Marco Russ (li.) und Timothy Chandler (re.) haben den Durchbruch aus dem eigenen Nachwuchs vor vielen Jahren geschafft.

In der Bundesliga rückt die umfangreiche Ausbildung von eigenen Talenten immer weiter in den Fokus. Immer mehr Anreize werden den Vereinen geboten, auch in Zukunft auf die eigene Nachwuchsförderung zurückzugreifen und auch mit diesen Erfolg zu haben. Zuletzt wurde das spürbar, als der neue Verteilerschlüssel der Deutschen Fußball Liga (DFL) für den 4,64 Milliarden Euro schweren Ausschreibungsvertrag der nationalen Medienrechte vorgestellt wurde. Im Rahmen eines Vier-Säulen-Modells wird unter anderem die „Nachwuchsförderung“ belohnt, indem die Einsätze von U23-Spielern honoriert werden.

Die DFL geht aber selbstverständlich noch weiter und zwingt den Ligabetrieb mit dem sogenannten Paragraph 5b der Lizenzordnung Spieler (LOS) zu selbst ausgebildeten Spielern in den eigenen Reihen. So heißt es dort: „Es müssen mindestens acht lokal ausgebildete Spieler bei dem Klub als Lizenzspieler unter Vertrag stehen, wovon mindestens vier vom Klub ausgebildet sein müssen.“ Zuletzt umgingen einige Vereine diese Regel, indem sie Jugendspieler mit sogenannten Alibi-Verträgen als Bundesligaspieler führten. Im Mannschaftstraining oder gar im Kader zu Pflichtspielen fand man die Fußballer aber so gut wie nie.

Wie in den vergangenen Jahren haben wir  vor dem Saisonstart die 18 Erstligisten unter die Lupe genommen und deren Eigengewächse dokumentiert und aufgezeigt, wie viele Ligaspiele der Nachwuchs bisher in der Bundesliga bestritten hat.

Zuletzt wurde im Frankfurter Umfeld, besonders von kleingeistigen Anhängern, postuliert, dass die Klubführung einen Weg eingeschlagen habe, der sich von der Basis entfremdet habe. Zu viele ausländische Spieler ohne Bindung zum Verein seien im Kader. Dabei baut die Eintracht im Ligavergleich deutlich mehr auf den eigenen Nachwuchs, als so manch anderer. So führt lediglich Bayer Leverkusen einen Jugendspieler mehr im Profikader. Auch das Argument, die Jugendspieler würden nicht zum Zuge kommen, kann getrost als falsch beurteilt werden. Die neun Eigengewächse standen in 416 Ligaspielen auf dem Platz. Lediglich in Dortmund (763), auf Schalke (525) und in München (452) kann man mehr Einsätze verbuchen.

Das Schlusslicht bilden der Hamburger SV, Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig. Am Niederrhein befinden sich zwar nur drei Eigengewächse, diese kommen aber auf die stattliche Anzahl von 379 Einsätzen. In Hamburg kommen die fünf Talente auf einen mageren Einsatz, in Leipzig gibt es mit Federico Palacios nur einen Spieler mit zwei Pflichtspielen, der in diese Kategorie eingestuft wird.

VereinEigengewächseLigaspiele
Bayer Leverkusen10131
Borussia Dortmund9699
Schalke 049523
Eintracht Frankfurt9416
VfL Wolfsburg9261
Bayern München8452
TSG Hoffenheim8135
Werder Bremen7210
Hannover 96716
1. FC Köln6199
FSV Mainz 056160
Hertha BSC627
FC Augsburg619
VfB Stuttgart5261
SC Freiburg5198
Hamburger SV51
Borussia Mönchengladbach3379
RB Leipzig12
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23 Kommentare

  1. Lieber Julian, danke für die Statistik. Nur zum Verständnis: bei den Eigengewächsen zählst du auch die Spieler, die zwischendurch woanders gespielt haben (Russ, Chandler), oder?

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  2. Wäre cool gewesen bei Frankfurt mal aufzuführen, wer die 9 Kollegen mit jeweils wie vielen Spielen sind…

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  3. @1

    Ja genau, in dieser Statistik ist es unerheblich, ob ein Spieler zwischendurch bei einem anderen Klub gespielt hat.

    @2

    Das stimmt, ich werde diese Daten nachreichen. Für Eintracht Frankfurt sind es folgende Spieler –>

    Russ (256), Chandler (73), Stendera (64), Barkok (18), Zimmermann (5) und Bätge, Knothe, Mbhouhom, Dadashov ohne Pflichtspiel.

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  4. Sehr schöner Artikel und interessante Statistik; vielen Dank, davon hört man sonst wenig.

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  5. @4

    Indem sie – wie im oberen Teil des Artikels beschrieben – Jugendspielern einen Profivertrag geben, diese aber de facto nie bei der A-Mannschaft trainieren oder dabei sind. So spielen in deren U19 mit Marc Dauter, Dominic Minz, Kilian Senkbeil und Mert Yilmaz mit einem Profivertrag.

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  6. Erstmalig beschwere ich mich über einen Artikel hier. Von KLEINGEISTIGEN Anhängern zu sprechen in diesem Zusammenhang ist nicht in Ordnung. Im Zusammenhang mit dieses Pyroidioten kann ich das verstehen. Natürlich kann man jeden Kader schön reden und jede Statistik. Die erste Elf zählt und da spielt man mehr oder weniger mit 11 Ausländern. So ist das eben heute und habe da im Prinzip auch nichts gegen, aber verstehe auch die, die von Entfremdung reden und das hat nichts mit Auskänderfeindlichkeit zu tun. Man muss dies aber auch im Zusammenhang mit anderen Dingen sehen. Eventpublikum, Vermarktung, Preise etc. Früher war der Fußball mal ein Sammelbecken insbesondere der aktiven Fußballer für Kleingeistige wie mich und finanziell nicht so gesegnete Jugendliche, die für Ihre Idole alles tun, heute bestimmt ja die Farbe bzw. Marke der Schuhe die Aufstellung eines Spielers.

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  7. Was ich teilweise unter Facebook Beiträgen lese… Doch, der Begriff „kleingeistig“ ist in diesem Zusammenhang mehr als angebracht. Erst gestern wieder mit einem älteren Patienten darüber diskutiert. Er wollte mir klar machen dass wir viel zu viele Ausländer haben und sich der Großteil der Eintracht Fans nicht mehr mit dem Verein identifizieren würden. Tut mir leid, aber das ist kleingeistig und nicht sehr weit gedacht.

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  8. Hallo Grantler,

    es tut mir Leid, dass du meine Formulierung als Angriff gesehen hast. So wie du den Begriff definierst, habe ich es definitiv nicht gemeint. Ich sprach lediglich in diesem Kontext von Bevölkerungsgruppen, die ein generelles Problem mit Ausländern haben und dies dann speziell auch auf die Eintracht projizieren. Gerade auf unserer Facebook-Plattform mussten wir da in den letzten Wochen und Monaten sehr häufig einschreiten.

    Was ich generell aber finde: Es sollte doch völlig egal sein, ob ein Spieler aus Dreieich, Groß-Gerau, Stuttgart, Kiel oder Äquatorialguinea kommt. Was zählt, ist der Adler auf der Brust. Und den kann jemand aus entferntesten Ländern genauso mit Stolz tragen, wie jemand der aus Sachsenhausen stammt. Bitte entschuldige also diese Formulierung.

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  9. Danke für die interessante Übersicht. Noch eine Frage zum Verständnis: Ein „Eigengewächs“ ist jeder Spieler, der mal in der Jugend gespielt hat – auch wenn man ihn beispielsweise erst in der U19 zum Verein holt – evtl. sogar gegen Bezahlung oder mit einem Vorvertrag für die Profis? Die Quote der Spieler, die die eigene Vereinsjugend wirklich von der F-Jugend bis zur 1. Mannschaft durchläuft dürfte doch äußerst gering sein vermute ich.

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  10. @11

    Das stimmt in der Tat. Ich bringe hier einmal den dazugehörigen Passus der DFL –>

    Unterschied: Vom Verein und vom Verband ausgebildete Spieler: „Ein vom Klub ausgebildeter Spieler ist ein Spieler, der in drei Spielzeiten/Jahren im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für den Klub spielberechtigt war. Ein vom Verband ausgebildeter Spieler ist ein Spieler, der in drei Spielzeiten/Jahren im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für einen Klub im Bereich des DFB spielberechtigt war.“

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  11. @ Julian
    Persönlich habe ich mich nicht angegriffen gefühlt, und bitte, bitte denkt nicht ich wäre ausländerfeindlich. Auch in der heutigen schwierigen Zeit mische ich mich in Stammtischgespräche ein, wenn es rassistisch wird. Kurzum Kleingeistige im Zusammenhang mit Rassismus und Ausländerfeindlichkeit kann ich unterschreiben, aber nicht wenn die, die sich bei den Top-15 in der Mannschaft eine andere Mischung wünschen mit in den Topf geschmissen werden. Und so hatte ich es, vermutlich falsch, verstanden. Und mittlerweile ist ja auch klar, dass auch die Verantwortlichen mal wieder dahin kommen wollen. 1. Schritt war mit den vielen Leihspielern, 2. Schritt Festangestellte mit Wertentwicklung. 3. Schritt Kader nur punktuell verstärken, also nicht mehr ein Kommen und gehen von 8 bis 16 Spielern. 4. Deutsche Talente einzubauen bzw. auch mal einen ausgelernten Spieler, egal ob Schmidts oder Koslowski! Es bleibt spannend!

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  12. @9 meschen deren meinung dir nicht passt als „patienten“ zu bezeichnen wirft die frage auf welches geistes kind du denn bist….

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  13. @16: Naja, da gäbe es auch noch andere Gründe. Z.B. könnte derRaphael auch Arzt sein oder Krankenpfleger, Physiotherapeut, Logopäde, Diatassitent… oder im Wartezimmer mit einem anderen Patienten diskutiert haben… das fände ich irgendwie naheliegender.

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  14. @16. Ich unterstelle mal er arbeitet in einem Krankenhaus.

    Was mich an der Tabelle am meisten überrascht ist übrigens die Fohlenelf!

    Auf jeden Fall kann ich bei den Fans der anderen, die mich aufgrund unserer Nationalität anmachen, bei den meisten Fragen „wie viel Eigengewächse habt ihr denn“? Dann ist erst mal Ruhe.

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  15. Vielleicht muss man dieses komplexe und in einiger Hinsicht politisch heikle Thema auch einmal in der Gesamtschau betrachten. Wir brüsten uns nämlich hier auf einem ziemlich niedrigen Level – wobei das im international-europäischen Kontext nicht anders aussieht.
    Die derzeit unter Vertrag stehenden „Eigengewächse“ wurden also in insgesamt 416 Pflichtspielen aufgestellt und eingesetzt. Die Einsatzminuten spielen also keine Rolle. Auch nicht die Herkunft der Spieler, die während dieser 416 Spiele mit auf dem Feld standen und wieviele davon in halbwegs flüssigem Deutsch hätten berichten können wie das jeweilige Spiel im Allgemeinen und Speziellen für sie gelaufen ist und inwiefern es etwas Besonderes ist, den Adler auf der Brust zu tragen. Letztlich hat es allenfalls noch statistische Relevanz und ist ansonsten History.
    Interessant ist vielmehr wie die insg. 11(!) aktuell im Profikader geführten „Eigengewächse“, bei weitem übrigens nicht alle ‚Hessebube‘, zum Zuge kommen. Besteht für Noel Knothe bei der voraussichtlichen Besetzung im IV-Bereich überhaupt eine Aussicht schon diese Saison an die BL herangeführt zu werden? Nelson gehörte in den USA nicht zum TL-Kader, heißt das für ihn noch eine Saison auf Pflichtspieleinsätze zu warten? Wird Dadashov sein Debut feiern bevor AMFG wieder fit ist – oder sind die 6 Jugendspieler allesamt eher Leihkandidaten auf Abruf?
    Tatsache ist, aktuell ist Timmy der einzige vollfitte, waschechte Frankfurter mit (einem) deutschen Pass sowie Eigengewächs-Prädikat. Wenn der mal nicht in ganz viel Watte gepackt werden muss…

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  16. @Julian
    Danke für die Erklärung. War mir nicht so klar, weil bei uns ja auch ein Knothe, Dadashov, Mandela, Bätge mitgezählt wurden, die wenn die Saison normal läuft, bei der Breite unseres Kaders, auch die meiste Zeit nur U19 spielen werden und wenn überhaupt ab und zu auf der Bank oder mit Glück Kurzzeiteinsätze bekommen werden. Im Pokalspiel waren sie ja auch nicht dabei trotz einiger Verletzter bzw. noch ohne die Neuzugänge dieser Woche.
    So wie ich es jetzt nach deiner Erläuterung verstehe, wird wegen dem Training mit der A Mannschaft der Unterschied gemacht.

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  17. @21

    Ja. die Abgrenzungen sind da natürlich fließend und nicht wirklich greifbar. Hat ein Zorba bei der SGE nur deswegen einen Vertrag bekommen, damit er die Quote erfüllt, oder hat man tatsächlich mehr gesehen?

    In jedem Fall sind aber Spieler wie Knothe, Dadashov oder Mandela Spieler, die längerfristige Verträge bekommen. Die aus Leipzig haben jeweils nur Jahresverträge.

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