Niko Kovac zählt auch zu dem Typ Trainer, der in der Schlussphase unbedingt noch gewinnen will.
Niko Kovac zählt auch zu dem Typ Trainer, der in der Schlussphase unbedingt noch gewinnen will.

Es war ein schmerzhafter Moment für Eintracht Frankfurt und Trainer Niko Kovac, als die letzte Minute im Jonathan-Heimes-Stadion in Darmstadt lief. Mijat Gacinovic verlor etwas leichtfertig den Ball und die Lilien machten sich auf den Weg, ihren ersten Angriff überhaupt in dieser Partie zu fahren. Sandro Sirigu marschierte über die rechte Seite, wollte Flanken – und traf völlig überraschend für Freund und Feind das von Lukas Hradecky behütete Tor. Die Südhessen hatten das Derby in letzter Sekunde für sich entschieden und können wohl auch heute noch nicht erzählen, wie das tatsächlich geschehen konnte. So nah dran – und doch verloren: Es war nicht die einzige Partie in dieser Spielzeit, die in den Schlussminuten entschieden wurde.

Einige Wochen später hatten die Fans der Eintracht nämlich den Jubel auf ihrer Seite, als Michael Hector in der gerade angebrochenen Nachspielzeit gegen Hertha BSC zum 3:3 traf. Der Abwehrspieler setzte sich nach einer Flanke von Ante Rebic wuchtig durch und ließ das Waldstadion beben. Am 5. Spieltag wurden viele Begegnungen im Schlussspurt entschieden. Chicharito für Bayer 04 Leverkusen beim 1. FSV Mainz 05 (3:2), Joshua Kimmich für den FC Bayern München in Hamburg (1:0) und Theodor Gebre Selassie für den SV Werder Bremen gegen den VfL Wolfsburg (2:1) – sie alle trafen zu einem Moment, in dem sich die ersten Stadionbesucher langsam in Richtung Ausgänge begeben und dem Stau oder einer überfüllten Bahn entkommen wollen.

Die Anhänger sollten in Zukunft gut überlegen, ob sie dieses Risiko eingehen wollen. Von den insgesamt 153 Treffern in dieser Spielzeit fielen 26 Treffer – also 16,3 Prozent – in den letzten fünf Minuten, insgesamt sogar 36 – 23,5 Prozent – in den letzten zehn Minuten einer Partie. Die Abtastphasen sind dafür ausgeprägter, ein Chancen-Spektakel wie es die Eintracht gegen den FC Schalke 04 in der ersten Viertelstunde ablieferte, ist bislang seltener zu sehen gewesen in dieser Saison. 57 der insgesamt 153 Tore sind in der 1. Halbzeit erzielt worden – nur 37,3 Prozent (Im Vorjahr: 44 Prozent). Wer den Anpfiff verpasst, muss sich somit noch keine Gedanken machen – in den ersten fünfzehn Minuten gab es nur 21 Tore zu bejubeln.

Was könnten die Gründe für diesen Trend sein? Der Blick auf die Reservebänke bringt wichtige Erkenntnisse. Die Trainer nehmen vor allem Offensivkräfte mit und haben dadurch starke Alternativen. Selbst die kleineren Klubs in der Bundesliga können mit teilweise namhaften Akteuren nachlegen – etwa Nils Petersen beim SC Freiburg oder eben Rebic bei den Hessen. Die Leverkusener hatten zu Beginn den inzwischen verletzten Edeljoker Joel Pohjanpalho, Borussia Dortmund kann mit Shinji Kagawa, Mario Götze oder Andre Schürrle nachlegen, Borussia Mönchengladbach mit Andre Hahn oder Patrick Herrmann. Die heißen Schlussphasen entstanden allerdings auch durch die neue Regelung zur Nachspielzeit. Die effektive Spielzeit ist somit länger und bietet Jokern die Möglichkeit, sich doch noch gewinnbringend in Szene zu setzen.

Es ist auffällig, dass sich viele Mannschaften nicht mehr mit einem Remis begnügen wollen. Die Eintracht etwa schüttelte sich gegen Leverkusen nach dem Ausgleichstreffer und erzielten zehn Minuten vor dem Ende das Siegtor durch Marco Fabián. In der vergangenen Spielzeit jubelten die Frankfurter noch über späte Treffer am 31. Spieltag gegen den 1. FSV Mainz 05 durch Änis Ben-Hatira und am 32. Spieltag bei den Darmstädtern durch Stefan Aigner (jeweils zum 2:1) – dafür kassierten sie auch am letzten Spieltag in letzter Sekunde einen bitteren Nackenschlag durch das Siegtor des SV Werder Bremen. „Hopp oder Top“ – in Anlehnung einer Quizsendung aus den 90er-Jahren gehen die Trainer volles Risiko und geben sich nicht mehr mit dem einen Zähler zufrieden. Und die Fans – sie sollten sich gut überlegen, ob sie vor Abpfiff bereits den Weg in Richtung Heimat antreten.

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7 Kommentare

  1. es kommt aber auch noch etwas anderes hinzu .
    Alle Mannschaften sind heute dermaßen austrainiert, dass die eigene Anfälligkeit erst mit nachlassender Kondition und Konzentration für den Gegner deutlicher und ausnutzbarer wird.
    Auch wenn Trainer mehr auf den 3er gehen, was noch zu beweisen wäre , zumindest einzelne Spieler geben sich mit den „Leistungen“ und Ergebnissen nach 80 Minuten „zufrieden“. DAS ist dann der Anfang vom Ende !
    Bis zur letzten Minute „wirklich 100 %“ bei der Sache und aus dieser Motivation heraus den Körper bis zur Selbstaufgabe schinden , auch bei unserer Eintracht gibt es da noch Reserven (Darmstadt, Freiburg)
    Die Bayern kommen, das sollte Motivation genug sein.
    Zieht ihnen die Lederhosen aus !
    Forza SGE !

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  2. Gerade der FCBääh hat das schon immer eindrucksvoll bewiesen, wenn sie zumindest bis zur aller letzten Minute noch das Glück gezwungen haben („Weiter, immer weiter!“). Das darf uns am Samstag nicht passieren. Wobei das in diesem Spiel meine geringsten Bedenken sind.
    Nur die SGE!

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  3. Es war doch schon immer so, dass in der letzten Viertelstunde von einer Mannschaft mehr riskiert wird bzw. werden muss, weil sie zurück liegt oder mit dem Punkt (meistens Heimmannschaft) nicht zufrieden ist. Oftmals werden diese Mannschaften zum Schluss dann auch noch ausgekontert. Also fallen mehr Tore in der Schluss-Viertelstunde. Dass dies jetzt mal öfters die 89. oder 91. Minute ist halte ich für eine Momentaufnahme wie die 86. gegen uns. Bruno Pezzey hat uns gefühlt 20 Tore in der 91. Minute zu Siegen reingeköpt. Bitte prüfen 🙂

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  4. Also, wenn wir am Samstag gewinnen, ändere ich mein Avatar! Nehme dann ein Bild von mir! 🙂

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  5. dann fallen hier auch noch die letzten „Geheimnisse“
    @Grantler willst Du so weit gehen ? Oder hast Du so wenig Vertrauen in unsere Eintracht ?
    Fragen über Fragen.
    Na dann
    Forza SGE !

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  6. Die einen sagen so, die anderen so! 🙂 🙁 🙂
    So viel Selbstbewusstsein habe ich noch um zu sagen, ein Grantler-Sofa-Bild kann nicht schlimmer sein, als ein ekstatischer Bruchhagen, sorry HB! 🙂

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