20.12.2014, Fussball, 1. BL, Bayer 04 Leverkusen - Eintracht FrankfurtEintracht Frankfurt blieb sich auch am letzten Vorrundenspieltag treu und gab ihren Anhängern beim Auswärtsspiel in Leverkusen Rätsel auf. Die Eintracht-Fans warten ja nicht nur immer noch auf eine schlüssige Erklärung, wie die Leistungssteigerung ab dem 11. Spieltag zu erklären ist. Mittlerweile wissen sie auch beim Betreten des Stadions nicht, welche Eintracht ihnen entgegentritt. So verzichtete die SGE im abschließenden Vorrundenspiel auf das fast schon vertraute Spektakel der jüngsten Eintracht-Spiele und präsentierte sich trotz des Ausfalls wichtiger Leistungsträger wie Russ und Aigner über weite Strecken diszipliniert, gut geordnet und defensiv ausgesprochen wachsam.

Wie ist es zu erklären, das ein Spieler wie Bastian Oczipka gegen Hertha BSC unerklärliche Aussetzer zeigte und gegen Leverkusen nahelos fehlerlos spielte? Wie kommt es, dass Alexander Madlung gegen die Berliner von nicht wenigen Anhängern die Bundestauglichkeit abgesprochen wird und gegen Bayer ein herausragendes Abwehrbollwerk darstellt? Wer kann eine Erklärung dafür liefern, warum eine so heim- und offensivstarke Mannschaft wie Leverkusen erst nach 83 Spielminuten zu ihrer ersten nennenswerten Torgelegenheit kommt? Um plausible Deutungen dafür zu finden, muss man so nahe an der Mannschaft dran sein wie das Trainerteam; Beobachter werden den Eindruck aber nicht los, dass Thomas Schaaf selbst überrascht ist von der Wundertüte Eintracht im Winter 2014.

 

Man gewinnt langsam den Eindruck, dass die Mannschaft jeden Rückschlag wegsteckt und es gar nicht so wichtig ist, wer auf dem Platz steht. Nehmen wir Lucas Piazon, der nur durch die Sperre von Aigner ins Team rückte. Seine Leistung war mit Sicherheit nicht überragend, er kann nur 27 % gewonnener Zweikämpfe vorweisen; aber: Piazon lief in dem Spiel mit 12,48 km mit Abstand am meisten aller Eintracht-Spieler. Im Vergleich zu seinem Pendant auf der linken Seite, Takashi Inui, legt er fast drei Kilometer mehr zurück. Oder nehmen wir Sonny Kittel, der in jedem Spiel eingewechselt wird und jedesmal eine Passquote von nahezu 100 % aufweisen kann. Schaaf weiß: Wenn ich das Spiel beruhigen will, muss ich Kittel bringen. Leider trifft die Zuverlässigkeit nicht auf alle Spieler zu, und so müssen wir leider konstatieren, dass Thomas Schaaf gestern mit Medojevic zugleich ungewollt das Verhängnis einwechselte. Sein unnötiger Ballverlust in der 83. Minute ermöglichte Bayer Leverkusen den Ausgleich und hätte fast noch zur Niederlage geführt.

Betrachten wir uns aber 20.12.2014, Fussball, 1. BL, Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Frankfurtlieber die erste Halbzeit. Nach einem nervösen Beginn bekam die Eintracht das Spiel immer besser in den Griff, angetrieben und gesteuert vom in der ersten Hälfte auffälligsten Spieler auf dem Platz: Marc Stendera. Der 19-Jährige ist aus der Mannschaft der SGE mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Er bildet das Scharnier zwischen dem defensiven Mittelfeld und den Spitzen sowie den Flügelspielern. Stendera überzeugt nicht nur durch Ballsicherheit,Laufbereitschaft und Einsatzwillen, sondern hilft Hasebe bei Ballbesitz des Gegners, die gefährlichsten Schnittstellen zu schließen. Möglicherweise ist die Rolle von Stendera im Spiel der Eintracht eine der Antworten auf die oben aufgeworfene Frage nach der jüngsten Leistungssteigerung.

Mit zunehmendem Spielverlauf konnte die Eintracht das Spiel in der ersten Hälfte beherrschen und kontrollieren. Zwingende Torchancen blieben aber Mangelware. Ein Freistoß von Piazon in der 27. Minute und ein Schuss von Meier in der 35.Minute nach einem schönen Konter über Inui und Seferovic, den Toprak auf der Linie klärte, waren die einzigen nennenswerten Gelegenheiten – bis zur 36. Minute, als Inui unwiderstehlich in den Strafraum eindrang und von Jedvaj nur mithilfe eines Fouls gestoppt werden konnte. Schiedsrichter Stark war offenbar nicht darüber unterrichtet, dass der Eintracht in diesem Jahr kein Strafstoß mehr zugesprochen werden sollte, und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Der Rest ist bekannt: Alex „Fußball-Gott“ Meier trat aus der Versenkung, in der er über große Teile der Begegnung agierte, hervor und netzte humorlos zur Führung der Hessen ein. Bayer war paralysiert und legte die Schockstarre bis zum Halbzeitpfiff nicht wieder ab.

Es war zu erwarten, dass Leverkusen nach dem Seitenwechsel einen Sturmlauf auf das Tor von Timo Hildebrand starten würde, doch außer einer Schwalbe von Kießling und einem Schuss von Son (64.) bot Bayer trotz drückender Überlegenheit wenig Spektakuläres. In der 70. Spielminute brachte Schaaf Sonny Kittel für den ausgepumpten Stendera, um mit frischen Kräften für mehr Entlastung zu sorgen. Doch die Eintracht ging ausgesprochen schlampig mit ihren Kontermöglichkeiten um. Beispielsweise hätte Inui in der 76. Minute den Ball nur noch querlegen müssen, und zwei Minuten wäre Oczipka gut beraten gewesen, nicht selbst den Abschluss zu suchen.

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9 Kommentare

  1. Schad‘ drum, aber wenigstens haben wir am Schluss nicht noch das 2:1 gefangen. Mittwoch noch hatte die Abwehr Zweitliganiveau, jetzt gegen den viertbesten Sturm wenig zugelassen. Madlung muss bleiben! Ich konnte ihn zwar nur in HZ1 genau beobachten, aber was er da abgeliefert hat war Extraklasse. Mein ketzerischer Wunsch für’s Trainingslager: Bringt dem Alex doch mal erfolgreiche defensive Zweikämpfe bei, dann bekommen wir sicher mehr Konterchancen.

    Euch allen Frohe Weihnachten und der Eintracht einer sehr erfolgreiche Rückrunde.

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  2. Lieber Ralf, Freunde der Sonne,

    zunächst wünsche ich uns allen ein geruhsames und friedliches Weihnachtsfest. Das haben wir uns alle verdient.
    Dann, zum Artikel: Selbstredend ist Schaaf „überrascht“ von der Wundertütigkeit seiner Mannschaft. Das teilt er sich aber mit vielen Kollegen seiner Gilde und ist kein Alleinstellungsmerkmal. Weinzierl und Breitenreiter sind sicher ebenfalls „überrascht“, Stevens und vor allem Klopp auch 😉
    Ich für meinen Teil muss sagen, dass die große Zäsur zwischen dem Spiel in Hannover (ich war im Stadion) und gegen die Bayern (ich war im Stadion) lag. Als hätten die Jungs, Trainer wie Spieler, eine rieseigen Hebel umgelegt. Es allein dadurch zu erklären, dass sie jetzt „anders spielen“, also früher an den Mann ran gehen und weiter vorne stehen, hält keiner ernshaften Studie stand. Denn dann könnten der BVB, der VfB oder der HSV ähnliches besprechen, und schon spielten sie besser…
    Das wird mit Sicherheit eine Rolle gespielt haben, aber scheinbar konnte, durch wessen Verdienst auch immer, der Kopfhebel bewegt werden, und das nicht nur bei einzelnen Spielern sondern kollektiv. Wer nach dem dritten Spieltag in den Dschungel verschwunden ist und zum 12. Spieltag wiedergekommen ist, der muss denken, dass er 3 Jahre weg war, wenn es nach Art und Weise des Eintrachtspiels ginge.
    Sei es drum, die SGE ist und bleibt einfach DER Verein, der geilste Club der Welt. Wie sagte der Sky-Kommentator vor dem Bayer-Spiel: „in der Liga ist die Eintracht Las Vegas und Seferovic/Meier sind Sigfried und Roy…“!
    Es wird – fußballerisch – eine beschwingte Weihnachtszeit, und trotz alledem muss man hoffen, dass der Hebel seine jetzige Stellung behält: nach unter sind es 6 Punkte, nach oben 4. Es ist, leider oder gottseidank, noch alles offen…

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  3. OT: eben im Doppelpass
    Sensationell gerade Heribert zum Thema Paul Breitner und seiner Aussage, dass die Bayern nichts für die Unfähigkeit der anderen Vereine können im Zusammenhang mit der Dominanz der Bayern.
    Antwort HB: Paul Breitner hat nicht das Recht eine solche Aussage zu treffen. Das einzige mal als Paul Breitner Verantwortung übernommen hat war in dem Streifen „Potato Fritz“ als Korporal
    HAHAHA, Geil! Ist ein Western-Streifen von 1975. Googelt mal…….

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  4. @Ralf

    Ganz einfach zu erklären.Bis auf gegen die Bayern kann jeder , jeden schlagen.Mann muss nur an sich Glauben.

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  5. Hinrunden-Fazit??? Ist allgemein eine komische Saison, warum sollte da unsere Eintracht normal sein.

    Weihnachtswünsche??? Wenn ein technisch beschlagender 6er auf dem Markt ist oder ein Außenverteidiger für beide Seiten, gerne holen. Wobei ich mittlerweile mit Chandler recht zufrieden bin, wobei er wohl nie ein Kopfball-Duell bei Standards im eigenen Strafraum gewinnen wird. Oczipka ist Gott sei dank wieder besser drauf, aber wie lange hält das?

    Ach ja und Medojevic bitte verschenken. Bei ihm sehe ich nur das grinsen von Allofs bei seiner Aussage, dass die Eintracht einen wundervollen Spieler bekommen hat. kann nur grätschen, keine Übersicht, kein Ballgefühl und vor allem keine Übersicht. Überschätzt sich selbst maßlos.

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  6. Ach ja, Froh Weihnachten Euch allen und ein Top 2015! Danke an das Redaktionsteam für Eure Beiträge und diese tolle Seite.

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  7. Ein Frohes Fest und besinnliche Feiertage euch allen.
    Grantler Kafka Olga Benemer Wutzespeck Thealpi Thomas66 SgeStephan ………

    Fuer dich auch HNKN.

    Danke an die Redaktion fuer die tolle Arbeit die ihr macht.

    Mein Wunsch zu Weihnachten. Eintracht im Sge4ever Forum.

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  8. Danke koppweh. Dir und allen anderen wünsche ich schöne Weihnachtstage und angenehme Wochen auch ohne Bundesliga.

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