Nach nur zwei Spieltagen macht die Bundesliga diese Woche schon wieder Länderspielpause. Dass die Frankfurter Eintracht mit deutlich mehr Punkten auf ihrem Konto in diese Pause hätte gehen können, ist bereits viel und breit besprochen worden. Und dass die zahlreichen Trainingseinheiten in den kommenden Tagen bis zum nächsten Pflichtspiel in Mönchengladbach mit einem Erfolgserlebnis im Rücken leichter von der Hand beziehungsweise vom Fuß gehen würden, ist ebenfalls klar. Doch es gibt auch ein paar positive Aspekte, die Trainer Niko Kovac seiner Mannschaft motivierend vor Augen halten kann. Ebenso kann er die Pause sinnvoll nutzen, um an einigen sehr offensichtlichen Defiziten zu arbeiten, und um die eine oder andere noch offene Frage zu beantworten.
Das hat in den ersten Spielen Hoffnung gemacht
- Die Spielanlage
Dafür, dass sowohl beim ersten Bundesligaspiel in Freiburg als auch beim Heimauftakt gegen den VfL Wolfsburg gleich sechs Neuzugänge in der ersten Elf standen, die Startformation also zu mehr als der Hälfte aus Spielern bestand, die erst seit wenigen Wochen oder gar Tagen in Frankfurt sind, wurde die Spielidee von Kovac schon gut umgesetzt. Das System mit einer Dreierkette in der Vorwärtsbewegung, die in im defensiven Umschaltspiel zu einer Fünferkette wird, hat sowohl in Freiburg als auch gegen die Wölfe am Samstag über weite Strecken funktioniert. Man hatte beide Gegner über 90 Minuten unter Kontrolle und konnte das Spieltempo der Partien über die meiste Zeit bestimmen, zur richtigen Zeit verschleppen oder anziehen.
- Die Defensivarbeit
Eintracht-Keeper Lukas Hradecky musste bislang nur einmal hinter sich greifen. Und auch ansonsten hatte der Finne im Tor der Frankfurter bislang noch nicht allzu viel zu tun. Denn die Abwehr stand in den meisten Fällen gut, wie bereits in der letzten Saison scheint die Devise zu sein, hinten erst einmal sicher zu stehen. Neben dem Tor an sich hatte Wolfsburg am Samstag eigentlich nur nur zwei halbwegs gefährliche Torszenen, bei denen Hradecky eingreifen musste. In Freiburg hatte die Abwehr der SGE bis auf das später wieder aberkannte Gegentor keine gefährliche Freiburger Aktion zugelassen. Wenn die Defensive aber etwas zuließ, dann versagte sie zuletzt gegen Wolfsburg im Kollektiv. Dem Siegtreffer des VfL gingen gleich drei individuelle Fehler voraus. Aber diese passieren ja in ihrer Form bekanntlich selten ein zweites Mal.
- Die Chancen sind da
Mit teils sehr ansehnlichen Spielzügen haben sich die Frankfurter in beiden Partien eine Vielzahl an Chancen erarbeitet. Und Coach Kovac wird nicht müde zu betonen, dass er froh ist, dass sein Team sich die Möglichkeiten herausspielt. Viel schlimmer wäre es laut dem Kroaten, wenn man Spiele verliert, in denen man kaum eigene Torchancen hatte. Der Übungsleiter wird die Länderspielpause unter anderem nutzen, um am Torabschluss zu arbeiten. Auch, wenn er bereits am Samstag davon überzeugt war, „dass wir die Möglichkeiten künftig besser nutzen werden“. Dieser grundsätzliche Optimismus des Trainers wird dazu beitragen, dass bis zum nächsten Pflichtspiel aller Ärger über die mangelhafte Torausbeute bei seinem Team verflogen sein wird und die Spieler mit neuem Selbstvertrauen antreten können.
Daran muss in der Pause gearbeitet werden
- Die Zentrale
Wie bereits erwähnt, funktionierte das neu zusammengestellte Team im Allgemeinen schon recht gut. Einige Neuzugänge konnten bislang allerdings noch nicht das zeigen, was von ihnen erwartet beziehungsweise erhofft wird. Und diese sind allesamt in der Zentrale zu Hause. Da wäre zum einen Gelson Fernandes. Der Sechser soll dem Spiel der Eintracht eigentlich Sicherheit und Stabilität verleihen. Bislang wirkte der Schweizer in der Mitte vor der Abwehr über weite Teile jedoch noch wie ein Fremdkörper. Und auch Jonathan de Guzman, der mit Fernandes im Mittelfeld die zentrale Achse bildet, ist noch ein gutes Stück weg von der Qualität, die er in der Vorbereitung aufblitzen ließ. Der aktuell größte Unsicherheitsfaktor in der defensiven Mitte ist allerdings Simon Falette. Der Innenverteidiger hatte einige leichte Ballverluste und Stockfehler im Repertoire. Zudem ist er mit schlechten Stellungsspiel aufgefallen.
- Die Einwechslungen zündeten nicht
In der vergangenen Saison bewies Kovac ein ums andere Mal mit seinen Einwechslungen ein glückliches Händchen. Nicht selten waren die Joker an Toren beteiligt. Das hat in der aktuellen Spielzeit noch nicht einmal ansatzweise funktioniert. Sowohl Danny da Costa als auch Taleb Tawatha und Branimir Hrgota wirkten nach ihren Einwechslungen am Samstag etwas unglücklich und fanden keinen richtigen Anschluss ans Spiel. Vor allem die Einwechslungen von Tawatha und da Costa hinterfragte manch ein Zuschauer auf ihre Sinnhaftigkeit bei einem Rückstand. Da Costa stand Timothy Chandler auf der rechten Seiten manchmal mehr im Weg, als dass er nach vorne unterstützte. Da hätte Kovac mutiger sein und eine Offensivkraft wie beispielsweise Luka Jovic bringen müssen.
- Die Chancenverwertung
Natürlich ist es auf der einen Seite, wie oben beschrieben, gut, wenn sich eine Mannschaft aus eigener Kraft viele Torchancen erarbeitet. Nur bringt das alles nichts, wenn am Ende nichts Zählbares dabei herausspringt. Insgesamt elf „Hundertprozentige“ vergab die Eintracht an den vergangenen beiden Wochenenden. Viel zu viel für eine Bundesligamannschaft. Und es war nicht nur Pech, das einen Torerfolg verhinderte. Vielmehr mangelte es an Präzision und teils Konzentration.
Noch offene Fragen
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Was ist mit Max Besuschkow?
Der Mittelfeldspieler fiel in der Vorbereitung positiv auf. Auch Trainer Kovac, der ihn nach dem Testspiel gegen den italienischen Erstligisten Benevento in höchsten Tönen lobte. Doch in der Bundesliga spielte der 20-Jährige unter ihm bislang noch gar keine Rolle. Er stand bei keinem der beiden Spiele im Aufgebot. Er wäre aber eine denkbare Alternative für Fernandes, der die in ihn gesetzten Hoffnungen in den bisherigen beiden Spielen noch nicht erfüllen konnte und eher hinterherhinkt.
- Werden noch Spieler abgegeben?
Der Eintracht-Kader ist mit 36 Spielern sehr breit bestückt. 14 Neuzugängen stehen neun Abgänge gegenüber. Manch ein Spieler auf der Gehaltsliste der SGE hat ganz offensichtlich keine Zukunft mehr am Main. Yani Regäsel zum Beispiel. Ihm wurde sogar nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen. Bislang der hat Rechtsverteidiger aber nichts gefunden. Am Donnerstagabend schließt das Transferfenster. Oder wird es doch der oben genannte Max Besuschkow? Eine Ausleihe würde Sinn machen, um dem hochtalentierten Mittelfeldmann Spielpraxis zu vermitteln. Bei Renat Dadashov und Nelson Mandela Mbouhom dürfte eine Ausleihe keine Option sein, beide können sich in der U19 der Eintracht unter Trainer Alex Schur weiterentwickeln.
- Wie ist die Erwartungshaltung der Fans?
Beim Heimauftakt gegen Wolfsburg waren die Fans über 90 Minuten eine Bank, die Frankfurter Arena ein lauter Hexenkessel. Mit Abpfiff fing aber auch der Eintracht-Anhang an zu pfeifen. Die Spieler bekamen für die vielen ausgelassenen Chancen und die somit unnötige Niederlage von den Fans die Quittung. Anschließend applaudierten die Fans zwar, als das Team in die Kurve kam, um sich für die Unterstützung zu bedanken, die Pfiffe dürften aber doch in Erinnerung bleiben. Es lässt sich darüber streiten, ob solch eine heftige Reaktion am zweiten Spieltag schon gerechtfertigt ist oder es sich lediglich um einen kurzen Reflex aufgrund des enttäuschenden Spielausgangs handelte. Oder hängt die Erwartungshaltung bei den Fans höher als es die Realität erlaubt?
12 Kommentare
ich hab `schiss das barkok bei uns versauert!
NOCH OFFENE FRAGEN. Hört doch bitte auf Vorbereitungsspiele als Maßstab für gute Leistungen einzelner Spieler zu nehmen. In diesen Freundschaftsspielen gegen meist auch platte und lustlose Gegner hat man Platz ohne Ende. Spieler die sich aufdrängen müssen, weil sie z. B. am Anfang ihrer Karriere stehen, haben es da oft sehr leicht sich zu zeigen. Ältere Spieler nehmen sich da zurück, daher kommt es auch kaum zu Körpereinsatz. Körpereinsatz und Handlungsschnelligkeit ist meistens das Manko der jungen Spieler. Da vertraue ich schon unseren Trainern. Aber bei uns bekommen ja sowieso immer die die besten Noten, die nicht auf dem Platz stehen.
Für die die Trost brauchen. In der letzten Saison haben sowohl gegen/in Freiburg verloren als auch gegen Wolfsburg, wenn auch zunächst in Wolfsburg. In der Rückrunde dann aber auch das Heimspiel gegegen Wolfsburg. Was sagt uns da? Wir haben schon jetzt einen Punkt mehr! :-P
@2
Das stimmt, und dafür gibt es ja auch seit einigen Saisons unseren Saisonvergleich. Den findet ihr hier:
http://www.sge4ever.de/saison/saisonvergleich-1617-vs-1718/
Mich wundert es auch etwas, dass Kovac die Vorbereitung verstärkt auf Nachwuchsspieler und Ergänzungsspieler gesetzt hat, diese jedoch nun kaum eine Rolle spielen. Das Duo Haller und Jovic hat mir persönlich am besten gefallen.
Kann sein, dass ich mich täusche, aber ich meine, dass De Guzman aufgrund von Blessuren einige Spiele in der Vorbereitung ncht gemacht hat und der Prinz war noch nicht da. Da sind schonmal 2 Postitionen in der Stammelf weg. Und dann kann man natürlich in Vorbereitungsspielen öfters wechseln, sodass NK mehr Möglichkeiten hat, sich die "Nachwuchsspieler" anzuschauen. Wenn er mit dem gezeigten zufrieden war, heißt das aber noch nicht, dass die Jungs sofort in die Stammelf schaffen. Klar wäre es schön gewesen, wenn wenigstens der ein oder andere im Kader gewesen wäre, aber bei so vielen Spielern, die NK zur Verfügung hat, wird es immer grenzwertige Entscheidungen geben.
...und Seferovic trifft und trifft... Komisch!?
@3 Bei Spieltag 2 stimmt die Rechnung mit 'Differenz in Punkten: +1 Punkt' aber nicht so ganz ;-)
+ 1 Tor wäre noch nachvollziehbar
@ NRW: Wieso komisch? In der ersten Saison hat er bisher in jedem Verein gut getroffen und danach beständig abgebaut. Bei uns hat er soweit ich mich erinnere 10 Buden in der ersten Saison gemacht.
Komisch finde ich eher deinen Post, aber das sind wir ja aus NRW gewohnt!
@5
Das ist auch völlig legitim, trotzdem gibt es auch Aussagen von Kovac, dass insbesondere die Trainingsleistung ausschlaggebend ist. Für manche Spieler muss es dann ggf. schon etwas komisch sein, wenn ein Boateng oder Falette quasi ohne Training bei uns sofort spielt. Das mit Boateng hätte ich auch so gemacht, da er den Unterschied machen kann, aber ein Beschuskow der als Gewinner der Vorbereitung auch unter Kovac galt, hätte man wenigstens einwechseln können.
Und nach zwei Spielen dem Stab zu brechen ist natürlich viel zu früh, aber manche tun hier so, als wenn wir die einzigste Mannschaft sind, die sich finden muss und die neue Spieler hat.Die Vorbereitung war lange genug und auch andere Vereine kaufen spät ein.
Also die Ausrede zählt bei mir net. Mich erschreckt momentan wieder die schlechte Chancenverwertung und der fehlende Plan B nach Rückstand, den man auch durch die komischen Wechsel gesehen hat. Aber denke NK zieht auch seine Lehren daraus.
Da hast Du wohl recht, dass man Besuschkow wenigstens einen Bankplatz hätte geben können. Ich denke, er wird (genau wie Jovic, Wolf, Barkok, Stendera) sicher bald seine Chance in der Bundesliga bekommen (hoffe ich zumindest). Und auch Deinen letzten Satz unterschreibe, NK wird seine Lehren daraus ziehen.
Was Du aber auch sehen solltest, ist, dass es einfacher ist 2-3 neue in eine erst Elf einzubauen, als mehr als die Hälfte der Mannschaft, insofern muss sich die Mannschaft schon noch finden.
@NRW Adler:
Haris spielt aktuell in einer Liga, in der es 2 oder 3 Top-Mannschaften und sonst nur Teams auf z.T. maximal Zweitliganiveaus gibt. Da ist es nachvollziehbar, dass er öfters trifft.
Wie Willems neulich schon sagte: Das wichtigste für junge Spieler ist SPIELPRAXIS!
Ich verliere lieber mit jungen talentierten Spielern, als mit Erfahrenen, da sich junge Spieler durch Spielpraxis stetig verbessern und somit Humankapital geschaffen wird. Außerdem kann Frankfurt rein gehaltstechnisch nicht mithalten im Kampf um die großen Talenten, ABER wir können immer Spielpraxis in einer der besten Ligen der Welt anbieten.
--> Also: Barkok, Besuschkow, Jovic und co. eine Chance geben ;-)
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