Der Fußballverrückte: Video-Analyst Marcel Daum

“Man muss schon fußballverrückt sein, um jeden Tag mehrere Stunden Fußball zu schauen“, sagt Marcel Daum im Gespräch mit hr-sport. Jeden Tag mindestens ein Spiel – der Fußball-Analyst der Hessen verfolgt die Bundesligen, europäischen Wettbewerbe und auch noch die U-Nationalmannschaften. “Das ist schon extrem“, stellt der 27-Jährige Sohn des Ex-Trainers Christoph Daum fest.

Marcel Daum ist verantwortlich für die filmische Vor- und Nachbereitung der eigenen Spiele, sowie die TV-Analysen des Gegners. Diese Erkenntnisse fliessen dann auch in die täglich Trainingsarbeit mit ein. Trainer Armin Veh legt großen Wert auf die Arbeit des Video-Analysten: “Für Armin ist vor allem wichtig, wie der Gegner seinen Spielaufbau aufzieht.” Daher stellt Daum die Laufwege, Standardsituationen und die Stärken und Schwächen der Gegenspieler zusammen. Diese Vorbereitung mit dem Trainerteam dauert 15-20 Minuten, für die Mannschaftssitzung wird diese digitale Verarbeitung dann auch noch auf 7-12 Minuten heruntergekürzt. Einige Spieler, wenn auch nicht alle, suchen Ratschlag bei ihm: “Es gibt auch viele Spieler, die zum Marcel hingehen und sich die Spielszenen vom letzten Spiel nochmal anschauen – was man gut oder weniger gut gemacht hat“, erklärt Bastian Oczipka.

Das Thema Video-Analyse ist in Deutschland sehr wichtig geworden. Daher lobt Daum: “Was die Gegner-Analyse und die eigene Analyse betrifft, sind wir in Deutschland im europäischen Vergleich schon auf einem sehr guten Level.” Demnächst wäre es sogar denkbar, dass Training auch zu überwachen: “Wir machen das momentan überhaupt nicht, aber ich denke, dass die Trainingsüberwachung generell mehr im Kommen ist.”

Allerdings betont er, dass die Analysen nur ein Hinweis und keine Garantie sind. “Wir können den Jungs nur Hinweise mit auf den Weg geben. Wie der Gegenspieler oder die Mannschaft sich am Ende verhält, das kann man ja nie vorhersagen.” Als Beispiel dient hier Arjen Robben vom FC Bayern München. “Alle wissen mittlerweile, dass Robben immer auf seinen linken Fuß geht und dann nach innen zieht. In den letzten Spielen haben wir aber gesehen, um das zu wiederlegen, geht er jetzt ganz oft rechts vorbei.”