Pure Enttäuschung bei Marius Wolf nach der Partie. Die Eintracht erwischt einen rabenschwarzen Tag und muss die eigene Leistung hinterfragen. (Bild: imago/DeFodi)

Nachdem man in der vergangenen Woche endlich den Heimfluch im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach besiegen konnte, wollte man die Gunst der Stunde nutzen und nach den bisherigen Spielergebnissen des Spieltags, die Auswärtsstarke im Spiel gegen den FC Augsburg erneut bestätigen. Mit einem Sieg hätte die Eintracht den Spieltag auf Platz 2 abschließen können und einen beachtlichen Vorsprung auf die nicht europäischen Plätze herausarbeiten können. Die SGE, die in dieser Woche in aller Munde war und deren Trainer Niko Kovac immer wieder von den Medien in Verbindung mit dem FC Bayern München gebracht wurde, wurde an diesem Nachmittag allerdings zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Nach einem erschreckend schwachen Auftritt mussten die Frankfurter sich völlig verdient mit 3:0 geschlagen geben. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal für euch analysiert:

Mit den eigenen Mitteln geschlagen
In der vergangenen Woche wurde die Eintracht von so manchem Fussball-Experten analysiert und viele sahen die Hessen als einen echten Anwärter auf die europäischen Plätze. Ein Einbruch in der Rückrunde, so wie in der vergangenen Saison, schien nach den souveränen Auftritten zum Rückrundenstart fast unmöglich. Die Breite des Kaders, die hinzugewonnene Qualität und eine Mentalität, die es jedem Gegner schwer macht, gegen die Frankfurter zu spielen, sollten dazu führen, dass ein vergleichbarer Leistungseinbruch nicht wiederholt werden sollte. Die vielen Analysen rund um die Eintracht haben jedoch anscheinend vor allem einem geholfen: Manuel Baum, Trainer des in dieser Saison bärenstarken FC Augsburg, der die richtigen Schlüsse aus den vergangenen Spielen der Eintracht gezogen hat. Baum stellte seine Mannschaft goldrichtig ein und setzte an den richtigen Hebeln an. Die Augsburger machten die Mitte dicht und ließen der SGE keinen Raum für einen geordneten Spielaufbau. Mit langen Pässen versuchten sie dann die Abwehr zu überspielen und kamen dadurch immer wieder gefährlich vor das Tor von Lukas Hradecky. Im Prinzip spielten sie genau so, wie die Frankfurter in den letzten Wochen selbst. Die Hessen waren in der Folge viel zu weit weg von den Gegenspielern, ließen dem Gegner viel Raum und verloren auch immer wieder die zweiten Bälle. Nach vorne hingegen gab es gar keine Räume und weder Flanken, noch Pässe sollten einen Abnehmer finden.

Ungewohnte Formation als Ursache?
Eintracht-Trainer Niko Kovac musste im Vergleich zur Vorwoche gezwungenermaßen auf einer Position umstellen. Ante Rebic holte sich in der Partie gegen Gladbach mit seiner Gelben Karten eine Gelbsperre ab und fehlte somit gegen Augsburg. Kovac entschied sich  Luka Jovic, der zuletzt als Joker glänzte, eine Chance von Beginn an zu geben. Da Jovic kein klassischer Flügelstürmer wie Rebic ist und seine Stärken eher in der zentralen Stürmerposition hat, schien die Eintracht eher in einer 5-3-2-Formation, statt in der gewohnten und zuletzt so erfolgreichen 5-4-1-Formation, aufzulaufen. Diese Umstellung hat das gesamte Konstrukt umgestellt und somit waren es sowohl offensiv, als auch in der Rückwärtsbewegung vielleicht zu viele ungewohnte Abläufe. Sebastien Haller und Jovic standen sehr zentral und durch den fehlenden Flügelstürmer hatten die nachrückenden Außenverteidiger auch noch deutlich weniger Platz. Ohne Rebic auf dem Flügel schien das Spiel der Eintracht deutlich leichter auszurechnen und mit Jovic und Haller in der Zentrale konnte das zuletzt so erfolgreiche Flügelspiel nicht umgesetzt werden. Haller hat zudem in der aktuellen Phase das Problem, dass sich seine Gegenspieler allmählich auf ihn eingestellt haben, denn er konnte in den letzten Spielen und so auch diesmal, die Bälle nicht mehr so souverän halten wie zuvor. Die Konstellation Jovic und Haller hat am Ende in diesem Gesamtsystem schlichtweg nicht so funktioniert, wie es sich Kovac wohl erhofft hatte.

Das leidige Thema mit den Standards
Wurde die Problematik in den letzten Spielen ein wenig von den erfolgreichen Ergebnissen kaschiert, kam sie diesmal wieder ganz elementar (wenn auch nicht entscheidend) zum Tragen. Die Eintracht hat in dieser Saison ein riesen Problem mit Standardsituationen und dies sowohl offensiv, als auch defensiv. Bereits in den ersten Minuten hätte ein Eckball der Augsburger zur Führung führen müssen, denn man schaute dem gänzlich allein gelassenen Gegner ohne Gegenwehr beim Kopfball zu. In dieser Szene hatte man noch Glück, aber schon kurze Zeit später wurde man gleich doppelt für seine Schlafmützigkeit bei Standards bestraft. Auch wenn beide Freistöße vor den Toren für die Augsburger sehr zweifelhaft waren und es auch insgesamt ein Ungleichgewicht bei der Zweikampfbeurteilung durch den Schiedsrichter gab, hätte man die Situation in beiden Fällen besser verteidigen müssen. Kovac hat dieses Problem noch immer nicht in den Griff bekommen und vor allem auch bei den offensiven Freistößen noch kein Mittel gefunden, um die Harmlosigkeit zu bekämpfen. Gerade in so einem Spiel, wo aus dem Spiel heraus gar nichts zu funktionieren scheint, wären Standardsituationen eine echte Alternative, um zum Erfolg zu kommen. Hier muss das Trainerteam weiterhin hart dran arbeiten, denn insbesondere die Defensivschwächen in diesem Kontext, könnten der Eintracht noch so manchen Punkt kosten. In diesem Spiel fiel die Schwäche erneut sehr auf, war aber gewiss nicht spielentscheidend, denn die Augsburger hatten auch ohne Standardsituationen mehr als genügend Chancen, um das Spiel gar noch höher als 3:0 zu gewinnen.

Ein Weckruf zur rechten Zeit?
Wer die Eintracht kennt, weiß, dass man oftmals bereits in den ersten Minuten erkennen kann, wie das Spiel mutmaßlich verlaufen wird. In diesen ersten zehn Minuten wurde schnell klar, dass es den Hessen an diesem Tag an so ziemlich allem fehlte: Einsatz, Biss, Leidenschaft und Konzentration. All das was die SGE in dieser Saison auszeichnete, all das was sie in den letzten Monaten zu echten Mentalitätsmonstern machte, war wie weggeblasen. Der Auftritt schien fast schon ein stückweit arrogant – und der Eindruck schien nicht zu täuschen, wenn selbst der eigene Keeper nach dem Spiel von Überheblichkeit sprach. Mit gerade einmal 6 Fouls ging man in die Halbzeitpause, was die Passivität, die fehlende Aggressivität noch einmal verdeutlicht. Das Spiel hat aber zumindest eines klar gemacht: Die Eintracht kann es nicht kompensieren, wenn mehrere Leistungsträger nicht ihre Leistung bringen. Diesmal waren mit Kevin-Prince Boateng, Omar Mascarell, Marius Wolf und Timothy Chandler gleich mehrere wichtige Säulen überhaupt nicht im Spiel und so funktionierte auch das Kollektiv nicht. Die sonst so starke Defensive wackelte und auch Hasebe bekam keine Ordnung in die Abwehr. Mascarell war defensiv in der Zentrale überfordert und wurde irgendwie auch alleine gelassen und auch Mijat Gacinovic spielte viele haarsträubende Fehlpässe. Letztendlich hatte niemand außer Hradecky annähernd Normalform. Vielleicht haben die Frankfurter aber auch genau so ein Spiel mal gebraucht. Vielleicht hilft es, um zu verstehen, dass man weder in Augsburg, noch bei irgendeiner anderen Bundesligamannschaft mit halber Kraft locker gewinnen kann. Vielleicht war es auch mal wichtig, dass man nach all dem Lob mal einen Dämpfer bekommt, um wieder in die Realität zu kommen. Eintracht Frankfurt ist keine Spitzenmannschaft, die locker um die europäischen Plätze spielen kann – wenn man oben dranbleiben möchte, muss man sich das Woche für Woche hart erarbeiten und seine Leistung im Kollektiv abliefern. Bis Mittwoch muss man schnell wieder die notwendige Ernsthaftigkeit an den Tag legen, um das so wichtige Pokalspiel gegen Mainz gewinnen zu können. Vielleicht war es daher ein Weckruf genau zur rechten Zeit. Einzig das Comeback von Marco Fabian machte heute Mut, denn auch wenn sicher nicht alles funktionierte, deutete der Mexikaner mit einigen feinen Pässen bereits wieder seine Klasse an. Zudem spielen die anderen Ergebnisse des Spieltags den Frankfurter in die Karten und man ist weiterhin oben dran.

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8 Kommentare

  1. Gute Analyse!
    Aber ob der Weckruf zur rechten Zeit kam werden wir in den nächsten Spielen sehen.
    Jedenfalls darf sich die Eintracht in Zukunft nicht mehr so präsentieren wenn sie oben mitspielen will.
    Ärgerlich ist es, dass es gegen Augsburg so lief, denn die Brocken kommen noch am Ende der Saison.

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  2. Die Standardschwäche ist wirklich eklatant, hier stimme ich der Analyse zu. Dass Jovic anstatt Rebic gespielt hat, war meiner Meinung nach jedoch nur von nebensächlicher Bedeutung. Systemische Auswirkungen hatte dies wie ich finde nicht.

    Erschreckend fand ich vor allem die Defensivschwäche. Dass die Offensive immer mal wieder lahmen würde konnte man sich schon denken. Dafür spielen wir einfach nicht flexibel genug um auf jede defensive Ausrichtung die passende Antwort zu finden. Der fehlende Zugriff bei Augsburger Ballbesitz und die vielen verlorenen Zweikämpfe in der Defensive waren jedoch untypisch für uns. Das ist unsere Spiel-DNA und die muss immer vorhanden sein.
    Bin mir aber sicher, dass die Mannschaft im Pokal eine positive Reaktion zeigen wird 🙂 Forza SGE!

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  3. So jetzt wissen sie was gegen die Karnevalsvereine Mainz und Cölle ihnen büht. Viel Arbeit für Kovac.
    Das kann eine ganz schlechte Woche werden. MANMANMAN und ich bin Samstag in Cölle.
    Kann ein saures Allllaaaaaf werde
    Was ein Glück kein 1zu 0. sondern eine Klatsche. Gibt gar nix schön zureden.

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  4. @3 ich denke auch, dass jovic seinen Job noch ganz gut gemacht hat, leider kam. Diesmal über die Flügel offensiv sehr wenig, weil Augsburg ihre Sache gut oder wir sie schlecht gemacht haben.

    Auch hat unser mittelfeld/angriffspressing, was gegen wob noch so erfolgreich war, heute nicht stattgefunden.

    Ich denke es waren eher schlechtere Leistungen von allen als ein Systemfehler, wir waren einfach immer den Schritt zu spät, und haben nicht genug Körperlichkeit gegen die schnellen Augsburger gezeigt.

    Alleine beim 2:0 dass gregoritsch da so frei annehmen kann, da muss man ja nur korperkontakt suchen und ihm verspringt der ball- kein Tor.

    Hoffentlich sehe ich mittwoch im Stadion besseres Zweikampfverhalten Toi Toi toi
    Auf gehts eintracht kämpfen und Siegen!!!

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  5. Man hat von Minute 1 an gemerkt, dass Ausgburg stärker aufspielt als die Eintracht.
    Ich hätte mir mehr Aktionen von Aussen gewünscht. Einfluss aufs spiel zu nehmen. Durch Umstellung. Systemwechsel oder Auswechselungen.
    Die Augsburger waren klasse eingestellt. Darauf war man nicht vorbereitet und man wusste nicht wie man damit umgeht.

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  6. Mund Abuzze .. weider gehn… Daraus werden wir lernen und war ja klar das es nicht so weitergeht .. Irgendwann muss und wird man verlieren und FCA war klar besser und damit verdient. Sieg gegen Mainz.. und alles sieht wieder besser aus.. Forza

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  7. man hat in den ersten Minuten gesehen, wo es lang geht für die Eintracht…..
    muss ich widersprechen. In Berlin und in Hamburg ging es ähnlich fahrig los, nur dort wurde der Hebel danach umgelegt…Ergebnis bekannt! Also, auf gehts, weiter die nötige Erfahrung sammeln und daraus lernen

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