Niko Arnautis wird mit seinem Team die Hinrunde in aller Ruhe analysieren. (Bild: imago images / Kessler-Sportfotografie)

Wie ist die Hinrunde der Frauen einzuordnen? Das erste halbe Jahr in der Adler-Familie haben die Frankfurter Fußballerinnen hinter sich und stehen zur Saison-Hälfte in der Bundesliga mit 14 Punkten auf Platz sieben. Verglichen mit der Vorsaison schnitt die SGE dieses Jahr etwas schlechter ab, als der 1.FFC Frankfurt nach elf Spieltagen 18 Punkte gesammelt hatte und in der Tabelle zwei Positionen besser da stand. Sehr positiv in dieser Spielzeit ist die Anzahl der Gegentreffer. Während die geschossenen Toranzahl unverändert blieb, verbesserte sich die Frankfurter Defensive beträchtlich. Ganze acht Gegentore weniger kassierte man diese Saison in der Hinrunde – insgesamt sind es 13 Stück. Nur der FC Bayern München (ein Gegentor) und der VfL Wolfsburg (neun) mussten seltener hinter sich greifen. Und trotzdem dürfen die Adlerträgerinnen mit ihrem Tabellenplatz nicht zufrieden sein.

Eintracht Frankfurt hat eine Heimschwäche

Dabei fing die Saison sensationell gut an: Zehn von zwölf möglichen Punkten holte die Eintracht aus den ersten vier Spielen. Dann folgte der Einbruch mit drei sieglosen Spielen in Folge, aus denen Niko Arnautis mit seinem Team nur einen Zähler einfuhr. Zwei sehr bittere und unnötige Niederlagen beim SC Sand und gegen den SC Freiburg, dazu das 2:2 gegen Bayer Leverkusen, bei dem die Hessinnen erst in der Nachspielzeit per Elfmeter ausglichen. In diesen drei Spielen ließ die SGE sicher vier bis sechs Punkte liegen. Der DFB-Pokal gab den Adlerträgerinnen mit einem 8:0-Kantersieg beim Karlsruher SC wieder Aufwind und auch das Ligaspiel beim MSV Duisburg ging mit einem 3:0 klar nach Frankfurt.

Es folgten die drei „Top-Spiele“ gegen den 1.FFC Turbine Potsdam, Wolfsburg und Bayern München. Dazwischen das 4:0 gegen RB Leipzig im Pokal-Achtelfinale. Gegen die Wölfe und den FCB war die Hoffnung auf eine Überraschung überschaubar und man verlor beide Spiele trotz sehr guten Leistungen. Das Duell mit Potsdam war ein offener Schlagabtausch, den die Eintracht in der Schlussphase mit 0:1 verlor. Hier wären drei Punkte möglich und auch wichtig gewesen, denn: Die SGE hat eine Heimschwäche! Als Heimmannschaft gewann die Arnautis-Elf nur eins von sechs Spielen. Der einzige Heimsieg gelang jedoch im Deutsche Bank-Park am 1. Spieltag. Im Stadion am Brentanobad holte die Frankfurter Eintracht nur zwei Unentschieden und verlor drei weitere Partien.

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Dietrich bewertet Arbeit des Teams als „sehr gut“

Wie so oft belohnt sich die SGE zu wenig. Das sprach Arnautis auch nach dem 0:1 gegen Bayern München vergangenen Sonntag an: „Es hat Spaß gemacht der Mannschaft zuzuschauen. Ärgerlich war dann, dass wir nicht mit einer Führung in die Pause gegangen sind.“ Bayern erhöhte mit seiner Qualität im Kader den Druck und ging etwas unverdient in Führung. „Dann wird es schwierig gegen solch eine Mannschaft. Aber wir haben nicht aufgesteckt und haben alles probiert, auch mit den Wechseln sind wir in die Offensive gegangen, haben unter anderem die Viererkette aufgelöst und haben Dreierkette gespielt. Bayern hatte dann die ein oder andere Konterchance, aber ich glaube, es war mehr für uns drin und es wäre nicht unverdient gewesen, wenn wir mindestens einen Punkt mitnehmen“, ergänzte der 40-Jährige.

Nur mit 0:1 gegen den Tabellenführer verloren zu haben, ist nur ein kleines Trostpflaster, weil ein Unentschieden realistisch und verdient gewesen wäre. Die jüngsten Auftritte stimmen auch Frauen-Sportdirektor Siegfried Dietrich optimistisch. Er bezeichnet die Niederlagen als jene, an denen eine Mannschaft mit noch viel Entwicklungspotential wächst: Sehr erfreulich sehe ich die Tatsache, dass wir uns nach den Ups and Downs mit dem Ausklang der ersten Saisonhälfte gegen Wolfsburg und gegen den Tabellenführer aus München in einer nachhaltig erkennbaren Entwicklung präsentiert haben. Das ist der Qualitäts-Move, den ich mit Niko Arnautis im Fokus hatte und der auch die sehr gute Arbeit unseres Cheftrainers und seines Teams unterstreicht.“

Der Traum vom Pokalendspiel lebt

Siegfried Dietrich bewertet die Tabelle nach Hinrunden-Abschluss als Momentaufnahme und ist sich sicher, dass die Eintracht in der Rückrunde mindestens genau so erfolgreich sein wird wie bisher. Wir werden maximal motiviert sein, die Rückrunde auch vom Tabellenplatz her erfolgreicher zu gestalten. Wir haben das Potential dazu, uns deutlich besser zu positionieren! Happy sind wir natürlich auch darüber, dass wir mit zwei klaren Erfolgen im DFB-Pokal überwintern und als Rekordsieger ins Viertelfinale eingezogen sind. Der Traum vom Pokalendspiel darf also weitergeträumt werden“, meinte der 66-Jährige im vereinseigenen Interview, in dem er auch auf die deutschen Nationalspielerinnen in den Reihen der Adler zu sprechen kam. „Auch wenn wir weiterhin am Anfang einer für uns neuen Zeitrechnung stehen, bin ich fest davon überzeugt, dass wir schon in der Rückrunde 2020/21 die nächsten Schritte unserer Entwicklung gehen und sich weitere vielversprechende Talente zu Leistungsträgerinnen mit Führungsqualitäten entwickeln sowie auch Laura Freigang und Sophia Kleinherne in der deutschen Nationalmannschaft eine wachsende Rolle spielen werden.“ Mit DFB-Torhütern Merle Frohms hat sich die SGE im Sommer zwischen den Pfosten enorm verstärkt. Sie ist für die Mannschaft ein sicherer Rückhalt und stellt mit ihrer Verteidigung die drittbeste Abwehr der Liga.

SGE zu abhängig von Freigang

Zum Jahresabschluss sind die Frankfurterinnen am Sonntag bei Werder Bremen gefordert. Das Hinspiel gewann die Eintracht gegen den Aufsteiger souverän mit 5:1. Ein versöhnliches Ende von 2020 ist im Interesse der gesamten Adler-Familie. SGE-Stürmerin Freigang dürfte besonders motiviert sein. Vier Spiele am Stück traf die 22-Jährige nicht mehr und verlor Platz eins in der Torjägerliste. Im Verein ist sie weiterhin mit Abstand am treffsichersten. Hinter ihren zehn Toren folgen Kaptinänin Tanja Pawollek und Flügelspielerin Géraldine Reuteler mit jeweils zwei Treffern. Fünf Adlerträgerinnen haben bisher jeweils ein Tor geschossen. Vielleicht ist die Eintracht vor dem Tor zu abhängig von Freigang. Eine weitere Statistik, die sich in der Rückrunde wenn möglich verbessern sollte.

Dietrichs Vertrauen in Arnautis ist groß und berechtigt. Der Draht des Trainers zu den Spielerinnen ist sehr gut, wodurch sich die Mannschaft in Ruhe entwicklen kann. Das Ergebnis der Arbeit werden wir nach Saison-Ende im Juni bewerten dürfen. Voreilige Schlüsse über einen enttäuschten Start als Eintracht Frankfurt sollten nicht zu schnell getroffen werden. Im Gegenteil: Auch wenn die Ergebnisse noch nicht immer stimmen, ist ein klarer Weg zu erkennen.

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2 Kommentare

  1. Wenn wieder Fans ins Stadion dürfen, dann hoffe ich ja auf ein paar Tausend neue Fans, nachdem die Mädels nun Eintrachtlerinnen sind. Dann wird das mit der Heimschwäche auch wieder!

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  2. Viel bessere Defensive und Offensive gleich, trotzdem vier Punkte weniger? Das lässt Fragen zurück. Ähnlich wie bei den Männern wurden einfach zu viel Punkte liegen gelassen. Aber das wird und ansonsten halte ich es wie rob.

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