Ist seine Zeit in Frankfurt bald schon abgelaufen?
Ist seine Zeit in Frankfurt bald schon abgelaufen?

Schon in der Hinrunde zeigte sich, dass die Träume und Hoffnungen, die mit der Rückkehr Armin Vehs als Trainer in Frankfurt verbunden waren, nicht mit der Realität vereinbar sind. Nur drei Siege konnten in den ersten 17 Spielen eingefahren werden, es setzte mehrfach deftige Niederlagen, für die nicht selten der Trainer verantwortlich gemacht wurde. Darüber konnte auch ein hart erkämpftes 0:0 gegen die Bayern nicht hinwegtäuschen. Die erste große Ernüchterung kehrte spätestens mit der 0:2-Niederlage in Ingolstadt ein. Und als nach zehn sieglosen Spielen in Folge dann auch noch zu Hause gegen Darmstadt keine Punkte eingefahren werden konnten, wurden seitens der Anhänger die Stimmen nach einem Rauswurf Vehs immer lauter. Der Coach musste sich rechtfertigen. Seinen Kritikern und jenen, die vielleicht hofften, dass er wie in der vergangenen Saison in Stuttgart zurücktritt, entgegnete er nach der Partie gegen die Lilien aber entschlossen: „Wenn Sie danach fragen, welche Konsequenzen ich ziehe, dann ist es die Konsequenz, dass ich weiter mache.“

Doch bei den Fans hat er seinen Vertrauensvorschuss, der nach seinem überraschenden Wechsel zum VfB Stuttgart ohnehin nicht besonders groß war, längst verspielt. Für viele ist er der Hauptschuldige für die sportlichen Misere. Es wird ihm fehlende taktische Agilität und Konzeptlosigkeit vorgeworfen. So etwas könne man mit nur vier Punkten aus vier Spielen, in denen man neun Gegentore kassierte und nun nur noch einen Punkt vom Relegationsplatz entfernt ist, nicht gebrauchen.

Während im ersten Teil unserer Trainerdiskussion die guten Gründen für einen Verbleib Armin Vehs als Chefcoach aufgeführt wurden, schauen wir nun, was alles gegen ihn spricht, und warum ein Trainerwechsel notwendig wäre.

1. Die individuellen Stärken der Spieler sind in der Summe höher als die Stärke der Mannschaft
Vergleicht man den heutige Eintracht-Kader mit ehemaligen Mannschaften, dann wird ersichtlich, dass die Einzelspieler eine höhere Qualität und ein größeres Potenzial haben, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Im Vergleich zu letzter Saison wurde lediglich mit dem Verkauf von Inui eine Lücke aufgerissen, die nicht zufriedenstellend geschlossen werden konnte. Lukas Hradecky konnte den Abgang von Trapp schnell vergessen machen und mit Abraham, Reinartz, Castaignos und Gacinovic wurde bereits im Sommer für einen Qualitätszuwachs gesorgt, der mit den Winterneuzugängen Huszti, Fabián und Regäsel noch gestiegen sein dürfte. Dieses Mehr an Qualität spiegelt sich jedoch nicht in der Leistung der Mannschaft als Ganzes wider. Auch wenn Formkrisen oder Verletzungen zum Alltag gehören und nicht zwingend dem Trainer zugeschrieben werden können: Wenn so viele Spieler, wie derzeit bei der SGE, über einen langen Zeitraum klar unter ihrem Leistungspotenzial bleiben, trägt der Trainer daran eine Mitschuld.

2. Das System ist instabil
Veh hat es über die gesamte Saison nicht geschafft, für ein stabiles System zu sorgen. Egal, ob im 4-4-2 oder im derzeit favorisierten 4-2-3-1: Die Mannschaft ist, sobald der Gegner das Spiel schnell macht, heillos überfordert und gerät in Tornähe regelmäßig ins Schwimmen. Ein Trainer muss zumindest Ideen haben, wie dem beizukommen ist. Trotz schwacher Leistungen wird aber an System und Aufstellung festgehalten und es ist nicht erkennbar, wie der Trainer die Probleme, die sich fast wöchentlich aufdrängen, lösen will.

3. Die Mannschaftsteile harmonisieren nicht miteinander
Einer der auffälligsten Punkte, der gegen Veh spricht, ist die Tatsache, dass die Mannschaftsteile nicht miteinander harmonisieren. Wenn das offensive Mittelfeld vorrückt und presst, zieht das defensive Mittelfeld nicht mit und es entstehen Lücken, die dem Gegner schnelle Gegenstöße ermöglichen. Werden die Außenspieler überlaufen und ein Innenverteidiger rückt raus, dann geht damit die komplette Ordnung vor dem Strafraum verloren – die Spieler wissen schlicht nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn sich die Grundordnung verändert. Bei eigenem Ballbesitz sieht das nicht viel besser aus. Es bewegen sich stets nur die Spieler, die als nächste Anspielstation dienen könnten. Die anderen joggen gemütlich über den Platz und schauen zu, was passiert. Weder bringen sie sich als spätere Anspielstation in Stellung, noch schließen sie Lücken, um bei Ballverlust schnelle Konter unterbinden zu können. Die Spielzüge scheinen sich auf das Training im Kleinfeld zu begrenzen, wo die Spieler nur wenige Meter voneinander entfernt stehen. Einstudierte Kombinationen, die bei den Verteidigern anfangen und in einem flüssigen Verlauf zu einem Abschluss führen, sieht man praktisch nie. In der heutigen Zeit sollte all das jedoch zum Grundrepertoire gehören und ein Trainer dies dem Team im taktischen Bereich vermitteln können.

4. Die Aufstellung und die Auswechslungen sind verbesserungswürdig
Dieser Punkt wurde weiter oben schon angeschnitten, soll hier aber näher betrachtet werden. Auf der linken offensiven Position wurden lange Zeit wahllos sämtliche Optionen ausprobiert. Ob Inui, Kadlec, Stendera, Reinartz, Seferovic, Gerezgiher, Oczipka, Waldschmidt, Gacinovic oder seit Kurzem Fabián und Huszti: jeder durfte sich dort schon einmal probieren. Bis zurzeit auf Huszti war aber nicht abzusehen, dass ein Spieler sich dort einspielen kann. Zeigte er keine auffällig gute Leistung, saß er kurz darauf wieder auf der Bank. Für die meisten Spieler, die sich auf Links ausprobieren durften, war das aber entweder eine Position, auf der sie ungeübt sind oder sie waren noch sehr jung und unerfahren. Unter diesen Umständen zu erwarten, dass sofort alles funktioniert, ist mehr als optimistisch. Verbesserungen können in so einem Fall nur erzielt werden, wenn sich ein Spieler dort mal ein paar Spiele am Stück ausprobieren und einfinden darf. Der Trainer sollte möglichst schon in der Vorbereitung entscheiden, wer auf dieser Position den besten Eindruck macht und demjenigen dann entsprechend für 4-5 Spiele die Chance geben, sich zu beweisen. Das hat Veh nicht getan. Besonders bei Gacinovic war gegen Ende der Hinrunde zu erkennen, dass er diese Position womöglich gut besetzen kann. Obwohl er dann sogar zum Gewinner der Wintervorbereitung zählte, spielt er seit Beginn der Rückrunde kaum noch eine Rolle. Inzwischen wird ihm sogar der kurzfristig verpflichtete Ben-Hatira vorgezogen, der bis dato noch keine Minute in dieser Saison auf dem Platz gestanden hatte.
Während Veh auf Linksaußen also keinem Spieler die Chance gab, sich zu etablieren und in die erste Elf zu spielen, hielt der Trainer auf anderen Positionen lange an Spielern mit mangelhafter Leistung fest. Dies gilt sowohl für die Startaufstellungen als auch für Vehs Auswechslungen. Reinartz durfte bis zu seiner Verletzung praktisch jedes Spiel von Beginn an im defensiven Mittelfeld antreten, obwohl er dort selten eine bundesligataugliche Leistung ablieferte. Hasebe hätte ihn dort ersetzen können, wurde aber von Veh auf die ungeliebte Rechtsverteidigerposition beordert, wo er regelmäßig ebenso schlechte Leistungen ablieferte. Sobald der Japaner dann doch mal ins defensive Mittelfeld rückte und Ignjovski seinen Platz hinten rechts einnehmen durfte, klappte es erheblich besser.
Auf der anderen Seite hat Bastian Oczipka bisher keine einzige Minute verpasst, trotz teilweise unterirdischer Leistung. Sollte Constant Djakpa selbst unter diesem Umständen keine Alternative sein, stellt sich die Frage, warum hier nicht schon lange nachgebessert wurde.
Im Sturm gibt es hingegen mindestens eine ernsthafte Alternative: Luca Waldschmidt. Auch er hat in seinen wenigen Einsätzen bereits gezeigt, dass er der Mannschaft neue Impulse geben kann. Trotzdem durfte er in der gesamten Saison mit insgesamt 145 Minuten zusammengerechnet nicht mal zwei Spiele absolvieren. Seit dem 16. Spieltag pendelt er nur noch zwischen Bank und Tribüne. Und das obwohl er in der Offensive alle Positionen bekleiden kann und die Leistungen der ersten Garde über lange Zeit bestenfalls mittelmäßig waren. Wie Gacinovic fällt er dem Umstand zum Opfer, dass Veh in schwierigen Zeiten nicht auf junge Spieler setzen will. Das wäre zu verstehen, wenn entweder die Stammkräfte gute Leistungen bringen würden oder die Talente gezeigt hätten, dass sie der Aufgabe (noch) nicht gewachsen sind – wie es bei Gerezgiher der Fall war. Beides ist jedoch, wie oben beschrieben, nicht der Fall.

5. Irgendwann muss gehandelt werden
Ab einem gewissen Zeitpunkt muss ein Wandel her. Wenn der Trainer diesen nicht initiieren kann, dann muss er über einen Trainerwechsel stattfinden. Es ist letztlich zweitrangig, ob der Trainer ein guter oder ein schlechter Fußballlehrer ist: Wenn er es nicht schafft, die Mannschaft auf Kurs zu bringen, dann ist er zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht der richtige. Bei anderen Vereinen hat man in dieser Saison schon gesehen, was ein Trainerwechsel bringen kann. Ob Kramny für Zorniger in Stuttgart (bei zweitem war die Qualität umstritten) oder Schubert für Favre in Mönchengladbach (hier stand die Qualität außer Frage) – manchmal braucht es einfach ein neues Gesicht an der Seitenlinie, um in der Mannschaft neue Energie zu entfachen und zu alter Stärke zu verhelfen. Mit Schur stände mindestens eine brauchbare Alternative bereit, die zumindest interimsweise die Mannschaft übernehmen und bei Erfolg langfristig auf dem Trainerstuhl Patz nehmen könnte.

Am Ende ist es tatsächlich einfach Ansichtssache, ob ein Trainerwechsel mitten im Abstiegskampf sinnvoll ist oder nicht. Fakt ist aber, dass die Luft für Armin Veh immer dünner wird. Wenn ihr eine klare Meinung dazu habt, dann könnt ihr hier an unserer Umfrage teilnehmen.

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60 Kommentare

  1. Ich finde, dass oben die Thematik Spielerqualität sogar noch zu milde beschrieben wurde: Meines Erachtens macht Veh die meisten Spieler sogar schlechter als vorher:
    Zambrano, Aigner, Reinartz, Oczipka, Seferovic und Hasebe sind im Vergleich zu letzter Saison bzw. bei Reinartz die vorletzte bei Bayer wesentlich schlechter geworden. Gacinovic vergrault er vollkommen ohne Grund. Waldschmidt wird mit den Einsatzzeiten niemals Bundesligaprofi
    Leidglich Stendera konnte er weiterentwickeln (aber nicht bzgl. seiner Schwachstellen Schnelligkeit und Umschaltsspiel!) und das Niveau von Meier wurde gehalten.
    Eine insgesamt sehr dürftige Ausbeute für einen FussballLEHRER!

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  2. Das ist natürlich ausschließlich eine subjektive Meinung und nicht statistisch bewiesen. Schaut man sich die Werte an wird man merken, dass die Spieler nicht wirklich schlechter geworden sind.

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  3. Ich mach es. Sollte er am Samstag nicht mehr der Trainer sein… Ich mache es. A-Lizenz sei dank.

    Ha ha ha

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  4. @SGETotto: Caio spielt in einer mittelmäßigen Mannschaft in einer mittelmäßigen Liga gut.Er ist selbst dort nicht bei einem Top-Team, geschweige denn bei irgendeinem Buindesliga-Klub im Gespräch. Der Junge kann was am Ball, aber leider ist er körperlich nicht für die Bundesliga gemacht. In der schweizer Operetten-Liga passt das, die ist nicht so physisch. Zu Kadlec: Fabian hat sich jetzt schon mehr integriert als Kadlec in seiner gesamten Zeit. Die Sprache nicht gelernt, sich von der Mannschaft abgekapselt und wenn er spielt Zweikämpfe verweigert. Nur mit Technik kannst DU in der Liga nicht bestehen. Der Junge funktioniert nur, wenn er unbestrittener Stammspieler ist, und dafür ist er auf Bundesliga-.Nivaeu leider noch nicht so weit gewesen. Und dieses Mentalitätsproblem konnte man im VOrfeld nicht erkennen, weil er in Prag halt Stammspieler war.

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  5. @Olga: Ozcipka, Djakpa, Chandler, Medojevic, Flum, Iggy, da bin ich bei Dir. Reinartz eill ich verletzungsfrei sehen, das könnte passen wenn er wieder wie zu Beginn spielt.
    Aigner, Hradecky, Abraham, Zambrano, Stendera,Meier,Regäsel, Castaignos, Seferovic, Gacinovic sind bei mir die Namne, die ich auf jeden Fall halten würde. Waldschmidt und Russ sind meine „könnte Sinn machen “ Spieler. Ob man Otsche und Iggy als Ergänzungsspieler hält, darüber könnte man diskutieren.

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  6. Hey Joe, bei den Spielern die Du halten würdest, bin ich bei Dir es sei denn wir bekommen hohe Angebote, dann müsste man überlegen. Bei Castaignos (Gekas 2.0) wäre ich zudem nicht böse, wenn er gehen würde. Stehe mehr auf Kombinationsfußball vorne, als auf einen Spieler der nur lauert…außerdem haben wir da mit Meier schon einen….Aber ist sicher auch Geschmackssache.

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  7. Mit dem guten Angebot bin ich bei Dir , bei fast allen. Wir müssten halt soweit kommen, das wir verschiedene Systeme spielen können. Gegen stärkere Vereine bei denen wir dann defensiv sicher stehen ist ein Stürmer wie Luc Gold wert. Ich finde ihn auch besser als Gekas, den mochte ich nie 😉

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  8. @56 Da sind wir uns einig. Ich würde nur Oczipka sicher behalten und Iggy dafür sicher hergeben. Den Rest seh ich so wie du. Man könnte noch Balayev oder so dazupacken da wir keine 4 Torspieler brauchen. Außerdem würde ich Ayhan sofort zurückgeben. Ben Hatira bekommt noch ein wenig Zeit aber eigentlich sind er und Huszti auch zuviel – gerade wenn Sonny wieder fit wird. Da würde ich auch nicht mit beiden in die neue Saison gehen. Das sind also 7 Spieler die wir mühelos abgeben können und selbst wenn wir da keine Millionen an Ablöse bekommen und das auch nicht die Großverdiener sind – das Bruttogehalt von 7 Spielern ist schon ne ordentliche Summe. Dafür dann noch 2-3 neue Spieler holen, die unsere Schwachstellen in den Griff bekommen, dann bin ich auch in der neuen Saison wieder zuversichtlich…….sofern sich an der Linie was tut!

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  9. Den großen Schnitt können wir nach der Saison machen, wenn auch dementsprechende Leute auf dem Markt zu bekommen sind. Dann sollten wir allerdings handeln. Mit 7 raus und drei rein bin ich einverstanden.

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