07.05.2011, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - 1. FC KölnEs war eine der schwärzesten Stunden in der jüngeren Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt. Der 1. FC Köln kam zu Gast ins Waldstadion an diesem warm-schwülen Samstag im Mai. Die Rückrunde der Hessen verlief katastrophal, Christoph Daum versuchte noch die letzten Kräfte zu mobilisieren, Heribert Bruchhagen saß auf der Tribüne und rauchte nervös eine Zigarette nach der anderen. Und dann kamen die Geißböcke, angetrieben durch einen 2:0 Derbysieg gegen Bayer 04 Leverkusen eine Woche zuvor, zum Abstiegsendspiel in den Stadtwald – und triumphierten hochverdient mit 2:0 in der Fremde. Obwohl man eine Woche später gegen Borussia Dortmund noch den Klassenerhalt hätte erreichen können, war der Gang in die 2. Bundesliga gefühlt in diesem Moment besiegelt. Die Gladbacher Borussia nämlich erzielte in den letzten 10 Minuten noch zwei Treffer gegen den SC Freiburg und rückte somit vor auf den rettenden Relegationsplatz 16.

07.05.2011, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - 1. FC KölnEuphorie am Niederrhein – Depressionen hingegen am Main. Einigen Fans der Adler brannten nun die letzten Sicherungen durch und so wurde der Platz gestürmt. Es ging so einiges kaputt – vor allem eine 600.000 Euro teure Kamera der ARD – in dieser „Rückrunde der Schande“, nachdem man einige Monate zuvor noch von der Europa League träumte. Sowohl in der Mannschaft, als auch in der Fangruppe und vor allem in der Gemeinschaft zwischen Anhängern und Team. Jeder sah das Unheil kommen – und keiner konnte es mehr stoppen. Daum versuchte in seiner kurzen Zeit bei den Frankfurtern alles, um den Gang in die 2. Bundesliga zu verhindern. Mit ungewöhnlichen Trainingsmethoden und taktischen Maßnahmen wollte der „große Zampano“ den Umschwung einleiten und den von Michael Skibbe tief in Dreck gefahrenen Karren herausziehen. Einer, der dem Coach dabei helfen sollte, hieß Julian Dudda. Der erst einen Monat zuvor 18 Jahre alt gewordene Innenverteidiger musste an diesem bitteren Nachmittag aber erkennen, wie weit auch er noch von der Bundesliga entfernt war. Zwar zeigte der gebürtige Bad Nauheimer einige vielversprechende Ansätze, jedoch fehlten zu diesem Zeitpunkt Mitspieler, die ihm die nötige Sicherheit geben konnten.

Zu diesem Zeitpunkt war die Hoffnung aber dennoch groß, dass ihm der Durchbruch bei der Eintracht gelingen könnte. „Aufbruch in der Endzeitstimmung“ titelte die Gießener Zeitung nur zwei Tage nach dieser bitteren Pleite. Und Dudda war, obwohl an diesem Wochenende alles schief lief, was nur irgendwie schief laufen konnte, euphorisiert: „Das Gefühl ist eigentlich unbeschreiblich. Das muss man erlebt haben“, sagte der Deutsche U-17 Meister von 2010 damals. Es sollte traurigerweise ein einmaliges Erlebnis bleiben für den Innenverteidiger – bislang kam zum Debüt kein weiterer Bundesligaeinsatz hinzu. Wie man heute weiß, stiegen die Hessen nur eine Woche später ab und wurden daraufhin unter der Ägide von Trainer Armin Veh und Sportdirektor Bruno Hübner ganz neu aufgebaut. Dudda spielte hierbei zu keinem Zeitpunkt eine Rolle. Es kamen zwar noch einige Einsätze in der U23 der Eintracht hinzu – allerdings konnte sich der Hesse weder bei den Profis, noch bei den Amateuren wirklich durchsetzen. So war nach der Saison 2012/13 folgerichtig Schluss am Main. Nachdem der inzwischen 21-Jährige in seiner Jugendlaufbahn in Wöllstadt, Echzell, Wölfersheim und beim FSV Frankfurt spielte, kam dann der große Schritt zur Eintracht. Nach sechs Jahren bei den Hessen verließ er erstmals seine Heimat und suchte sein Glück im hohen Norden bei der 2. Mannschaft des SV Werder Bremen. Auch dort kämpft er um Einsätze, konnte nach einer überstandenen Knie-OP in dieser Spielzeit erst sechsmal für die U23 auflaufen. Der Zug zu einer großen Karriere scheint jedenfalls abgefahren zu sein, jetzt muss sich der Bad Nauheimer erst einmal in der Regionalliga Nord durchbeißen. Julian Dudda – ein Beispiel dafür, wie abrupt ein Aufbruch wieder enden kann.

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1 Kommentar

  1. … und der Untergang begann im Hinspiel in Köln. Wir haben die in der 1. HZ an de Wand gespielt, alle Kölner um mich herum staunten. Bruchhagen saß ein paar Reihen weiter habe in der HZ gesagt, dass gibt nichts mehr bei den ausgelassen Chancen und er solle sich nicht auf die Rekonvaleszenten (Innenverteidiger) in der Rückrunde verlassen. Das Ergebnis ist bekannt, deshalb möchte ich mich diesmal nicht wieder darauf verlassen wollen, schon gar nicht unter dem Eindruck der jetzigen Euphorie. Nach dem Spiel damals (16. Spieltag) waren wir übrigens 8er mit 23 Punkten!

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