Bodenständig abgehoben – André Silva überragt derzeit alles am Main (Quelle: IMAGO / Jan Huebner)

Die Karriere von André Silva war nicht gerade das, was man eine Bilderbuch-Karriere nennen würde. Bis zu seinem Wechsel zur Eintracht war der Portugiese das klassische „ewige Versprechen.“ Dabei hatte er gerade einmal zwei Saisons außerhalb von Portugal absolviert. Dabei hätte seine Karriere nicht besser starten können. Er war gerade einmal 21 Jahre alt, da sagte der damals beste Spieler der Welt, Cristiano Ronald, über ihn: „Wenn ich zurücktrete, wird Portugal in guten Händen sein, denn das Team hat bereits einen tollen Stürmer gefunden: André Silva.“ Ein überragendes Lob, aber auch gleichzeitig eine riesige Last. Nach einer guten ersten Saison für den FC Porto ging es direkt für 38 Millionen Euro zum großen AC Mailand. Nach Ronalds Lob war die Transfersumme die zweite Hypothek auf den Schultern des jungen Stürmers. Zwar deutete er in der Europa League sein können an, doch 24 Ligaspiele in der Serie A und nur zwei mickrige Tore später verlieh man ihn schnurstracks nach Spanien.

Leih- und Tauschgeschäfte

Näher an der Heimat sollte Silva den Durchbruch in einer von Europas Top-5-Ligen schaffen. Beim FC Sevilla startete er gleich mal mit einem Hattrick im ersten Spiel, was folgte war der in Frankfurt wohlbekannte Fenin-Effekt. Am Ende der Saison standen neun Tore in 27 Spielen. Sevilla wollte den damals 23-Jährigen gerne halten, doch die von Milan aufgerufenen 38 Millionen Euro waren schlicht zu teuer für die Spanier. Ein Glücksfall für Frankfurt, denn drei Monate nach seiner Rückkehr nach Mailand erfolgte der Tausch Silva gegen Pokalheld Ante Rebic. Ein Tausch der unter den Fans gemischte Gefühle hervorrief, allen voran wohl, weil man emotional an Rebic hing. In Mailand hingegen war man froh. Mit dem Kroaten erhielt man einen echten Büffel, während man Silva nicht zutraute im Sturmzentrum an Krzysztof Piątek vorbeizukommen. Kaum vorstellbar, wenn man den heutigen Berliner und Silva vergleicht.

Auf den Spuren von Legenden

In seiner Debüt-Saison für Frankfurt drohte sich die Geschichte zu wiederholen. In vier Spielen traf Silva dreimal, fiel dann mit Achillessehnenproblemen aus. Danach folgte in der Zeit von November bis März elf Spiele, in denen ihm nur noch ein einziger Treffer gelang. Dann kam der Corona-Lockdown. Die Bundesliga pausierte und André Silva fand scheinbar die Restbestände von Miraculix Zaubertrank. Nach dem Re-Start traf er achtmal in zehn Spielen. Kein Stürmer traf öfter. Wirklich aufregend wurde es dann in der aktuellen Saison. Da steht Silva derzeit bei 19 Treffern nach 23 Spieltagen. 19 – das ist die magische Zahl, mit der Alex Meier „Fußballgott“ im Jahr 2015 die Torjäger-Kanone an den Main holte. Der letzte Frankfurter der noch öfter traf, war Anthony Yeboah mit 20 Treffern in der Saison 1992/1993. Die Zahlen lügen nicht, Silva ist auf dem besten Weg Geschichte zu schreiben.

Unterschätzter Überflieger

Coach Adi Hütter weiß, was er an dem Portugiesen hat. (Foto: Rhode)

Dennoch scheint es recht ruhig um den Stürmer zu sein. Zumindest wenn man es mit dem (wohlverdienten) Hype um Sebastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic vergleicht. Liegt es an den fehlenden Fans im Stadion? Oder fliegt der 25-Jährige einfach unter dem Hype-Radar? Die großen Vereine sind längst auf ihn aufmerksam geworden. Atlético Madrid, Manchester United, Arsenal London werden mit ihm in Verbindung gebracht, um nur einige zu nennen. Dennoch drängt sich der Eindruck auf, der Wert den Silva für die Mannschaft hat, wird unterschätzt. Vielleicht sogar massiv unterschätzt. Da sind einerseits seine überragenden Abschlussqualitäten. Elf Tore erzielte er mit seinem starken rechten, drei mit Links und fünf mit dem Kopf, dabei gilt er mit seinen 1,84 m nicht gerade als Riese. Silva ist enorm fleißig, entfernt sich auch oft aus dem Zentrum um auf dem Flügel als Anspielstation zu fungieren. Vor allem im direkten Vergleich mit Jovic fällt auf, wie stark das Mittelfeld von Silvas dauernder Präsenz und intelligenten Läufen profitiert. Teamkollege Daichi Kamada schwärmte unlängst: „Wenn ich vorne einen Raum sehe, in den ich spielen könnte und wo es gefähr­lich werden könnte, ist André schon hin­ge­laufen. Er bewegt sich sehr gut.“

Träumen von der Champions League

Silva selbst ist kein Lautsprecher. Er vollende lediglich die Arbeit des Teams, sagte er unlängst in aller Bescheidenheit. Vielleicht ist es deshalb noch so ruhig um Silva oder vielleicht fehlen doch einfach die Momente, wo man im Stadion seinen Nebenmann freudetrunken in die Arme schließt und seine Freude über eines der 19 Tore von Silva in den Frankfurter Abendhimmel schreit. Vor einigen Tagen fasste sich der Stürmer dann doch medial ein Herz und sprach ganz offen von der Champions League. „Wer nicht von der Champions League träumt, wird nie an ihr teilnehmen. Daran zu denken ist der erste Schritt, der Zweite, es zu zeigen, dass du es willst“, sagte er beinah philosophisch in der FAZ. Und vielleicht, nur vielleicht, darf man nächstes Jahr seinem Nebenmann im Camp Nou in Barcelona in die Arme springen und doch noch ein Tor des Portugiesen mit lautem Jubelschrei begleiten.

 

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2 Kommentare

  1. Moin
    Weiß nicht warum der unterschätzt wird!?

    Hatten wir technisch besseren Stürmer, und er trifft auch noch regelmäßig!!??

    Also wo ich die angeblichen 30 Mio Ablöse von ManU gelesen habe musste ich schmunzeln!!!
    Also wenn Haller 50 gekostet hat, müsste man für Silva locker über 60 verlangen!
    Auch trotz Corona!
    Nur die SGE

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