Bei der Frankfurter Eintracht herrscht zurzeit gelöste Stimmung. Mit drei Siegen aus den ersten vier Pflichtspielen verzeichnet das Team von Dino Toppmöller den nahezu optimalen Saisonstart. Kleiner Schönheitsfehler: die Niederlage beim BVB, wobei in diesem Spiel es der Elf von Toppmöller gelang, dem Gegner über lange Zeit mindestens auf Augenhöhe zu begegnen. Die Richtung scheint zu stimmen, nicht nur ergebnistechnisch, sondern auch spielerische Fortschritte stechen jedem Fan klar ins Auge. Über die Gründe des erfolgreichen Saisoneinstands sprachen die Moderatoren Lisa Tellers und Sebastian Rieth mit Sportdirektor Timmo Hardung, der zu Gast beim Format „Heimspiel“ des Hessischen Rundfunks war.
Das Magische Zweieck
Mit einem 2:1 fuhr die Eintracht beim Angstgegner VfL Wolfsburg einen wichtigen Sieg ein. Ein wichtiger Faktor war die Mentalität, die sich besonders in der Reaktion auf das Gegentor zeigte. Entscheidend war aber mindestens genau so die Klasse. Im Rampenlicht steht dabei das neue Traumsturmduo aus Hugo Ekitiké und Omar Marmoush. Letztgenannter glänzte besonders mit einem Doppelpack an alter Wirkungsstätte. Ekitiké und Marmoush – das neue „Magische Zweieck“ wie Moderatorin Tellers diese Zusammensetzung bezeichnet. Ein tolles Wortspiel, über das auch Hardung schmunzeln muss, der nicht nur selber diesen Ausdruck nutzt und von diesem Wortspiel schwärmt, sondern sich genau so von der Qualität dieses „Magischen Zweiecks“ begeistert zeigt. Eine Mannschaft besteht aber nicht nur aus den beiden Superstars, wie der Sportdirektor deutlich macht. „Aber da gehören auch andere Spieler dazu. Omar und Hugo brauchen Bälle. Sie brauchen den Rest des Teams, um sie in diese Positionen zu bekommen.“ Dann gibt Hardung gerne zu, „dass beide sehr gute Dinge mit dem Ball machen.“ Das heißt, damit das Sturmduo gefüttert werden kann, müssen die Mitspieler vertikale Pässe spielen. Einer, der, das kann – obwohl sein Nationaltrainer es anders sieht – ist Hugo Larsson. Entsprechende Lobeshymnen bekommt der Schwede von Hardung: „Ab dem Tag, an dem er bei uns war, war er gelöst und glücklich. Er sagt auch immer, dass er sich hier wohlfühlt. Es ist wie eine zweite Heimat für ihn geworden und das wollen wir für ihn auch sein. Dann ist er dazu in der Lage, solche Leistungen abzurufen und die Vertikalität zu bespielen.“
„Marmoush wollte nicht weg“
Nochmal zurück zu einem der zwei Protagonisten des „Magischen Zweiecks“: Omar Marmoush. Der Ägypter faszinierte mit einem Doppelpack und bescherte seiner Mannschaft wichtige drei Punkte. Mit seinen herausragenden Leistungen gelang es dem Neuzugang aus Wolfsburg, seinen Marktwert im Vergleich zum Zeitpunkt, als er noch in der Autostadt auf Torejagd ging, von sechs Millionen auf 22 Millionen zu steigern (Quelle: Transfermarkt). Eine Entwicklung, die auch Hardungs Erwartungen übertreffen. „In dieser Ausprägung hätte ich in Vorhinein nicht ganz viel Geld darauf gewettet, dass er sich dahin entwickelt.“ Dass er aber sich entwickelt, das habe der 34-Jährige durchaus gesehen. „Deswegen wollten wir ihn unbedingt nach Frankfurt holen“, unterstreicht Hardung. Das lag zum einen an der Eintracht selbst, die mit ihm intensiv arbeitet, aber auch der Spieler selbst ist für seine Entwicklung verantwortlich. „In der Spitze ist es Omars Verdienst“, lobt der Sportdirektor seinen Spieler. Diese Leistungssteigerung führte dazu, dass Begehrlichkeiten geweckt wurden und Marmoush selbst, das ist ein offenes Geheimnis, träumt eines Tages von der Premier League, um dort in die großen Fußstapfen seines Landsmanns Mohamed Salah zu treten. Die Befürchtung, Marmoush kehrt den Hessen nach einer Saison wieder den Rücken, war groß, zumal mit Nottingham Forest bereits ein Interessent anklopfte. Doch Hardung räumt die Missverständnisse aus dem Weg. Nicht nur, dass Marmoush unter Beweis stellt, dass er sich in Frankfurt wohlfühlt, sondern „er kam nie zu uns und hat gesagt „da ist ein Club, da möchte unbedingt hin.“ Weder bei mir, noch bei Markus Krösche oder Dino Topmmöller.“ Auch ein unmoralisches Angebot gebe es laut dem gebürtigen Heidelberger nicht. „Wir werden Omar Marmoush nie vom Hof jagen.“
Hardung lobt und fordert Toppmöller
Vom Hof gejagt wird definitiv auch nicht Trainer Dino Toppmöller trotz massiver Kritik in der letzten Saison. Nach Ende der letzten Spielzeit setzte sich die Führungsebene um Krösche und Hardung mit dem Übungsleiter zusammen, um die vergangene Saison zu analysieren. Eine wichtige Frage war dabei, was man ändern möchte. „Das sind keine gravierend grundlegende Dinge. Es geht eher um Kleinigkeiten. Wie wir Dinge in der Analyse angehen und was wir für ein Fokus im Trainingsplan setzten. Detailsachen, die am Ende auf diesem Level den Unterschied machen“, skizziert Hardung die Inhalte des Gesprächs. Was aus Hardungs Sicht Toppmöller besonders auszeichnet, ist die Flexibilität. „Er ist ein analytischer Trainer. Er erkennt die Dinge total gut und schnell“ und fordert gleichzeitig vom Trainer, in der Lage zu sein, die Mannschaft so vorzubereiten, dass sie innerhalb des Spiels Umstellungen mitgehen können, „weil sich der Spielplan stückweit ändert, auf den sich die Spieler vorbereitet haben und da brauchst du die Automatismen“, erklärt Hardung. Eine Sache, die sich seitens Hardung ändern musste, ist die Art und Weise der Kommunikation des Trainers mit den Spielern. Demnach müsse sie klarer sein. „Es ist kompliziert, was wir spielen wollen, aber es muss ganz klar sein, was von den Spielern in welcher Situationen gefordert wird“, betont er.
Zum Ende der Sendung war dann der Sportdirektor selbst gefordert. Geschicklichkeiten an den Händen war gefragt, so sollte er sein Können beim Tischkicker gemeinsam mit Weltmeisterin Pia Merbach im Zwei-gegen-Zwei-Duell beweisen. Viel musste Hardung im defensiven Bereich nicht machen, gespielt wurde bis zu einem Tor, das Weltmeisterin Merbach schnell und locker erzielte.
2 Kommentare
Ich war ja, wie viele andere, skeptisch, als entschieden wurde, den Weg unter Ben Manga zu verlassen und vermehrt (wenn auch nicht nur) auf datenbasiertes Scouting zu setzen.
Würden wir auch weiterhin die Kolo Muanis, Jovics, Hallers finden?
Nach zwei Jahren kann man konstatieren - ja definitiv.
Wir holen weiterhin junge vielversprechenden Talente, die ihr Potenzial relativ oft auch auf den Platz bringen und in kürzester Zeit ihren Marktwert vervielfachen. Die jüngsten Beispiele sind Larsson und Ekitiké, der ja nach seinen ersten Spielen schon von vielen als unbrauchbar kategorisiert wurde. Bei Matanovic, Uzun, Collins, Brown und Amenda hab ich auch ein richtig gutes Gefühl, nur bei Bahoya und Lizstes bin ich skeptisch.
Mit Koch, Kristensen und Theate (trotz seiner erst 24 Jahre) haben wir zudem Erfahrung und Stabilität gewonnen, zusammen mit Trapp, Skhiri, Götze und Marmoush auch eine Achse, die den anderen Sicherheit gibt.
Natürlich haben Skhiri und Trapp und mit Abstrichen auch Götze in der letzten Saison keine Bäume ausgerissen, aber Larsson hat auch just in den Spielen nicht so gut ausgesehen in denen Skhiri gefehlt hat. Die Älteren geben den Jungen also durchaus Sicherheit und sind für das Gesamtgefüge nicht zu unterschätzen.
Zudem hat sich Krösche in Verhandlungen einem Namen als harter Hund gemacht und ist damit bisher gut gefahren. Er ist bei RKM hart geblieben und auch wenn und das sportlich weh getan hat, sind dadurch noch mal 10-15 Mio. mehr herausgesprungen.
Mit den 40-45 Mio. für Pacho hat er auch das beste herausgeholt und ist bei Koulierakis hart geblieben und hat sich nicht treiben lassen, sondern eine Alternative gefunden.
Tja, Koulierakis saß bei WOB am Samstag seine ersten zwei Bundesligaminuten geschnuppert, während Theater bei uns direkt zu einer unverzichtbaren Größe geworden ist und sowohl in der IV als auch LV starke Leistungen zeigt.
Und auch sein Festhalten an Toppe scheint sich ausgezahlt zu haben. Klar, die Saison ist noch jung und wenn wir gegen Gladbach und Kiel verlieren, sieht die Welt wieder anders aus, aber ich habe das erste Mal seit dem Bayernspiel vor fast einem Jahr das Gefühl, dass hier etwas richtig geiles entsteht.
"seinen Marktwert im Vergleich zum Zeitpunkt, als er noch in der Autostadt auf Torejagd ging, von sechs Millionen auf 22 Millionen zu steigern (Quelle: Transfermarkt)"
Danke! ;-)
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