Die Eintracht verliert 2:4 und ist trotzdem voller Hoffnung. Trotz Unterzahl und einigem Pech erkämpft sich die Mannschaft in Lissabon eine machbare Ausgangssituation für das Rückspiel. (Bild: imago/Revierfoto)

Mit großen Hoffnungen ist die Eintracht zum Viertelfinal-Hinspiel der Europa-League nach Lissabon gereist. Die Hessen hatten dabei ihre Serie von zuletzt 15 ungeschlagenen Pflichtspielen im Jahr 2019 und 14 ungeschlagenen Europa-League-Spielen im Gepäck. Am Ende riss die Serie und die Frankfurter verloren mit 2:4 und trotzdem überwiegt in Frankfurt am Tag danach nur der Stolz. SGE4EVER.de hat diese ungewöhnliche Niederlage noch einmal analysiert:

Matchplan hält nur 20 Minuten
SGE-Trainer Adi Hütter hatte sich Benfica Lissabon vor dem Spiel in Ruhe angeschaut und Stärken, sowie Schwächen hervorragend analysiert. Mit einer Aufstellung, die auf den ersten Blick defensiv wirkte, starteten die Adlerträger enorm selbstbewusst und attackierten die Portugiesen bereits früh in der gegnerischen Hälfte. Makoto Hasebe rückte vor die Abwehr um Evan N´Dicka, Martin Hinteregger und David Abraham und sollte so gemeinsam mit Gelson Fernandes und Sebastian Rode für mehr Zugriff im Mittelfeld sorgen. Dies gelang zu Beginn der Partie hervorragend und Rode schaltete sich immer wieder mit in die Offensive ein. Die Eintracht war zu diesem Zeitpunkt überlegen und schien das Spiel im Griff zu haben. Mit der ersten richtigen Offensivaktion von Benfica sollte das Spiel jedoch komplett auf den Kopf gestellt werden. Die flinken Offensivakteure um Riesen-Talent Joao Felix kamen zu einer gelungenen Kombination und N´Dicka wusste sich im Strafraum nur noch mit einem Foul zu helfen. Der englische Schiedsrichter, der bereits gegen Donezk einen Elfmeter gegen den jungen Franzosen pfiff, entschied auf Strafstoß und Rote Karte. Den Strafstoß verwandelte Felix zur Führung und von nun an sollten die Hessen 70 Minuten in Unterzahl überstehen müssen.

Hinten reinstellen? Nicht mit Hütter
Nahezu jede Mannschaft stellt nach einem so frühen Platzverweis auf eine defensivere Ausrichtung um. In der Regel wird ein Stürmer ausgewechselt und die Trainer sehen sich gezwungen die Defensive zu stärken. Nicht so Adi Hütter. Nach dem Platzverweis zog sich Makoto Hasebe wieder auf seine angestammte Libero-Position zurück und im Mittelfeld war man fortan nur noch mit zwei Spielern präsent. Der Österreicher ließ die beiden Stürmer Luka Jovic und Ante Rebic auf dem Feld und änderte an seiner Marschroute rein gar nichts. Die Eintracht spielte weiter mutig und frech nach vorne, auch wenn das zwangsläufig neue Räume für Lissabon eröffnete. Dieser Mut sollte auch belohnt werden, denn nach toller Vorabeit von Rebic schoss Jovic den verdienten Ausgleich. In Unterzahl wohlgemerkt. Zu diesem Zeitpunkt wäre es sicher wichtig gewesen, mit diesem Unentschieden in die Halbzeit zu kommen, jedoch ließ man vor dem Sechzehnmeterraum Felix zu viel Platz, der mit einem (nicht ganz unhaltbaren) Fernschuss die erneute Führung herstellte. Und dies ausgerechnet in einer Phase, in der die Hessen am Drücker waren und das portugiesische Publikum bei dem ein oder anderen Ballverlust unruhig wurde. Die Hütter-Elf musste also mit einem erneuten Nackenschlag in die Kabine und kam aus dieser völlig schläfrig zurück. Lissabon spielte die Frankfurter zu Beginn der zweiten Halbzeit schwindelig, die in Unterzahl die temporeichen Kombinationen nicht kontrollieren konnten. Getreu dem Motto „jeder Schuss ein Treffer“ fiel so das 1:3 und 1:4. Die SGE befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einem schmalen Grat, denn das weiter offensiv spielen, das Aufrücken der eigenen Außenverteidiger bis an die gegnerische Grundlinie, brachte deutlich zu viele Räume für den Gegner. Hütter reagierte, indem er Jonathan de Guzman und Goncalo Pacienca für Jovic und Rebic brachte. Nun stand die SGE defensiv ein wenig kompakter und fand langsam zurück zur Spielkontrolle. Aber auch hier galt weiter: nur hinten reinstellen kommt unter Hütter nicht in Frage. Immer wieder angetrieben durch den aufopferungsvoll kämpfenden Filip Kostic suchten die Hessen weiter ihr Glück in der Offensive. Aufgeben war für diese Truppe keine Option.

Ein wichtiges Tor lässt den Traum weiterleben
Die Mannschaft sollte sich am Ende für ihren großen Kampf und ihren Mut zum Risiko belohnen. Der eingewechselte Pacienca traf per Traumkopfball zum wichtigen 2:4 und lässt den Frankfurtern nun alle Möglichkeiten für das Rückspiel offen. Beinahe hätte die Hütter-Elf in ihrer Schlussoffensive auch noch das 3:4 durch Kostic erzielt. Trotz Unterzahl waren es die Frankfurter, die am Ende am Drücker waren und Lissabon kräftemäßig überlegen schienen. Das 2:4 fühlte sich nach dem Spiel beinahe wie ein Sieg an. Nach all den Rückschlägen während der Partie und dem vielen Pech das zusammenkam, war dieses Ergebnis das Beste, was der SGE passieren konnte. Durch die enorm wichtigen zwei Auswärtstore muss man nun kommende Woche zu Hause „nur“ 2:0 gewinnen. Dies hätte man bei einer knappen 0:1 Niederlage in Lissabon übrigens auch gemusst. Das zeigt, dass dieses Ergebnis noch richtig wertvoll werden kann. Ohne Platzverweis, bei Elf gegen Elf, so viel ist sicher, wäre dieses Spiel wohl anders ausgegangen. Die Eintracht hat Blut geleckt, ihre Kampfeslust ist geweckt. Dies unterstrichen auch Verantwortliche und Spieler nach der Partie. Im eigenen Stadion, im Hexenkessel von Frankfurt, da muss die junge portugiesische Mannschaft erst einmal bestehen. Ein frühes Tor für die Eintracht und alles ist möglich. Die Serie ist zwar gerissen, aber diese Niederlage fühlt sich bittersüß an. Es überwiegt sogar der Stolz auf diiese Jungs, die eine unglaubliche Moral gezeigt haben.

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16 Kommentare

  1. Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von 100 Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selber kennst, doch nicht den
    Feind, wirst du für jeden Sieg, den du errings, eine Niederlage erleiden! (c)Sun Tzus

    Speziell der zweite Absatz trifft sehr zu.. Benfica kennt uns nicht.. Willkommen im Hexenkessel.. Forza

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  2. Das wäre wirklich eine unglaubliche Geschichte für Paciencia, wenn die SGE in Europa weiterkommt und es in die CL schafft. Er hätte dann diese ganz speziellen Treffer erzielt, die das Team jeweils im Wettbewerb halten. Einmal gegen Hoffenheim das 3:2 und gestern in Portugal das 2:4. Diese Tore kann er sich dann vergolden und an die Brust heften.

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  3. Die Beobachtung, dass die jetzige Ausgangssituation nicht anders ist als wenn wir knapp 0:1 verloren hätten, finde ich bemerkenswert! Die Ausgangslage ist in Ordnung, da geht was. Wir konnten zu zehnt dem Gegner 2 Dinger einschenken, dann schaffe wir das zu elft auch und halten zusätzlich hinten noch den Kasten sauber. Wobei ich auch eher an ein 3:1 als an 2:0 glaube, was mir ebenfalls recht ist. Unsere Jungs sind körperlich tatsächlich überlegen wie man gesehen hat, haben den stärksten 12. Mann der EL im Rücken, und kennen Lissabon jetzt. Wer Rückrunde kann, kann auch Rückspiele. Ich bin optimistisch! Tatsächlich noch optimistischer als vor dem Spiel gestern.

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  4. Wir haben zwar eine Schlacht verloren aber noch lange nicht den Krieg und leider ist eine Serie zu Ende gegangen da starten wir halt ne neue so jetzt erstmal abhaken und volle Konzentration auf Sonntag gegen Augsburg auch dort gibts ne Serie weiter auszubauen nämlich Bundesligaspiel 12 ohne Niederlage Auf geht’s Forza SGE

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  5. @3 In Wahrheit haben wir sogar 3 Tore gemacht, das eine wurde nur aberkannt. Technisch wurde aber ein Tor erziehlt, durch eine Freistoßvariante. Dafür kann man sich nichts kaufen, zeigt aber dass Benfica verwundbar ist.

    Gruß SCOPE

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  6. Wenn man die Begriffe Wille,Leidenschaft,Kampf,Laufbereitschaft,Mut,Einsatz in zwei Worte packen möchte kommt dabei Eintracht Frankfurt raus. Ich war noch niemals so stolz auf unsere Mannschaft nach einer Niederlage wie gestern. Das Ergebnis ist doch ok. Keine Rechnerei das Ergebnis reicht,das Ergebnis könnte auch reichen,nein wir müssen ( und werden ) mit 2 Toren Unterschied gewinnen und fertig. Kein Taktieren sondern Feuer frei. Das Wissen auch unsere Jungs sowie der Trainer. Wir werden am Donnerstag den Steinadlern mal richtig die Federn stutzen. Zum Thema Trapp: Es ist ja schön wenn er einen Unhaltbaren pariert
    aber eben schade wenn er durch zwei durchaus machbare dieses wieder revidiert. Hradi brachte uns auch nach Berlin und dann dieser blöde Elfmeter. Egal weiter gehts. Wir spielen eine überragende Saison und werden auch in der Liga nach Augsburg und Berlin (lehne mich mal aus dem Fenster ) 6 Punkte Vorsprung auf Platz 5 haben. FORZA SGE

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  7. Komme was wolle. An die Truppe 18/19 werde ich mich lange erinnern.

    In dem Zusammenhang mit diesee MANNSCHAFT fällt mir vor allem das Wort Stolz ein.

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  8. Ganz blöde Frage, sehe ich das richtig? Ergebnisse für uns wären im Rückspiel 2:0, oder 3:1. Ein 4:2 führt zur Verlängerung. Aber danach reichen zwei Tore Vorsprung nicht, es müssen dann drei Toren sein, denn sonst hätte Lissabon ja mehr Auswärtstore. Also 5:2 geht, aber 5:3 geht nicht. 6:3 geht dann wieder, hauptsache 3 Tore Unterschied.

    Hm, ich nehme dann also das 3:1 oder 5:2 😀

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  9. Egal wie es kommt, ich bin endlos stolz auf diese Mannschaft, inbesondere dem Trainer, und das Team drumherum.

    Uli Stein im Kicker:

    „Hütters Einstellung zum Fußball erinnert mich an die meines früheren HSV-Trainers Ernst Happel, mit dem wir 1983 gegen Juventus den Europapokal der Landesmeister gewannen. Happel sagte uns, dass wir Spaß am Fußball haben und den Fans etwas bieten sollen, damit sie begeistert nach Hause gehen. So denkt auch Hütter, diese Einstellung ist toll.“

    Damit trifft er den Nagel für mich genau auf den Kopf.

    Gänsehaut pur bei mir.

    Irgendwie kam mir die Tage ins Gedächtnis, die couragierten Worte des einmaligen Gaetano Scirea (für mich Idol, ein absolutes Vorbild auf und neben dem Platz) in der katastrophalen Nacht 1985 im Heysel Stadion, der sich trotzdem ans Stadionmicro traute und sagte: restate calmi, giochiamo per voi WIR SPIELEN FÜR EUCH!

    Genau dieses Gefühl habe ich bei dieser Mannschaft, inbesondere dem Trainer, und das Team drumherum.

    Einfach Danke!

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  10. Wir haben in der EL drei Teams jeweils vier Stück eingeschenkt. Ich habe gestern gesehen das die Abwehr von Benfica nicht sattelfest ist.
    Unsere Jungs brauchen keine Motivation
    nächsten Donnerstag. Die Niederlage gestern ist für jeden Motivation genug, um dieses Spiel zu drehen.
    Am nächsten Donnerstag werden wir uns noch Jahre lang erinnern wie geil es war.
    Ich glaube zu 100 Prozent an ein weiter kommen. Und die Jungs glauben das auch.
    Nun brauchen wir aber am Sonntag trotzdem eine absolute Top Leistung. Augsburg ist kein Selbstläufer.
    Ich hoffe das alle Spieler wieder richtig fit sind,und sich keiner unnötig verletzt.
    Ich hoffe auf unsere drei Stürmer Plus Gonzo.
    Wir sind dieses Jahr eine mega geile Truppe die mir so viel Spaß bereitet hat bis jetzt.
    In diesem Sinne
    Forza SGE

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  11. @6. Den ihrer heißt Vitoria unser Attila ist ein Steinadler und dem werden die Federn auf keinem Fall gestutzt

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  12. Benfica in Europa zuhause:
    CL-Quali: Fenerbahce 1:0 Saloniki 1:1
    CL: Bayern 0:2 Ajax 1:1 AEK Athen 1:0
    EL: Galatasaray 0:0 Zagreb 3:0 n.V.
    3 Siege, 3 Unentschieden, 1 Niederlage

    Benfica auswärts:
    CL-Quali: Fenerbahce 1:1 Saloniki 4:1
    CL: Bayern 1:5 Ajax 0:1 AEK Athen 3:2
    EL: Galatasaray 2:1 Zagreb 0:1
    3 Siege, 1 Unentschieden, 3 Niederlagen

    Wenn man die Spiele gg Bayern und Ajax abzieht, die schlichtweg ne Klasse besser sind, gabs auswärts nur in Zagreb ne knappe Niederlage. 3 Gegentore oder mehr fingen sie sich lediglich bei den Bauern.
    Eine gute Stimmung bei Auswärtsspielen dürften sie gewohnt sein:
    2x Istanbul, Saloniki, Amsterdam, Athen, Zagreb .. das sind ALLES Vereine, die einen ‚Hexenkessel‘ haben.

    Ich glaube dennoch an ein Weiterkommen und will sicher nicht die Euphorie bremsen. Dafür spielten wir (ohne Haller) einfach zu gut. Aber es wird sauschwer, denn so schlecht ist Benfica auswärts eben nicht.

    Äußerst selten, dass eine Mannschaft schneller ist als unsere. Das war ein Problem und wird auch zuhause schwierig. Und würde für ein weiteres Spiel mit ’nur‘ 2 Spitzen in der Startelf sprechen.
    Aber in den Zweikämpfen haben wir Benfica auch zu zehnt meist abgekocht, das macht mir wiederum Mut für unser gefürchtetes Offensivpressing zuhause.
    Zudem hatte ich Angst vor der Schlussviertelstunde und nachlassenden Kräften, aber Benfica konnte nicht mehr zulegen. Und das macht Mut, dass das Spiel u.U. in der Endphase für uns laufen wird.

    Über die kompletten 90 Minuten sah ich Rode unglaublich stark. Knapp gefolgt von Hinti und Hasebe.
    Schwachstelle war m.E. Trapp (sah bei keinem Gegentor gut aus, wobei ich ihm beim 1:4 noch am wenigsten Schuld gebe), aber auch Jovic und Rebic haben schon mal besser gespielt. Die frühen gelben Karten (4. und 26. Min) waren sicher nicht förderlich für ihr Spiel. Die Karte gegen Jovic gleich zu Beginn des Spiels war hart und die für Rebic (meckern) einfach nur dumm. Aber gut, so isser halt, unser Ante. Eher emotional 😀
    Über den Schiri dürfen wir uns nicht beschweren. Er hat, so wie ich es las, bei Elfer und rot schlichtweg korrekt gehandelt. Weil N’Dicka keine Intention hatte, den Ball zu spielen und letzter Mann war.
    Zudem hätte er durchaus 2 weitere Elfer gegen uns pfeifen können. Wir sollten m.E. froh sein, dass es in der EL kein Videobeweis gibt. Das war schlichtweg glücklich.

    Paciencia spielte nicht nur wegen seinem Tor extrem gut. Und auch de Guzman legte nicht nur das Tor auf, sondern gewann auch 100% (!!) seiner Zweikämpfe.
    Unsere Einwechselspieler waren sofort im Spiel, das war super!!

    Desweiteren möchte ich noch bemerken, dass falls wir hoffentlich weiterkommen im ersten Halbfinale Gelbsperren auf uns zukommen könnten.
    Nach dem Viertelfinale verfallen die Verwarnungen, also fürs 2. Halbfinale wärs kein Problem.
    Vorbelastet sind:
    Kostic, Rode, Hasebe, Haller und Rebic

    Natürlich müssen wir erstmal weiterkommen…ist klar. Aber ich glaube fest daran, dass wir das mit den Fans im Rücken schaffen!!!
    Es gibt kaum Mannschaften in Europa, die eine personelle Überzahl insbesondere zuhause derart stark auszunutzen wissen wie Benfica. Daher hatte ich nach dem Platzverweis schon Angst, das wir ne richtige Klatsche kriegen. Dem war nicht so und Benfica hatte auch nicht so viele Top-Torchancen. Das zeigt, dass wir ne bärenstarke Leistung ablieferten. Und das Quäntchen (hart erarbeitetes) Glück.

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  13. @12/13
    Ok,habe erkannt das mein Bio- Lehrer mit meiner damaligen Zeugnisnote wohl doch recht hatte.
    Sorry für die Verwechselung und danke für die Info.

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  14. Wenn es der Schiri gewollt hätte, Rode kam im Mittelfeld zu spät und hat den Gegenspieler abgekrätscht. Dafür wäre Gelb auch in Ordnung gegangen. Beschweren darf man sich nicht, das hätte durchaus schlimmer kommen können. Einmal noch Freistoß an der Strafraumgrenze, nur Knöchel kein Ball. Lässt er auch laufen.

    Gruß SCOPE

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