In der ersten Hälfte vom Exklusiv-Interview mit Sportdirektor Timmo Hardung wurde einen genaueren Blick auf die Saison der U21 geworfen. Jetzt geht es thematisch zu den Herren! Die haben mit ihrer historischen Spielzeit dafür gesorgt, dass die Champions League-Teilnahme über die Liga möglich gemacht wurde. Dabei konnten sich junge Akteure in den Vordergrund spielen. Wie wirkt sich das auf die Transfers aus? All das, gibts im zweiten Teil des Interviews…
Kommen wir zum Profi-Fußball. Du bist Sportdirektor bei der Eintracht und die Frage, die uns in der Redaktion oft gestellt wird, ist: Wo unterscheidet sich deine Arbeit von der, von Markus Krösche? Kannst du uns da einen Einblick gewähren?
Markus Krösche ist als Sportvorstand hauptverantwortlich für die gesamte Abteilung Sport, welche die erste Mannschaft, das NLZ und die Frauen beinhaltet. Ich als Sportdirektor bin verantwortlich für die unter meiner Leitung arbeitenden Kolleginnen und Kollegen. Ich leite ein Team von über 70 Mitarbeitern und bin daraus resultierend der Ansprechpartner für sehr viele verschiedene Themen. Es gilt, optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, damit unsere Experten in den jeweiligen Abteilungen und Unterabteilungen ihre bestmögliche Leistung bringen können. Wir müssen im Gesamtteam erfolgreich sein. Der zweite Punkt ist die Planung unserer Ausrichtung in Bezug auf die Mitarbeiter. Markus Krösche arbeitet als Vorstandsmitglied hauptsächlich an strategischen, mittel- und langfristigen Themen. Da geht es selten um tagesaktuelle operative Dinge der ersten Mannschaft. Da geht es um infrastrukturelle Dinge, Investitionen oder auch Strategien in der Internationalisierung. Das sind alles Themen, die der Vorstand entscheiden muss, und den Weg unseres Vereins vorgibt. Es ist eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit klar verteilten Aufgabengebieten.
Du bist bei den Vertrags- und Transfergesprächen auch immer sehr involviert. Worauf legt ihr in diesem Sommer bei den Transfers Wert?
Wir legen den Fokus darauf, unseren Weg nicht zu verlassen. Wir werden auch in diesem Sommer keine verrückten Dinge machen, sondern nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne von Eintracht Frankfurt handeln.
Jetzt ist die Abgangsseite bei euch sehr spannend. Viele Gerüchte kursieren um einige Stars. Dabei haben viele Fans die Befürchtung, dass die Eintracht zu einem Durchlauferhitzer wird. Das ist auch ein kleiner Teil des Weges, den ihr eingeschlagen habt. Spieler kaufen, sie weiterentwickeln und teurer verkaufen. Bei einem Spieler, wie Hugo Ekitiké, ist das logisch. Bei einem Akteur wie Robin Koch käme ein Wechsel überraschend, da er eine Identifikationsfigur ist. Die Fans haben Angst, dass Identifikation schwer möglich sein wird. Was sagst du dazu?
Ich kann das durchaus verstehen. Das Wort Durchlauferhitzer höre ich jetzt tatsächlich seit 2021, also seitdem ich hier bin. Auch das haben wir bei der Eintracht nicht exklusiv. Das ist ein Teil des modernen Fußballs geworden. Ich kann total nachvollziehen, dass das nicht jedem gefällt. Wir versuchen, einen kreativen Weg zu gehen, Jungs von uns und der Eintracht zu überzeugen. Wir haben viele Argumente auf unserer Seite – unsere Ambitionen, unser Umfeld, die großartige Unterstützung der Fans. Auch, wenn es dann am Ende zeitlich befristet sein mag, will ich es schaffen, dass für die Zeit, für die die Jungs für Eintracht Frankfurt spielen, brennen, wenn sie unser Trikot tragen. Sie sollen mit voller Überzeugung für die Eintracht spielen. Ich glaube, das haben wir in den vergangenen Jahren sehr gut hergestellt. Ich verstehe den Ärger der Fans, wenn eine Identifikationsfigur den Klub verlässt. Allerdings geht er dann nicht, weil wir ihn weggescheucht haben. Und dann ist es ein Stück weit die Frage, wie sehr der Spieler dann noch eine Identifikationsfigur gewesen wäre, wenn man ihn gezwungen hätte, hier bleiben zu müssen. Andersrum ist es wiederum unser Job, jemanden zu suchen und zu finden, der auch in diese Rolle hineinwachsen kann. Das kann auch intern sein. Mit Spielern wie Chandler, Trapp, Tuta oder Knauff, die seit Jahren bei uns sind, kann man sich über einen längeren Zeitraum identifizieren.
Ihr habt mit dem skandinavischen Markt gute Erfahrungen gemacht. Jesper Lindström, Oscar Höjlund, Hugo Larsson, Rasmus Kristensen und jetzt kommt noch Love Arrhov dazu. Was macht den skandinavischen Markt für euch so interessant?
Das fußballerische Talent ist ein entscheidender Faktor. Dann natürlich auch der Charakter: Skandinavier sind in der Regel sehr gesellig und anpassungsfähig. Und für junge Skandinavier es ist auch ein sehr passender Entwicklungsschritt. Gerade, weil sie in ihren jeweiligen Ligen bereits früh Erfahrungen sammeln konnten. Wo wir wieder beim Thema sind, früh zum Seniorenfußball zu kommen. Das passt gut zu unserer Philosophie.
Wir hatten es eben mit der Identifikation. Tuta ist auch schon lange dabei, aber sein Vertrag läuft aus. Ihr seid auf Erlöse angewiesen. Wie sieht es da aus?
Wir sind in Gesprächen mit Tuta und seinem Berater. Er ist vor einigen Monaten erstmals Papa geworden, fühlt sich sehr wohl hier in Frankfurt. Und wir sind sehr froh, ihn bei uns zu haben. Er ist ein wichtiger Spieler, der auch in der vergangenen Saison sehr viel Spielzeit hatte. Wir möchten gerne weiter zusammenarbeiten und da liegt unser Fokus drauf.
Ihr bekommt mit Paxten Aaronson und Elias Baum zwei interessante Spieler zurück, die beide bei ihrer Leihe gut performt haben. Wie siehst du die beiden? Wie können sie euer Team nochmals bereichern?
Wir freuen uns sehr auf die beiden. Sie haben eine persönlich sehr gute Saison gespielt, Paxten sogar fast 18 Monate, da er davor ein halbes Jahr in Arnheim war. Sie sind nicht nur persönlich in der letzten Saison sehr gut in Erscheinung getreten, sondern auch mit ihren jeweiligen Teams, haben da sehr erfolgreichen Fußball gespielt. Beide haben es immer wieder aufs Scoreboard geschafft mit Vorlagen oder Toren, sind darüber hinaus in verschiedenen Spielphasen gewachsen, haben sich weiterentwickelt und verbessert. Auch charakterlich passen Paxten und Elias hervorragend zu uns.
Nächste Saison spielt ihr in der Champions League. Ist eure Erwartung weiterhin international zu spielen und in der Liga in die Top-6 zu kommen, oder wollt ihr den nächsten Schritt gehen und in die Top-4 vorstoßen?
Man muss schon festhalten: Alleine die Tatsache, dass wir uns erstmals in der Vereinsgeschichte über die Liga für die Champions League qualifiziert haben zeigt, wie herausragend und außergewöhnlich diese Leistung in der vergangenen Saison war. Mit den 60 Punkten haben wir sicher auch ein wenig überperformt. So ehrlich darf man sein. Wir werden auch in der nächsten Saison versuchen, das Bestmögliche herauszuholen. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, zu glauben, dass wir jetzt regelmäßig auf dieser Bühne mitspielen werden. Das ist auf keinen Fall automatisch gegeben und darf nicht als selbstverständlich angesehen werden. Wir wollen aber auch im nächsten Jahr ins internationale Geschäft kommen, das ist unser Ziel. Die Historie ist kein Indikator für die Zukunft, sondern eine Messlatte. Eine Verpflichtung, wieder alles zu geben, um erneut dahin zu kommen.
Ich würde gerne noch über ein junges Talent sprechen: Can Uzun. Er hatte zuletzt weniger gespielt und so einen Rückschlag erlitten. Was würdest du ihm raten, um besser in die nächste Saison zu kommen?
Am Ende muss er genau da weitermachen, wo er in der abgelaufenen Saison aufgehört hat. Can hat für sein junges Alter schon viel Spielzeit gesammelt. Natürlich hätte er sich mehr gewünscht und das ist auch verständlich. Er hat sich weiterentwickelt und den Schritt von der zweiten in die 1. Liga gemacht. Das ist alles andere als einfach. Auch nicht, wenn man so talentiert ist. Er hat sich in den vergangenen zwölf Monaten sehr ordentlich entwickelt. Das kommt mir dann in der externen Betrachtung von ihm auch ein bisschen zu kurz. Das schlägt sich eben nicht nur in Spielminuten, Toren oder Vorlagen wieder. Sondern in der Art und Weise, wie er als professioneller Fußballer, als Mensch auftritt – auch innerhalb unserer Mannschaft. Er wird mit der gleichen Intensität weitermachen und weiterarbeiten. Dann werden wir nächstes Jahr ganz viel Freude mit ihm haben.
Du hast jetzt noch Vertrag bis nächsten Sommer, da gibt es auch Gerüchte um Interessenten aus der zweiten Liga. Willst du damit aufräumen?
Ich werde weiter in Frankfurt bleiben. Ich fühle mich sehr wohl hier, auch in diesem Aufgabengebiet, in diesem Umfeld. Ich weiß um den Mut dieses Vereins, einem so jungen Mann damals den verantwortungsvollen Posten des Sportdirektors zu übergeben. Das weiß ich sehr zu schätzen, und ich freue mich darauf, die Zukunft der Eintracht mitgestalten zu können.
Zum Abschluss: Präsident Mathias Beck hat die Trikots für die neue Saison schon gesehen. Gefallen sie dir?
Ich habe sie auch schon gesehen, mir gefallen sie, aber ich bin kein Mode-Maßstab. Ich war beim Prozess dabei, halte mich bei dem Thema aber zurück. Wir haben ein gutes Fachpersonal, das dafür gesorgt hat, dass die Eintracht in der nächsten Saison mit sehr schönen Adidas-Trikots aufläuft.
7 Kommentare
Nur die SGE!! 💪🏻
Das dieser Niederländer Myron Boadu (Stürmer) vom VfL Bochum ausgeliehen der echt top zugeschlagen hat nicht beachtet/ erwähnt wird verstehe ich echt nicht.
Bellingham kommt wohl nicht an den Main.
Laut sport1.de hat "die Spielerseite" der Eintracht abgesagt.
Quelle:
https://www.sport1.de/news/transfermarkt/2025/05/erste-entscheidung-bei-bellingham
Ich glaube, Bellingham wäre finanziell schwer zu stemmen gewesen.
Aber die Transferperiode beginnt erst am 1.7.
Bis dahin werden noch viele Spieler diskutiert werden.
Jeder, der der Eintracht absagt, hat es auch nicht verdient, hier zu spielen.
Siehe Pascal Groß - der hätte gut zur Eintracht gepasst und was hat er in Dortmund gespielt?
Hat aber dafür ein dickes Gehalt kassiert. Solche Typen brauchen wir nicht.
Richtig gutes Interview - danke dafür!
Auch toll, welche Rolle ihr spielt: bei PKs dabei, Interviews mit solchen Personen... Schon krass
Naja am Anfang war der BVB halt ein zerstrittener Hühnerhaufen, da sagen alle schlecht aus. Niko Kovacs hat den Zusammenhalt wieder rein gebracht und denen die Saison gerettet. Pascal Groß hat insgesamt 15 Vorlagen und 1 Tor in 45 Spielen, das ist schon sehr gut für einen ZM. Aber klar, man braucht halt Spieler, die richtig Bock haben, die alles für den Verein geben und die Eintracht nicht als B-Lösung sehen. Ich hatte mich über den Versuch, Jobe zu holen, ein bisschen gewundert, aber das ist sicherlich auch lehrreich für Krösche & Co., was so ein Spieler eben an Gehalt verlangt. Fragen kostet ja nichts. Der hat sicherlich großes Potential, aber in der Preiskategorie gibt es auch andere große Talente, die bereits Führungsspieler sind. Ich hab mal kurz die Spielersuche bis 25 Mio. und bis 24 Jahre angeschmissen:
https://www.transfermarkt.de/detailsuche/spielerdetail/suche/55429458
Also wenn man mal alle ausschließt, die bereits in der Premier League oder bei einem Top-Club sind und deswegen vom Gehalt vermutlich unbezahlbar sind, bleiben da dennoch einige übrig, die z.B. Nationalspieler und möglicherweise finanzierbar sind.
Der Senegalese Habibi Diarra von Straßburg ist beispielsweise mit 21 Kapitän seiner Mannschaft. Mit französischsprachigen Spielern kommt Dino ja ohnehin klar. Der kostet "nur" 20 Mio., ist torgefährlich und hat sicherlich noch großes Potential.
Javi Guerra von Valencia ist 22 und noch spanischer U21-Nationalspieler, der ist auch ne ziemliche Kante und wird bereits auf 20 Mio. geschätzt.
Morten Frendrup ist mit 24 dänischer Nationalspieler und hat seinen Marktwert bei Genua durchgehend gesteigert, da kann er aber nicht international spielen. Der Marktwert wird auf 20 Mio. geschätzt.
Oder wie wär's mit einem "-ic"? Fredi Bobic hat ja mal scherzhaft gesagt, in jedem erfolgreichen Team, das Titel gewinnen will, gibt es auch mindestens einen "-ic". 😄😉 Also z.B. der kroatische Nationalspieler Luka Sucic, 22, 18 Mio., von Real Sociedad?
Du musst eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.