Amin Younes strebt mit der SGE Großes an. (Bild: Heiko Rhode)

Amin Younes hört spätestens seit seiner Galavorstellung am vergangenen Samstag beim 2:1-Sieg gegen den FC Bayern München eine Aussage über sich immer wieder: Er sei der „Mann der Stunde“. Der 27-jährige Mittelfeldspieler will sich und seine starken Leistungen aber gar nicht zu sehr in den Fokus rücken. In einem Exklusivinterview mit „Sky Sport News“ betonte er die Wichtigkeit einer funktionierenden Mannschaft und verriet das eine oder andere Erfolgsgeheimnis der Adlerträger.

So sei für ihn persönlich beispielsweise ein ganz wichtiger Faktor, dass er sich in Frankfurt von „Tag eins an wohlgefühlt“ habe. Das trage viel zu seiner derzeit überragenden Form bei. „Ich bin nach Frankfurt gekommen, hatte tolle Gespräche und jeder hat an mich geglaubt. Und ich habe die nötige Zeit bekommen. Ich glaube, der Verein hat auch schnell erkannt, wo Defizite sind und wo ich noch etwas aufholen muss“, sagte Younes gegenüber dem TV-Sender. Ihm wurde das Gefühl gegeben, alles Schritt für Schritt angehen zu können. Dies sei ein Geheimnis hinter seinen guten Leistungen. „Der Trainer vertraut mir, wofür ich sehr dankbar bin. Und tagtäglich wird von jedem Einzelnen gute Arbeit geleistet – das ist fantastisch. Das macht Spaß und gibt mir ein Riesen-Vertrauen. Das möchte ich dann auch zurückzahlen. Vielleicht habe ich ein Element mitgebracht, dass der Mannschaft bis dahin gefehlt hat. Vielleicht ein Element, dass das Puzzle komplett gemacht hat. Ich bin einfach sehr froh, dass ich mit meiner Art Fußball zu spielen, der Mannschaft so helfen kann“, zeigt sich der Rechtsfuß ganz bodenständig und stellt sich zu hundert Prozent in den Dienst des kompletten Teams.

Leichtigkeit durch „Drecksarbeit“

Generell merkt man Younes an, dass es ihm gar nicht so recht ist, dass alle Welt nur noch über ihn zu reden scheint. Natürlich, so sagt er, seien „Lob und Bestätigung immer schön“. Umso mehr, wenn sie beispielsweise von Bundestrainer Joachim Löw oder auch vom eigenen Coach Adi Hütter kämen. Aber: Younes vermittelt sehr glaubwürdig, dass er mit dem Kopf im Hier und Jetzt ist und die tägliche Arbeit, die hinter dem aktuellen Lauf der Eintracht steht, sieht.

Natürlich möchte er, dass es so weitergeht, wie zuletzt. Aber er stehe als Sportler in einer Mannschaftssportart nicht alleine da. „Von wegen Spieler der Stunde…“, grinst er und ergänzt: „Es ist hier in Deutschland und auch anderswo so, dass vor allem über die Jungs geredet wird, die letztendlich die Treffer oder schönen Tore machen. Wenn ich dann aber sehe, wie Martin (Hinteregger; Anm. d. Red.) hinten gegen Robert Lewandowski spielt, den momentan besten Spieler der Welt, dann relativiert das vieles und erklärt, warum ich so aufspielen kann: Weil die Jungs da hinten, wie Tuta, Evan N’Dicka, Makoto Hasebe oder Sebastian Rode, die ‚Drecksarbeit‘ machen und wir dadurch unsere Leichtigkeit haben können.“

„Kein Zufall, was gerade passiert“

Diese Leichtigkeit, von der Younes spricht, hat der Eintracht in der Hinrunde oft gefehlt. Zwar hat die SGE auch da schon selten verloren, aber eben auch viel zu selten gewonnen. Warum sich das Momentum nun zugunsten der Hessen gewandelt hat, erklärt Younes vor allen Dingen mit dem Faktor Glück. Das viel zitierte Quäntchen sei nun einfach öfter mal auf der Seite der Frankfurter. „Die Bayern haben zum Beispiel eine super zweite Halbzeit gespielt. Die hätten auch nochmal ein Tor schießen können. Aber wir haben momentan das Selbstvertrauen und manchmal auch das Glück, dass so etwas nicht passiert. Dazu sind wir in den entscheidenden Momenten des Spiels präsent und machen die richtigen Dinge“, erklärt der gebürtige Düsseldorfer die Erfolgswelle, auf der die SGE seit Wochen reitet.

Aber die Siegesserie ist freilich nicht nur auf reines Glück zurückzuführen. Da steckt viel mehr dahinter. Das weiß auch Younes. Für ihn sei es „kein Zufall, was gerade passiert. Abgesehen davon, dass es eine Siegesserie ist: Es ist die Art und Weise, wie wir die Spiele gewinnen, die einfach auch überzeugend ist.“ Ein Grund für diese durchaus beeindruckende Art und Weise ist sicherlich das Spielsystem mit zwei Zehnern hinter einer Sturmspitze. Younes findet diese taktische Ausrichtung „fantastisch“ und ist sich sicher, dass sie „sehr, sehr gut zu uns passt“. All das führt für den quirligen Mittelfeldspieler dazu, dass er neben Daichi Kamada oder Aymen Barkok richtig aufblühen kann. „Gefühlt“, sagt er bescheiden, „bin ich in der besten Form meiner Karriere.“

Wohin ihn diese Form mit der Eintracht am Ende der Saison bringt? Vielleicht in die Champions League? Oder sogar zur Meisterschaft? So weit möchte der 27-Jährige nicht gehen. Über die Meisterschaft zu reden findet er „übertrieben und sehr, sehr gewagt“. Aber für ihn seien nach oben keine Grenzen. „Ich will, dass wir so weitermachen und jeder andere will das auch. Ich finde auch gut, dass wir bescheiden bleiben und mit der Situation sehr gut umgehen. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass jetzt irgendjemand einen komischen Druck verspürt. Denn klar ist auch: Je mehr Spiele du gewinnst, desto mehr Leute gibt es auch, die dich vom Thron schubsen wollen, die dich dann schlagen wollen“, ordnet er die Situation richtig ein. Das heißt aber nicht, dass Younes und die Eintracht nicht auch weiterhin erfolgsgierig bleiben: „Ich will vor allem weiterhin auf diese Art und Weise gewinnen. Das wäre einfach schön. Wir machen das bisher gut. Dann schauen wir mal, wo wir am Ende stehen.“

Wie Amin Younes auf einen Anruf vom Bundestrainer reagieren würde, und warum seine Geste für die Opfer von Hanau am vergangenen Samstag „aus tiefstem Herzen“ kam, seht ihr am heutigen Donnerstagabend um 18.15 Uhr im zweiten Teil des Sky-Exklusivinterviews auf „Sky Sport News“.

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26 Kommentare

  1. Younes war der Spieler des Spiels gegen den FCB. Wenn ich jedoch im Kopf die einzelnen Spieler der Mannschaft so durchgehe, komme ich aus dem Schwärmen kaum raus. Jeder spielt seine Rolle fantastisch. Und Hütter hat die Spieler im Laufe der Saison immer besser gemacht. Dazu kommt die Geschlossenheit. Ich lese so oft, dass die neuen Spieler im Interview sagen, wie gut sie aufgenommen werden und die Zeit bekommen, sich auf die Mannschaft und die Liga einzustellen.
    Wer weiß denn, was Hütter aus den Spielern in den nächsten Wochen noch rauskitzeln kann?

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  2. Einfach unglaublich, was wir für einen Lauf haben. Und alle wirken bodenständig, heben nicht ab.
    Aber: Die nächste Niederlage wird kommen – muss aber nicht mehr in dieser Saison sein… 😉
    Ich glaube, da sind wir uns alle einig.

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  3. Der Mann heißt *KOHFELDT*

    Das System mit zwei 10ern kannste nur spielen, wenn du die richtigen Leute dafür hast. Und die haben wir jetzt.

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  4. @4
    Woher willst Du das wissen? Der Gunni meinte seinen Nachbarn, Herrn KOHLFELD, seines Zeichens Offenbacher. Letztens hat er sogar den Mannschaftsbus versteckt, um unseren Auswärtssieg zu verhindern. Unbelehrbar, dieser Herr KOHLFELD!

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  5. Tolles Statement zum Thema Drecksarbeit(er). Es stimmt, ein Torschütze bekommt automatisch zwei Noten besser, obwohl er vielleicht nur einmal richtig stand und sonst kaum was zum Spiel beigetragen hat.

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  6. Hat jemand Infos zur Höhe der Kaufoption nach der Saison 21/22?

    Kann ja nicht so wahnsinnig hoch sein, aufgrund der dann geringen Restvertragslaufzeit.

    Das einzige woran Younes meines Erachtens noch arbeiten muss, ist seine Fitness. Ab Minute 75 ist er doch extrem platt (was natürlich auch seiner intensiven Spielweise geschuldet ist). Bei fünf Wechselmöglichkeiten fällt das auch kaum ins Gewicht bei drei schon eher.

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  7. @7
    Der ist fit, die Anzahl der Schritte ist gleich der Anzahl der Schritte von Ndicka, nur dass Amin die schon nach 75 Minuten erreicht hat #kurzebeine …

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  8. Einfach ein guter Junge, der seinen Verein gesucht und gefunden hat!
    Morgen nicht nachlassen und den Fischköppen 3-4 Dinger reinballern!

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  9. @Redaktion:

    Fragt Herrn Hütter bei passender Gelegenheit auf einer Pressekonferenz doch einmal, ob er a) Kontakt zu Rodrigo Zalazar und Dejan Joveljic hält, b) wie er die Entwicklungen jeweils beurteilt und ob es c) schon Überlegungen/Entscheidungen gibt, ob sie in der nächsten Saison voll eingebunden werden 🙂

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  10. Younes wurde für 2 Jahre ausgeliehen, zu Corona Panik-Zeiten, schätze mal 1-2mio Leihgebühr. Daher Kaufoption von circa 5-8mio, mein Tipp. Wird alles im Rahmen sein, sonst hätte die Eintracht das nicht gemacht.

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  11. @Redaktion
    Hatte ich schon einmal zu eurem Bericht über Eintracht 2.0 und EintrachTech geschrieben:

    Vielleicht könnt ihr ja mal ein paar Berichte über alle Gremien und „Konstrukte“ rund um die Eintracht schreiben und die Personen dahinter vorstellen. Das kommt mir oft zu kurz.

    Genauso wie eine Vorstellung aller Personen im Vorstand, im Aufsichtsrat usw. Wäre bestimmt eine Bereicherung hier im Chat.

    Ich könnte mir zwar das eine oder andere im Web zusammen googlen, aber der Austausch mit den anderen Usern hier wäre schon toll…

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  12. Soweit ich mich erinnere zahlen wir keine Leihgebühr für ihn.

    Kaufen werden wir ihn sicher

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  13. Wir haben Younes tatsächlich ohne eine Leihgebühr bekommen, die Höhe der Kaufoption wurde nicht kommuniziert und ist unbekannt. Ich tippe auf den Bereich zwischen 6-8 Millionen, was uns 2022 keinerlei Probleme bereiten sollte!

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  14. Ich erinnere mich noch genau, als Hütter zur Kaderplanung
    sagte, wir brauchen noch einen Dribbler, der mit dem Ball auch
    mal in den Strafraum eindringen kann.
    Und dann haben unsere fixen Jungs den Younes aus der heißen
    Lava am Vesuv ausgegraben, den wirklich niemand auf der
    Rechnung hatte – und das zu sensationellen Konditionen!
    Alle Achtung, ganz großes Kompliment.

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  15. Genau so gehört sich das! Younes hat absolut Recht. Die Teamleistung aller Akteure lässt einzelne glänzen. Es freut mich für ihn, dass er seine Qualitäten (Wendigkeit, Spielverständnis, Blick für den Raum, Handlungsschnelligkeit) wiederentdeckt hat und würde sagen, dass er gerade wirklich das Optimum aus seinen Talenten macht. Obwohl das ganze Team ihn unterstützt, ist Younes durch seine 1-gegen-1 Stärke, seine Haken, die plötzlich Raum schaffen und seine brilliante Technik jedoch ein Spieler, der in den entscheidenden Moment Raum (und damit Entlastung) schafft und so Situationen zu unseren Gunsten auflöst, wie man es nur von Spielern von Weltclubs kennt. Dieses Element fehlt jeder Mannschaft der Welt und ich bin überglücklich, dass er dieses bei uns einbringt. Was mich wirklich beeindruckt, ist aber, dass er darüber hinaus diese Aggression und Mentalität mitbringt und auch die echte Drecksarbeit auf dem Platz erledigt. Mit der aktuell steigenden Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, kann man fast schon von einem kompletten Spieler (zumindest in dieser Form) sprechen. Man kann es einfach nur genießen!
    Weiter so!

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  16. Ich habe das Gefühl, dass alle unsere Neuzugänge einer Art „Gehirnwäsche“ unterzogen werden. Dabei werden den Spielern Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Ehrgeiz, Solidarität, Bodenständigkeit, Fleiß und Kampfbereitschaft eingeimpft.

    Scheint zu funktionieren. 🙂

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  17. Die Umstände unter denen diese Leihe zustande kam, waren für uns in allerlei Hinsicht sehr günstig. Younes ist mit 27 im besten Alter, hat anscheinend sein Lehrgeld (rasanter Aufstieg/Umgang mit Erfolg und Ruhm, Vertragszoff, Beraterkonflikt, Schlagzeilen…) bereits gezahlt und darüber hinaus bereits eine große Verletzung hinter sich und somit einen gewissen Reifeprozess durchschritten, der ihn auch diese Bodenständigkeit verliehen hat. Sein Talent, seine Einstellung, Reife und Motivation – wir haben ihn im günstigsten Moment bekommen, denn in seinem jetzigen Zustand wäre eine Verpflichtung/Leihe für uns nicht zu stemmen gewesen.
    Mit ihm haben wir einen Typ Spieler, den kein anderer Verein der Bundesliga hat – den Typ Straßenfußballer, aber ohne die arttypischen Unzulänglichkeiten, wie Disziplinlosigkeit, Verrücktheit/Extravaganz/Unberechenbarkeit…. Eigenschaften, die es für Trainer/Autoritätspersonen des Vereins unheimlich schwer machen kontinuierlich und langfristig mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ein Fall, bei dem der Wahnsinn nicht direkter Nachbar des Genies ist und das ist für mich außerordentlich. Ich denke, es ist Barkok, der am meisten von ihm profitieren kann, weswegen ich hoffe, dass der auch bei uns bleibt. Wen ich aus dieser Kategorie noch mag, sind Amiri und Dahoud und letzterer könnte evtl. als zukünftige Verstärkung in Frage kommen.

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  18. Eigentlich waren sich ja viele Fussballexperten sicher, dass man den klassischen 10er oder den Ballkünstler im Mittelfeld nicht mehr braucht. Brauchte man anfangs auch nicht mehr, da die Devise dann schnelles Umschaltspiel hieß was den Ballkünstler im Mittelfeld obsolet werden ließ. Mittlerweile sind aber die Verteidiger auch beweglicher und schneller geworden, so dass das nicht mehr so oft funktioniert , vor allem nicht gegen tiefstehende Mannschaften. Entweder man beherrscht das schnelle Passpiel von Guardiola in Perfektion wie ManCity gestern gegen Gladbach oder man hat wie wir kreative und technische starke Spieler im Mittelfeld (und vorne mit Silva) und kann so auch tiefstehende Gegner überspielen ( vor allem wenn man noch Kostic auf außen hat).
    Von daher finde ich unser Spiel nicht nur innovativ, sondern irgendwie kreieren wir damit auch einen eigenen Stil der so in der Bundesliga momentan nicht ein zweites Mal vorkommt. Da kann man schon etwas stolz darauf sein.

    Gegen Bayern hat man in der ersten Hälfte gesehen, dass wir dadurch selbst gute Gegner stark unter Druck setzen können. Teilweise war das fast ein Rollenwechsel in der ersten Hälfte.
    Das Einzige was man noch verbessern kann ( Meckern auf mega hohem Niveau) ,dass wir es noch nicht ganz schaffen, dass ein ganzes Spiel lang durchzuziehen. Man hat schon das Gefühl das einige Spieler dann so um die 70-75. Minute relativ platt sind . Leider haben dann die Einwechselsspieler oftmals nicht ganz so dass gleiche Niveau ( z.B. Zuber, Ilsanker).Aber wiegesagt das ist Meckern auf momentan 100%-Niveau. Ansonsten spielen wir wirklich auch sehr attraktiven Fussball und es ist schwer gegen uns zu spielen weil wir so variabel sind. Selbst unsere Abwehrspieler treffen ( wieder). Das heißt der Gegner muss wirklich ein enormen Aufwand betreiben um uns kalt zu stellen und daher kommt zurecht auch ein großer Respekt her, den wir uns aber wirklich auch erarbeitet haben.

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  19. Amin Younes ist unser lang lang gesuchter Zehner, endlich muss man sagen. Kaum zu glauben das wir so einen tollen Spieler holen konnten, noch dazu ist er ein ganz feiner Kerl.

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  20. Der Younes ist für mich unser kleiner Maradona wenn ich spielen sheh (Ballbehandlung, Schusstechnik, Körpergröße).

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  21. @11 hessecgn
    Gude 🙂
    jo, nach der Entwicklung von Zalazar und Joveljic kann ich beim nächsten Mal gern mal fragen 😉

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