FPS-Fantalk: „Wir brauchen unbedingt einen neuen Stürmer!“

Für die Zukunft von Sam Lammers in Frankfurt sieht FPS-Geschäftsführer Paul Taaffe schwarz. Er fordert die Verpflichtung eines neuen Angreifers in der Winterpause. Bei seinen Gesprächspartnern gehen die Meinungen hier auseinander. Neben dem Stürmerproblem unterhielten sich die drei auch über den Gruppensieg in der Europa League und haben einen Ausblick auf den Endspurt der Hinrunde gewagt. Was die Teilnehmer der Frankfurter Eintracht in den letzten drei Spielen zutraut, lest ihr in der neuesten Ausgabe des FPS-Fantalks.

Der FPS-Fantalk ab sofort auch auf YouTube

Der FPS-Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesliga-Wochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr auf SGE4EVER.de und im Laufe des Tages auch auf YouTube. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Online-Videokonferenz geführt werden, dabei.

An der heutigen Debatte nehmen FPS-Geschäftsführer Paul Taaffe, SGE4EVER.de-Redakteur Julian Jendrossek und Eintracht-Fan Alexander Margenfeld teil. Als Moderator kehrt SGE4EVER.de-Chefredakteur André Eichhorn zurück.

These 1: Gruppenerster und der direkte Einzug ins Achtelfinale! Ein klares Statement für Trainer Glasner.

Paul: „Oliver Glasner meinte vor ein paar Wochen, wir sollen bis Januar nicht zu viel erwarten, da sich seine Mannschaft noch einspielen muss. Für mich hat er deutlich früher die Kurve bekommen, was mich sehr freut. Die Verbindung zwischen ihm und der Mannschaft ist sehr eng, dazu das Achtelfinale – es spricht vieles für ihn. Wir sind auf einem guten Weg. Und wenn ich mal nach Mönchengladbach blicke, kann ich mich nicht erinnern, dass wir unter Adi Hütter 14 Gegentore in drei Spielen bekommen haben. Die Defensive war nie Adis Ding. (schmunzelt)“

Julian: „Hütter ist ja eher der Typ, der 5:4 gewinnen will und Glasner gewinnt lieber 1:0. Das merkt man jetzt deutlich. Wir hatten sehr viele enge Spiele und das zieht sich auch durch Glarners gesamte Karriere. Sein Fokus liegt auf der Defensive. Das merkt man jetzt auch bei uns. Wenn wir dann mal vielleicht einen Stürmer haben, der zuverlässig Tore schießt, können wir in der Tabelle auch wieder nach oben schauen.“

Alexander: „Anfangs war ich bei Glasner sehr skeptisch und ich dachte, das würde nicht passen. Inzwischen bin ich ziemlich entspannt und positiv überrascht. Dazu haben wir endlich wieder mehr Spielglück.“

Paul: „Ich muss euch beiden widersprechen. Das hat mit Glück nichts zu tun. Glasner hat nicht nur die Defensive, sondern die ganze Mannschaft stabilisiert. Wir haben gut gespielt. Ein Unentschieden hat uns in Istanbul gereicht, da hätte man nicht viel riskieren müssen und Antwerpen hat im Parallelspiel gegen Piräus gewonnen. Ich fand es souverän. Die Kommentare in den Fan-Foren waren teilweise zu negativ. Wir sind im Achtelfinale der Europa League! Hallo?!?! Wir haben die Kurve bekommen und die Bundesliga ist dieses Jahr so ausgeglichen. Jeder kann jeden schlagen.“

Alexander: „Aber gerade die letzten Partien, in der wir so oft in der Nachspielzeit getroffen haben. Die Mannschaft hat immer gekämpft, die Mentalität kann man nicht abstreiten – selbst in den Spielen gegen Bochum und Hertha. Glück muss man sich erzwingen und das hat die Mannschaft getan.“

Paul: „Gut, ich bin bei dir, aber es ist erstaunlich, dass wir das Fußballspielen vorübergehend verlernt haben. Es hat sehr viel mit Selbstbewusstsein zu tun. Ich habe am gestrigen Samstag bewusst Leipzig gegen Gladbach geguckt. Du hast gesehen, wie wenig Selbstvertrauen die Gladbacher hatten. Und dann kommt bei Leipzig der Tedesco als neuer Trainer und bekommt wahnsinnig schnell die Kurve hin, während es bei Hütter sehr schlecht aussieht. Es ist sehr faszinierend. In Frankfurt nehme ich eine sehr starke Vertrauensbeziehung zwischen Mannschaft und Trainer und zwischen Trainer und Vorstand wahr.“

Julian: „Glasner und Hütter sind zwei komplett unterschiedliche Trainer. Als Spieler musst du dich dann umstellen und es hat weniger mit Selbstbewusstsein zu tun. Gegen Fürth hat man es etwas gemerkt, aber das kam auch damit, weil die Ergebnisse nicht gestimmt haben. Der Auftritt als solcher ist jetzt ein ganz anderer als vor vier Wochen.“

Paul: „Aber meinst du nicht, dass das etwas mit Verunsicherung zu tun hat? Du brauchst gute Ergebnisse, um Selbstbewusstsein zu tanken.“

These 2: Erneut war offensichtlich, dass der Eintracht ein verlässlicher Stürmer fehlt. Das Projekt Sam Lammers ist fehlgeschlagen.

Julian: „Alle Beteiligten hätten sich einen anderen Sam Lammers gewünscht. Vor allem die Fans hätten sich einen besseren Silva-Ersatz erhofft, der zuverlässig knipst. Bei Lammers spürt man sehr deutlich seine Verunsicherung. Die Problematik ist folgende: Ich sehe noch nicht die Ansatzpunkte, um zu sagen, dass das noch etwas werden kann. Es fehlt die Zeit, da er nur ein Jahr ausgeliehen ist. Bei Ante Rebic, Sébastien Haller und André Silva wusstest du, dass alle drei noch ein zweites oder drittes Jahr in Frankfurt sein werden und deshalb hast du ihnen im ersten Jahr mehr Zeit geben können. Bei Lammers hast du aber nur dieses eine Jahr. Wie kann man ihn so einsetzen, dass er in der kurzen Zeit erfolgreich wird? Er ist ein großer Stürmertyp, der sich eigentlich im Strafraum gut durchsetzen kann. Aber das sehe ich bisher gar nicht. Der erste Ballkontakt geht in so vielen Fällen schief, sodass aus diesen Situationen nichts mehr entstehen kann. Ich sehe nicht, dass das mit ihm noch etwas werden wird.“

Alexander: „Das Hauptproblem ist die Zeit, wie Julian angesprochen hat. Lammers kann ein guter Stürmer sein. Es sind nur noch eine Woche bis zur Winterpause. Wir sollten aber nicht nochmal auf dem Transfermarkt nachlegen. Wir haben noch andere Optionen in der Offensive, Ragnar Ache zum Beispiel. Ich würde mich freuen, wenn er endlich mal von Beginn an spielen dürfte, denn er hat ein riesiges Potenzial. Das Projekt Lammers ist gescheitert.“

Paul: „Er tut mir fast leid. Er läuft rum wie ein Fremdorgan. Ich verstehe, dass er verunsichert ist und möchte nicht in seiner Haut stecken. Lammers ist die komplette Saison noch ausgeliehen. Es bringt aber nichts, ihn vorzeitig wieder abzugeben. Ihm fehlt die Dynamik und ich glaube nicht, dass er das lernen kann. Einen neuen Stürmer brauchen wir aber unbedingt! Ob das eine Leihe oder ein Kauf wird, kann ich nicht einschätzen. Ich bin gespannt, was Markus Krösche machen wird. Ache hat sich gesteigert und bekommt in den letzten Spielen regelmäßig Einsätze. Als Einwechselspieler macht er es nicht schlecht. Er ist bullig, läuft an und beschäftigt die müden Verteidiger vom Gegner. Technisch ist definitiv noch Steigerungspotenzial da. Ob er gut genug ist, um Stammspieler zu werden, bezweifle ich noch.“

Alexander: „Muss er ja auch nicht, aber man sollte ihm zumindest einmal die Chance geben. Viele sehen Gonçalo Paciência auch nicht als Stammspieler an, aber er hat es in den letzten Spielen sehr gut gemacht.“

Paul: „Das 2:3 in Hoffenheim war von ihm Weltklasse, wie er den Ball runternimmt und reinschießt. Aber von Anfang an ist er nicht so überzeugend. Ich bin ein Fan von Paciência, er reißt seine Mitspieler mit. Die Einwechseltaktik ist im Moment sehr gut. Glasner macht zur Zeit nicht viel falsch.“

These 3: Das Minimalziel aus den letzten drei Spielen vor der Winterpause sollten vier Punkte sein.

Alexander: „Stimme ich vollkommen zu. Leverkusen ist im Moment unheimlich stark, aber wir gewinnen 2:1.“

Paul: „Sehr gut!“

Alexander: „Immer positiv denken! Gut, in Leverkusen sind wir in den letzten Spielen immer untergegangen, aber zuhause haben wir immer gewonnen. Dazu haben wir gegen Leverkusen zuhause immer sehr starke Leistungen gezeigt. Gladbach ist eine Wundertüte, weil sie zwei Klatschen bekommen haben und Hütter wird seiner Mannschaft vor dem Spiel gegen uns nochmal deutlich die Leviten lesen. Hütter wird gegen seinen Ex-Klub motiviert sein. Da tippe ich auf ein Unentschieden. Und gegen Mainz zuhause kann alles passieren. Die spielen eine sehr gute Saison. Da habe ich noch keine Tendenz.“

Paul: „Unsere Formkurve steigt, aber auch Leverkusen und Mainz sind gut drauf. Gladbach ist nach den Klatschen gegen Freiburg und Leipzig desolat. Wenn wir von vorne rein pressen und die unter Druck setzen, haben wir gegen alle drei gute Chancen zu gewinnen. Ich weiß nicht, ob ich Makoto Hasebe oder Martin Hinteregger spielen lassen würde. „Hase“ hat viele Spiele in den Knochen und dann wird er anfälliger für Fehler, wie wir in Istanbul gesehen haben. Aber Fehler passieren und dafür ist sein Spielaufbau viel besser als der von „Hinti“.“

Julian: „Alexander hat es bereits gesagt, die Heimspiele gegen Leverkusen waren in letzter Zeit immer sehr gut. Für Hütter könnte es am Mittwoch ein Endpsiel werden. Mit Niko Kovac haben wir schon mal einen Ex-Trainer bei seinem neuen Verein „rausgeschmissen“. Vielleicht wird Hütter der nächste. (lacht) Normalerweise bin ich bei solchen Themen eher diplomatisch, aber in diesem Fall würde ich mich über einen Auswärtssieg in Gladbach sehr freuen. Gegen Mainz haben wir uns in den letzten Saisons immer schwer getan. Vier Punkte sind realistisch. Eintracht Frankfurt kann jedes Spiel gewinnen.“

Paul: „Ich glaube nicht, dass Max Eberl den Hütter vor der Winterpause entlässt, denn er hat sich mit Hütters Gehalt und der Ablösesumme sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Aber es war wirklich schrecklich, wie Gladbach in Leipzig aufgetreten ist. Leverkusen ist gut drauf, aber es wäre doch schön, wenn wir die Mainzer mal wieder punktlos nach Hause schicken würden. Sie haben es Bayern schwer gemacht. Wir werden drei Topspiele sehen, wenn wir die Leistung oben halten und bis zur Winterpause durchspielen.“

André: „Alexander, du hast gesagt, die Eintracht gewinnt 2:1 gegen Leverkusen?“

Alexander: „Ganz genau.“

André: „Julian und Paul, wie lautet euer Tipp?“

Julian: „Ich glaube an ein 1:1.“

Paul: „Ich kann nicht gegen die Eintracht tippen, daher sage ich 2:2. Das zweite Tor kommt von uns in der 97. Minute. Es soll ja spannend bleiben.“ (lacht)