Armin Veh wurde in seiner ersten Amtszeit bei der Frankfurter Eintracht häufig dafür kritisiert, dass er im Grunde immer auf dieselben 12 oder 13 Spieler zurückgreife, sofern sich keiner verletze. Auch in der Spielzeit 2013/14, als eine Rotation aufgrund der Vielzahl an Partien in Liga, Pokal und Europacup angebracht gewesen wäre, blieb der Coach der Hessen seiner Marschrichtung treu. Es dauerte sehr lange, bis auch die sogenannten „Hinterbänkler“ ihre Chancen erhielten und sich zeigen durften. Das hat sich in dieser Spielzeit wesentlich geändert: 22 verschiedene Akteure durften sich jetzt schon zeigen – wären Sonny Kittel und Bamba Anderson bereits fit, hätte diese Zahl auch noch höher ausfallen können. Veh hat sein Gerüst und die Spieler, auf die er baut, zwar im Kopf. Allerdings ist er – wie er auch selbst beschreibt – wesentlich flexibler geworden – und das nicht nur in taktischer Hinsicht.
Aleksandar Ignjovski, Slobodan Medojevic und zuletzt auch David Kinsombi – sie galten vor der Saison als Streichkandidaten und haben es geschafft, sich über gute Trainingsleistungen wieder an die Mannschaft heranzukämpfen. Gegen die TSG Hoffenheim wurde Kinsombi dann auch für die Schlusssekunden erstmals in dieser Spielzeit eingewechselt. Der vorletzte Einsatz des Ex-Mainzers lag schon einige Zeit zurück: Anfang Februar spielte auf der Position des rechten Verteidigers gegen den VfL Wolfsburg und nahm seinen Gegenspieler lange Zeit erfolgreich an die Kette. Dann aber patzte ausgerechnet er beim 1:1 Ausgleichstreffer der Wölfe – und bekam seitdem auch unter Ex-Coach Thomas Schaaf keine Chance mehr. Freilich waren die letzten Takte in der Partie gegen die Kraichgauer nicht mehr dafür gedacht, sich großartig zu präsentieren. Trotzdem freute sich Kinsombi in der FAZ über das Zeichen: „Das zeigt doch, dass ich gut gearbeitet habe und dass ich jetzt wieder näher an die Mannschaft herangekommen bin.“
Tatsächlich war es von Veh erneut ein Fingerzeig, dass man sich mit Engagement und Trainingsfleiß ins Blickfeld zurückarbeiten kann. Vergangene Woche lobt der Coach den Deutsch-Kongolesen am Rande des Trainings und merkte an, dass er keine Bauchschmerzen dabei verspüre, ihn ins Geschehen reinzuwerfen. Es sind solche Worte, die dem 19-Jährigen gut tun. Ihm, der immer da ist – und doch nicht so richtig wahr genommen wird: „Es liegt an jedem selbst, wie man mit so einer Situation umgeht. Ich habe für mich beschlossen, mich in jedem Training reinzuhauen. Alles andere liegt sowieso nicht in meiner Hand. Ich kann es dem Trainer aber schwermachen, mich nicht aufzustellen.“
Rückblick: Als Kinsombi, damals Kapitän in der Mainzer U19, seinen Wechsel zur Eintracht verkündete, gab es noch die U23 im Riederwald. Auch wenn die Auflösung des „Zwischenbaus“ – in der Form wie es ablief – als richtig bezeichnet werden kann: Für Akteure wie ihn wäre es aktuell wohl das richtige Auffangbecken. Denn Kinsombi zeigt viel Willen, Fleiß und Ehrgeiz – hat aber dabei auch Schwächen in der Ballbehandlung und im Stellungsspiel. Eines aber dürfe man, wie er anmerkt, dabei nicht vergessen – sein Alter: „Wenn ich so einiges lese, habe ich das Gefühl, ich befinde mich schon in den Mittzwanzigern. Aber ich bin erst 19, ich sehe noch alle Möglichkeiten für mich. Es gibt keinen Grund, mich abzuschreiben.“ Viel Zeit, sich weiter bei den Hessen anzubieten, bleibt dem Mann mit der Nummer 31 auf dem Trikot allerdings nicht mehr. Im kommenden Sommer läuft der Vertrag aus.
Auch dieser Umstand löst bei Kinsombi keine Panikattacken aus. So ruhig, wie er auf dem Fußballfeld auftritt – so gelassen wirkt er auch im Umgang mit der aktuellen Situation. Er freut sich darüber, dass er beachtet und akzeptiert werde im Kollegenkreis und beim Trainerteam. Wie es weitergeht? Das werde man sehen: „Ich bin für alles offen. Wenn ich eines in den letzten anderthalb Jahren gelernt habe, dann das, dass Planung relativ ist.“
8 Kommentare
Für mich ganz klar: 3-4 Jahre verlängern und ein Jahr Spielpraxis in einer anderen Mannschaft (2. Liga?) geben und
danach wieder zurückholen.
Bin ich bei Dir.
Sehe ich auch so.
Was ich bisher nicht verstanden habe: Warum wird nicht intensiver mit dem FSV zusammengearbeitet? Die bauen regelmäßig junge Spieler über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren erfolgreich auf. Zudem müssten die Spieler nicht aus ihrem aktuellen (gewohnten) Umfeld raus. Und der FSV hätte einen kostengünstigen Qualitätsgewinn. Aus meiner Sicht könnte hier eine Win-Win-Situation geschaffen werden. Neben David Kinsombi käme aktuell sicherlich auch Joel Gerezgiher für dieses Modell in Frage.
@1. ElCallado, yep, das wäre ein guter Weg.
@3. Ffm Chris, yep, zusammenarbeit mit FSV wäre naheliegend und wünschenswert. Ich mag den FSV.
Jo, Chris, das wäre ein naheliegender und nachvollziehbarer Schritt.
Dazu gehören halt nun mal 2..... und ich meine mich zu erinnern dass mal ich glaube der Reisig sagte, dass er sich mit den Eintrachtoffiziellen nicht mehr zusammen an einen Tisch setzt. Kann auch sein dass es der Krüger war, keine Ahnung mehr; ich erinnere mich nur dass da mal was war.
Kinsombi würde ich auch so machen; Vertrag langfristig verlängern und in Liga 2 bzw. Liga 3 verleihen. Muss halt der Spieler auch so wollen....... wir wollten schon bei u.a. Tosun damals den Vertrag langfristig verlängern und ihn erstmal verleihen - da machte aber der Spieler bzw. der Berater nicht mit....
Reisig ist da ja weg. Und man hatte das bei Kittel angedaht, der FSV wäre auch dabei gewesen. Aber Kittel wollte es nicht. Generell ist das sicher ein guter Weg. Und da die Vereine nach Reisig ja auch besser miteinander können, auch nicht soooo abwegig. WÜrde mich freuen. Gut für den Jungen, den FSV und auch für uns.
Leider auch ein Talent der bei der Eintracht keine Entwicklung genießen kann weil er halt nicht aufgestellt wird. Schade eigentlich. Ist halt auch der Situation geschuldet. Würde man nicht immer gegen den Abstieg spielen, hätte er sicher auch mal Spielpraxis. Danke @ Sparkurs.
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