Präsident Peter Fischer kann nach geglücktem Klassenerhalt wieder lachen.
Präsident Peter Fischer kann nach geglücktem Klassenerhalt wieder lachen.

Ein wenig wurde schon bei einem Teil der Eintracht Fans geträumt, als der Name Miroslav Klose in der Gerüchteküche auftauchte. Ein Weltmeister, wenn auch schon im gehobenen Alter, für die Hessen? Es gab schon Transfers in der Geschichte des Vereins, die mehr Gegenwind bekommen hätten. Peter Fischer stellte allerdings im Gespräch mit der Onlineplattform „flw24“ klar: „Nein. Miro ist ein toller Sportler, der eine unglaubliche Karriere hingelegt hat. Aber nach Frankfurt kommt er nicht.“ Doch hätte ein Musterprofi, wie Klose es ist, nicht eben die vielzitierte neue Mentalität in den Kader der Hessen bringen können?

Am Präsidenten der Frankfurter ist die letzte Spielzeit nicht spurlos vorbeigegangen. Fischer stand ebenfalls sehr heftig beim Anhang in der Kritik. „Der Lange“, der im Januar 2015 noch mit fast 100 Prozent der Stimmen wiedergewählt und lautstark von den Mitgliedern gefeiert wurde, bekam vor allem im Internet die vermeintlichen Fehler aufgezeigt. Wird über die „Rotwein-Connection“ bei der Eintracht geredet, war auch der Name Fischer nicht weit entfernt, ferner wird der Lebensstil des „Blonden, an dem sich die Geister scheiden“ – wie ihn FR-Journalist Thomas Kilchenstein einst bezeichnete – durchaus nicht überall beklatscht.

Fischer dachte dennoch zu keinem Zeitpunkt an einen Rücktritt – auch bei einem Abstieg wäre er geblieben. Ein Abgang „wäre das falsche Signal gewesen. Gemeinsam mit meinen Kollegen im Verein und im Vorstand der Fußball AG, habe ich eine Verantwortung gegenüber dem Verein. Und wir stehen seit Jahren für Stabilität und Seriosität im Management und in der Vereinsführung. Das wirft man nicht so einfach weg.“ Der Präsident wollte eigentlich nicht mehr zurückblicken auf die letzten Monate, die den Verein so zerrissen und für viel Unruhe gesorgt haben – ganz vergessen kann er sie jedoch nicht: „Sportlich wäre der Abstieg eine Katastrophe gewesen, da der sofortige Wiederaufstieg wie nach den vergangenen Abstiegen nicht garantiert gewesen wäre.“

Finanzchef Oliver Frankenbach rechnete häufiger vor, dass Einschnitte in Höhe von 70 Millionen Euro die Folge gewesen wäre. Ein Kraftakt wie in der Saison 2011/12, als der sofortige Wiederaufstieg mit starker finanzieller Basis fast schon erzwungen wurde, wäre diesmal kaum möglich gewesen. Die Hessen hätten sich nach einem neuerlichen Gang in die 2. Bundesliga möglicherweise auf einen längeren Verbleib einstellen müssen und wären somit ein Kandidat für die lange Liste der festgesteckten Traditionsvereine, wie etwa TSV 1860 München, Fortuna Düsseldorf oder TSV 1860 München, gewesen. Der Schaden hätte dem Gesamtverein richtig weh getan: „Wir haben 17 Abteilungen, betreiben über 50 Sportarten und haben insgesamt mehr als 300 Angestellte. Wir hätten Budgetkürzungen vornehmen und Mitarbeiter entlassen müssen. Mal ganz zu schweigen von dem Imageschaden für unsere Stadt, deren Selbstverständnis als europäische und weltoffene Metropole kaum mit Zweitligafußball in Verbindung zu bringen ist.“

Niko Kovac, Sportdirektor Bruno Hübner und Sportvorstand Fredi Bobic sind die Namen, die den Klub in eine rosigere Zukunft führen sollen. Sie haben die schwierige Aufgabe, den Verein mit einem knappen Etat neu auszurichten und dem Kader einen anderen Anstrich zu verpassen. Die Eintracht, so bestätigte Fischer, stehe wirtschaftlich auf gesunden Beinen – schuldenfrei, keine Darlehen und liquide. Solide – aber eben nicht das Fundament, um große Sprünge auf dem Transfermarkt zu tätigen. Alleine der Gedanke an eine mögliche Rückkehr von Sebastian Rode – der letztendlich für 15 Millionen Euro vom FC Bayern München zu Borussia Dortmund wechselte sei völlig utopisch gewesen: „Das zeugt von Träumerei, die bei Fans legitim ist, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass Sebastian Rode bei einem Vier-Jahres-Vertrag mittlerweile 35 Millionen Euro kosten würde. Das Geld haben wir nicht.“

Der nächste Schritt, dem sich wohl auch die Eintracht nicht mehr verschließen kann, geht in Richtung externe Geldgeber. Auch wenn das Genussschein-Modell von Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing aktuell in der Schublade liegt – auf Dauer gesehen wird sich der Klub dafür öffnen müssen. Allerdings mit Augenmaß, wie Fischer betont: „Eine totale Abhängigkeit des Vereins als Spielball von externen Geldgebern, die wie in Wolfsburg, Ingolstadt, Leipzig oder bei 1860 mehr oder weniger erfolgreich in sportlichen Belangen mitreden wollen, wird es in Frankfurt bei der Eintracht nicht geben.“ Es ist ein schwieriger Spagat, der bewältigt werden muss: Auf der einen Seite die Tradition bewahren, die Fans weiterhin mitnehmen und auf der anderen Seite den globalen Markt und aktuelle Entwicklungen nicht aus dem Auge verlieren: „Das ist ein Balanceakt, aber auch eine ziemlich einmalige Konstellation im deutschen Fußball, die viel mit der Stadt und ihrem Umfeld zu tun hat. Das müssen wir nutzen, um die Marke Eintracht Frankfurt zu stärken.“

Peter Fischer will die Eintracht für externe Geldgeber öffnen.
Peter Fischer will die Eintracht für externe Geldgeber öffnen.

Diese Marke soll vor allem der Nachfolger von Heribert Bruchhagen stärken. Bobic bereitete das Umfeld bereits darauf vor, dass die Hessen sich nicht zu schade sein dürften, ein Ausbildungsverein zu sein. Junge Spieler entdeckt, ködern, entwickeln und dann teuer verkaufen. Das „Modell Mainz“ oder „Modell Freiburg“ am Main? Was vor einigen Jahren noch als verpönt und nur als schwer verkaufbar in Frankfurt galt, ist inzwischen „sexy“ geworden in der Bundesliga. Die Grenzen nach ganz oben sind nur schwer zu überwinden, die Topvereine – Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen, VfL Wolfsburg, aber auch Borussia Mönchengladbach oder der FC Schalke 04 – zu weit weg.

Umso wichtiger ist eine realistische Zielsetzung: Die Eintracht in der Bundesliga zu etablieren. Bobic sei dafür, findet Fischer, der richtige Mann: „Hier kann Fredi Bobic sein Netzwerk und seine Erfahrung als Spieler und als Sport-Vorstand, die er zwischen 2010 und 2014 in Stuttgart gesammelt hat, nutzen.“ Hübner, der nach einigen Flops in den letzten Jahren ebenfalls stark in der Kritik stand, wird weiterhin eine entscheidende Rolle bei den Frankfurter spielen: „Beide Positionen – die des Sport-Vorstandes und des Managers – sind wichtig, ergänzen sich und steigern unsere sportliche Qualität.“

Es liegen einige Steine im Weg, die weggeräumt werden müssen. Ein Akteur konnte allerdings schon Ende Mai einen großen Fels zur Seite schaffen – Marco Russ. Der Abwehrmann wurde nach einem frühzeitig erkannten Tumor erfolgreich operiert. Fischer berichtet, dass es dem 30-Jährigen gut gehe – und spricht ihm Mut zu: „Wenn es gut läuft, kehrt er bald auf den Platz und ins Team zurück!“

- Werbung -

1 Kommentar

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -