In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau ist ein Interview mit Benjamin Köhler veröffentlicht.

Frankfurter Rundschau: Herr Köhler, wir wollen uns mit Ihnen über die Schwäche der zweiten Liga unterhalten.

Benjamin Köhler: Aha. Dann mal los.

Frankfurter Rundschau: Ist die zweite Klasse so einfach, wie es aussieht?

Benjamin Köhler: Nein, ich denke, es gibt ein Leistungsgefälle. Die Mannschaften, die oben stehen, die sind richtig gut, die haben Qualität. Fürth etwa spielt einen sehr guten Fußball, da sieht man einfach, dass die eingespielt sind. Auch Düsseldorf und Pauli sind sehr stabil. Vielleicht bleibt ja sogar Braunschweig oben, obwohl ich die jetzt nicht so gut fand, als wir da gespielt haben. Bei den anderen Teams, die weiter unten stehen, merkt man schon, dass man es ein bisschen leichter hat. Das war zumindest mein Gefühl aus den beiden letzten Spielen gegen Rostock und in Dresden. Das heißt aber nicht, dass wir die immer wegputzen werden und sie an die Wand spielen. Es wird auch mal knappe Spiele geben.

Frankfurter Rundschau: Irgendwann wird die Eintracht auch mal ein Spiel verlieren.

Benjamin Köhler: Das wird nicht ausbleiben, wobei: Vielleicht verlieren wir ja auch gar kein Spiel. Aber das glaube ich nicht, das gab es ja noch nie. Aber auch eine Niederlage darf uns nicht aus der Bahn werfen. Und das wird es auch nicht.

Frankfurter Rundschau: Sie haben jetzt viele Jahre in der ersten Liga gespielt. Was sind die größten Unterschiede?

Benjamin Köhler: Die Qualität der Einzelspieler ist, denke ich, nicht so hoch − gerade in der Breite. Wobei es gerade bei den Spitzenklubs in der zweiten Liga viele gute Spieler gibt. Und taktisch sind die Mannschaft nicht so gut geschult wie in der Bundesliga. Man merkt es halt während des Spiels an einigen Kleinigkeiten. Und eine Umstellung sind halt auch die Stadien. Wenn nur 6000, 7000 Zuschauer kommen, muss man trotzdem hochkonzentriert und voller Spannung sein. Nicht dass dann da eine Freundschaftsspiel-Stimmung aufkommt. Ich finde ja, man muss in der zweiten Liga noch mehr Gas geben, damit gar kein Schlendrian Einzug hält. Man muss einfach alles geben und versuchen, sein Spiel runterzureißen. Wenn wir alle Vollgas geben, dann sind wir einfach besser, dann hat der Gegner eigentlich keine Chance. Wenn man die ganze Saison sieht, muss sich unsere Qualität einfach durchsetzen.

Frankfurter Rundschau: Ist die generelle Einstellung eine andere? Also früher seid Ihr ins Spiel gegangen, um, sagen wir, in Hamburg, bloß nicht zu verlieren. Jetzt muss eigentlich jedes Spiel gewonnen werden.

Benjamin Köhler: Ja, klar. Ein Punkt kann schon zu wenig sein. Aber das ist keine große Sache. Jeder weiß ja, mit welcher Zielvorgabe wir in die Saison gegangen sind: Aufstieg. Da muss man halt fast jedes Spiel gewinnen. Und wir wollen ja auch auf alle Fälle aufsteigen. Dafür werden wir alles tun. Ich habe keinen Bock, noch mal zweite Liga zu spielen. Unser Ziel muss jetzt bis zur Winterpause sein, so viele Punkte wie möglich zu holen, damit wir schon ein kleines Polster haben.

Frankfurter Rundschau: Ist die Eintracht so viel besser als die anderen Mannschaften?

Benjamin Köhler: Nein, nicht so viel besser. Aber wir haben uns jetzt gefunden. Man hat doch am Anfang gesehen, wie holprig es da lief. Wir hatten ja auch so viele neue Spieler zu integrieren, 13 Neue, das braucht seine Zeit. Sehen Sie, in der Bundesliga ist das Team ja nur punktuell verstärkt worden mit drei, vier Spielern. Das jetzt ist schon ein gewaltiger Umbruch. Das geht nicht von heute auf morgen. Und da ist es, finde ich, umso höher anzurechnen, dass wir auch zu Saisonbeginn nicht verloren haben. Selbst wenn wir mal einen schlechten Tag haben, verlieren wir nicht. Das ist auch eine Qualität. Wir sind halt immer in der Lage, Tore zu erzielen.

Frankfurter Rundschau: Ist die Eintracht zurzeit in einer Spirale des Erfolgs?

Benjamin Köhler: Ich kenne nur die Spirale des Misserfolgs (lacht). Nein, im Ernst: Es ist doch logisch, dass das Selbstvertrauen wächst, wenn man gewinnt, überzeugend gewinnt, dann spielt der Kopf mit, dann geht man einfach mehr ins Risiko, traut sich Sachen, die man sonst nicht gemacht hätte. Und man hat auch ein Quäntchen mehr Glück. Aber deshalb fahren wir nirgends hin, nehmen den Gegner auf die leichte Schulter und sagen: ,Die hauen wir locker weg.’

Frankfurter Rundschau: Zuletzt sah es aber danach aus. Auch durch die Qualität im Angriff? Oder die zwei Spitzen?

Benjamin Köhler: Eine Spitze ist halt oft auf sich alleine gestellt. Wenn man mit zwei Stürmern spielt, hat man eine Anspielstation mehr. Man erzeugt mehr Druck, wenn man zwei gute Stürmer vorne drin hat. Und es ist auch eine psychologische Komponente dabei: Der Gegner wird vielleicht ein bisschen eingeschüchtert, hat mehr Respekt und denkt: ,Oh, da müssen wir aber aufpassen.’ Wenn man zwei gute Stürmer hat, macht es natürlich mehr Spaß. Nach vorne haben wir einfach große Qualität, da machen wir immer unsere Tore.

Frankfurter Rundschau: Herr Köhler, neulich mussten Sie mal wieder als linker Verteidiger aushelfen. Wann hört das endlich auf?

Benjamin Köhler: Ich glaube, Armin Veh macht das nur im absoluten Notfall. Er will mich eigentlich nicht dahin stellen. Dieses Gefühl habe ich. Früher war es ja so, dass ich ein halber linker Verteidiger war, da habe ich fast öfter hinten als vorne gespielt. Das ist überhaupt nicht mein Spiel. Und ich denke, der Trainer hat das erkannt.

Frankfurter Rundschau: Sie nähern sich Ihrer Bestform. Anfangs lief es nicht so gut.

Benjamin Köhler: Da musste ich ja auch linker Verteidiger spielen (lacht). Ich habe jetzt in Dresden halblinks gespielt. Da fühle ich mich wohl, ich spiele ja am liebsten weiter in der Mitte. Da kann man beidseitig agieren, mal nach links oder rechts dribbeln oder passen. Man ist voll im Spiel drin, das passt schon ganz gut.

Das Interview führte Ingo Durstewitz

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5 Kommentare

  1. ,Die hauen wir locker weg.’

    Das Motto für Heute.

    Auf geht es, zum Tabellenplatz eins.

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