Marius Wolf kann sich jetzt wieder in der Bundesliga beweisen. Hier gegen Bremens Max Kruse.

Wenn man den jungen Marius Wolf auf der Straße trifft, mit Ohrringen, modischer Kleidung und seinem nicht gerade athletischen Erscheinungsbild, würde man vermutlich nicht als erstes daran denken, dass dieser seinen Unterhalt als Profifußballer in der Bundesliga verdient. Doch sein Weg dahin war steinig und mit seinen gerade mal 21 Jahren hat der Bayer schon einiges erlebt. Im Gespräch mit der „FR“ blickt er auf seine bisherige Fußballerlaufbahn zurück, spricht aber auch über die aktuelle Situation bei der SGE.

Vom Abstellgleis ins Rampenlicht

Der ein oder andere aus dem Umfeld der Eintracht staunte nicht schlecht, als die Eintracht in der Winterpause einen Spieler von den Hannoveranern Amateuren verpflichtete. Doch wenn eines klar ist: seitdem Fredi Bobic seinen Posten als Sportvorstand angetreten hat und Stück für Stück ein neues Scouting-Netzwerk entwickelt hat: undurchdachte Transfers gibt es in Frankfurt nicht mehr. Die Verantwortlichen hielten das Risiko sehr gering, leihten den Rechtsaußen für ein halbes Jahr aus mit einer Kaufoption um die eine Millionen Euro und halten so alle Trümpfe in der Hand. Wolf selbst war sofort Feuer und Flamme als der neue Arbeitgeber anklopfte: „Ich dachte: Wow! Diese Chance musste ich wahrnehmen. Von der vierten in die erste Liga – das muss man versuchen!“ Nachdem er in Hannover vom damaligen Trainer Daniel Stendel, der mittlerweile auch nicht mehr im Amt ist bei den Norddeutschen, zu den Amateueren geschickt wurde, durchlief der gebürtige Coburger erst einmal ein tiefes Tal: Das war nicht leicht. Gerade als junger Spieler ist das noch schwieriger.“ 96 zahlte in der Winterpause 2016 satte 1,5 Millionen für das Talent, der zum damaligen Zeitpunkt schon 39 Zweitligaspiele mit neun Torbeteiligungen vorzuweisen hatte. Doch unter Stendel war er einfach nicht mehr gefragt und die Gründe waren laut dem Spieler auch sehr banal: „Der neue Coach stand wohl nicht auf mich. Das gibt es im Fußball häufiger.“ Was dann folgte waren lediglich seitdem 15 Spiele in der Regionalliga Nord, obwohl er unter Ex-Eintracht-Coach Thomas Schaff sogar noch zu zwei Bundesligaeinsätzen gekommen war. Wolf aber nahm seine Situation an und machte keinen Druck über die Medien oder leitete ein Gerichtsverfahren gegen seinen Arbeitgeber ein, wie es schon der ein oder andere Profi in der Vergangenheit getan hat: „Ich wusste, ich kriege wieder meine Chance!“ Und dann kam der Anruf der Eintracht und Wolf bestätigte, dass Sportdirektor Bruno Hübner schon zu seiner besten Zeit bei 1860 Interesse an dem schnellen Flügelstürmer hatte, der Kontakt scheint nicht abgerissen zu sein, was sich so langsam auch für die Adler auszuzahlen scheint. Lange arbeitete Wolf, der den Auftrag von Coach Niko Kovac annahm und ein paar Kilo zugelegt hat, auf seinen ersten Einsatz hin, „aber ich habe jeden Tag mein Bestes gegeben, und bin sehr froh, dass ich jetzt schon ein paar Spiele machen durfte.“ Am 27. Spieltag beim 1. FC Köln war es dann so weit mit dem ersten Bundesligaeinsatz im neuen Team. Auf der ungeliebten Rechtsverteidigerposition, der er dennoch dankbar annahm, konnte sich Wolf für weitere Aufgaben empfehlen und auch an den letzten beiden Spieltagen Einsätze verbuchen, so auch im Signal-Iduna-Park, als es gegen die Dortmunder ging, was für den Spieler selbst die Erfüllung eines Traumes war: „Das war schon das Highlight meiner Karriere bisher.“

Früh selbständig

Lang ist es her: Marius Wolf für die U17 der Nürnberger im Duell mit dem damaligen Stuttgarter Joshua Kimmich. (Foto: imago/Baumann)

Eine Karriere, auf die Wolf lange hingearbeitet hat und dabei vor allem auf Unterstützung aus seiner Familie bauen konnte, denen er dafür unendlich dankbar ist. Bereits mit 13 Jahren wechselt er von einer tschechischen Fußballschule in Coburg, mit der er sich in einem Spiel gegen seinen künftigen Verein empfehlen konnte, ins über 100 Kilometer entfernte Nürnberg zum 1. FC. Und wer jetzt denkt, er hat dort ein Internat bezogen, wird schnell eines besseren belehrt: „Viermal die Woche haben sie mich ins Training gefahren, Vater, Mama, sogar mein Opa.“ Erst später folgte der Schritt ins Internat und vier Jahre später schließlich der nächste Schritt zu den Sechzigern nach München, wo Wolf nicht etwa im Internat wohnte, sondern mit 17 Jahren schon alleine lebte: „In München sagten die Verantwortlichen, ich solle selbstständiger werden, weshalb sie mir eine eigene Wohnung besorgt haben.“ Einen Schritt, den er im Nachhinein als wertvoll für seine Entwicklung ansehen kann. In dieser Zeit überlegte der reflektierte Jugendliche auch, eine Ausbildung in der Stadtsparkasse zu machen, brach diese aber letztendlich ab, um sich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren zu können: „Es war mein großes Ziel Berufsfußballer zu werden.“ Und sein Weg bei den Münchenern sollte auch steil bergauf gehen. In der U19, häufig auch als Mittelstürmer, wurde er zum Ende hin sogar Kapitän und durfte immer wieder bei den Profis reinschnuppern, bis dann im Oktober 2014 sein Zweitligadebüt mit 19 Jahren folgte unter dem damaligen Trainer Markus von Ahlen. Kurioses erlebte Wolf zu seiner Zeit in München aber auch. So war er auch Teil der Doku „57, 58, 59, Sechzig“ eines Pay-TV-Senders, bei der die Münchener Profis ein ganzes Jahr von dem Sender begleitet wurde. Ein Projekt, das Wolf im Nachgang stark kritisiert: „Wir sind ja auch Menschen, und gerade die Kabine ist die privateste Zone für einen Fußballer. Das gehört sich meiner Meinung nach nicht.“ Er selbst bekam auch sein fett weg und wurde während einer Trainingseinheit von seinem Ex-Trainer Ricardo Moniz vor laufenden Kameras als „fauler Drecksack“ beschimpft, allerdings mit dem Nachgang: „…aber ein super Fußballer!“

Mit der SGE weiter erstklassig?

Der super Fußballer würde am liebsten weiter bei der Eintracht spielen und sein derzeitiges Hotelzimmer gegen einen echten Wohnsitz eintauschen. Nach der Saison werde man sich zusammensetzen und eine Entscheidung treffen. Jetzt liegt der Fokus erstmal auf den letzten Spielen, auch wenn Wolf selbst sagt: „Ich fühle mich sehr wohl, habe mich schnell eingefunden und bin gut aufgenommen werden.“ Vor allem die Fans seien ein großer Pluspunkt auch in Zeiten, in denen es nicht so gut läuft: „Die Stimmung hier bei uns ist phänomenal, da bekommt man schon Gänsehaut.“ Diese Stimmung wird ein wichtiger Faktor sein, um aus der Krise rauszukommen und heute gegen den FC Ausgsburg die Negativserie zu beenden. Wolf auf jeden Fall gibt sich optimistisch: „Irgendwann haben wir das Glück und der Gegner Pech.“ Man müsse die negativen Gedanken ausblenden dranbleiben und weitermachen. Alles Dinge, die der Neu-Frankfurter, der regelmäßig Besuch aus der Heimat bekommt, in seiner noch jungen Karriere viel lernen musste und gelernt hat, was er jetzt für die Hessen nutzen möchte. Ob er das auch über den Sommer hinaus tun darf, werden die nächsten Wochen zeigen. Eins ist klar, die Devise für Marius Wolf und die Eintracht ist die Gleiche: Nicht aufgeben und dranbleiben!

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4 Kommentare

  1. Ich sehe das so.
    Er hat wirklich gute Ansätze gezeigt die einem Hoffnung machen.
    Aber wenn er auch in der nächsten Saison hier aufschlagen will dann muß er einfach mehr Biss und Durchsetzungsvermögen an den Tag legen. Nur mit Technik alleine reicht es einfach nicht.
    Das selbe gilt auch für Barkock. Wenn die Jungs das nicht kappieren wird es ihnen so ähnlich gehen wie Kittel. Sie werden ewige Talente bleiben. Wenn man sieht wie ein 18 jähriger in Monaco die alten Hasen bearbeitet das macht Spaß. Sowas wünschte man sich hier von einem Jungen Spieler auch einmal.

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  2. Wenn man überzeugt ist und die option zieht, dann aber bitte ohne wenn und aber mit 5 jahresvertrag. Große gehaltsforderungen kann er nicht stellen, vielleicht mit anpassung, wenn er stammspieler wird. Viellleicht gibts dann mal fur die millionen 3 mio.

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