David Abraham wurde 2018 mit der SGE Pokalsieger. Foto: imago images / brennweiteffm

Nach dem Spiel der SGE am 16. Spieltag gegen den FC Schalke 04 im Januar 2021 wird bei der Frankfurter Eintracht die Zeit von David Abraham zu Ende gehen. Nach rund 5 1/2 Jahren wird der Argentinier seine aktive Laufbahn beenden und zurück in seine Heimat gehen. Dann stehen mehr als 170 Spiele, viele davon als Kapitän, fünf Tore und sieben Vorlagen und vor allem der DFB-Pokalsieg 2018 in der Vita des Innenverteidigers. Den Grund für sein Karriereende können dabei vor allem in der aktuellen Corona-Pandemie fast alle verstehen: Der 34-Jährige will seinen Sohn öfter sehen und näher bei diesem sein.

Im „Kicker“ sprach der Rechtsfuß nun unter anderem über die Zukunft und betonte, dass er sich noch nicht genau vorstellen könne, wie diese aussehen wird: “ Ich kehre nach fast 15 Jahren in Europa zurück und werde mich neu an Argentinien gewöhnen müssen. In Deutschland ist alles organisiert und durchgeplant, jetzt geht es zurück ins Chaos. (lacht)“ Sicher ist dagegen das Ziel seiner Rückkehr, die Stadt Rosario. „Ich werde in Rosario leben und versuchen, meinen Sohn und natürlich auch meine Eltern sehr häufig zu sehen. Es ist fast 20 Jahre her, dass ich mein Elternhaus verließ und zu Independiente nach Buenos Aires wechselte. Deswegen wollen wir die Zeit jetzt noch intensiver gemeinsam nutzen“, erklärte er weitere Beweggründe. Hauptgrund ist und bleibt aber sein Sohn: „Ich möchte die Zeit mit meinem Sohn Alfonso in vollen Zügen genießen. Im Mai wird er fünf Jahre alt, und sobald die Schule beginnt, wird es zeitlich ja auch enger.“

Liebe zu leidenschaftlichen Fans

Die Fußballschuhe ganz an den Nagel hängen wird er aber nicht, er erklärte, dass er gerne für seinen Heimatverein Huracan Chabas noch ein wenig spielen würde: „Das ist ein kleiner Verein in einer Amateurliga mit vielen leidenschaftlichen Fans und Ultras.“

Zumindest im Punkt mit den leidenschaftlichen Fans wird der 34-Jährige also nicht viele Abstriche machen müssen im Gegensatz zur Eintracht, wo er mit den bereits erwähnten 5 1/2 Jahre so lange blieb wie bei keinem anderen Verein. Eben diese Fans waren ein großer Grund für seinen Wechsel im Juli 2015.Frankfurt war wirtschaftlich betrachtet gar nicht die beste Option. Aber ich entschied mich für die Eintracht. Die Atmosphäre im Stadion, die Leidenschaft der Fans, das hat etwas von argentinischen Verhältnissen. Im Januar 2013 war mein erstes Spiel in Deutschland mit Hoffenheim in Frankfurt. Ich schaute mir von der Ersatzbank aus die Fans und die Kulisse an – das war unglaublich, unfassbar. Das ganze Spiel lang machten sie Stimmung und pushten ihre Mannschaft nach vorne. Da dachte ich: Mensch, es wäre eine tolle Sache, eines Tages bei der Eintracht zu spielen. Zweieinhalb Jahre später kam das Angebot …“, erinnert sich der Abwehrmann.

DFB-Pokal 2018 als Highlight

Und dass es zwischen der Eintracht und David Abraham passte, sah man schnell in seiner Debüstsaison, in der er 31 Mal zum Einsatz kam und sich im Laufe der Spielzeit immer mehr steigerte, um am Ende in der dramatischen Relegation gegen den 1. FC Nürnberg den Klassenerhalt zu schaffen. Während dieses Erlebnis sicherlich zu seinen besten Momenten im Eintracht-Trikot zählt, ist das absolute Highlight für den Argentinier klar: „Das Allerbeste aber war Mijat Gacinovics Lauf zum 3:1 im DFB-Pokal-Finale gegen die Bayern 2018. Er läuft, er läuft, er läuft, er läuft – und schiebt den Ball ins Tor. Dieser Moment schwirrt immer noch in meinem Kopf herum und war das Allergrößte.“

Ob David Abraham auch heute Abend mitmischen kann, ist noch nicht bekannt.

Neben diesen Highlights gab es aber auch immer wieder Rückschläge in seiner Karriere, zum einen durch Verletzungen, zum anderen aber auch durch Unkontrolliertheiten seinerseits. Der unrühmliche Höhepunkt war hierbei sicherlich der Bodycheck gegen Freiburg-Trainer Christian Streich vor gut einem Jahr. Für Abraham selbst sei das Thema nach seiner Entschuldigung abgeschlossen gewesen, nicht aber für die Medien, die in der Folgezeit eine gefühlte Hetzjagd auf den 34-Jährigen veranstalteten. „Ich bin doch kein böser Mensch! Die Leute, die mich kennen, wissen, wie ich bin und wie ich ticke. In einem Spiel geht es um alles, und ich bin ein temperamentvoller, emotionaler Spieler. Da ist mir der Gegner egal. Ob ich gegen meinen Bruder spiele oder gegen meine Mama: Um zu gewinnen, werde ich alles tun. Selbst meinen Sohn lasse ich beim Kartenspielen nicht einfach so gewinnen. So bin ich“, so der Argentinier. Den traurigen Höhepunkt fand diese Zeit sogar in Morddrohungen: „Aber über die sozialen Netzwerke bekam ich selbst von Kindern böse Nachrichten und Kommentare. Zwölf-, Dreizehnjährige schrieben mir: „Ich bringe dich um! Da sehe ich auch die Eltern in der Pflicht, ein Auge auf ihre Kinder zu haben. So etwas darf nicht passieren.“ Auch privat habe er dadurch einiges gelernt: „dass ich als Vater meinem Sohn genau über die Schulter schauen werde, damit er später nicht mal solche Dinge in sozialen Netzwerken schreibt.“

Vertrauen in Nachfolger?

Um seine Nachfolge bei der SGE macht sich der 34-Jährige derzeit keine Sorgen: „Wir haben genügend gute Spieler, um dieses Loch zu füllen. Als ich verletzt war oder gesperrt fehlte, haben Makoto Hasebe, Martin Hinteregger, Almamy Toure oder Evan Ndicka ihre Sache sehr gut gemacht. Alle sind noch an Bord, und mit Tuta kam noch jemand dazu. Es ist also genügend Qualität vorhanden.“ Vor allem Tuta traue er einiges zu: „Er muss in jeder Trainingseinheit dazulernen. Er wird Fehler machen, aber daraus lernen. Er ist ein junger Kerl, der gut mit Kritik umzugehen weiß und auf jeden Fall die Qualität besitzt, um eine gute Karriere zu absolvieren. Dazu braucht er Disziplin und einen ruhigen, klaren Kopf. Nicht nur in einem Spiel, sondern dauerhaft.“

Diese Nachfolge sollte bis zum 16. Spieltag geklärt sein, wenn Abraham sein letztes Spiel für die SGE machen wird. Aber auch danach wird der Abschied nicht für immer sein, versprach er: „Ich sage nicht auf Nimmerwiedersehen, es ist vielmehr ein Tschüss, ein Bis bald! Ich möchte natürlich zum Saisonende wiederkommen und auch nächste Saison immer mal wieder zu Besuch sein. Ich werde des Öfteren den Weg nach Frankfurt finden.“

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3 Kommentare

  1. Gut gefallen mir seine letzten Worte, dass er öfter noch den Weg nach Frankfurt finden wird. Ich glaube, dass sind Emotionen, die man als ehrlichen Ausdruck seiner Wertschätzung ansehen kann. Das würden nicht sehr viele so ausdrücken.

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