Nach dem fulminanten 5:2 gegen Bayer 04 Leverkusen feierte die Mannschaft der Eintracht mit ihren Fans. (Bild: imago images / Sven Simon)

Nach der knappen Niederlage gegen die TSG 1899 Hoffenheim ging es für die Eintracht im Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen nicht nur gegen den starken Tabellendritten der Liga, sondern auch gegen die Mannschaft, die auswärts bisher noch ungeschlagen geblieben ist. Nach dem 0:2 Rückstand sah alles nach einem bitteren Abend im Frankfurter Stadtwald aus, jedoch legte die SGE dann erst so richtig los. Am Ende stand ein fulminantes 5:2 für die Hessen, die auch erstmals spielerisch so richtig überzeugen konnten. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Mentalität und Physis

Genau wie die Frankfurter spielte auch Leverkusen noch am Donnerstag in der Europa-League. Allerdings konnten sich die Leverkusener aufgrund ihrer Ausgangslage die Schonung einiger Stammspieler erlauben. Die Mannschaft von Bayer 04 sollte daher am Sonntag diejenige gewesen sein, die deutlich weniger Belastung hatte. Umso beeindruckender war deshalb der Auftritt der Adlerträger. Nach dem frühen 0:2 Rückstand gab die Mannschaft sich nicht auf und konnte glücklicherweise sehr schnell zum Anschlusstreffer durch Tuta nach einem Eckball kommen. Dieser Anschlusstreffer zum 1:2 war die Initialzündung für eine beeindruckende Energieleistung. Immer wieder liefen die Hessen die Leverkusener mit einer enormen Vehemenz an, pressten, doppelten, warfen sich in die Zweikämpfe und konnten so nach und nach die Kontrolle über das Spiel erlangen. Von den technisch starken Leverkusenern war plötzlich kaum noch etwas zu sehen und es schien als würden die Frankfurter den Gegner mit ihrer Physis erdrücken. Am Ende lief das Team von Oliver Glasner ganze sieben Kilometer mehr als der Gegner und das nach all den Strapazen der vergangenen Wochen. Die Belastungs- und Trainingssteuerung der Verantwortlichen trägt nun ihre Früchte und hinzu kommt diese einzigartige Mentalität der Mannschaft, die sich auch von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen lässt. Diese Kombination aus Mentalität und Physis hat das Team sich in den vergangenen Wochen und Monaten hart erarbeitet. Gerade in den Phasen als es spielerisch nicht so gut lief und die ersten Zweifel laut wurden, hat die Mannschaft immer wieder ihre Comeback-Qualitäten in der Nachspielzeit bewiesen und damit zum Ausdruck gebracht, dass es stimmt zwischen Trainer und Mannschaft und auch innerhalb des Teams. Auch wenn der Weg zur neuen Spielphilosophie steinig war, die Geduld zahlt sich allmählich aus.

Große Variabilität und spielerische Fortschritte

Bei Amtsantritt sagte Glasner, dass er die Spieler torgefährlicher machen möchte, um die Abhängigkeit von Einzelspielern (letzte Saison André Silva) zu verringern. Auch Markus Krösche betonte bei seinen Neuverpflichtungen immer wieder, dass man offensiv variabel sein möchte, um Torgefahr auf verschiedenen Schultern zu verteilen. Zu Beginn der Saison schien dieses Vorhaben gescheitert zu sein. Die Neuverpflichtungen im Sturm (Rafael Borré, Sam Lammers) schienen die Lücke von Silva nicht annähernd schließen zu können. Immer wieder strahlten die Hessen in den Spielen keine Torgefahr aus und die vielen langen Bälle verpufften, da es vorne keinen Abnehmer gab, der die Bälle halten und verteilen konnte. Einige Wochen später scheint der Plan nun doch aufgegangen zu sein. Die Eintracht stellt mit wettbewerbsübergreifend 14 verschiedenen Torschützen die Mannschaft, die die meisten unterschiedlichsten Torschützen in ihren Reihen hat. Das Spiel gegen Leverkusen war dafür exemplarisch: Mit Tuta und Evan N´Dicka trafen die beiden Innenverteidiger und mit Djibril Sow und Kristijan Jakic treffen nun auch die defensiven Mittelfeldspieler. Auch Jesper Lindström, dem man zu Beginn der Saison aufgrund seiner Leichtigkeit noch die Bundesligatauglichkeit absprechen wollte, beweist inzwischen das Gegenteil und trifft. Dass mit Borré der einzige Stürmer auf dem Feld nicht unter den Torschützen war, war nur ein Zeichen dafür, dass die Hessen nun die angekündigte Variabilität haben. Borré, der viel für die Mannschaft arbeitet und Räume schafft ist trotzdem sehr wichtig für das Spiel der Eintracht. Es waren aber nicht nur die fünf Tore, die beeindruckend waren, sondern es war vor allem die Art und Weise wie die Tore gefallen sind. Der Treffer zum Ausgleich von Lindström war ein Spielzug aus dem Lehrbuch. Martin Hinteregger spielte einen Vertikalball zu Borré, der auf Sow prallen ließ und der Schweizer spielte einen Traumpass über 40 Meter in den Lauf von Lindström, der dann mustergültig abschloss. Dieser Spielzug und auch viele andere Spielzüge zeigten deutlich welche Art von Fussball Glasner spielen möchte. Die Automatismen greifen mehr und mehr und nun kommen auch die defensiven Mittelfeldspieler vermehrt in Abschlusssituationen.

Die Wiederauferstehung des Danny da Costa

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg war die Leistung von Danny da Costa. Über viele Wochen nur Tribünengast hat sich da Costa über starke Trainingsleistungen zurück in die Mannschaft gekämpft und gegen Leverkusen erstmals wieder sein altes Gesicht aus der beeindruckenden Europa-League-Saison gezeigt. Der Rechtsverteidiger kam nach seinem Bruch mit Adi Hütter nun eine lange Zeit nicht mehr zurück zu alter Stärke. Fehlendes Selbstbewusstsein und Verunsicherung war bei all seinen Auftritten immer deutlich zu spüren. Glasner scheint ihm trotz der Tribüne zu Beginn der Saison aber immer das Gefühl gegeben zu haben, dass er seine Chance bekommt, wenn er an sich arbeitet und fleißig ist. Das Vertrauen, welches ihm Glasner am Sonntag gegeben hat, zahlte da Costa beeindruckend zurück. Mit zunehmender Spieldauer spürte die Mannschaft, dass an diesem Tag endlich auch etwas über die rechte Seite gehen könnte. Immer wieder konnte so die linke Seite von Filip Kostic entlastet werden und die Hessen wurden dadurch noch weniger berechenbar. Eine lange Leidenszeit könnte vorüber sein, wenn da Costa es schafft diese Leistung konstant abzurufen und die Rufe nach einem neuen Rechtsverteidiger könnten verstummen. In dieser Form sollte da Costa gesetzt sein und endlich wieder die gefährliche Flügelzange mit Kostic bilden. Im kommenden Spiel gegen Borussia Mönchengladbach und Ex-Trainer Adi Hütter wird da Costa vermutlich besonders motiviert sein und Glasner wird dem Rechtsverteidiger sicher die Chance geben, sich bei Hütter zu revanchieren. Aber auch Christopher Lenz feierte ein starkes Comeback und hielt den dann nach vorne rückenden Kostic nach seiner Einwechslung den Rücken frei. Die Eintracht strotzt vor Selbstvertrauen und kann ihren Lauf schon am Mittwoch fortsetzen. Die Vorzeichen sprechen für die SGE, denn Gladbach befindet sich aktuell in der Krise. Typische Vorzeichen für ein klassisches Spiel der Diva vom Main, aber vielleicht überrascht uns diese mentalitätsstarke Truppe erneut und überzeugt auch am Mittwoch? Mit zwei Siegen aus den verbleibenden Spielen wäre man wieder zurück im Geschäft um die oberen Tabellenplätze.

 

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4 Kommentare

  1. Einfach Hut ab für die letzten Wochen.

    Glasner hat getüftelt, getestet und nun den Schlüssel gefunden wie man aus dem vorhandenen Kader das Maximum herausholen kann.

    Wir haben jedes Spiel unsere Chancen und das ist wichtig. Denn somit sehen die Spieler das sie nicht nur mithalten sondern auch gegen fast jeden gewinnen können wenn sie an ihre Leistungsgrenze gehen.

    Hasebes Hereinnahme in die Mannschaft war wichtig. Er verlieh der Defensive Stabilität (selbst wenn er zuletzt patze). N’Dicka spielt seit Wochen überragend, das ist ganz große klasse und auch Tuta spielt seit Wochen gut. Beide (jungen) Spieler konnten sich am erfahrenen Makoto orientieren und sich hierüber Selbstvertrauen holen. Das ist nun so groß, dass selbst ein Ausfall von hasebe im letzten Spiel keinen Abbruch tut.

    Vor der Abwehr haben wir ein unfassbar starkes Duo.

    Jakic so sagte ein Kumpel die Tage würde ihn an den jungen Rode erinnern…sehr treffender Vergleich in meinen Augen. Er läuft und räumt ab und schaltet um. Apropos umschalten, Sow zeigt nun wieder das was er eben kann…er schaltet um wie eine Maschine. Laufstark, schnell, technisch stark und ausgestattet mit einer guten Spielübersicht. Diese Kombi ist überragend und wenn der Kopf bei ihm mitspielt, spielt er wie ein Großer.

    Kostic über links macht das was er eben kann, da braucht man nicht drüber reden, dass ist seit Jahren stark. Rechts ist halt immer so eine Sache was man bekommt. Letztes Spiel war da Costa gut, hoffentlich im nächsten wieder.

    Kamada erzielt komischerweise zwar keine Tore in der Liga aber er ist ein wichtiger Anspieler der die Bälle dann gut verteilt. Möglicherweise hat ihn Glasner im Vergleich zu Hütter etwas weiter zurückgezogen.

    Lindström zeigt jetzt schon was man sehr früh erahnen konnte. Schnell, Traut sich was, gute Technik…der Junge macht Spaß.

    Und Borre läuft nicht nur sondern erzielt mittlerweile auch Scorrer (fünf), das ist dann in Summe auch absolut in Ordnung.

    Das Puzzle passt momentan zusammen, die Gegner tun sich schwer eine Antwort auf unser enorm laufstarkes Spiel zu finden in welchem wir Bälle physisch stark erobern und dann schnell umschalten.

    Die Liga ist sehr eng, Gladbach, VW und RB scheinen nicht in der Form zu sein wie man es erwarten konnte…schauen wir was noch geht. Unsere Verbesserungspotentiale sind weiterhin bekannt (Stossstürmer + RV/M) und man sollte sich weiterhin daran arbeiten diese in Zukunft gut zu beheben. Nichts desto trotz stehen wir stand jetzt ordentlich da. Jetzt nicht ausruhen/zufrieden werden denn wie schon geschrieben geht es verdankt eng zu in dieser Liga.

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  2. @Olga: Gutes Statement, das kann ich so unterschreiben.

    Für mich ist es eindeutig klar gewesen, das sich mit einem neuen Sportvorstand und einem neuen Trainer eine schwierige Anfangsphase ergeben kann. Dies ist auch eingetreten, dafür muss ich sagen, haben wir durchaus mehr Punkte geholt, als man direkt erwarten kann: Wir sind momentan im Soll – es hätte mehr werden können, aber auch weniger.

    Am Ende ist die wichtigste Stärke die Geduld von Aufsichtsrat, Vorstand und Trainerteam. Die Geduld sorgt für Konstanz, für Vertrauen und damit auch für Stabilität. Ich finde auch richtig, das OG mehr die Defensive – also eher 1:0 als 5:4 – stärken will.

    Es sind ein paar Puzzle die bereits passen, es gibt gerade in der Defensivarbeit noch einige Dinge die man verbessern kann und muss. Gerade die defensive Absicherung für die Außenbahnspieler, das hat man gegen Leverkusen gesehen, ist noch nicht optimal. Die Gegentore sind dem System geschuldet, wir müssen die Bälle deutlich schneller spielen (3 Kontakte) und dazu behaupten, um eben nicht in die Konter zu kommen. Das hat sich deutlich verbessert und stabilisiert, doch es gibt immer noch diese entscheidenen Spielsituationen, die zu den Gegentoren führen.

    Der Vorteil ist, das Liga nicht enteilt ist. Ich habe das Szenario „Abstiegskampf“ befürchtet, wobei es im Moment eher ein Blick nach unten und ein Blick nach oben ist. Das ist eine gute Ausgangsposition für die Rückrunde.

    Personell nachlegen geht nur, wenn wir uns auch von Spielern trennen. Sowohl die Ablöse-, als auch die Gehaltseinsparung wird benötigt, um am Ende zu investieren. Das werden MK und BM im Blick haben, auch da brauchen wir Geduld.

    Ich bin jetzt gespannt wie die nächsten beide Spiele werden und freue mich, das OG mal 8 Wochen am Stück mit dem Team ohne Unterbrechung (englische Wochen) mit der Vorarbeit aus der Sommervorbereitung arbeiten kann und somit auch noch mal weiterentwickeln wird. Wenn die Früchte schnell zu ernten sind, dann spielen wir die EL-Plätze mit, wenn es noch ein wenig dauert, machen wir frühzeitig die 40 PKT plus x voll und sichern damit den Klassenerhalt. Damit kann ich auch Leben.

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  3. Hätte ich nicht für möglich gehalten, diese Leistung, Wahnsinn, und dass nach der anstrengenden Reise unter der Woche mit fast der selben Mannschaft. Morgen Adi sein letztes Bundesligaspiel bescheren, bevor er von Hertha BSC im Sommer verpflichtet wird. Ich wäre so etwas von schadenfroh, das ist schon fast strafbar.
    Allerdings, die Vorzeichen sind: Gegner angeschlagen und nicht in Bestbesetzung und die Eintracht auf Wolke 7. Eigentlich ein ziemlich sicher Tipp für eine Niederlage für uns.
    Aber nicht morgen, sonst ist es mir zumindest nicht so wichtig.

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  4. Hier eine sehenswertes Sendung mit Hellmann als Gast :

    https://www.youtube.com/watch?v=mCDGDJWs5OE

    Wer´s noch nicht gesehen hat sollte sich die Zeit nehmen – sind ein paar Infos dabei, die ich so nicht erwartet hätte.

    Bin froh das wir so ein geiler Verein sind – auf allen Ebenen – schade, dass etliche Spieler noch nie ein Heimspiel mit voller Kapelle erlebt hat – es wären ihnen zu gönnen um den Verein komplett zu verstehen.

    Eine schöne und hoffentlich erfolgreiche Woche uns Allen.

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