Martin Hinteregger galt während seiner Zeit nicht nur als Publikumsliebling, sondern auch als absoluter Leistungsträger. Unvergessen sind die vielen knallharten Zweikämpfe, Grätschen, aber auch Kopfballtore und die langen „Hintiiiiiiiiii“-Schreie der Fans.
Umso größer war dann der Schock, als der Österreicher im Jahr 2022 sein Ende bei der Eintracht verkündete und auch bekanntgab, dass er die Fußballschuhe ganz an den Nagel hängen will. Mittlerweile ist der heute 32-Jährige wieder aktiv und für den SK Austria Klagenfurt in der österreichischen Bundesliga am Ball. In der Sendung „Talk & Tore“ beim TV-Sender „Sky Austria“ erklärte der Linksfuß nun aber, dass er noch oft an sein Ende in Frankfurt zurückdenke und ihn hier ein schlechtes Gewissen plage: „Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ich doch ein bisschen das Gefühl habe, sie im Stich gelassen zu haben. Das Karriereende war doch abrupt“, so der ehemalige Nationalspieler. Das schlechte Gewissen dürfte auch durch das Verhalten der SGE in diesen damaligen schwierigen Wochen aufgekommen sein: „Ich bin Frankfurt sehr dankbar, weil sie es verstanden haben. Ich habe ihnen meine persönliche Situation sehr gut erklärt. Sie haben sehr viel Verständnis gezeigt und zum Glück war das Gespräch positiv.“
Die damalige Zeit sei eine sehr schwere gewesen. Bevor er im Sommer seinen Rücktritt verkündete, sei der Gedanke lange in ihm gereift. „Es hat im Oktober damals angefangen. Da war ich drei bis vier Wochen verletzt und habe gesehen, wie schön das Leben ist, wenn du diesen Druck nicht hast am Wochenende“, erklärte er und führte weiter aus, wie sich das damals auf sein Leben ausgewirkt habe: „Ich habe gemerkt, dass das Gefühl und auch der Schlaf anders sein kann. Ich habe mir selbst zu viel Druck gemacht in vielerlei Hinsicht. Es hat sehr lange gereift.“ Er sei dann auf den damaligen Coach der SGE, Oliver Glasner zugegangen und habe „sehr viele Gespräche geführt“, Glasner habe sehr verständnisvoll reagiert. „Wenn du im Kopf nicht bereit bist und merkst, dass es nicht mehr geht, dann kannst du einfach keine Leistung mehr bringen. Ein Spieler im Profifußball muss Leistung bringen“, resümierte er.
Entscheidung auf der Alm
Auch für die endgültige Entscheidung habe er sich noch einmal viel Zeit genommen und sich diese „sehr gut überlegt“, erinnerte er sich. „Ich weiß noch ganz genau, als ich mich zwei Tage auf der Alm verkrochen und überlegt habe, ob ich aufhöre oder nicht. Ich bin dann runtergekommen und habe gesagt, dass es jetzt wirklich aus ist, weil es nicht mehr geht“, so „Hinti“, der auch noch heute erklären kann, warum er zu dieser doch damals sehr drastischen Entscheidung kam: „Wenn du nicht bereit bist im Kopf und den Spaß nicht mehr hast, dann kannst du keine Topleistungen mehr bringen. Wenn du in der deutschen Bundesliga ein Monat keine Leistung bringst, dann geht es schnell wieder in die andere Richtung. Deshalb war es sehr gut überlegt. Natürlich hat es mir für Frankfurt leidgetan.“
5 Kommentare
Absolut no front gegen Hinti.
Das ihm die Entscheidung aufzuhören rational nicht leicht fiel und auch noch jetzt beschäftigt verstehe ich gut.
Größeren Erfolg und mehr Liebe, die ihm hier bei uns auf vielen Ebenen entgegen kam, ging nicht.
Nur hat der Mann unterm Strich einfach auf sein Gefühl gehört und ist dann seinem Herzen gefolgt. Daher verdient seine Entscheidung in meinen Augen den höchsten Respekt.
Für immer EUROPAPOKALSIEGER!
Ja keine Frage, er war für die SGE ein herber Verlust, so ein Profi mit Herz und Verstand, der seinen Mund aufmacht haben wir leider nicht mehr in unseren Reihen und werden ihn wohl nie wieder haben! ABER die Gesundheit geht einfach vor, da muss man zuerst an sich selber denken! Jeder der selbst betroffen ist und mit jemanden zusammenlebt der depressiv ist, wird mir zustimmen.
Er hat seine Art der Therapie gefunden und ist wieder besser drauf und spielt sogar wieder Fußball!
Es hat leider nicht jeder betroffene soviel Glück wie Hinti, das man sich einfach mal eine Auszeit vom Beruf etc nehmen kann. Es gibt viele die das nicht können und die sollten wir nicht vergessen!
Hinti, für immer in meinem Herzen und durch diese jetzige Erklärung von ihm wird dieses Gefühl nochmals verstärkt.
Ich werde mein Leben lang eine Szene aus dem Camp Nou in Barcelona als Film im Kopf behalten als er zu einer 15-20m Grätsche (kann durchaus übertrieben sein) auf dem schön gesprengten Rasen ansetzte und nach einer schier endlosen anhaltenden Gleitphase just in Time( 1 Millisekunde später und er geht mit Rot) zuerst den Ball trifft und den Gegner noch dazu schön abräumt.
Ein Typ der Fans zum Bahnhof fährt , mit Fans feiert, sich Trost von Fans geben lässt ....etc.
Meine Höchstachtung über seine Probleme zu sprechen und vielleicht anderen den Mut zu geben über ihre zu sprechen oder sich gar Hilfe zu holen.
Respekt auch an Florian Bauer und seine Überschrift. In der FR, die das Sky-Interview auch verwertet hat, stand im Gegensatz dazu nur was von "im Stich gelassen", so dass man denken sollte, Hinti hätte sich vom Verein im Stich gelassen gefühlt. Nur um dann im Artikel das Gegenteil zu erfahren.
Gruß SCOPE
Kann Herr Hinteregger sich nicht einfach mal nur um seinen neuen Club kümmern ?
Dieser ständige Drang in die Öffentlichkeit mithilfe seiner SGE-Vergangenheit ist kalter Kaffee.
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