Ante Rebic sagt von sich: „Ich bin nicht zu 100 Prozent fit.“

DFB-Pokalsieger, Vize-Weltmeister, mit der Eintracht auf Champions League-Kurs – man könnte meinen, Ante Rebic hatte ein verdammt geiles Jahr hinter sich, man könnte auch sagen, „es ist ganz gut gelaufen“. So formuliert es der Protagonist dieser Geschichte zumindest selbst. Na gut, dann gibt er doch zu. „Das war das beste Jahr meiner Karriere bisher“, so Ante Rebic im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“. „Der Sieg im Pokalfinale war ein absolutes Highlight, ich hatte vorher zwei Endspiele verloren, einmal in Italien, da habe ich aber nicht gespielt, und im Jahr zuvor gegen Dortmund.“ Rebic war mit zwei Treffern der Mann des Spiels – und stieg innerhalb eines Spiels zum Idol und Fan-Liebling in Frankfurt auf. „Es war das beste Spiel meiner Karriere, das perfekte Spiel“, sagt er rückblickend.

„Bruda, schlag den Ball lang!“

Was dann folgte, wird in Frankfurt so schnell niemand vergessen. Ekstase auf dem Römer und der legendäre Spruch von Kevin-Prince Boateng: „Bruda, schlag den Ball lang“. Er habe es Boateng immer wieder vor dem Spiel auf Englisch gesagt. „Als wir auf dem Weg von der Umkleide hinaus aufs Feld waren, habe ich ihm gesagt, er soll mir den Ball hinter die Abwehrspieler schlagen. Wir wussten, dass das unsere Chance ist gegen die Bayern“, verriet Rebic der „Frankfurter Rundschau“.

Rebic: „Unbeschreiblich und unvergesslich“

Die Feier auf dem Römer sollte nicht der einzige große Bahnhof für Rebic und sein Team in diesem Sommer bleiben. Bei der WM zog der 25-Jährige völlig überraschend mit Kroatien ins Finale ein, unterlag erst dort gegen Frankreich. „Der Empfang hier nach dem Pokalfinale war schon Wahnsinn, das war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe. Aber selbst das kann man nicht damit vergleichen, was nach der WM in Kroatien los war. Das war wirklich unbeschreiblich und unvergesslich“, sagt Rebic. Eine halbe Millionen Menschen empfingen die Vize-Weltmeister bei ihrer Rückkehr in Zagreb, stundenlang ging es mit dem Bus durch die Stadt.

„Der Tag hat 24 Stunden und nicht nur 90 Minuten“

Rebic spielte eine starke WM – und stand plötzlich im Rampenlicht und in den Notizblöcken der ganz großen Teams. Bayern München oder Manchester United wurde als Interessenten genannt. Doch der Kroate entschied sich zum Bleiben und verlängerte sogar seinen Vertrag langfristig. Ein starkes Signal. „Es gab einige Angebote, gute Angebote, ich habe dann über alles nachgedacht und abgewogen“, berichtet er. „Es ging mir da, wie gesagt, nicht nur um Fußball, sondern auch um das Lebensgefühl. Ich habe mich dann dafür entschieden, hier zu bleiben. Und es war keine schlechte Entscheidung, wie man sehen kann.“ Rebic gilt als zurückhaltender Typ, der die nötige Wohlfühloase braucht. „Das ist das wichtigste überhaupt, wichtiger als das, was auf dem Platz passiert. Denn der Tag hat 24 Stunden und nicht nur die 90 Minuten, die wir auf dem Fußballfeld sind. Es ist sehr wichtig, dass das Drumherum stimmt, dass man sich wohlfühlt. Die Lebensqualität ist entscheidend, und die ist hier sehr gut. Ich bin sehr froh, hier zu sein“, erklärt er.

Neuer Trainer, verändertes Team

Dabei sei auch vor der Rückkehr nach Frankfurt eine gewisse Ungewissheit gewesen. Viele Leistungsträger hatten den Verein verlassen, auch Förderer Niko Kovac war weg. Stattdessen kam mit Adi Hütter ein neuer Trainer. „Ich wusste nicht genau, wie stark die Mannschaft sein wird“, so Rebic. Aber: „Im Laufe der Zeit hat man dann gesehen, dass das immer besser zusammenpasst. Wir haben hart gearbeitet, jeder respektiert den anderen, jeder kämpft für den anderen. Ich denke, das sieht man auf dem Platz. Wir sind auf einem guten Weg. Das lässt sich auch an den Resultaten ablesen.“

Guter Geist und verschworener Haufen

Aber was ist das Eintracht-Erfolgsrezept? So genau kann das selbst Ante Rebic nicht erklären. „Ich kann das nicht genau beantworten. Wir sind füreinander da, wir haben einen guten Geist, sind ein verschworener Haufen. Und wir haben einen guten Trainer, der immer ein offenes Ohr hat und uns Spieler versteht“, wagt er einen Versuch. Ein Schlüssel sei sicher, dass Adi Hütter es gelungen ist, Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic gemeinsam ins Spiel einzubauen. „Wir sind alle unterschiedlich. Wir ergänzen uns gut. Seb zum Beispiel ist ein guter Kopfballspieler, der den Ball halten kann. Luka hat einen fantastischen Abschluss. Er ist 20 Jahre alt, ich habe schon in der vergangenen Saison gesagt: Er gehört zu den besten Stürmern seiner Altersklasse – weltweit. Da bin ich mir zu 100 Prozent sicher. Und ich bin ja auch noch da und beschäftige die Abwehrspieler ein bisschen“, erklärt Rebic das neue magische Dreieck der Eintracht.

„Ich bin noch nicht zu 100 Prozent fit“

Hinter Haller mit neuen Toren und Sturmkollege Jovic mit neun hinkt Rebic (fünf) zumindest Tore technisch noch ein wenig hinterher. Doch der Angreifer hat auch eine Begründung. „Ich bin nicht zu 100 Prozent fit, das ist ein Unterschied zur vergangenen Saison. Ich denke, ich werde erst ab Januar ganz der Alte sein.“ Nach der WM habe er sich in Belgrad behandeln lassen, auch fehle ihm die Vorbereitung, die er zu weiten Teilen durch die WM verpasste. „Ich bin noch nicht auf dem Maximallevel“, sagt Rebic. Es sind Worte, die bei der Konkurrenz fast wie eine Drohung klingen dürften.

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11 Kommentare

  1. Ich glaube mit der großen Stadt im Rücken haben wir auch ein Vorteil, den jetzt Hoffenheim oder Leverkusen vielleicht nicht so haben. Hört man oft, dass es vielen Fussballern in Frankfurt gefällt. Selbst ein Alex Meier weiß gar nicht wo er sonst hin soll 😉
    Ich glaube das uns das Gesamtpaket aus toller Stadt, schönem Stadion, tollen Fans und einer Eintracht die schönen Offensivfussball spielt, dann ggf. auch den entscheidenden Vorteil bringen kann selbst wenn Hoppenheim Championsleague spielt oder paar Hundertausende Euro mehr bietet. Das „Gesamtpaket“ sollten wir auf jeden Fall noch offensiver herausstellen wenn es darum geht Spieler zu verpflichten oder zum Bleiben zu bewegen. Im Endeffekt ist es als Normalsterblicher wie im Job tagsüber-hat man ein Job der einem Spaß macht und wo alles passt auch vom Umfeld her, dann nimmt man ggf. auch etwas Gehaltseinbußen in Kauf wenn sonst alles passt.

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  2. Ich hatte bei den letzten Spielen auch den Eindruck, dass er noch nicht bei 100% ist. Die Sache ist halt, dass er selbst mit 85% einer der besten Spieler ist, der je ein Eintracht Trikot getragen hat. Ich freue mich darauf, wenn Adi es schafft, noch die letzten Prozent aus ihm heraus zu kitzeln. Der Kerl hat das Zeug zur absoluten Legende und sein Verkauf würde mich bei den 3 Büffeln am meisten schmerzen. Och wie entspannt und schön es derzeit ist, SGE Fan zu sein.

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  3. Sehr schöner Artikel, hat mir Spaß gemacht zu lesen!
    Rebic ist schon echt klasse und sollte er tatsächlich langfristig bleiben, steht er irgendwann auf einem Niveau mit Jay Jay, Yeboah und AMFG.
    Eine Legende ist er aber durch das Pokalendspiel jetzt schon.

    @Redaktion,
    Ihr habt geschrieben, dass Rebic hinter Hallers “neuen“ Toren zurückbleibt

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  4. @3 ich sehe das etwas anders, für mich ist Haller der Schlüsselspieler. Das sah man sehr deutlich in Nürnberg. Will aber hier rebic‘s Leistung nicht schmälern.

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  5. @5: Mag bisher in dieser Saison so sein aber seit ihrem ersten Auftritt für die SGE halte ich Rebic für den kompletteren Spieler. Während Haller den Ball wie kein Zweiter abschirmt und mit seiner Größe im Kopfballspiel seine Stärken hat, kämpft Rebic wie ein Löwe (Büffel). Er wird auch bei einer 3 Tore Führung in der 85Min. nicht Müde den gegnerischen Torwart anzulaufen und unter Druck zu setzen. Technisch ist er Extraklasse, die Geschwindigkeit ist herausragend und selbst mit Ball am Fuß ist er Zweikampfstärker als die Verteidiger des Gegners, die einfach nur an ihm abprallen. In meinen Augen hat er beispielsweise die Karriere von Hummels quasi beendet. Wenn man im Pokalfinale gesehen hat, wie locker er an unserem Nationalverteidiger vorbei und ihm davonläuft, ist das schon einfach nur beeindruckend. Er ist im Torabschluss nicht ganz so abgezockt wie Jovic aber zum Einen könnte er vermutlich auch als Innenverteidiger auflaufen, zum Anderen ist er mit dem Ball am Fuß wirklich kaum aufzuhalten und pfeilschnell. Aber wie du richtig sagst – es geht keinesfalls darum die Leistung eines einzelnen zu schmälern. Es sind 3 unterschiedliche Spielertypen auf aller höchstem Niveau und ich hoffe, dass wir die noch sehr lange bei uns sehen werden.

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  6. @6
    Auch schön, vielleicht weniger für Rebic als für Mario Basler damals oder Bierliebhaber Hradecky geeignet 😉

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  7. Also dass wir inzwischen die Möglichkeit haben, Spielern ein Gehalt >= 3 Mio zu bieten, ist definitiv ein enormer Fortschritt. Super!

    Klar ist Frankfurt schöner als Leverkusen und Hoffenheim. Aber die Leute sid ja nicht (alle) so doof, wie sie aussehen. Da wohnt man halt in Köln und Heidelberg, damit Frauchen glücklich ist. Selbst die Wolfsburger sollen lange in Berlin (1 h Zug) gewohnt haben, was jetzt unterbunden wurde.

    Aber wie gesagt, dass wir für Spieler wie Boateng, Trapp und Rebic inzwischen eine Option sind, ist für die letzten 5 Jahre schon eine tolle Entwicklung.

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  8. Seine Aussagen passen zu dem was Medojevic ( trifft sich nach eigenen Worten regelmäßig mit den Serben / Kroaten im Team ) sagte. Die Jungs sind sehr bodenständig. Klingt gut, wenn ihm der Wohlfühlfaktor wichtiger als die Kohle ist. Und arm werden sie bei uns ja auch nicht.

    Ich würde bei den drei vorne keine Rangliste áufstellen, wer der wichtigste ist. Jeder von ihnen kann das Spiel alleine entscheiden und zusammen sind sie eine Naturgewalt. Wenn Rebic sagt er ist noch nicht bei 100 % , sorgt das bei manchem Abwehrspieler für Panikattacke.

    Hummels wacht heute noch manchmal schweißgebadet auf, da bin ich mir sicher

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  9. Zumal es wenig sinnvoll und letztlich unfair ist, allzu unterschiedliche Spielertypen nach „Komplettheit“ zu bewerten. Und selbst wenn man das täte, käme Ante in puncto Technik: Ballbehandlung/Ballgefühl bzw. Ballsicherung, Passgenauigkeit, Schusstechnik sowie insb. in puncto strategische Spielintelligenz: Übersicht, Antizipation, Kreativität und Souveränität nicht sehr dicht an Seb heran. Und das hat nix mit temporärer Form und Fitness zu tun.
    Hätte Seb den Speed von Ante, wäre er mindestens gleichauf mit Griezman, Mbappé und Thauvin – und längst bei einem der Top-Five-Clubs unter Vertrag.
    Besser als Joe kann man es nicht sagen. Die enorme Wucht entsteht im Ensemble. Dadurch, dass alle drei ihre spezifischen Qualitäten eben nicht konkurrierend, einander ausschließend – sondern additiv-ergänzend und somit insgesamt optimal auf den Platz bringen.
    Für fussballerisch im Grunde kompletter (veranlagt !!) als jeden der drei halte ich übrigens einstweilen immer noch einen anderen Adler, dem es aus Mangel an Mentalität und Strategie jedoch seit inzwischen 2 Jahren nicht gelingt, dieses Potential in Gänze umzusetzen – und mit dessen Startelfnominierung heute wohl zu rechnen ist: Mijat Gacinovic.
    Ich bin gespannt wie er sich heute schlägt.

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