Axel Hellmann hat mit der Eintracht klare Ziele vor Augen.

Auf der Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt am Sonntag hat Eintracht-Vorstandsmitglied Axel Hellmann die strategischen Herausforderungen des Klubs klar benannt. Hellmann definierte die zeitnahe Klärung der Stadionfrage, den geplanten Neubau der Geschäftsstelle sowie die Themen Digitalisierung und Internationalisierung als die wichtigsten Aufgaben für den Frankfurter Traditionsverein in den kommenden Jahren. Vor allem die Stadionfrage hob er als richtungsweisend für die Zukunft der SGE hervor und bezog zudem klar Stellung zur „50+1-Regel“. Wir haben für euch die wichtigsten Aussagen des Vorstandes zusammengefasst.

Das sagte Axel Hellmann über …

… die wirtschaftliche Situation der AG:

„Wir erleben momentan eine Phase des Booms und des Wachstums, wie es Eintracht Frankfurt bislang noch nie erlebt hat. Alle unsere Kennzahlen haben sich im vergangenen Jahr auf Rekordniveau entwickelt. Die Gründe dafür liegen im generellen Wachstum der Bundesliga, aber genauso stark auch im klubeigenen Engagement. Wir haben mit knapp 50.000 Zuschauern bei jedem Heimspiel mittlerweile den höchsten Zuschauerschnitt, den wir jemals hatten. Die Fußball-AG hat 110 Millionen Euro Umsatz gemacht. Dort hinein zählen nicht der Stadionbetrieb und die Vereinstätigkeiten. Wir haben uns aus einer nahezu Absteiger-Situation vor etwa zehn Jahren auf eine Mittelfeldposition der gesamtwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit entwickelt. Das Wichtigste ist, dass wir keine Schulden, ein gesundes Eigenkapital, eine Vollauslastung der Logen und der Business-Seats, eine Vollvermarktung der Sponsoringflächen, Rekordumsätze beim Merchandising und Ticketing und in der Summe auf allen wirtschaftlichen Ebenen Zuwächse haben. Wir schießen aktuell mit einer Pfefferpistole, während die anderen mit der Laserkanone schießen. Das ist eine Realität, die wir zur Kenntnis nehmen müssen. Und doch können wir aktuell sportlich immer wieder überraschen, weil die Gruppe um Fredi Bobic, Bruno Hübner, Ben Manga und Niko Kovac eine Mannschaft zusammengestellt hat, die in Bezug auf Willenskraft und Mentalität hervorragend ist. Man merkt, auf dem Platz steht ein Team. Ein Team, das sich wehrt und nicht aufgibt. Und, das auch nach einem nicht gewonnen Heimspiel nicht auseinanderfällt. Sondern beim nächsten Auswärtsspiel mit noch mehr Mentalität auftritt. Und das ist in einer Liga, in der zwölf Vereine auf Augenhöhe sind, der entscheidende Wettbewerbsunterschied, wenn man sich nach vorne bringen will.“

… das Pokalfinale 2017:

„Mit dem Pokalfinale haben wir eine Erinnerung geschaffen, von der man noch Jahre erzählen wird. Sie wird nur dann verblassen, wenn man den Titel mal nach Frankfurt holt. Dann wird man sagen, Berlin 2017 war gut. Aber wenn wir 2018 den Titel holen, wird man sich hoffentlich dann daran erinnern (lacht). Unser Klub definiert sich nicht nur darüber, was auf dem Rasen geschieht. Und wenn ich sehe, wie intensiv von den Ultras im Vorfeld von Berlin an diesem Erlebnis gearbeitet wurde, dann steht das für mich in einer Reihe mit den Großereignissen, die wir vor einigen Jahren hatten: Bordeaux mit 12.000 Fans und auch Porto. Alle, die in Berlin vor Ort waren, haben diese Emotionen gemerkt.“

… Fredi Bobic:

„Fredi Bobic schaut mit Argusaugen auf den Markt. Und wenn man mit ihm zusammenarbeitet, dann spürt man seine gute Vernetzung in der Branche. Die tut uns gut. Denn wir sind in den letzteren Jahren vielleicht immer mal wieder mit unseren sportlichen Konzepten am Tellerrand hängen geblieben. Das allerschönste ist, dass er den Wettbewerb nicht als gottgegeben ansieht, sondern sich mit aller Kraft dem entgegengestellt. Es ist uns zwar bewusst, dass die anderen stärker sind. Wir schauen aber, wie man mit seinen eigenen Mitteln dagegen ankämpfen kann. Und dabei spielt Fredi in unserem Team eine ganz besondere Rolle.“

… die sportliche Situation:

„Ich habe auf der letzten Mitgliederversammlung die damals dritte Platzierung in der Tabelle angesprochen. Es wird von mir diesmal kein Wort zur Tabellenplatzierung geben. Letzte Saison haben wir danach nämlich vier Spiele verloren (lacht). Aber ich darf festhalten, dass sich die Eintracht derzeit in robuster und kraftvoller Verfassung präsentiert. Auch tabellarisch steht sie auf einem festen Fundament. Das ist eine gute Grundlage, um mal den Schritt zu wagen, nach vorne zu schauen. Wir Verantwortlichen geben uns keinen Träumereien hin. Wir werden aber auch nicht die Euphorie aus dem Ballon lassen, die momentan überall im Klub und drumherum herrscht. Wir werden niemandem, dem Spaß am Träumen nehmen. Ich stehe lieber dort, wo wir jetzt geradestehen, als dort, wo aktuell Köln, Hamburg oder Bremen stehen. Und auch das ist ein Geschenk für das man sich bei allen sportlich Verantwortlichen bedanken kann.“

… die Herausforderungen der nächsten Jahre:

„Wir wissen, dass uns die wahrscheinlich entscheidenen Jahre in Bezug auf die Zukunft dieses Klubs bevorstehen. Das Zusammentreffen großer Themen des internationalen Fußballs – Transfersummen, wirtschaftliche Entwicklung – mit bedeutenden Zukunftsfragen der Bundesliga – Spieltagsauffächerung, Investorenmodelle usw. – und unseren eigenen Wachstumsherausforderungen, verlangt von uns einen strategischen Plan, wirkungsvolle Konzepte und am Ende einen Volltreffer in der Umsetzung. Und dabei müssen dicke Bretter gebohrt werden.“

Hellmann will das Waldstadion auf 60.000 Plätz ausbauen.

… die Stadionfrage:

„Die Stadionfrage ist die wichtigste Frage in der Zukunft von Eintracht Frankfurt. Ohne Wenn und Aber. Diese Frage hat zwei Komponenten. Die zentrale Frage lautet: Ist dieses Stadion im Moment so, wie wir es nutzen, geeignet, einen Klub auch die nächsten 15 Jahre wirtschaftlich und von der Stimmung in die Zukunft zu begleiten? Unsere klare Antwort darauf: Nein, das ist es nicht. Dieses Stadion muss verändert, ausgebaut und technologischer werden, wenn wir erfolgreich unser Geschäft betreiben wollen. Wir müssen folgende Dinge 2018 verhandeln: Dieses Stadion ist für uns zu klein. Unser Ansatz ist, dass wir mehr Stehplätze brauchen, um der breiten Masse weiterhin zugänglich zu sein. Das Stadion muss auf 60.000 Plätze erweitert werden und der Großteil der Erweiterung müssen Stehplätze werden. Außerdem muss das Stadion digitaler werden. Die gesamte Bandbreite, von einer WLAN-Ausleuchtung bis hin zum Videowürfel, ist einfach Industrie 1.0 und nicht Stadion 4.0. Hinsichtlich der Digitalisierung ist dieses Stadion extrem rückständig.“

… den geplanten Neubau der Geschäftsstelle:

„Dabei geht es um ein Zuhause für den gesamten Lizenzspielerbereich. Natürlich werden Gehaltsfragen immer eine zentrale Rolle spielen, wenn man einen Spieler bekommen will. Aber es kommen immer auch andere Faktoren hinzu. Jeder potenzielle Neuzugang schaut sich die Gegebenheiten vor Ort an. Beim Gehalt sind wir vielleicht noch nicht so weit, dass wir bei den Besten mithalten können. Aber wir sind es bei der Stadt, der Region und dem Fan-Umfeld. Wir müssen jetzt die Lücke schließen und ein Umfeld vor Ort schaffen, in dem die Spieler sich wohlfühlen. Und daher geht es bei der ganzen Debatte nicht nur darum, dass wir für 30 Millionen Euro eine neue Geschäftsstelle bauen. Sondern wir brauchen einen attraktiven Magneten für künftige Profis. Außerdem braucht jeder Klub einen Ort, der Würde und Stolz ausdrückt und in dem sich Mitarbeiter und Sponsoren wohlfühlen. Man muss merken, dass Eintracht Frankfurt etwas ausstrahlt. Und dieses Gesamtgefühl können wir in den aktuellen Räumlichkeiten im Stadion, wo wir auf wenigen Quadratmetern zusammensitzen, nicht mehr lange halten und weiterentwickeln. In zwei bis drei Monaten wird mit dem Abriss der Tennisplätze begonnen. Wir wollen im Frühjahr 2020 dann komplett dort einziehen. An diesem Plan gibt es aktuell nichts zu rütteln.“

… Montagsspiele in der Bundesliga:

„Man hätte das nicht besser inszenieren können: Eintracht Frankfurt bekommt das erste Montagsspiel. Ausgerechnet wir. Ich wusste im ersten Moment, dass diese Debatte mit voller Wucht auf uns zukommt. Der DFL-Spielansetzer sollte sich bei Netflix oder Amazon bewerben – super Drehbuch. Die Idee hinter Montagsspielen ist eigentlich, den Amateursport zu stärken. Es geht erst einmal nicht um wirtschaftliche Interessen. Eine Montagsansetzung gefällt niemandem. Da ist das Stimmungsbild eindeutig. Wir Vereine tragen letztlich die Verantwortung für die Spieltagsansetzungen der DFL. Der Vorstand von Eintracht Frankfurt schlägt daher vor, dass sich alle Erstligavereine kurzfristig eine Meinung darüber bilden, inwiefern eine weitere Auffächerung des Spieltages im Hinblick auf den Charakter, die Kultur und die wirtschaftlichen Ziele der Bundesliga angemessen ist.“

… die „50+1-Regel“:

„Hier naht der D-Day. Der Showdown steht kurz bevor. Martin Kind wird seinen Antrag auf Übernahme von Hannover 96 bald einreichen. Wir als Eintracht Frankfurt müssen uns mit dem Fall beschäftigen, dass es die 50+1-Regel nicht mehr geben wird. Dann schießen die anderen nicht mehr mit Laserkanonen, sondern mit einem Bataillon von Laserkanonen. Wir brauchen Regeln für Financial Fairplay. Ungebremsten Kapitaleinfluss und Unterhöhlung von Mitbestimmung darf es nicht geben. Es kann nicht der Weg der Bundesliga sein, dass es weitere und neue RB Leipzigs gibt. Eintracht Frankfurt versteht sich als basisorientierter Klub. Unser Ziel ist und bleibt die Selbstbestimmtheit des Vereins. Es wäre in unseren Augen ein großer Fehler, darauf zu warten, dass ein juristischer Prozess über die Werte der 50+1-Regel entscheidet und die Bundesliga dem freien Spiel der Kräfte überlässt.“

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8 Kommentare

  1. Solide Aussagen, die leider ein bisschen in der ganzen Fischer/AfD Berichterstattung untergegangen sind.

    Mich stört nur, dass beim Thema Stadion noch keine Einigung erzielt wurde. Wenn die Stadt da stur bleibt, bauen wir auf dem Stadiongelände für viel Geld unser neues Zentrum auf und zahlen uns anschließend weiter dumm und dämlich. Bloß haben wir dann halt auch keine Argumente für einen Standortwechsel, wenn die Geschäftsstelle erstmal neben dem Stadion steht.
    Finde die Pläne mit dem Stadionausbau auch sinnvoll. Aber seit wann legt denn der Mieter fest wie das Haus umgebaut wird?

    Zum Thema Montagsspiele darf man mittlerweile vlt auch mal an die eigene Zukunft denken. Sollten wir nächstes Jahr international spielen, wäre unser Kader wohl der erste, der die Doppelbelastung nicht so gut wegstecken wird. Da sind wir dann evtl noch dankbar, wenn die englischen Wochen ein bisschen entzerrt werden und unsere Spieler einen Tag mehr zur Regeneration haben.

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  2. ‚Mich stört nur, dass beim Thema Stadion noch keine Einigung erzielt wurde. Wenn die Stadt da stur bleibt, bauen wir auf dem Stadiongelände für viel Geld unser neues Zentrum auf und zahlen uns anschließend weiter dumm und dämlich. Bloß haben wir dann halt auch keine Argumente für einen Standortwechsel, wenn die Geschäftsstelle erstmal neben dem Stadion steht.‘
    Ein valider Punkt.
    Das Problem sind die Wahlen Ende Februar und da gibts n paar Wochen später vielleicht noch ne Stichwahl.
    Schätze es wird auch nach der Wahl dann nicht sofort mit Verhandlungen begonnen. Das wird sich wahrscheinlich dann nochmal n paar Wochen hinziehen

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  3. @AdlerMO:

    „Wenn die Stadt da stur bleibt, bauen wir auf dem Stadiongelände für viel Geld unser neues Zentrum auf und zahlen uns anschließend weiter dumm und dämlich.“

    Sicherlich haben wir mit der Wahl des Standorts der neuen Geschäftsstelle uns in einem gewissen Maße auch darauf festgelegt, weiterhin im Waldstadion zu spielen. Aber ganz stur kann die Stadt auch nicht sein. Zumindest proforma werden bereits Szenarien ausgearbeitet worden sein, für eben diesen Fall. Ausweichstadien, mögliche Standorte für ein neues Stadion, zur Not auch außerhalb des Stadtgebietes. Die kann man der Stadt präsentieren, falls weiterhin eine völlig überhöhte Miete verlangt wird. Natürlich ist klar, dass wir das auf keinen Fall wollen, aber die Stadt würde noch viel mehr verlieren. Ohne uns als Hauptmieter ist das Stadion ein einziges Millionengrab. Und das will sicherlich kein Politiker in seiner Vita stehen haben.

    Und es ist ja auch nicht so, dass die Stadt keinerlei Interesse daran haben würde, uns entgegenzukommen. Eintracht Frankfurt ist wieder en Vogue, sexy, ein unglaublich positives Aushängeschild für die Stadt. Damit wollen sich auch die Politiker schmücken. Und auch aus rein wirtschaftlichen Gründen, kann es für die Stadt Sinn machen, die Miete zu senken. Wenn wir mit dem zusätzlichen Geld alle paar Jahre in die EL oder sogar mal die CL kommen, gibt es für die Stadt mehr Miete als wenn wir alle paar Jahre mal absteigen.

    Ich bin da eigentlich recht positiv gestimmt. Denn – ohne das jetzt werten zu wollen – Politiker tun zunehmend leichter damit, auf Geld zu verzichten bzw. es auszugeben, wenn es nicht ihr eigenes Geld ist, sondern das der Steuerzahler…

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  4. Man Leute.
    Wenn ihr etwas habt, das ein anderer euch abkaufen will, schlagt ihr gleich beim ersten Angebot ein??
    …..siehste, so macht das auch die Stadt Frankfurt. (Das nennt man Pokern.)

    Unser Station wird mittelfristig wieder „Waldstation“ heißen.
    Dessen bin ich mir 100% sicher!

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  5. Hi,
    Wo wir schon beim Thema ‚Zukunft‘ sind….Ich vermisse das Thema ‚Jugend‘. Was wird mit dem Riederwald? Weiss das jemand?

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  6. „Die Idee hinter Montagsspielen ist eigentlich, den Amateursport zu stärken.“

    Glaube ich kaum. Wenn man den Amateursport stärken will, streicht man die Sonntagsspiele und legt sie zurück auf Samstag. Die eigentliche Idee hinter Montagsspielen ist es noch mehr Geld einzunehmen. Unter dem Mäntelchen „Stärkung des Amateursports“ lässt es sich der breiten Masse nur besser verkaufen.

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  7. …schon Bruchhagen sagt, dass man sich spätestens 2020 mit der Stadt über das Stadion einigen sollte und im Notfall über Alternativen nachdenken sollte, wie ein Neubau am Riederwald oder in Dreieich…

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  8. Was ist denn nun eigentliche die wirkliche Idee und Intention hinter den Montagsspielen?

    https://www.nrz.de/sport/fussball/bvb/montagsspiele-dfl-kontert-fan-boykott-in-dortmund-id213271263.html

    – Unser Vorstand Hellmann ist der Meinung, es soll so der Amateursport gestärkt werden.
    – Seifert von der DFL meint (sh. Artikel), es sollen so die Euro League Starter entlastet werden, und auch gleichzeitig etwas die reisenden Fans der 2.Liga-Clubs mit den generellen Montagsspielterminen zu entlasten.
    – Und die Ultra-Funktionäre schildern es als Versuch, durch weitere Spieltermine noch mehr den Fussball zu kommerzialisieren.

    Wirr, das Ganze … kein Argument überzeugt. Irgendwie eine irrlichternde Nonsens-Diskussion, wenn als Resultat dann ein der eigenen Mannschaft schadender Fan-Boykott bei rauskommt.

    Mich persönlich stört der Montagstermin überhaupt nicht. Der Montag Abend ist für mich besser und familienfreundlicher als Freitag Abend, Samstag Abend oder Sonntag Mittag. Montags hätte ich persönlich zeitlich auch öfter die Chance ins Stadion zu gehen. Meinetwegen könnte der Montag daher regulärer Spieltag werden.

    Alle Spiele wieder zeitgleich am Samstag Nachmittag wäre allerdings das Schönste. Allerdings aus Sicht der wichtigen Fernsehrechte-Einnahmen wird das wohl kein Verein mehr wollen.

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