André Silva avancierte mit seinen beiden wichtigen Elfmetertoren einmal mehr zum Matchwinner. Dank einer konzentrierten Mannschaftsleistung konnten die Frankfurter ihren Auswärtsfluch in Mainz endlich besiegen. (Bild: imago images / Jan Huebner)

Nach den zwei Siegen gegen FC Augsburg und Bayer 04 Leverkusen wollte die Eintracht gegen den 1. FSV Mainz 05 unbedingt nachlegen. Allerdings wartete mit der Auswärtspartie in Mainz ausgerechnet das seit 35 Jahren verfluchte Auswärtsspiel. Mit einer starken und konzentrierten Mannschaftsleistung konnten die Hessen diesen Fluch endlich brechen und feierten mit dem verdienten 2:0-Sieg ihren dritten Sieg in Folge. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Lange Bälle als taktisches Mittel

Mit Mainz hatte die Eintracht es mit einem Gegner zu tun, der tabellarisch mit dem Rücken zur Wand stand. Wie erwartet sollte den Hessen ein äußerst kampfbetontes Spiel bevorstehen. Von Beginn an war die Partie von viel Hektik geprägt und ein geordneter Spielaufbau war kaum möglich. Hinzu kam, dass der Platz in einem extrem schlechten Zustand war. Immer wieder rutschten Spieler weg und die Ballstafetten der letzten Wochen waren auf dem Untergrund wohl kaum möglich. Vielleicht war es deshalb sogar eine taktische Marschroute viele lange Bälle zu spielen, um einerseits Fehlpässe auf dem Platz zu vermeiden und andererseits das frühe Pressing und Doppeln der Mainzer zu überspielen. Nicht zufällig war es deshalb Martin Hinteregger, der mit 68 Pässen, die meisten Pässe spielte und somit als „Spielmacher“ fungierte. Seine schwache Passquote von 69 Prozent war deshalb auch den vielen langen und riskanten Bällen geschuldet, die zwangsläufig eben auch eine gewisse Streuung haben. Trotzdem war dies wohl eines der auserwählten taktischen Mittel, um auf dem Rasen und unter den Voraussetzungen des hohen Pressing zum Erfolg zu kommen. Unter dieser Herangehensweise litt natürlich auch die Spielkultur. Die Bälle waren oftmals schnell wieder weg und ein wirkliches Kombinationsspiel kam in der Offensive nicht wirklich zustande.

Hinten gut stehen und vorne eiskalt zuschlagen

Neben den langen Bällen als taktisches Mittel der Wahl gelang es den Adlerträgern aber auch den Ball trotz hohen Pressing sauber hinten rauszuspielen. Dies belegen vor allem die Passquoten von David Abraham (93 Prozent), Evan N´Dicka (88 Prozent) und Djibril Sow (91 Prozent). Insbesondere diese drei Spieler ließen den Ball und Gegner hinten oftmals gut laufen, sodass man eigentlich nie das Gefühl hatte, dass die Mainzer der Abwehrformation mit ihrem hohen Anlaufen gefährlich werden könnte. Mit einer Zweikampfquote von 59 Prozent haben die Hessen hinten insgesamt kaum etwas zugelassen und bis auf eine kurze Drangphase in der zweiten Halbzeit konnten sich die Mainzer gegen gut stehende Frankfurter nicht durchsetzen. Es war auch offensichtlich das Ziel von Adi Hütter, dass die SGE zunächst einmal gut steht und vorne deutlich weniger presst als noch gegen Leverkusen. Das belegt auch der deutlich schwächere Laufwert von insgesamt rund 115 Kilometern, was etwa 5 Kilometer weniger waren als noch in der Vorwoche. Bei Fehlern der Mainzer versuchte man schnell umzuschalten und vertikal nach vorne zu spielen. Bezeichnend, dass es eine solche Umschaltsituation war, in der Amin Younes durch das Mittelfeld an den Mainzer Gegenspielern vorbei dribbelte und dann einen überragenden Schnittstellenpass auf André Silva spielte, der dann im Strafraum gefoult wurde und den folgenden Elfmeter eiskalt versenkte. Auch im zweiten Durchgang bot sich dasselbe Bild, jedoch konnten die Mainzer zumindest kurzzeitig etwas für Gefahr sorgen. In dieser Phase hatten die Frankfurter dann eben auch das nötige Spielglück, was in so vielen Spielen der Hinrunde gefehlt hatte und dass sie sich deshalb auch erarbeitet haben. Ein weiterer Elfmeter, den Hinteregger herausholte und der erneut von Silva verwandelt wurde, brachte dann letztendlich auch die Entscheidung.

Neue defensive Stabilität

Die Eintracht hatte nun inklusive des Spiels gegen Mainz fünf Spiele in 14 Tagen, sodass die taktische Herangehensweise, insofern dann ein solches Spiel eben auch einmal ohne große Fußballkunst gewonnen wird, absolut richtig war. Bereits am Dienstag geht es im Pokal gegen Leverkusen weiter, sodass ein hohes Pressen wie noch in der Vorwoche gleichzeitig auch das Pokalspiel beeinträchtigen hätte können. Die Abwehr der Adlerträger steht inzwischen sehr gut und mit Makoto Hasebe im Mittelfeld ist weitere Stabilität hinzugekommen. Während man in ganz ähnlichen Spielen zu Beginn der Saison oftmals noch durch individuelle Fehler in der Abwehr bestraft wurde, hat sich inzwischen eine Formation und ein Selbstvertrauen gebildet, dass die SGE eben auch solche Spiele souverän zu Ende spielen kann. In den letzten drei Spielen haben die Frankfurter nur einen einzigen Gegentreffer kassiert.

Mit zwei Zehnern und André Silva in Topform zum Erfolg

Mit Silva in Topform hat man zudem einen Stürmer, der an 56 Prozent der Tore direkt beteiligt war und aktuell unverzichtbar ist. Auch gegen Leverkusen, wo er nicht selbst getroffen hat, hat er der Mannschaft mit seiner Arbeit gegen den Ball so viel gegeben, dass er eine enorme Bedeutung für das Team bekommen hat. Die neue taktische Ausrichtung mit zwei Zehnern ist das aktuell beste System für diese Mannschaft und sie hilft den technisch guten Fußballern in den Reihen der Hessen diese Qualitäten auch endlich auf den Platz zu bringen. Zudem ist die SGE nicht mehr so leicht ausrechenbar, während es sonst oft Filip Kostic war, der alleinig den Unterschied machen musste, sind inzwischen auch andere in der Lage das Spiel entscheidend zu prägen, wie eben auch Younes gegen Mainz. Seine Idee, sein Dribbling leitete letztendlich den Sieg gegen Mainz ein. Zudem hat Adi Hütter mit Daichi Kamada, Aymen Barkok und Younes drei starke Spieler für die beiden Zehnerpositionen und kann entsprechend auf Formschwankungen oder auf auf den jeweiligen Gegner taktisch reagieren. Überhaupt spricht der Trend aktuell für die Eintracht, denn man holte zehn Punkte aus den letzten vier Spielen und hat endgültig den Anschluss nach oben geschafft. Die Mannschaft hat sich nun endlich gefunden und wirkt von Spieltag zu Spieltag stabiler. Nun gilt es diesen Schwung und das Selbstvertrauen mitzunehmen, um dann auch im Pokal und am kommenden Wochenende gegen den FC Schalke 04 nachlegen zu können. Wenn die Hessen ihre Leistung aus den letzten Wochen bestätigen können, haben sie in beiden Partien eine große Chance zu gewinnen.

 

 

 

 

 

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7 Kommentare

  1. Gute Analyse. Gegen Mainz und deren Bodenverhältnisse war alles goldrichtig.

    Leverkusen und Schalke werden andere Bretter.

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  2. Die Bodenverhältnisse werden in Leverkusen wohl gleich sein.
    Lukas hat sich grade nach dem Spiel heftig beschwert, das es schon soweit kommt das der Boden nicht bespielbar ist und deswegen nur hohe Bälle von der eignen Mannschaft geschlagen wurde…. der war echt bedient (auch wegen der Leistung seiner Kollegen)

    Vlt kommen die Pillen uns ja zum bestmöglichen Zeitpunkt… man hat das Gefühl da is n bissel Sand im Getriebe

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  3. Moin
    Ich finde dass wir trotzdem guten Ball gespielt haben.
    Früher haben wir im Mittelfeld sehr destruktiv und viel auf Kostić gespielt, viele leichte Bälle im Mittelfeld verloren und wurden ausgekontert.
    Seit dem Younes da ist und Sow so überragend Performt ist unser Spiel vor allem im Mittelfeld viel sicherer geworden. Und die Abwehr hat dementsprechend auch weniger zu tun!
    Vor 3 Wochen hab ich gedacht, auweia im Pokal gegen die Pillen, heute denke ich, wir können es packen!!!
    Freu mich auf Dienstag.
    Nur die SGE

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  4. Unser Spiel ist durch Younes so deutlich besser geworden, weil er die Bälle mit Silva behauptet und festmacht. Silva war zuvor der einzige, der es gemacht hat.

    Dazu kommt, das dadurch deutlich mehr Ball- und Passsicherheit vorhanden und mehr Tempo gespielt werden kann.

    Die Balance stimmt im Moment.

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  5. Vor allem haben wir mehrere Spieler die tatsächlich aus dem Eigenbetrieb Torgefahr ausstrahlen. Immens wichtig,sonst kann der Gegner einfach 1-2 Spieler doppeln und d der rest läuft sich schon irgendwie fest…

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  6. Naja, das mit den „35 Jahre in Mainz nicht gewonnen“ hat einen Haken, denn diese Begegnung gab es ja einige Jahre lang nicht, weil die Vereine in unterschiedlichen Ligen gespielt haben. In diesen Jahren hatte die SGE demnach gar keine Chance, in Mainz zugewinnen. Gut, daß wir diese möglicherweise vorerst letzte Chance, dort zu siegen, genutzt haben….

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