26.09.2014, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtEigentlich sollte Gustavo Lucas Domingues Piazon nur noch dafür sorgen, dass das 1:1 beim Hamburger SV irgendwie über die Zeit gerettet wird. Thomas Schaaf brachte den Leihspieler nach 85 Minuten in eine zerfahrene Partie und wollte mit dessen Ballsicherheit den Ball weit vom eigenen Tor fern halten. Fünf Zeigerumdrehungen später sorgte der Freistoßtreffer des 20-Jährigen aus knapp 30m ein ganzes Stadion in eine Art Schockstarre. Keiner konnte glauben, was er da gesehen hat – der Ball stieg hoch über die Mauer und senkte sich im rechten Moment in den Knick. Es dauerte einige Augenblicke, bis auch der letzte in der Imtech-Arena gemerkt hatte, dass dieses Geschoss wirklich im Netz zappelte. Vieles hat man sich erhofft vom technisch beschlagenen Mittelfeldspieler – einen solchen Schuss hätten ihm bis zu diesem Zeitpunkt wohl nur diejenigen zugetraut, die tagtäglich beim Training am Waldstadion vorbeischauen. „Als der Freistoß gepfiffen wurde kamen Haris und Timothy und haben gesagt: „Es ist die 88. Minute. Das ist eine große Chance und Du kannst das. Schieß!“ Und dann hatte ich den Ball. Sie haben mir damit sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Und ich war froh, dass ich den Ball so getroffen habe. Es war einfach ein großartiges Tor“, freute sich Piazon im Gespräch bei bundesliga.de

Es sei kein Produkt des Zufalls gewesen, versicherte Thomas Schaaf nach dem Abpfiff. „Ich habe sofort an Szenen im Training gedacht, da hat er ähnlich geschossen“, so der Coach in der Frankfurter Rundschau. Der Brasilianer bestätigt, dass er dies im Training schon geübt habe. „Ich versuche, beim Warmmachen dann auch noch immer ein, zwei Mal so aufs Tor zu schießen. Dass es jetzt auch im Spiel geklappt hat, macht mich richtig glücklich.“ Bislang konnte der – laut transfermarkt.de – drittteuerste Spieler im Kader der Eintracht noch nicht überzeugen. In den Spielen zuvor agierte er fast körperlos, gewann wenig Zweikämpfe und brachte sich auch nur bedingt ins Offensivspiel mit ein. Nicht wenige schüttelten auch gestern um kurz nach 19 Uhr mit dem Kopf, als eben Piazon und nicht etwa Vaclav Kadlec das Feld betreten durfte. Doch er strafte alle Kritiker lügen und hofft nun natürlich auf seinen Durchbruch in der höchsten deutschen Spielklasse. Der Flügelspieler sieht seinen Entwicklungsprozess noch lange nicht abgeschlossen: „Ich gewöhne mich immer mehr an das Team und die Bundesliga und versuche, mich Spiel für Spiel zu verbessern.“ Die Startschwierigkeiten seien für ihn normal, er müsse sich erstmal an den Fußball, der hierzulande gespielt wird, gewöhnen. „Da gibt es schon einen großen Unterschied„, erklärt Piazon und adelt die Bundesliga. „Jedes Spiel wird extrem hart geführt. Es ist körperlich sehr anspruchsvoll und die Teams sind immer viel in Bewegung. Für mich ist die Bundesliga eine der wettbewerbsfähigsten Ligen der Welt.“

Jetzt möchte sich auch der Brasilianer endlich wettbewerbsfähig präsentieren. Er sei zur Eintracht gekommen, um zu spielen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Und dann vielleicht, um höhere Ziele zu verfolgen? „Wir schauen nicht so weit in die Zukunft. Wir wollen einfach das Maximale aus uns herausholen und uns als Mannschaft kontinuierlich verbessern„, bleibt Piazon bescheiden. Zu schön ist das Gefühl, gegenwärtig Matchwinner und somit für ein paar Tage der Held der Fans sein zu dürfen.

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15 Kommentare

  1. “ ..mit dessen ballsicherheit den fall vom eigenen tor fernhalten“

    ist das ernst gemeint?;-)

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  2. @Kafka: Tatsächlich habe ich den Wechsel so interpretiert. Es kam mir nicht so vor, als hätte Schaaf Lucas Piazon gebracht, um wirklich noch ein Treffer zu erzielen. Eher war es für mich so eine Art Hoffnungsschimmer, dass Inui und Piazon vorne den Ball etwas halten und Sekunden schinden können. Deshalb sollte ja auch Madlung kurz danach noch rein kommen – damit nichts mehr schief geht und wir wenigstens einen Punkt mitnehmen.

    Also das war meine Interpretation des Wechsels 🙂 – vielleicht hast du ja eine andere?

    LG

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  3. zu Christopher und Kafka

    Schaaf wußte definitiv, dass wir bei unserer offensiven Spielweise zwingend einen Freistoss erhalten werden und ihn dann Piazon hundertprozentig reinhaut, das ist doch klar. Ein guter Trainer hat das einfach drauf.

    Grins———–

    Nein, sehe das auch so. Hinten mit Madlung einen Kanten für die hohen Bälle, die am Schluss meistens gespielt werden und davor ballsichere Spieler, die den Druck rausnehmen und die Zeit runterspielen sollen. Aber Toreschießen hatte Schaaf auch ausdrücklich nicht verboten.

    Schönen Tag Euch allen noch, freuen wir uns einfach weiter, klasse.

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  4. @ christopher
    wahrscheinlich hast du recht, aber wenn ixh mich an die letzten Spiele von piazon erinnere und dann den satz mit der ballsicherhei lese, musste ich schon etwas schmunzeln.
    Schaat hat alles richtig mit der Einwechslung gemacht u wenn piazon solche Freistöße wie im training schießt, werden wir noch häufiger solche tore sehen.

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  5. Zur Ballsicherheit, naja. Piazon hat eine Quote von über 70%, klar ist auch das verbesserungwürdig. Über seine technischen Fähigkeiten sind sich aber wohl die meistens im klaren. Ich möchte jetzt hier auch nicht ins Kleinkarierte gehen, ausszusetzen kann es immer was geben. Schaaf hat mit seiner Einwechslung alls richtig gemacht, sh. Ergebnis. Ich freue mich und denke positiv.

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  6. es ist echt traurig, das manche oder viele eintrachtfans nach ein paar spielen ihre urteil bezüglich eines neuen spielers gefällt haben nach dem motto: der kann ja gar nix.

    Da kommt ein spieler mit 20 ! Jahren in ein neues land , neue sprache , neue umgebung, zeigt durchaus schon sein talent, und nach 4 spielen wird dem spieler schon die ballsicherheit und tauglichkeit abgesprochen, einfach unfassbar. Man hat nicht mal die geduld zehn spiele abzuwarten, um sich ein erstes urteil zu erlauben.

    Im Gegensatz zu den ganzen schlaumeier hier war ich in meinen urlaub 2 mal im training, und ich war gestern kein bißchen überrascht, das der so ein ding rausgehauen hat, und das wird auch nicht der letzte treffer gewesen sein, es sei denn, die tollen fans pfeifen bei jeder misslungenen aktion.

    Ws einem auch tierisch auf den senkel geht ist dieses unsägliche inui gebasche, man hat das gefühl, daß die spießbürger, die ansonsten ihr maul nicht aufbekommen nur darauf warten, daß inui einen fehlpass spielt, um ihrer schlechten laune freien lauf lassen zukönnen.
    Der Junge macht viele aktionen, spielt risikopässe, bietet sich immer an, das da auch mal eine schlechte aktion dabei ist, ist doch völlig normal, wir sind hier nicht bei real madrid.

    Gestern hat man gesehen, wie das spiel aussieht, wenn inui nicht spielt, daß war gestern die schwächste vorstellung, das spiel nach vorne war so gut wie nicht vorhanden, weil in der mitte die anspielstation gefehlt hat

    hier schon mal meine aufstellung gegen die kölner :

    wiedwald
    iggy bamba carlos chandler
    Medo Hasebe
    inui
    piazon seferovic
    meier

    was war eigentlich gestern mit stendera warum war der nicht auf der ersatzbank

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  7. zu „der Sprayer“

    Deine Meinung zu Piazon und Inui teile ich, habe auch den Eindruck, dass manchmal ohne Maß draufgehauen wird. Jedoch nicht immer und von jedem, das muss auch erwähnt werden. Außerdem soll nicht gebasht, sondern fair kritisiert werden.

    Aber, die Bemerkung von Dir „mit den ganzen Schlaumeiern und Spießbürgern“ ist total daneben. Sorry, es ist nicht böse gemeint, aber das ist keine Diskussionskultur.

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  8. Nach den Leistungen bisher wirkt es schon etwas paradox dass gerade Inui und Piazon eingewechselt werden um den Ball zu halten 😀

    Was ich mich nach dem Freistoß frage ist, warum er bisher in keinem Spiel einen Freistoß oder eine Ecke getreten hat. Was Inui und Djakpa diesbezüglich abgeliefert haben war größtenteils eine Zumutung. Wenn er doch im Training immer so gute Freistöße schießt warum hat man ihn im Spiel nie schießen lassen. Sehr merkwürdig.

    Hoffentlich gibt ihm das einen Schub. Allerdings ist sein größtes Problem, dass er jedem Zweikampf aus dem Weg geht und sobald ihn ein Gegner körperlich angeht, verliert er sofort den Ball. An seiner Physis muss er noch jede Menge arbeiten. Ich frage mich wie er sich in Holland mit so einer Spielweise durchsetzen konnte.

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  9. zu HNKN. Werter Mit-Kommentator, ich konnte Dir auch schon gerne beipflichten, wenn Deine Ansichten sachlich und fundiert waren.

    Aber, mit Deiner oft negativen Denkweise tue ich mir schwer, kann da auch eagle1978 und einigen anderen echt nur beipflichten. Oder denke ich nur zu subjektiv? Fällt mir schwer, das zu glauben, sorry, dieses Mal liegt es wohl nicht an mir. vielleicht bist Du ja auch bereit, mal darüber nachzudenken.

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  10. @HNKN:

    Ich denke, dass Piazon einfach bisher keinen Anspruch darauf erhoben hat. Oft ist es ja so, dass die bisherigen Schützen ihren Status nicht so einfach abgeben wollen. Diesmal hab ich gelesen haben ihn Meier und Seferovic dazu aufgefordert, es zu versuchen, auch weil es für sie zu weit weg war und sie es ihm wohl zugetraut haben. Von sich aus hätte er sonst wohl auch diesmal nicht geschossen.
    Und dann ist ja noch immer die Frage, um was für einen Standard es sich handelt. Naldo z.B. schießt auch keine Eckstöße oder Freistoßflanken, weil er das nicht gut kann. Er ist einer der aus 20-30 Metern direkt aufs Tor schießt. Vielleicht ist das bei Piazon auch der Fall, dass er nur bei solchen Standard so gut ist.
    Ich denke, dass er in Zukunft sicher derjenige ist, der dann bei entsprechenden Möglichkeiten schießen darf.

    Warum er in Holland mit seiner Spielweise erfolgreich war? Aus dem gleichen Grund, warum er genau wir Inui in der Vorbereitung so gut war. In den schwächeren Ligen geht alles einen Tick langsamer. Da kann man vielen Zweikämpfen aus dem Weg gehen. Das gleiche Problem hat(te) auch Kadlec. Der ist vor allem in seiner Anfangszeit völlig an den Abwehrspielern abgeprallt. Das ist zwar inzwischen ein bisschen besser, aber als alleiniger Mittelstürmer kann er immer noch nicht auflaufen.
    Ich würde mir auch wünschen, dass gerade bei diesen Spielern speziell daran gearbeitet wird. Es gibt genug Spieler in der Bundesliga, die nicht größer oder breiter sind als die beiden, aber trotzdem Zweikämpfe gewinnen. Da reicht es einfach schon, wenn man seinen Körper geschickt bewegt und vor den Gegner schiebt. Dann muss er wegbleiben oder ein Foul riskieren. Sowas kann man aber relativ schnell lernen, dafür muss man auch nicht die ständig in den Kraftraum (auch wenn das den beiden zusätzlich sicher gut tun würde).

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  11. @10
    Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wovon du redest. Da müsstest du schon etwas präziser werden.

    @11
    Dass Naldo keine Ecken oder Freistöße aus den Halbposition schießt liegt zu einem daran dass er wahnsinnig Kopfballstark ist und zu anderen dass er nur Gewaltschüsse kann. Der Freistoß von Piazon war jetzt kein Strich, sondern hat sich durch die außergewöhnlich gute Schusstechnick ausgezeichnet.

    Das Ding ist eben dass sowas wie körperliche Defizite mit zu den Dingen gehören, die man am leichtesten beheben kann. Spieler mit technischen Defiziten oder mit Problemen was die Spielintelligenz angeht, können das nicht. Insofern besteht Hoffnung, dass Kadlec und Stendera körperlich stärker werden und sich besser durchsetzen können. Bei Piazon spielt das nicht so eine große Rolle, weil er voraussichtlich in 9 Monaten weg ist.

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  12. @HNKN:

    Sicherlich war der Schuss von Piazon kein Gewaltschuss, aber die Schusstechnik, die er nutzte, nämlich den Ball so zu schießen, dass er erstmal recht hoch geht und später wie ein Stein runterfällt und während des Fluges noch die Flugbahn ändert ist eben eine ganz andere als die, die bei Freistößen und Ecken gefragt ist. Da braucht man scharfe Schüsse mit Schnitt. Dass er die Schusstechnik für weite Schüsse aufs Tor beherrscht bedeutet keineswegs, dass er auch andere Schusstechniken beherrscht.

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  13. zu @12

    Schade, aber das genau ist Dein Problem. Deine Meinung scheint über allem zu stehen, sodass Du nicht bereit zu sein scheinst, anderen, gegenteiligen Beiträge mit einer gewissen Unvoreingenommenheit gegenüber zu treten.Auch allein Dein unter @12 an mich gerichteter Beitrag lässt eine gewisse Überheblichkeit nicht verleugnen. Das braucht in diesem Forum niemand. Stammt der Satz „Hierzu gibt es keine zwei Meinungen“ nicht zufällig auch von Dir? Einiges geht halt leider in diese Richtung.Das Echo von anderen Kommentatoren spricht ja auch für sich.Selbstverständlich kann man Dir eine gewisse Sachkenntnis nicht absprechen, denke, das möchte auch niemand. Aber, keiner hat immer Recht, auch Du nicht und zu vielem gibt es verschiedene Meinungen. Da muss ich nur meine Freundin fragen und schon haben wird mindestens 3 Meinungen-grins-.Ich bevorzuge es, etwas von verschiedenen Seiten zu betrachten, so gehe ich auch bei Beurteilung von Leistungen und Spielern vor, das hilft und verhindert Einseitigkeit. Es ist nicht alles paradox, was von Forumsteilnehmern geschrieben wird. Sorry, das ist wirklich nicht böse gemeint, bedenke dies bitte, bevor Deine Retourkutsche kommt. Schönen Tag noch.

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  14. @13
    Bei Ecken und speziell bei Freistößen aus Halbpositionen ist diese Art ebenso sehr effektiv. Ich kann mich an sehr viele Freistöße von Reus erinnern, der eine ähnliche Schusstechnik angewandt hat und so einige Tore vorbereitet bzw. sogar Freistöße direkt verwandelt hat. Abgesehen davon können seine Standards gar nicht schlechter sein als die von Inui und Djakpa 😀

    @14
    Wenn du das so interpretierst, kann ich das leider nicht ändern. Ich wollte einfach nur wissen was genau an meinen Beitrag (#9) so extrem negativ sein soll bzw. nicht sachlich. Das war eine ganz normale Frage an dich. Überheblichkeit kann ich da beim besten Willen nicht rauslesen.

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