Am 24.05.2014 war es dann endgültig soweit. Die U23 von Eintracht Frankfurt bestritt bei der TuS Koblenz erfolgreich ihre letzte Partie und gewann mit 4:0 im Stadion Oberwerth 1898 Zuschauern. Eine komplette Mannschaft verschwand somit endgültig von der Bildfläche, nachdem die DFL entschieden hatte, den Vereinen die Entscheidung selbst zu überlassen, ob sie eine Reservemannschaft stellen wollen oder nicht. „Es war eine unangenehme Nachricht, ich hatte ein mulmiges Gefühl, sie den Spielern zu überbringen“, sagt Kraaz, der Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums der Eintracht, im Gespräch mit der FAZ. Allerdings sei im Nachhinein alles gar nicht so schlimm gewesen. Von den zwei Dutzend Spielern hätten nur vier einen Vertrag für die nächste Saison gehabt, mit drei von ihnen habe man sich inzwischen per Auflösungsvertrag und Abfindung geeinigt. Identifikation mit dem Verein spielte in der U23 zumeist nur eine untergeordnete Rolle. Wer in der Regionalliga spiele, wolle dort eigenltich nicht bleiben, sondern hoch in den Profifußball kommen, erklärt Kraaz. Dieser Umstand habe die Auflösung der Reservemannschaft erleichtert.
„Den großen Schock gab es bei unserem Kader nicht“, sagt der frühere Eintracht-Profi Kraaz. „Für den einen oder anderen war es vielleicht sogar der Anlass, intensiver über seinen weiteren Lebensweg nachzudenken.“ Gerade für diejenigen, die zu lange vom Profifußball träumen und hofften, irgendwie ganz oben landen zu können, bedeutet der Rückzug der Reserve einen Einschnitt im Leben – der Traum, Fußballprofi werden zu können, platzt und der Weg ins normale Berufsleben muss gesucht und gefunden werden. Immerhin: Der finanzielle Verlust ist nicht dramatisch, denn bei 600 bis 800 Euro brutto im Monat, die in Frankfurt zu verdienen waren, ging es nicht um Existenzen. Bei vielen anderen Klubs der Südwest Regionalliga wird üppiger entlohnt.
Jetzt wird die Umstrukturierung weiter vorangetrieben. 700.000 Euro suchen eine neue Verwendung. Für Alexander Schur wurde die Stelle des Nachwuchs-Cheftrainers geschaffen, es gibt jetzt regelmäßig einen Sportpsychologen für die anderen Mannschaften am Leistungszentrum, Athletiktraining, Rehabilitation und Spielersichtung wurden verbessert. Und der Zeugwart der U23 kümmert sich jetzt um die U19, die zugleich auch das neue Sprungbrett zur Profimannschaft darstellt. „Bei neun von zehn Spielern können wir nach der U19 zuverlässig vorhersagen, ob es für den Profifußball reicht oder nicht„, prognostiziert Kraaz. Das Problem für junge Spieler, die in der U19 nicht mehr tätig sein dürfen, ist demzufolge, dass sie nur Trainingsspieler sind und nicht mehr unter Wettkampfbedingungen Spiepraxis sammeln können. Was passiert zum Beispiel mit dem Nachwuchstalent Joel Gerezgiher oder dem von Mainz 05 verpflichteten David Kinsombi? Und gelingt Marc Stendera und Marc-Oliver Kempf der Durchbruch bei den Hessen? Bis auf Luca Waldschmidt, Jahrgang 1996, ist keiner der Spieler mehr für die U19 spielberechtigt. „Wie durchlässig der Profikader für Talente ist, hängt neben der Qualität der Spieler in erster Linie vom Trainer ab„, sagt Armin Kraaz. Bei Armin Veh hatten die Talente meistens das Nachsehen. Ändert sich dies unter dem neuen Coach Thomas Schaaf?
4 Kommentare
Sehr schöner Beitrag Christopher mit vielen guten Erkenntnissen im Rahmen der Auflösung der U23.
Ich hoffe, dass alle Talente den Sprung unter Schaaf schaffen. Das wird aber die Vorbereitung zeigen. Denke am Ende wird wohl Gerezgiher verliehen, außer er kommt an Stendera vorbei, dann wird Stendera verliehen. Einen wird es von beiden treffen. Ähnlich ist es bei Kinsombi und Kempf, wobei ich eigtl beide behalten würde, da beide sowohl IV als auch DM spielen können. Waldschmidt wird es definitiv unter Schaaf schaffen, da bin ich mir sehr sicher. Der Junge hat richtig Talente und den notwendigen Torriecher!
Hien wird wohl nach Wille auch unser Team Richtung RL oder 3.Liga verlassen.
Almpanis wird definitiv ausgeliehen oder wechselt auch komplett. Ihn würde ich aber eher ausleihen und schauen, wie er sich z.B. in der 3. Liga entwickelt.
auch wenn ich mich wiederhole, Talente fördern und in die Profimannschaft einbauen ist leider der momentan einzige Weg zum Erfolg bei kleinen Klubs, und da gehört auch die SGE dazu. Somit ist der Wegfall der U23 eine Optimierungsmaßnahme, um die vorhandenen Mittel besser einzusetzen. Ich habe hier zwar auch ein Störgefühl, aber die eingesparten Gelder werden nun eher in den Jugendbereich gesteckt, was notwendig ist, da immer mehr schon in den Jugendmannschaften gewildert wird (ich sage nur RB Leipzig).
Spagat wird sein, den jungen Talenten auf dem Sprung Wettkampfpraxis zu geben, hier wünsche ich mir Kooperationen z.B. mit dem FSV Ffm. oder Darmstadt 98, was für beide Seiten Vorteile bringen würde. Dazu benötigt man natürlich wasserdichte Verträge und ein cleveres Management, somit ist hier BH und HB gefordert.
Thomas Schaaf traue ich auch eher zu, Talente einzubauen, als Armin Veh, dieser war auch immer mehr unter Druck.
Man könnte den jungen Spielern ja auch über vermehrte Freundschaftsspiele unter anderem gegen Mannschaften aus der 2. und 3. Bundesliga Einsatzmöglichkeiten geben. Da werden Thomas Schaaf und alle anderen Verantwortlichen der Eintracht sicherlich den richtigen Weg finden. Ausleihen ist natürlich immer auch eine Option. Die Engländer machen uns das ja vor, wie es gehen kann. Ich glaube da gibt es kaum einen Verein in der Premier Leage, der nicht zirka 10 Spieler verliehen hat.
Sind diese Leihe-Verträge eigentlich verbindlich vorgeschrieben oder können die Vereine die weitesgehend individuell gestalten, z.B. muss die Leihe immer mind. ein halbes Jahr gehen oder könnte ich auch 3 Monate machen, z.B. mit Option auf Verlängerung, bzw. mit Ausstiegsklausel bei länger laufenden Leihen, wahrscheinlich nicht wg. Wettbewerbsverzerrung.
Frage die sich mir halt stellt, wenn ich z.B. den Kempf in der U23 habe, kann ich ihn ja im Notfall jederzeit hochziehen, wenn ich ihn verliehen habe und Bamba, Zambrano und Madlung verletzen sich, habe ich natürlich keine Zugriff mehr.
D.h. Verleihen von jungen Spielern ist grundsätzlich wichtig und gut, wg. Spielpraxis, aber dafür fallen sie mir halt als Backup für die Laufzeit der Leihe weg.
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