Große Erleichterung bei der Eintracht nach dem späten Ausgleichstreffer. Trotz schlechtem Spiel konnte man so zumindest einen Punkt aus Nürnberg mitnehmen. (Bild: imago/Jan Huebner)

Nach einer erneut magischen Europa-League-Nacht am Donnerstag ging es für die Eintracht am Sonntag zu ungewohnt früher Zeit (13.30 Uhr) zurück in den grauen Bundesliga-Alltag. Mit dem angeschlagenen Aufsteiger aus Nürnberg wartete zudem eine undankbare Aufgabe auf die Hessen. Der aktuelle Trend und die letzten Ergebnisse sprachen eine eindeutige Sprache: Die SGE ging als klarer Favorit in die Partie und hätte mit einem Sieg sogar Anschluss an die Champions-League-Plätze der Tabelle bekommen können. Am Ende konnte man froh sein, dass man mit einem Last-Minute-Treffer von Sebastien Haller zumindest noch ein Remis erzielen konnte und so zumindest ungeschlagen geblieben ist. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Wie viel Rotation ist nötig? Ein schmaler Grat

Eintracht-Trainer Adi Hütter wusste mit der Aufstellung durchaus zu überraschen. Im Vergleich zur Partie am späten Donnerstagabend gegen Apollon Limassol rotierten einzig Kevin Trapp und Luka Jovic in die Startformation. Sowohl David Abraham, als auch Danny da Costa, die beide noch am Donnerstag angeschlagen ausgewechselt werden mussten, meldeten sich fit und spielten von Beginn an. Insbesondere bei dem Dauerbrenner da Costa hätte man wohl ein Pausieren erwartet. Adi Hütter berichtete kurz vor der Partie auf die wenige Rotation angesprochen, dass er mit seinen Spielern gesprochen habe und ihnen Glauben schenkt, wenn sie ihm sagen, dass sie bei 100 Prozent Fitness sind. Nach der Partie wählte Abwehrchef Makoto Hasebe in diesem Kontext kritischere Worte und hätte sich gewünscht, dass die Spieler, die sowohl geistig, als auch körperlich nicht komplett auf der Höhe waren, dies auch offen kommuniziert hätten. Hütter wird seine Lehren daraus gezogen haben, denn das Spiel offenbarte durchaus, dass der ein oder andere das späte Spiel von Donnerstag noch in den Köpfen und Knochen hatte.

Ohne Haller fehlte der „Spielmacher“

Die Eintracht präsentierte sich nicht wach genug und kam von Anfang an nicht richtig in die Zweikämpfe. Die Nürnberger hingegen waren hervorragend auf die SGE eingestellt und schafften es durch leidenschaftlichen Einsatz immer wieder den ballführenden Eintracht-Spieler zu doppeln. Dies war besonders auf den sonst so gefährlichen Außenbahnen der Hessen sehr auffällig. Während Filip Kostic sich trotzdem immer wieder durchzusetzen wusste, gelang da Costa doch lange Zeit nicht allzu viel in der Offensive und er wirkte auch in der Defensive zeitweise etwas unkonzentriert. Dies führte dazu, dass das gesamte Spiel der Hessen auf die linke Seite fokussiert war und zudem auch in der Mitte durch die engen Ketten der Nürnberger kaum Räume waren. Der 1.FC Nürnberg hatte so im Prinzip leichtes Spiel: Die Außenspieler möglichst doppeln, in der Mitte keine Räume zulassen und den Mittelfeldspielern auf den Füßen stehen und so ausnutzen, dass mit Sebastien Haller der vermeintliche „Spielmacher“ der Frankfurter eine Pause erhalten hatte. Dass die Eintracht mit Ante Rebic, Jovic und Haller drei absolute Top-Stürmer in ihren Reihen hat, wurde in den letzten Wochen ausreichend diskutiert, jedoch machte dieses Spiel eines offensichtlich: Für das Spiel der Eintracht ist Haller im Moment der wichtigste der drei Angreifer. Durch sein Fehlen gab es keine Möglichkeit den Ball weit und hoch nach vorne zu spielen, es fehlte schlichtweg der Abnehmer, der den Ball dann wie der Franzose geschickt abschirmen und klug weiterverteilen kann. Die Kombination Rebic und Jovic ist auf dem Papier sicher keine schlechte Variante, in der Praxis hat sie zumindest gegen Nürnberg nicht funktioniert. Rebic bemühte sich, rannte sich allerdings immer wieder fest. Jovic wirkte gerade im Bezug auf die Defensivarbeit etwas lustlos und wurde auch kaum in Szene gesetzt. Und so zog sich dies nahezu durch die ganze Mannschaft. Auch Mijat Gacinovic, ein Spieler, der von seiner Geschwindigkeit und Lauffreude lebt, warf zwar alles hinein, doch gelingen sollte ihm nichts. Der Serbe, der in den letzten Spielen einer der entscheidenden Faktoren im erfolgreichen Pressing war, hat dem vielen läuferischen Aufwand der letzten Wochen Tribut zollen müssen.

Ein Spiel, aus dem man viel lernen kann

Wäre alles anders gelaufen, wenn Hütter anders aufgestellt hätte und mehr frische Spieler in die Mannschaft rotiert hätte? Womöglich! Es könnte aber auch sein, dass dieses Spiel einfach eines dieser Spiele war, die es nun einmal gibt und immer wieder geben wird, denn die SGE ist keine Spitzenmannschaft. Kurze Regenerationszeit vor der Partie, ungewohnte Anstoßzeit, ein vermeintlich schlechter Gegner und ein im Vergleich zur rauschenden Europapokal-Nacht triste Kulisse, die vielleicht dafür gesorgt haben, dass der Mannschaft ein paar Prozentpunkte gefehlt haben – sowohl im Kopf, als auch in den Beinen. Zudem traf man auf eine top eingestellte Mannschaft, die leidenschaftlich kämpfte und so wenig Räume eröffnete. Das positive an diesem Spiel ist, dass man mit der Einwechslung von Haller noch einmal einen Spieler einwechseln konnte, der die Mannschaft auch mental in der Schlussphase mitreißen konnte und so am Ende noch der Ausgleich erzielt werden konnte. Trotz eines vergleichsweise schlechten Spiels konnte man so einen Punkt aus Nürnberg entführen und einige wichtige Lehren aus der Partie ziehen. Die Mannschaft hat gesehen, dass sie nie und gegen keinen Gegner auch nur einen Prozentpunkt nachlassen darf, denn das wird sofort bestraft. Hütter wird zukünftig in Englischen Wochen zweimal hinsehen und abwägen, wer wirklich frisch genug für die anstehende Aufgabe ist. Aus dieser Perspektive war es vielleicht sogar gut, dass die Siegesserie gerissen ist und man trotzdem nicht mit leeren Händen dasteht. Nachdem was die Mannschaft in den letzten Wochen geleistet hat, ist ein solches Spiel auch mal in Ordnung. Auch dies wird für die Weiterentwicklung der Hessen ein weiterer wichtiger Baustein sein und man wird in der kommenden Woche gegen den VfB Stuttgart gewiss wieder ein anderes Gesicht der Eintracht zu sehen bekommen.

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11 Kommentare

  1. Wie schon richtig festgestellt wurde, läuft ohne Haller anscheinend nicht viel. Quasi sind wir ziemlich abhängig von ihm… Wenn dazu noch Gacinovic keinen guten Tag hat wie gestern-läuft nix. Wenn Haller länger ausfällt wäre das mom. ein halber Genickbruch für unser Spiel…. Er lässt sich gut fallen-macht den Ball fest und verteilt ihn wieder und läuft wieder super in Position.
    Hütter braucht noch ein Plan B-vielleicht auch wieder mit Fabian oder Müller etc. Patentlösung habe ich auch (noch) keine . Vielleicht kann man auch die Lösung mit de Guzman oder Stendera in der Position direkt hinter Rebic und Jovic weiter ausbauen. Stendera hat so etwas ja auch schon früher mal gespielt. Wurde ja auch ansatzweise schon versucht., war bis jetzt aber noch nicht so mega erfolgreich.
    Ich hoffe Adi lässt sich was einfallen….

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  2. euroadler
    für Haller gibt es keinen Ersatz. Maximal ein Ersatzsystem.
    Gelingt es uns, DEN technisch versierten, flinken 10er zu finden, dürfte das Tandem Rebic/ Jovic auch davon profitieren. Status quo ist aber: mit Haller super, ohne ihn Mangelverwaltung.

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  3. Auswärtsspiel bei einem Aufsteiger nach einem Donnerstagsspiel, bissiger Gegner, bescheidenes Wetter und eine Anstosszeit, bei dir keiner Bock auf Fussball hat. Dazu 5 Siege in Folge, die zum Einen das Selbstbewusstsein fördern, zum Anderen aber auch Überheblichkeit zulässt. Alles zusammen reicht, dass einzelne Spieler nicht 100% geben und so ein Spiel dabei herauskommt.

    Was man aber lobend erwähnen sollte, war der Ruck, der nach dem Rückstand durch die Mannschaft ging. Oftmals geht so ein Spiel verloren, aber so haben wir zumindest noch einen Punkt gewonnen. Ich hatte auf den Ausgleich gehofft, ihn aber nicht mehr erwartet.

    Ob eine grössere Rotation zu einem besseren Resultat geführt hätte, ist hinterher immer leicht zu diskutieren. Uns fehlen durch Verletzungen teilweise die Alternativen (z. Bsp. Palacios als ein weiterer Stossstürmer, Chandler auf der RV Position, Torro als Mittelfeldabräumer). Zudem sind manche unserer Ersatzspieler (z. Bsp. Allan, Willems) anscheinend nicht so leistungsfähig wie die Stammspieler (Gacinovic, Kostic). Kurzum: solche Spiele wird es immer geben, aber die Reaktion in den letzten 10 Minuten und die Fähigkeit und Effektivität, den Ausgleich zu machen, zeugt schon von einer höheren Qualität, die die Mannschaft jetzt hat

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  4. Na super…
    Aufgrund der Personen, die ihre Aggressionen nicht im Griff hatten, dürfen jetzt nur 5 800 Eintracht Fans in Rom ins Stadion. 🙁

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  5. @5
    Eine bessere und treffendere Zusammenfassung habe ich seit Freitag hier nicht gelesen. Respekt!
    Ich sehe das nämlich ganz genau so. Auch andere Teams nahmen sich am Wochenende ihre „Schwachphase“
    3 Siege in der EL / 3 Punkte hinter Tabellenplatz drei ist für mich ein absolutes Topergebnis mit dem die
    wenigsten hier vor einigen Wochen gerechnet hätten. Vor einem Jahr noch hätten wir diesen Punkt nie und
    nimmer geholt. Ich bin happy zur Zeit ohne Ende. Danke SGE

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  6. @7: Vor wenigen Wochen sahen uns einige im Abstiegskampf und waren für den Rauswurf von Hütter. Du hast recht , es ist ein Topergebnis

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  7. @5 du sprichst mir sowas von aus dem Herzen.
    Natürlich habe ich mich während des Spiels auch aufgeregt, aber erstens haben es die Nürberger echt gut gemacht und zweitens werden wir nicht alle Spiele 4:1 oder 7:1 gewinnen können.

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  8. Ich wundere mich wirklich warum es für Hütter nicht vorauszusehen war, dass ohne Haller die Struktur im Sturm fehlt. Ich hoffe, dass man sich Jemanden mit einem Ähnlichen Spielstil heranzüchten kann (ich hoffe da ja auf Pacencia)

    Gacinovic bitte verkaufen oder umschulen. Gefühlt unzählig viele Fehlpässe, er hat uns die letzten Spielzüge im Sturm deutlich erschwert. Er ist auf dieser Position, wo eine Passsicherheit die einzige Existenzberechtigung ist, nicht tragbar.

    Davon abgesehen habe ich nichts gesehen, dass nachhaltig schaden, bzw. nicht durch Analyse und Erkenntnis behoben werden könnte.

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  9. Ich bin mir sicher, dass Hütter das mit Haller bewusst ist . Bei Gacinovic sehe ich es anders. Ja , er hat Licht und Schatten in seinem Spiel und er späollte manchmal ruhiger sein . Er ist dennoch zurecht auf dem Platz

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