Die Eintracht feiert den Sieg mit ihren Fans. Nach dem schwachen Spiel gegen Berlin war der Auftritt gegen Piräus genau die richtige Antwort. (Bild: imago images / osnapix)

Nach dem desolaten Auftritt gegen Hertha BSC Berlin musste Eintracht-Trainer Oliver Glasner innerhalb weniger Tage Lösungen finden und das Team neu auf- und einstellen. Im wichtigen Europa-League-Heimspiel gegen Piräus sollte ein weiterer Schritt zum Weiterkommen gemacht werden, auch wenn der Auftritt gegen Berlin ernüchternd war. Die SGE zeigte genau die richtige Reaktion und es scheint als hätte Glasner endlich eine Formation gefunden, auf die er aufbauen kann. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Hasebe als Anführer

Glasner hielt auch gegen Piräus an der Dreierkette mit Makoto Hasebe fest. An seiner Seite verteidigten Martin Hinteregger und Tuta. Hasebe agierte dabei mustergültig als Anführer, ordnete das Spiel von hinten, hatte 78 Ballkontakte und eine Passquote von 91 Prozent. Entscheidend für den Erfolg des Systems der Dreierkette war jedoch, dass die beiden Außenverteidiger Filip Kostic und Almamy Touré immer wieder konsequent nach hinten arbeiteten und Piräus so keine Chance hatte in Überzahlsituationen zu kommen. Auch Djibril Sow und Kristijan Jakic schlossen immer wieder die Räume vor der Kette und so hatte SGE-Keeper Kevin Trapp an diesem Abend kaum etwas zu tun und das obwohl mit Piräus alles andere als Laufkundschaft zu Gast gewesen ist. In vier Spielen mit Dreierkette konnten die Franfkurter drei mal gewinnen, aber das Spiel gegen Hertha BSC hat deutlich aufgezeigt, dass dieses System nur dann funktioniert, wenn alle von der ersten Minute an alles reinwerfen und viel investieren. Zudem konnte die neu formierte Offensive regelmäßig für Entlastung sorgen, was ein ebenfalls sehr wichtiger Erfolgsfaktor dieser Formation ist.

Die richtige Offensiv-Formation gefunden?

Es war lange überfällig und Glasner belohnte endlich die Leistungen von Goncalo Pacienca und ließ ihn von Beginn an stürmen. Schon bei seinen Einwechslungen zeigte der Portugiese mit seiner Körpersprache, dass er aktuell der richtige Mann für die lahmende Offensive der Hessen sein könnte. Gemeinsam mit Rafael Borré und Daichi Kamada strahlte der Angriff der Adlerträger plötzlich Gefahr aus. Es war kein Zufall, dass alle drei an den Toren beteiligt waren. Borré verwandelte den Elfmeter, Kamada traf per Abstauber und Pacienca war bei allen Toren unmittelbar beteiligt, auch wenn er selbst nicht getroffen hatte. Seine Körperlichkeit, seine Kopfballstärke und sein Mut auch mal außerhalb des Sechzehners abzuziehen tat der Eintracht sichtlich gut. Auch wenn es unfair wäre den Neuzugängen Sam Lammers, Jens-Petter Hauge und Jesper Lindström die alleinige Schuld für das Desaster gegen Berlin zu geben, zeigte das Spiel gegen Piräus deutlich, dass die erfahrenen Spieler Kamada, Pacienca und auch Borré mit seiner Giftigkeit aktuell die Nase vorn haben. Die Zeit der Experimente sollte daher vorbei sein und die Neuzugänge behutsam an diese erfahrene Elf herangeführt werden. Sie brauchen noch Zeit und können sich ohnehin besser akklimatisieren, wenn sie in ein funktionierendes Gerüst kommen und die Verantwortung nicht auf ihren Schultern liegt.

Konstanz reinbekommen

Nun gilt es auch aus diesem Spiel die richtigen Schlüsse zu ziehen. Während es die letzten Wochen häufig zu wenig Offensivaktionen gab, konnten die Frankfurter gegen Piräus ganze 19 Torschüsse abgeben. Auch die Abhängigkeit von Kostic war deutlich kleiner, da man sehr variabel agierte und auch starke Angriffe durch die Mitte über die rechte Seite von Touré initiierte. Glasner muss das gefundene Gerüst seines Teams nun beibehalten und von Gegner zu Gegner punktuell verändern. So berauschend der Europa-League-Abend im Frankfurter Stadtwald auch war, nun gilt es in der Bundesliga endlich konstant zu werden. Das bevorstehende Spiel gegen den Aufsteiger aus Bochum ist eine Pflichtaufgabe, die es trotz der Favoritenrolle erst einmal zu bewältigen gilt. Wenn das Team von Beginn an wie gegen Piräus auftritt und Glasner das Team nicht zu stark durcheinander wirbelt, sollte der wichtige Sieg möglich sein.

- Werbung -

10 Kommentare

  1. Gerade die von Laura angesprochenen Verhaltensweisen im Spiel, nur z.B. Toure und Kostic , die Erfüllung ihrer einzelnen Aufgaben und im kollektiven Verbund, das ist das Entscheidende.
    Hier hat sich OG selbst bestätigt, daß System ist erstmal zweitrangig, viel wichtiger ist , daß jeder seine Verantwortung mit Leidenschaft und gleichzeitiger Besonnenheit wahrnimmt.
    Unstrittig ist auch , dass für gemeinsame Startelfeinsätze von Lindström, Hauge und Lammers die Zeit noch nicht reif ist . Hier gilt es die Balance zu finden, mit gezielten Einsätzen an der Seite der gestandenen Spieler Sicherheit zu gewinnen .
    Auf dieser Basis sollte Konstanz gefunden werden.
    Forza SGE !

    73
    4
  2. Natürlich müssen die Basics, wie Kampfgeist, Leidenschaft und Disziplin gegeben sein. Wenn das nicht der Fall ist, dann hilft das beste System nicht weiter.
    Trotzdem ist er mir zu platt, zu behaupten, das System wäre egal.
    Es gibt schon einen Grund dafür, dass Kovac die 3er-Kette eingeführt hat und sowohl Hütter als auch Glasner, obwohl sie zumindest zwischenzeitlich die 4er-Kette etablieren wollten, am Ende wieder zurück zur 3er-Kette gewechselt sind.

    Und das hängt zu einem großen Teil auch mit unserem Spielermaterial zusammen. Wenn man mit einer klassischen 4er-Kette spielen will, braucht man auch klassische Außenverteidiger. Auf rechts haben wir da einige, vor allem Durm ist defensiv recht stabil aber links gibt es außer Lenz überhaupt niemanden. Egal, ob man es mit Durm, Chandler oder N’Dicka probiert hat, man merkt, dass sie auf dieser Position nicht zu Hause sind und sie nicht voll ausfüllen können.
    Das noch größere Problem ist, dass alle Lenz und Durm nach vorne völlig harmlos sind. Eines der Vorteile ist ja, dass sich zeitweise die Außenverteidiger vorne mit einschalten und so auf den Außen Überzahl herrscht.
    Wenn aber von diesen Außenverteidigern so gut wie keine Gefahr ausgeht, dann nützt die Überzahl kaum was. Wann kamen denn von Durm, Lenz oder Da Costa mal brauchbare Flanken oder Hereingaben?

    Und dann hat man als Alternative bei der 3er-Kette mit Kostic einen Spieler, der wirklich die komplette Seite über 90 Minuten beackern kann. Er hilft hinten mit und schaltet sich trotzdem immer wieder vorne ein. Und dadurch entstehen dann durchaus Überzahlsituationen und Räume gerade bei Kontern.

    Es ist durchaus sinnvoll, wenn die Mannschaft nicht nur die Dreierkette, sondern auch die Viererkette beherrscht, aber dann braucht man dafür auch die entsprechenden Spieler.

    Die sind beliebt und teuer, aber ohne sie geht’s nicht. Das haben wir jetzt auch im vierten Anlauf gesehen.

    39
    8
  3. @2edelabeha
    PunktlandungNatürlich ist das System ein bedeutender Faktor.
    Mit steigender Dynamik des Spiels und der Weiterentwicklung der individuellen Klasse der Spieler wurden auch neue Systeme kreiert. Was hatten wir schon alles, WM-System, 4-2-4, 4-4-2 z.B.
    Klar, die neuen Systeme sind in sich selbst flexibler geworden, variabler.
    Natürlich braucht man auch die Spieler dazu und auch die besonderen Typen, die auch befähigt sind, mal so richtig scharf zu stellen. Kostic deshalb nach Möglichkeiten unbedingt behalten. Paar schnelle Mios, eine exorbitant hohe Ablöse wird’s in diesen Zeiten wohl nicht geben, die schnell verpuffen.
    Ein Transfer Kostics würde uns einige Tabellenplätze kosten, die auch finanziell sehr schmerzhaft wären.
    Jovic, Haller, Rebic, Silva, die waren nicht zu halten und die Ablöse für Jovi war alternativlos. Kostic, alles vertretbare, mögliche raushauen, damit er bleibt.
    Wie der seine Qualitäten auf den Platz bringt, da reisst er die Mannschaft mit und uns Fans auch.

    41
    3
  4. Denke mal der Schlüssel zum Erfolg hat mehrere Gründe. Erstmal ist die Dreierkette bei uns anscheinend nicht aus dem Kopf rauszubekommen und mit der Formation hatten wir auch vor diesem Spiel die meisten besten Spiele. Zweitens ( da gebe ich auch den Leuten Recht die immer die Mannschaft verteidigt haben) wir haben relativ wenig Tore gefangen und eine Basis hinten gehabt die nicht so schlecht war. Trotz der Niederlagen oder Unentschieden hat abgesehen vom Hertha-Spiel kaum einer über die Abwehr geschimpft. Drittens Kamada der diese Saison noch wichtiger ist als letzte Saison,da es im Prinzip nur ihm gibt als erfahrenen trickreichen Zehner und viertens natürlich die Umstellung in der Offensive. War im Prinzip fast so ein System wo wir mit Silva und Jovic zusammen gespielt haben und Kamada dahinter. Borre noch beweglicher als Jovic im Prinzip und Paciencia hat mehr oder weniger ( mit einem etwas anderen Stil) den Silva gegeben . Also quasi ein altes System neu aufgelegt mit den Spielern die es größtenteils auch so kennen. Denke an Kamada und Borre führt absolut kein Weg vorbei, da konkurrenzlos auf Ihrer Position. An Paciencia auch erst wenn Lammers ordentlich zulegt.

    39
    7
  5. Ich denke, meine Fixierung auf die Konzentration der Spieler, auf die Erfüllung ihrer Aufgaben im System , auf die Vermeidung von individuellen Fehlern , das alles setzt mancher gleich mit der Unterbewertung von System und Taktik.
    Absolut nicht !
    Natürlich ist die auf den Gegner angepasste Taktik und das zur Mannschaft passende System entscheidend, genauso wie die Aufstellung durch den Trainer mit den passenden Spielern.
    Nur funktioniert damit alles nicht von allein. Meine Forderung deckt sich dort mit OG , alle Ideen und Vorstellungen sind nur dann etwas wert, wenn die Spieler sie auch beachten , verinnerlichen und umsetzen.
    Das ist bisher das Problem unserer Eintracht, aber ich bin optimistisch und will daran glauben, der letzte Donnerstag hat vielen die Augen geöffnet. Den Spielern in Bezugauf Einsatz, Konzentration und Fußballspielen, genauso wie OG in Fragen der Taktik und übermotivierte Experimente.
    Konstanz und Stabilität, das ist die Formel für die nächsten Wochen.
    Forza SGE !

    11
    8
  6. @Dieter:
    „Meine Forderung deckt sich dort mit OG , alle Ideen und Vorstellungen sind nur dann etwas wert, wenn die Spieler sie auch beachten , verinnerlichen und umsetzen.“

    Ich verstehe, was du meinst. In den vergangenen Spielen (Hertha mal ausgenommen), hat es allerdings nicht am Willen gefehlt, die Ideen und Vorstellungen umzusetzen, sondern an der Fähigkeit.
    Und unsere Außenverteidiger besitzen eben nicht die Fähigkeiten, um die Vorteile der 4er-Kette gewinnbringend auszuspielen.
    Unser Problem war ja nicht, dass wir unsere Chancen nicht genutzt haben, sondern, dass wir uns kaum welche herausgespielt haben.

    Daher meine Schlussfolgerung:
    Alle Ideen und Vorstellungen sind nichts wert, wenn die Spieler nicht in der Lage sind, sie umzusetzen.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass Glasner das gemerkt hat und wir die 4er-Kette diese Saison nur noch selten sehen (ich will nicht ausschließen, dass ds Situationen geben wird, wo sie doch mal Sinn macht, weil der Gegner ein bestimmtes System spielt oder bei uns gewisse Spieler ausfallen). Und wenn Glasner vorhat, die 4er-Kette in der nächsten Saison zu etablieren, wird er dafür entsprechende Neuzugänge fordern.

    14
    6
  7. Offensiv ergänzen sich Daichi, Raffi und Paci scheinbar wirklich gut, jeder von ihnen bringt etwas Eigenes/Besonderes mit aber alle ein überdurchschnittliches Spielverständnis. Dazu gesellen sich Kostic und Touré, die aktuell ihre Rollen offensiv wie defensiv engagiert und diszipliniert ausfüllen. Und die restlichen „natürlichen“ Lücken zwischen Offen- und Defensive schließen Sow und Jakic immer besser. Ganz hinten stehen dann stabil Dreierkette plus TW.
    Aber, wie gesagt, es fängt halt vorne an, dann geht es mit der Eignung des vorhandenen Personal weiter, aber immer umklammert von Engagement und Disziplin!
    In diesem Sinne: 100%, Eintracht!

    22
    1
  8. Hier stehen 8 Kommentare und 7 davon, gehen explizit auf das Thema ein.
    Allen 7 Kommentaren vergebe ich ein „Like“…

    Eine besondere Bitte, hätte ich jedoch an@ Elde und manch andere hier im Forum:
    Können wir uns vielleicht darauf einigen, nicht zu schreiben: „Und das hängt zu einem großen Teil auch mit unserem Spielermaterial zusammen.“

    Ich möchte auf den Begriff Spielermaterial hinaus, an dem ich mich störe.
    Man könnte genauso gut auch schreiben: „Und das hängt zu einem großen Teil auch mit unserem spielendem Personal / oder Kader zusammen.

    Ich finde halt, der Begriff „Spielermaterial“ klingt ein bißchen nach ,,Leibeigenschaft“.

    Ich meine das wirklich nicht angreifend oder böse, möchte aber mal darauf hinweisen.

    6
    1
  9. @G-Block:

    Danke für deinen Kommentar.
    Ich hatte mit dem Begriff sicherlich keine Versachlichung von Menschen im Sinn, sondern ordne ihm dem Fußballjargon zu.
    Ich verstehe aber, was du meinst und werde versuchen, darauf in Zukunft zu achten 🙂

    1
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -