Ein absoluter Teamplayer: Mijat Gacinovic steht derzeit zwar im Schatten der Kollegen, von Frust oder Missgunst ist beim Serben aber keine Spur.

Bei der Eintracht läuft es derzeit einfach. Vorne knipst das „Trio infernale“ wie es will und hinten steht die Defensive um Kevin Trapp mittlerweile auch grundsolide. Das Team von Adi Hütter erarbeitet sich auch das nötige Spielglück und ist seit zehn Spielen ungeschlagen. Einer, der dabei etwas im Schatten steht, ist Mijat Gacinovic. Frust sucht man beim Serben aber dennoch vergebens.

Lob für die Kollegen – von Neid keine Spur

In den letzten drei Bundesligaspielen durfte Gacinovic gerade einmal 20 Minuten mitmachen, insgesamt kommt der 23-Jährige auf elf Einsätze, mit vier Ein- und vier Auswechslungen jeweils. Im Ligabetrieb zum Teilzeitarbeiter mutiert, ist er in der Europa League hingegen gesetzt. Alle Spiele auf europäischer Bühne bestritt Gacinovic von Beginn an. Ein Tor, zwei Vorlagen – keine schlechte Quote für einen Mittelfeldmann. Und doch steht der Nationalspieler ein wenig im Schatten seiner Kumpels. Seitdem Adi Hütter auf einen Dreiersturm setzt, ist kein Platz mehr für den quirligen Offensivspieler. „Wenn es so gut läuft, was soll ich da sagen? Die drei spielen wie Granaten. Weiter so! Es macht auch Spaß von der Bank zuzuschauen“, muss er zugeben und stellt keine öffentlichen Ansprüche. Kein noch so kleiner Hauch von Neid oder Missgunst. Und wer das Team in diesen Tagen beim Training beobachtet, sieht: Das sind keine Sprüche, sondern die Realität. Er gönnt seinen Freunden den Erfolg und arbeitet selbst fleißig daran, sich ebenfalls zu empfehlen: „Ich gebe alles, um bald wieder in der Starfelf zu stehen.“

Gacinovic kann und will auch Sechser

Und ganz auszuschließen ist ein gemeinsamer Auftritt mit dem Dreiergespann in der Offensiven auch nicht: „Es kann auch mit den dreien und mir funktionieren. Ich kann dahinter spielen, aber wir müssen aufpassen, dass wir dann nicht zu offensiv stehen“, sieht der Serbe sonst die Balance zwischen Offensive und Defensive in Gefahr. Um auf dem Platz stehen zu können, würde sich Gacinovic auch eine Reihe tiefer einordnen: „Ich mag es mehr offensiv, aber wir haben in der Zentrale derzeit nur Jonathan de Guzman und Gelson Fernandes. Wenn einer nicht kann, bin ich da.“ Er könne den Part eines Sechsers durchaus ausfüllen und das wisse der Trainer und wenn der das fordert, „will ich das spielen.“

Teamgeist als entscheidendster Faktor für den Erfolg

Insgesamt will die Mannschaft derzeit vor allem das: Spielen! Über drei Jahre schnürt Gacinovic schon die Fußballschuhe für die Hessen, eine solche Blütezeit hat er wahrlich noch nicht erlebt: „Momentan läuft alles bei uns. Wir spielen gut, wir machen viele Tore, spielen als Mannschaft gut zusammen. Es macht gerade Spaß bei der Eintracht zu spielen.“ Doch wo liegt denn das Erfolgsgeheimnis seines Teams? Ist es die bullige Offensive? Die unvergleichliche Büffelherde? Oder die gut geordnete Defensive um Makoto Hasebe und Schlussmann Kevin Trapp? „Der Teamgeist! Wir haben zwar auch individuelle Qualität, aber der Teamgeist ist an erster Stelle“, sieht Gacinovic vor allem im Zusammenhalt den entscheidenden Faktor. „Wir spielen sehr, sehr offensiv, sind sehr aggressiv, lassen nicht viel zu vor dem eigenen Tor“, sieht der Mittelfeldspieler die Unterschiede zur Vorsaison. „Die Gegner haben gegen uns nicht viele Möglichkeiten, weil wir offensiv spielen und nach vorne attackieren, um den Gegner weit von unserem Tor fern zu halten.“ Ein 1:0 wäre zwar auch mal in Ordnung, „aber wenn mehr geht, wollen wir das.“

In dieser Saison „ist alles möglich“ – Kein Nachlassen gegen Marseille

Dieses aktuelle Mehr sorgt dafür, dass die Frankfurter so gut wie schon lange nicht mehr da stehen. Nach zwölf Spieltagen hat das Team von Adi Hütter bereits 23 Punkte gesammelt, steht auf Tabellenplatz Drei. Und auf die Euphoriebremse tritt am Main niemand. Auch Gacinovic nicht: „Es ist zu früh darüber zu reden. Aber wenn wir so weiter spielen, ist alles möglich.“ Die breite Brust wächst von Spiel zu Spiel. „Wie kannst du in der Situation kein Selbstvertrauen haben? Wir haben es alle. Das müssen wir nutzen.“ Das soll auch am Donnerstag gegen Olympique Marseille der Fall sein, wo Gacinovic womöglich wieder von Anfang an ran darf. Für die Zwischenrunde der Europa League haben die Adlerträger sich zwar schon qualifiziert, „aber wir wollen jedes Spiel gewinnen.“ Und vor heimischer Kulisse sei es ohnehin nicht schwer, sich zu motivieren, ganz egal, wie müde man auch mal sei: „Wenn du siehst, was unsere Fans machen. Solche Spiele sind besonders.“ Entsprechend lautet die Ansage: „Wir wollen die drei Punkte. In unserem Stadion, vor unseren Fans.“ In Frankfurt strotzen auch die Teilzeitarbeiter nur so vor Selbstbewusstsein.

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8 Kommentare

  1. Wenn es in unseren Reihen einen Spieler mit absolutem Vorbildscharakter gibt, der seine eigenen Fehler reflektiert und der das Team zu 100% in den Vordergrund stellt, dann ist es Mijat. Was ein feiner Kerl. Alleine, dass er so gut deutsch spricht, zeigt doch, dass er sich versucht, bestmöglich zu identifizieren. Spieler wie ihn gibt es selten von der Mentalität her.

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  2. Gaci ist für mich längst ein „Eintrachtler“. Könnte mir gut vorstellen, dass er eine lange SGE-Karriere hinlegt. Er wird uns noch viel Freude bereiten, auch wenn sich das inzwischen wie eine nicht ernst gemeinte Floskel anhört. Auch auf die Gefahr hin, dass einige von euch schmunzeln werden, aber bei Mijat fehlt nur eine kleine Drehung an einer bestimmten Stellschraube, damit er sein riesiges Potential endlich voll ausschöpfen kann.
    Technik, Geschwindigkeit, Charakter, Aggressivität und Lernwilligkeit bringt er in hohen Dosen mit. Hektik und Ungeduld im Spiel leider auch. Irgendwann wird er aber aufwachen und verstanden haben, wie Ruhe am Ball geht und welche Möglichkeiten sich einem dabei eröffnen. Wäre schön, wenn dieses Erwachen bei uns passiert. Und dann Freunde, haben wir einen weiteren Spitzenspieler.

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  3. Ich bin auch Fan von ihm! Ich fände es toll, wenn er noch 10 Jahre bei uns ist, sollte er über diese Zeit seine Leistung zumindest als backup aber natürloch lieber als Stammkraft bringen. Schon alleine um die üblen Spielerberater und Vertragskonstrukte auszuhebeln. Wir wissen es zwar alle nicht genau, aber man kann wohl davon ausgehen, dass bei einem Verkauf von Gaci irgendwelche zweilichtigen Gesellen mitverdienen und die SGE davon gar nicht so viel hat. Also einfach noch 10 Jahre behalten! Hat schon mal jemand einen 10jahre-VErtrag bekommen?! 😀

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  4. Mijat Gacinovic ist ein verlässlicher Typ, den wir sowohl sportlich als mittlerweile auch als mannschaftsdienlichen Führungsspieler brauchen. Er soll mal noch viele Jahre bei uns bleiben.

    Seine Spielweise mag manchmal etwas aufgeregt wirken, aber da erinnert er mich eher im positiven Sinne an Rode. Er ist ein Pusher und will das Spiel antreiben. Als Backup für unsere 6er kann ich ihn mir auch sehr gut vorstellen, das bekommt er hin.

    Er macht mir auch Spaß, wenn Rebic interviewt wird und Gacinovic stets dabei ist und unaufgeregt und mit Freude als sympathischer Dolmetscher dient. Und in seinen eigenen Interviews kommt auch kein dummes Wort und er drängt sich nie unangenehm auf. Fast schon wie ein Gelson Fernandes 2.0 :-).

    Schön, dass wir in den kurzen 2 Jahren des Umbruchs dennoch schon wieder Typen in der Mannschaft haben.

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  5. Da geb ich Dir gerne recht, @sge1899….. vielleicht schaut Gaci sich ja mal ein paar Videos von Uwe Bein an.
    Denn die Veranlagung zu ähnlichem Spielstil ist ihm tatsächlich gegeben.
    Ein richtig besonnener Typ, unser Gaci, der einen erheblichen Anteil daran hat, daß die Mannschaft nicht abhebt und auf dem Boden der Tatsachen bleibt. Ich glaube es kommt so zu uns Fans rüber, daß alle genau wissen, wo sie herkommen. Wer mal ne Relegation mitgemacht hat, der weiß genau, wie nah der Abgrund sein kann. Umso besser ist es, mitanzusehen, wie sich der ganze Verein in den letzten 2/3 Jahren entwickelt hat, wie er sich quasi aus dem Sumpf gezogen hat.
    Ich glaube, wir werden noch sehr viel Freude an unserer SGE haben.

    Adlergruß

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  6. @4 Ein wunderbarer Satz ist dir da gelungen: „Er macht mir auch Spaß, wenn Rebic interviewt wird und Gacinovic stets dabei ist und unaufgeregt und mit Freude als sympathischer Dolmetscher dient.“ Dabei hätten sich zwei solche Burschen (ein Kroate, ein Serbe) vor nicht allzu langer Zeit die Augen ausgekratzt. Heute schießen sie die Tore im Pokalfinale und treten einträchtig vor die Kameras. Dass er das hingekriegt hat, ist ein bleibender Verdienst von Niko Kovac (!), Fredi Bobic und Eintracht Frankfurt, vor allem aber von den Akteuren selber, zu denen ja auch noch Jovic und Kostic gehören. – Vor 15 Jahren lag ich mal bei einem Krankenhausaufenthalt in einem Zimmer mit einem Patienten, der sich mir als ehemaliger Trainer der früheren jugoslawischen Rugby-Nationalmannschaft vorstellte und mir Fotos von internationalen Turnieren zeigte, an denen sie teilgenommen hatten. Mit Ausbruch des Balkankriegs war sein Job natürlich zu Ende, und er ging nach Deutschland, um mit Jugendlichen in sozialen Brennpunktgebieten zu arbeiten. Er sagte: „Meine Eltern, Vater Serbe, Mutter Kroatin, waren da schon tot und mussten das zum Glück nicht miterleben.“ Halt auch so ein Sportler. Hoffentlich lebt er noch und kann sich an der Eintracht erfreuen.

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  7. Er ist ja auch erst 23, da geht noch mehr. Wenn er noch etwas weniger hektisch bei den Abspielen ist…

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  8. Ich erkenne bei Mijat parallelen zu der Karriere von Meier. Oft zwischen Genie und Wahnsinn. Ein junger Kerl, der viele Befürworter hat, aber auch viele Kritiker. Ein junger Mann mit absolut vorbildlichen Charakter, dem die Mannschaft wichtig ist und nicht sein eigenes Ego. Solche Spieler haben potenzial Eintracht-Legenden zu werden! Wenn er so weiter macht und mit dem Alter vielleicht etwas mehr Gelassenheit (im Spiel) einkehrt, dann wird er irgendwann genauso abgefeiert wie unser AMFG! Ich persönlich hoffe das er noch ganz lange den Adler auf der Brust trägt!

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