Was Bruchhagen wohl zum "WM 2006"-Skandal sagt? Hier mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (re.).
Was Bruchhagen wohl zum „WM 2006“-Skandal sagt? Hier mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (re.).

115 Jahre ist der Deutsche Fußballbund inzwischen alt. Als am 28. Januar 2015 Geburtstag gefeiert wurde, dachten wohl die wenigsten daran, dass es einen ganz heißen Oktober geben könnte. Der vom Magazin „Spiegel“ aufgedeckte Skandal rund um das „Sommermärchen 2006“ in Deutschland erschüttert den Verband und lässt ihn mächtig ins Wanken geraten. Es warten unangenehme Fragen auf den Präsidenten, Wolfgang Niersbach, des größten Fußballverbandes der Welt: Etwa die, ob die rund 6,7 Millionen Euro von Robert Louis-Dreyfus als Darlehen, als Kredit oder gar als Geschenk gedacht waren? Oder gab es schon damals Vereinbarungen, dass man das Geld noch vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land zurückzahlt? Wenn es diese Zahlungen denn wirklich gab – wofür waren sie gedacht? Und welche Rolle spielen noch weitere Spitzenfunktionäre in dieser delikaten Angelegenheit?

Auch der DFB wird seine Haltung ändern und sich öffnen müssen. Bislang basierte das System auf Intransparenz und Zugeknöpftheit. Niersbach, der von Heribert Bruchhagen im aktuellen Interview mit der BILD (welches aber noch vor der Aufdeckung geführt wurde, Anm. d. Red.) noch gelobt wurde (Er soll nicht Uefa-Präsident werden, „weil wir mit ihm einen Präsidenten haben, der die Bundesliga versteht. Und der Anerkennung hat bei allen. Trotz manchmal unterschiedlicher Interessenlage zwischen DFB und DFL.“), wird die aktuelle Vorgehensweise überdenken müssen. Die Antworten müssen nun auf den Tisch, die Verdachtsmomente klar ausgeräumt werden – ansonsten bleibt – um es harmlos auszudrücken – ein bitteres Geschmäckle haften, welches auch den deutschen Fußball dauerhaft belasten wird.

Es ist in diesen Tagen nicht mehr einfach den Überblick zu behalten. Die Frage muss erlaubt sein – wer in diesem System rund um die FIFA scheint eigentlich keinen Dreck am Stecken zu haben? Auch Bruchhagen findet es „erschütternd! Was mir klar geworden ist, dass in dieser Größenordnung Gelder fließen und dass so wenig nachvollziehbar ist. Dass die Strukturen so undurchsichtig sind.“ Der Vorstandsboss fordert konkret: „Aus meiner Sicht ist klar, dass neue handelnde Personen her müssen. Da kann jetzt nicht der Stellvertreter aufrücken. Eine externe Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft muss die Strukturen neu ordnen und mit neuen Personen versehen. Die müssen nicht Olympiasieger sein, nicht Fußball-Weltmeister.“ Ob er das angesichts des Skandals rund um die WM 2006 auch über den DFB gesagt hätte?

Bruchhagen fordert: Räumt bei der FIFA auf!
Bruchhagen fordert: Räumt bei der FIFA auf!

Man müsse fragen, verlängert der Vorstandsboss der Eintracht, wie der Präsident eines afrikanischen oder brasilianischen Verbandes arbeite – aber wie arbeitet eigentlich der des DFB? Oder die der anderen europäischen Verbände? „Es wird ein langwieriger Prozess sein, bis die FIFA ihre Glaubwürdigkeit wiederhergestellt haben wird.“ Auch wenn der DFB gestern noch den Bericht dementiert, haben die Ausmaße des Skandals eine unfassbare Größe angenommen. Der „Heilsbringer“ – von vielen zum Retter der FIFA hochgelobt – ist tief gefallen. Lange ging es nur um ein scheinbar harmloses Golfspiel zwischen Franz Beckenbauer und dem damaligen neuseeländischen Fußballfunktionär Charles Dempsey – heute wird von einem Bestechungsskandal – angeblich sollen vier asiatische Funktionäre geschmiert worden sein – gesprochen.

Bislang war die Kraft des Fußballsports an sich stark genug, um die Leute weiterhin ins Stadion zu ködern. Die „Götter“ in den „Tempeln“ locken die Zuschauer an, es ist „sexy“ Fan dieser Sportart zu sein. Aber wie lange lassen sich die Anhänger diese Machenschaften noch bieten? Wer garantiert noch, dass es sich wirklich um ein sauberes Spiel handelt, wenn am Samstag Eintracht Frankfurt auf Borussia Mönchengladbach trifft? Wenn selbst der größte Fußballverband der Welt – eigentlich bekannt für seine perfekten Strukturen – mutmaßlich Geld hinlegen muss, um eine WM ins eigene Land zu holen? Der Sport ist ein Milliardengeschäft geworden – die Sponsoren rennen den größten Ligen Europas die Türen ein. Aber auch Coca Cola, Nike und andere große Firmen werden sich zukünftig sicherlich zweimal überlegen müssen, ob sie dieses Spiel wirklich mitspielen wollen – genauso der „kleine Mann“, der das Gefühl haben muss, dass sich dieser Sport immer weiter von dem entfernt, was ihm doch scheinbar so wichtig ist – der Basis!

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5 Kommentare

  1. So traurig es ist: Aber wen es allen ernstes noch überrascht, dass bei JEDER WM Vergabe geschmiert wird, was das Zeug hält (und damit schliesse ich unser Sommermärchen bewusst und ausdrücklich mit ein), der ist an Blauäugigkeit nicht mehr zu überbieten.

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  2. Denke Köpfe rollen zu lassen, löst das Problem nicht.
    Die bisherigen Personen werden durch andere ersetzt, die wohl bestechlich wären.
    Das System FIFA ist das Problem.
    Fußball hat so viel Macht in großen Teilen der Welt, dass viele Länder gerne die WM austragen würden, auch wenn am Ende ein DICKES MINUS zu buche steht. Siehe Brasilien, Südafrika.
    Letztendlich war die WM 2006 in Deutschland ein Gewinn für die Bundesliga.
    Aber wenn es sich herausstellt, dass wir die WM erkauft haben, könnte alles aufgebaute zusammenbrechen.

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  3. und bei der Uefa und beim DfB
    aber was eine Aufregung!!!!?? Dabei wusste es man mindestens seid dem Jahre 2010.
    Selbst direkt nach der Wahl wurden der ersten gerüchte Publick.Olympia WM EM .Wie Weltfremd sind wir denn das wir glauben da geht alles mit rechten Dingen zu.
    Der DfB hat jahrelang das System Blatter gestützt und geschützt. Und jetzt bekommen sie Massendemenz

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