Seit Samstag ist es offiziell: Die U21 der Frankfurter Eintracht kann den Abstieg aus der Regionalliga Südwest nicht mehr abwenden. Die 3:2-Heimniederlage gegen die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz besiegelte das Ende einer bitteren Saison. Die beiden Treffer erzielte Metehan Yildirim. Aktuell überwiegt in der Mannschaft und im Verein die Enttäuschung. Klar ist, dass es nach den letzten Monaten eine Aufarbeitung im Sommer geben wird.
Dabei hätte die Partie gegen die Gäste aus Fulda für die SGE eigentlich gar nicht besser beginnen können. Mit Max Hauswirth und Metehan Yildirim brachte Cheftrainer Dennis Schmitt zwei Neue in die erste Elf, wobei sich insbesondere letzterer bei seinem Startelf-Debüt bezahlt machen sollte. Die Frankfurter kamen besser in das Spiel und erarbeiten sich schon nach kurzer Zeit die Spielkontrolle und erste Chancen. Die Gäste, die sich bereits ihren Mittelfeldplatz gesichert haben, fokussierten sich aufs Verteidigen und kamen nur selten in die Nähe des Tors von Nils Ramming. Nachdem das Spiel in der Folge ereignisarm vor sich hin plätscherte, brachte Yildirim nach einer halben Stunde Schwung in die Partie. Nach langem Ball brachte der Winterneuzugang von Viktoria Berlin das Leder schön unter Kontrolle, umkurvte SG-Torwart und Ex-Adlerträger Jannik Horz und schob zur umjubelten Führung ein. Die Hausherren hatten jetzt Blut geleckt und blieben am Drücker. Kurz vor der Pause legte Daniel Starodid den Ball schön im Sechzehner ab und erneut war es Yildirim der zur 2:0-Führung einschob.
Tragisches Finale
Die Pausenansprache hatte bei Fulda offenbar Wirkung gezeigt, denn die Gäste kamen mit einer völlig anderen Einstellung aus der Kabine. Für die Frankfurter Hintermannschaft konnte kaum noch für Entlastung gesorgt werden und so erzielte Moritz Dittmann in der 62. Minute den Anschlusstreffer. Die Eintracht hatte kaum Zeit sich zu schütteln, denn nur wenige Minuten später fiel ein Gästespieler im Strafraum und Schiedsrichter Tobias Ewerhardy zeigte auf den Punkt. Brian Campman trat an und traf souverän zum Ausgleich. Erst jetzt fand die SGE wieder besser ins Spiel und hätte um ein Haar durch Phinees Bonianga und Joel da Silva Kiala die direkten Gegenantworten geliefert. Beide Chancen konnten allerdings in letzter Sekunde von den Gästen vereitelt werden. So kam es wie es kommen musste: In der Nachspielzeit konnte der eigentlich so starke Ramming einen Aufsetzer von Dittmann nicht kontrollieren und der Ball landete zum Schrecken der Jungadler im Netz. Damit kann die U21 am letzten Spieltag (Eintracht Trier, 17. Mai um 14 Uhr) den Relegationsplatz nicht mehr erreichen und steigt in die Hessenliga ab.
Junger Kader kommt an seine Grenzen
„Zunächst einmal sind wir sehr enttäuscht. Es war unser Ziel, neben der bestmöglichen individuellen Förderung unserer Talente auch den Klassenerhalt zu schaffen“, erklärt Alexander Richter, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, im Interview auf der vereinseigenen Homepage. „Trotz einer erkennbaren Leistungssteigerung in der zweiten Saisonhälfte hat das leider nicht gereicht. Wir wussten, dass dieser Weg mit einem sehr jungen Team mutig ist und sportlich herausfordernd werden würde. Als NLZ-Leiter trage ich dafür natürlich die Verantwortung. Wir werden die Saison nun genau analysieren, um daraus die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen – ohne aber von unserem grundsätzlichen Weg abzuweichen.“ Im Sommer musste die U21 einen schweren Umbruch und die Abgänge wichtiger Leistungsträger bewältigen. Mit etwa 20 Jahren im Schnitt stellte die Eintracht die jüngste Mannschaft der Liga. Rund die Hälfte aller Spieler absolvierten überhaupt erst ihre erste Saison im Herrenbereich. „Das ist ein essenzieller Teil unserer Ausbildungsphilosophie. Gleichzeitig müssen wir aber selbstkritisch prüfen, ob wir den Kader in seiner Struktur ausreichend ausbalanciert haben. Unser Ziel ist es, unsere Nachwuchsspieler möglichst früh im Seniorenfußball unter Wettkampfbedingungen Spielpraxis sammeln zu lassen. Dabei müssen wir feststellen, dass wir in der aktuellen Phase der Transformation in der Anzahl der Spieler noch nicht so weit sind, um die U21 zum Teil mit U19- oder gar U17-Spielern zu spicken. Eventuell hätten wir eine noch klarere Achse erfahrener Spieler einbauen müssen.“ Der U21-Kader musste mit vielen Verletzungen, Formschwankungen und Nationalmannschaftsabstellungen kämpfen. Allerdings haben diese Probleme auch andere zweite Mannschaften von Profiteams. „Uns fehlten mehrfach ausländische U-Nationalspieler in wichtigen Meisterschaftsspielen – anders als bei deutschen Nationalspielern besteht hier keine Möglichkeit zur Spielverlegung. Das ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar und benachteiligt Vereine mit international besetzten Nachwuchskadern. Auch die aktuelle Abstiegsregelung, die in bestimmten Konstellationen einzelne Vereine härter trifft, sollte aus unserer Sicht überarbeitet werden. Diese Themen betreffen nicht nur uns, sondern viele Klubs im Ausbildungsbereich.“
„Ändert nichts an unserer Überzeugung“
Zur kommenden Spielzeit starte die SGE also in der fünften Liga. Den Blick nach vorne richtend, sieht Richter in der Hessenliga eine wertvolle Plattform: „Wir wollen die neue Situation realistisch und konstruktiv angehen. Spieler wie Nacho Ferri, Elias Baum, Diant Ramaj oder Simon Simoni konnten dort erste Schritte im Herrenbereich machen. Auch andere Spitzenvereine setzen bewusst auf die Oberligen, um Talente auf das Profiniveau vorzubereiten. Hinzu kommt, dass wir womöglich erneut in der UEFA Youth League vertreten sein werden – ein herausragendes Format, um Talente auf internationalem Niveau zu fordern und zu fördern. Dennoch bleibt unser mittelfristiges Ziel die Rückkehr in die Regionalliga Südwest – denn dort sehen wir, im Zusammenspiel mit anderen Wettbewerben, die idealen Bedingungen für die Ausbildung unserer Toptalente im Übergangsbereich.“ Es bleibt abzuwarten wie sich die Mannschaft bis zur kommenden Saison verändert. Mit Louis Kolbe steht der erste Abgang (SV Sandhausen) fest. Fraglich, ob Spieler wie Kaan Inanoglu sich selbst in der Hessenliga sehen. Dazu haben sich Talente, wie beispielsweise Ramming und Noah Fenyö durchaus für Leihgeschäfte in höhere Ligen in Stellung gebracht. „Der Abstieg tut weh – sportlich und emotional. Aber er ändert nichts an unserer Überzeugung: Spielerentwicklung steht über allem. Wir werden die Saison kritisch aufarbeiten, uns hinterfragen und strukturelle Themen auf Ligaebene zur Diskussion stellen“, zieht Alexander Richter sein Fazit. „Unser Weg bleibt dabei klar: Wir bilden Spieler aus, nicht nur Teams. Und darin werden wir uns auch künftig von nahezu allen Vereinen in der Regionalliga unterscheiden. Dieser Weg braucht Geduld, Klarheit – und manchmal auch die Kraft, Niederlagen als Lernmoment zu akzeptieren.“
4 Kommentare
Meldet die Zweite wieder ab und schickt die Talente mit Zukunft zum Waldhof ( Kooperation).
Der Abstieg ist eine Vollblamage !!!
Nachdem es in der 1., der 2. und der Frauenmannschaft jahrelang nur bergauf ging, haben die Verantwortlichen in alles drei Sparten deutliche Kratzer bekommen. Vielleicht hat man sich etwas ausgeruht und gedacht, dass es immer so weiter geht.
Nach der Saison sollte mal wieder jeder Stein umgedreht werden.
Als Spitzenmannschaft in der Hessenliga sehe ich die jungen Talente gar nicht mal so schlecht aufgehoben. Mehr als 1-3 Spieler pro Saison können ohnehin nicht in die 1. eingebunden werden. Und bei Elias Baum hat man ja gesehen, wie es laufen kann.
bin auch bei bernemer. durch den abstieg ist das projekt gescheitert. welches talent soll man denn mit der fünften liga locken, gerade weil mitbewerber wie z.b hoffenheim (zwote hat durchmarsch in die dritte gemacht) höhere ligen ihrer zweitvertretungen im angebot haben.
Das Projekt ist nicht gescheitert, aber wir haben direkt mind. 2 Jahre verloren. Ich habe schon früh in der Saison mal hier in den Kommentaren vorgerechnet, dass wir uns noch mal 1 Jahr verjüngt haben. Das war einfach zu krass. Alle Stützen raus genommen und verliehen. Keine Erfahrung dazu genommen. Ich denke man sollte zur Balance 3 ältere Stammspieler haben. Einen im Sturm, einen in der Abwehr, einen im Mittelfeld. Da drum herum werden die Jungen gebaut. Irgendwo muss eine stabile Achse ja her kommen.
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