. Bei jeder dieser Überlegungen geht es ja nur darum, dass die TV-Sender ihr Geld abdücken sollen, damit die Einnahmen der Vereine gesichert sind.
@2
bin bei Dir, dass es wirtschaftlich vermutlich nicht realistisch ist, wenn nicht von irgendwo größere Unterstützungen kommen. Die Alternative würde heißen 20 Mannschaften nächste Saison (was ja in Italien, England und Spanien schon seit Jahren klappt) und die ersten beiden aus Liga 2 steigen auf. Ironie des Schicksals: nur der HSV hätte gelitten. Ist dann tatsächlich pech.
@5
Tabelle so übernehmen wie sie jetzt aussieht. Bayern ist Meister, genau wie Liverpool. In Liverpool wird es so oder so ganz bitter, weil niemand den Titel feiern darf. Sie warten seit 30 Jahren und holen ihn dann in einem leeren Anfield Stadion, ganz schlimm für die (auch wenn gespielt wird). Alles keine optimale Lösung, aber die anderen Lösungen sind noch weniger optimal. Diese ganzen Geisterspiele könnten auch in bösen Überraschungen enden. Wie Kehl schon sagte würde sich nochmal einiges ändern. Ich habe keine Lust auf einen Saisonendspurt, durch den man plötzlich alles verspielen könnte, was man sich seit Jahren aufgebaut hat, nur weil Spieler in Qurantäne stecken oder weil man gegen bessere Gegner ohne Zuschauer nicht mehr über sich hinauswachsen kann. Saarbrücken sollte die Einnahmen evtl. bekommen. Vor leeren Rängen im HF ist für die auch nicht so cool. Stell dir vor die gewinnen den Pokal und anschließend müssen sie sich alle brav auf ihr Sofa setzen. Es ist nun mal eine bescheidene Situation in der es (außer evtl. Bremen und Paderborn) keine Gewinner gibt.
PS:Kreisklasse und Profisport sollte man trennen. Nichts miteinander zu tun. Mir gehts darum, dass das Risiko zu groß ist noch abzusteigen. Lieber langweilt man sich noch länger, spielt aber dann wieder sicher Bundesliga. Die aktuellen Planungen der DFL riechen nach Wundertüte.
@8 Rob
Ich würde generell ab 2021 jede Saison
im Januar beginnen und Dezember beenden.
Ich sehe da kein Problem
Ja warum nicht. Aber dann fallen trotzdem die bisher ausgefallen Spiele komplett aus und damit die entsprechenden TV-Übertragungen. Also fehtl das Geld aus den TV-Deals. Wie man es dreht oder wendet, nach aktueller Lage scheint das Geld nur zu fließen, wenn die Spiele gespielt werden, wann auch immer.
Nein Rob, wenn ab August oder September die Saison bis Weihnachten zu Ende gespielt wird. Und im Januar die neue Saison anfängt und dann wieder bis Ende des Jahres geht.
Dann sind zwar für ein halbes Jahr kaum Einnahmen da, dafür gibt es aber auch keine Geisterspiele und alles läuft fairer ab. Das halbe Jahr von März bis August sollte für alle Vereine überbrückbar sein.
@12. Strolch: Ja von mir aus gerne, aber die Diskussion geht doch um das TV-Geld. Und wenn Sky und/oder die anderen Anbieter sagen "Keine Spiele, kein TV-Geld", dann fehlt doch das TV-Geld. Ob das überbrückbar ist oder nicht sagen uns die Vereine ja selbst, denn die wollen spielen auch wenn es Geisterspiele sind. Wenn es überbrückbar wäre, würden sie nicht händeringend nach Möglichkeiten für Geisterspiele suchen.
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