Bewertet die Leistung der Unparteiischen bislang positiv. Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel.
Bewertet die Leistung der Unparteiischen bislang positiv. Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel.

Es ging in Sachen Schiedsrichterentscheidungen bei Eintracht Frankfurt in dieser Saison bislang völlig ruhig zu. Natürlich – über die eine oder andere gelbe Karte lässt sich immer trefflich streiten. Größenteils aber fielen die Männer mit der Pfeife in der Hand bei den Spielen der Hessen nicht weiter auf. Die Torlinientechnologie kam bislang auch noch nicht zum Einsatz in Partien mit Frankfurter Beteiligung – es gab diesbezüglich schon unruhigere Zeiten am Main. Herbert Fandel, Vorsitzender der Deutschen Schiedsrichter-Kommission, ist daher – wie er im Gespräch mit dem Kicker durchblicken lässt – bislang zufrieden mit der Arbeit seiner Unparteiischen. Bei der Bewertung dieser Arbeit „lassen wir uns in der Analyse nicht von Einzelentscheidungen leiten, die in der Öffentlichkeit stark in der Kritik standen und teilweise ohne Frage auch falsch waren. Wir schauen auf das Gesamtbild und sagen: Insgesamt ist den Schiedsrichtern der Start in die neue Spielzeit gelungen.“ So sieht Fandel auch keinen „Bayern-Bonus“, aber „als Guardiola in einem Spiel runter bis zur Eckfahne lief und dort auf den Assistenten einredete, hätte ich mir gewünscht, dass er auf die Tribüne geschickt wird.“

Trotzdem bewertet der 51jährige – in seinem privaten Leben hauptberuflicher Pianist –  das Verhalten von Trainern und Spielern aktuell durchaus positiv. Natürlich gebe es einzelne Coaches und Manager, „die die Öffentlichkeit gezielt dazu nutzen, unsere Schiedsrichter herabzuwürdigen.“ Der größte Teil der Verantwortlichen aber bespricht „die Dinge, die sie stören, mit uns direkt und intern. Hellmut Krug, Lutz Michael Fröhlich und ich sind jederzeit ansprechbar.“ Bei allem Lob aber gibt es auch hier die Kehrseite der Medaille. So wurde den Schiedsrichtern vor der Saison gesagt, „dass das Halten im Strafraum, das Wegstoßen, etwas genauer geahndet wird.“ Vor allem die „cleveren“ Stürmer wollen diese Änderung für sich ausnutzen und liegen daher häufiger schneller am Boden. „Wenn ich manchmal höre: Das ist ein Elfmeter, es gab einen Kontakt, da stellen sich bei mir die Nackenhaare auf„, echauffiert sich Fandel hier über gewisse Aufschreie von Kommentatoren und Experten. „Wo steht denn geschrieben, dass es im Fußball keinen Körperkontakt geben darf?“

Vor allem werde viel zu häufig der Kontakt zum Torwart – so wie es Matthew Leckie am letzten Spieltag in der Begegnung der Eintracht gegen den FC Ingolstadt auch versuchte – ganz bewusst gesucht: „Ich meine, die Spieler registrieren, dass die Schiedsrichter im Strafraum etwas härter durchgreifen, und die Tendenz geht im Moment dahin, dass die Angreifer versuchen, dies auszunutzen.“ Auch die Ellenbogen-Problematik ist noch nicht aus der Welt geschafft. So versuchte etwa auch Halil Altintop am 2. Spieltag in der Partie der Eintracht gegen den FC Augsburg auf diese Art und Weise einen Platzverweis für den Gegner zu schinden. Beruhigt habe sich die Szenarie hingegen beim Handspiel, wie Fandel empfindet. Vor Monaten bereits habe er sich mit Benno Möhlmann, Ex-Adler-Coach Thomas Schaaf und Dieter Hecking zusammengesetzt und eine Art Abgleich gemacht: „Beim Handspiel hatten wir eine Übereinstimmung von gefühlten 99 Prozent.“ Trotzdem wird man in diesem Bereich hitzige Diskussionen wohl auch in Zukunft nicht verhindern können.

Ob dies durch einen Videoschiedsrichter, der nun in den Niederlanden getestet wurde, besser werden könnte? Dieser Videoschiedsrichter soll tatsächlich entscheidende Spielmomente analysieren und direkt den Feldrichter unterstützen. Fandel zeigt sich hier sehr skeptisch und kritisiert: „Das System wurde uns vorgestellt, aber auch der Videoschiedsrichter bringt keine totale Gewissheit. Viel zu viele Fragen bleiben weiterhin offen.“ Sie dürfe, so wie die Torlinientechnologie, nur eingeführt werden, wenn sie zu hundert Prozent Fehlerlosigkeit garantiere. „Davon kann aber hier keine Rede sein„, stellt der zweifache Familienvater klar. Was meint ihr dazu? Nehmt an unserer Umfrage teil und sagt uns, ob ihr die Einführung des Videoschiedsrichters tatsächlich für sinnvoll erachten würdet.

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8 Kommentare

  1. Bei sky gibt es ja im Prinzip den Video-Schiedrichter, wenn natürlich auch ohne Entscheidungskraft. Wenn ich dann sehe, was z. B. Gaggelmann zu bestimmten Entscheidungen sagt, selbst nach 5 Wiederholungen sage ich „Nein Danke“! Glaube er war der Einzige der den Modeste Elfmeter gegen Hamburg so gesehen hat, wie der arme Schiri auf dem Platz.

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  2. Grantler, da sprichst Du ein wahres Wort. Man mag sich gar nicht ausmalen wie erst rum geschrienen wird wenn der Videoschiri etwas anders oder falsch sieht wie siehe oben. Brauchen wir dann ein Video Schiri Tribunal mit mehreren Menschen die auf den roten oder grünen Knopf drücken und Mehrheit zählt? Das alles auch noch unter Zeitdruck, man mag das Spiel ja nicht für Minuten unterbrechen bis man sich einig ist. Ja da gibt es Überlegungen für zB zwei Einspruchsmöglichkeiten pro Spiel und Mannschaft etc bla bla. Ne dann lieber mal eine „ehrliche“ Fehlentscheidung, hoffentlich öfter zu unseren Gunsten. Das macht den Spaß ja mit aus.

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  3. Das würde nur funktionieren, wenn der Videoschiedsrichter tatsächlich unabhängig urteilen darf und soll. Ein Verhalten, wie das von oben beschriebene von Gagelmann, welches nur dem Schutz des Platz-Schiris gilt (eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus), darf dann nicht vorkommen. Die Rolle des VS muss klar dahingehend festgelegt werden, dass er zur Unterstützung des PS da ist. Und der Mensch auf dem Platz muss diese Hilfe dann auch annehmen ohne sich in seiner Kompetenz beschnitten zu fühlen.

    Fandel spricht von fehlender totaler Gewissheit bzw. 100% Fehlerfreiheit. Das wird auch ein Videobeweis niemals erbringen, aber in vielen Fällen könnten die für nahezu 100% der Zuschauer offensichtlichen Fehlenscheidungen revidieren werden.

    Bin mal gespannt, was die Holländer am Ende der Saison mitzuteilen haben.

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  4. Stehe dem gar nicht so skeptisch gegenüber.
    Und alleine um der Fainess genüge zu tun kann der Videoschiedsrichter sich ja an einem ganz anderen Ort befinden, eventuell sogar ein verfremdetes Bild sehen, sodass er selbst nicht weiß, welches Spiel er beurteilt oder er könnte gar aus einem fremden Land sein, um keinerlei Verbindung zu einer Mannschaft zu haben.
    Die Möglichkeiten sind weit gestreut.
    Das Einzige was vollkommener Humbug ist, wären diese „Einsprüche“ seitens der vereine bei bestimmten Szenen. So wird der Spielfluss unterbrochen und Trainer könnten den Videobeweis alleine fordern, um eine Drangphase des Gegners zu untergraben.

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  5. Ich kann dem Videobeweis wie z.B. im Football viel Gutes abgewinnen (2-3 Timeouts pro Halbzeit oder so in der Art). Ich glaube auch nicht, dass es den Spielfluss wahnsinnig stört. Bei klaren Fehlentscheidungen wird ohnehin 2Min. lamentiert ehe es weitergeht.
    Wie von meinen Vorrednern schon angemerkt, gibt es aber weiterhin ein gewisses Risiko. Die Sache mit den Krähen und dem Augen aushacken ist ein Punkt. Ich wundere mich aber sehr oft bei Expertenrunden, wie unterschiedlich die Meinungen oft sind – auch bei Kommentatoren wenn die Wiederholung eingeblendet wird oder wenn beispielsweise im Doppelpass manche Szenen 3-4fach unterschiedlich bewertet werden. Oft sind die Szenen aber unstrittig und statt dem 4. Offiziellen könnte man den Video-Schiedsrichter ruhig bringen und eigentlich hätte man sich dann auch die Torlinientechnik sparen können, da dies ein Videoschiri gut mit erledigen könnte. Der sollte dann bitte auch die beiden Torrichter bei internationalen Pokalspielen beerben – das ist meiner Meinung nach die dümmste und nutzloseste Neuerung des letzten Jahrzehnts.

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  6. Ich brauche keine „totale Gewissheit“, so wie Herr Fandel. Aber in Situationen, die spielentscheidend sind und damit saisonentscheidend für Titel, Abstieg und Quali und wo es um Millionen geht hätte ich gerne mehr Gewissheit. Ich erinnere an HSV Relegation, Bayern-Augsburg, Leverkusen-Tornetz-Tor und und und ….
    In anderen Sportarten funktioniert es auch. Man kann ja mal von denen lernen..
    Man könnte meinetwegen auch das Recht für die Videeoentscheidung komplett dem Schiedsrichter überlassen, dann kann er im Zweifel seine Linienrichter, den vierten Schiri, den Video-Schiri und ggf. Spieler befragen. So behält er die Autorität und das letzte Wort.

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  7. @Martj2k: Das stimmt allerdings! Diese beiden Torrichter bei internationalen Spielen bringen null!!! Wie viele Elfer die z.B. schon gesehen haben, aber nicht gehört wurden – das ist lächerlich und kostet die Vereine doch nur unnötig Geld, wenn so eine Schirimannschaft jedesmal auftaucht – wer nimmt das denn wirklich noch ernst? Vor allem stehen sie in meinen Augen falsch – wenn ich sie schon reintue, dann am besten aus der Vogelperspektive oder? Direkt über dem Tor müsste man doch – was solche Situationen angeht – die beste Übersicht haben?

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