Trainer Niko Kovac (r.) ist auf der Suche nach einem Ersatz für Makoto Hasebe (l.).
Trainer Niko Kovac (r.) ist auf der Suche nach einem Ersatz für Makoto Hasebe (l.).

Die gute Nachricht vorweg: Makoto Hasebe kann schon wieder lachen. Einen Tag nach seiner Knorpel-Operation im rechten Knie ließ sich der Japaner am Freitag gut gelaunt auf Instagram ablichten – im Hintergrund die Trikots der Eintracht und der japanischen Nationalmannschaft. SGE-Trainer Niko Kovac dürfte ein Lächeln angesichts der monatelangen Ausfallzeit seines Abwehrchefs noch nicht so leicht über die Lippen gehen.

Gerade erst wähnte sich die Eintracht nach dem 0:0 gegen Hamburg auf dem Weg zurück zur alten Defensivstärke, da warf die Diagnose des spielintelligentesten Akteurs den Plan für das Saisonfinale gehörig über den Haufen. Das Prunkstück aus der Hinrunde, die Fünferkette Oczipka-Vallejo-Hasebe-Abraham-Chandler, wird es in dieser Spielzeit nicht mehr geben. Nach dem Abgang Husztis im Winter hat die SGE mit Hasebe obendrein ihr zweites „Gehirn“ auf dem Platz verloren. Niko Kovac und sein Trainerteam werden sich etwas Neues einfallen lassen müssen. Die Alternativen sind überschaubar.

Variante 1: Michael Hector ersetzt Hasebe im Abwehrzentrum

Chelsea-Leihgabe Michael Hector hat auf den ersten Blick die größten Chancen, von Hasebes Ausfall zu profitieren. Der gebürtige Londoner war im bisherigen Saisonverlauf stets erste Wahl des Trainers, wenn es darum ging, Lücken im Defensivverbund zu schließen. Richtig zufriedenstellend löste der 24-Jährige seine Aufgaben dabei nur selten. Leichtsinnige Fehlpässe, Stellungsfehler und unnötige Foulspiele in unschöner Regelmäßigkeit haben den Großteil des Frankfurter Anhangs bereits an der Erstliga-Tauglichkeit Hectors zweifeln lassen.

Dennoch scheint der jamaikanische Nationalspieler etwas in seinem Spiel zu haben, dass Kovac zu überzeugen scheint. Oder war es bislang nur der Mangel an Alternativen, der dem Jamaikaner zu 17 Bundesliga-Spielen verholfen hat? Wohl kaum! Menschlich passt Hector perfekt ins Frankfurter Team und leistet mit seiner lockeren Art einen nicht unerheblichen Anteil an der guten Harmonie im Kader der Eintracht. Und was häufig vergessen wird: Auch mit Hector hat die Eintracht bereits starke Spiele gezeigt. Mit einem Totalausfall in der Abwehr wären Heimsiege wie der gegen Schalke (1:0) oder ein 2:2-Remis gegen Bayern München wohl kaum möglich gewesen. Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass Michael Hector die nötige Souveränität und Konstanz fehlen.

Michael Hector (v.l.) oder Marco Russ, wen lässt Kovac auf die Hasebe-Position?
Michael Hector (v.l.) oder Marco Russ, wen lässt Kovac auf die Hasebe-Position?

Variante 2: Kovac setzt weiterhin auf Marco Russ

Es war die Überraschung des vergangenen Spieltags, als der Name Marco Russ in der Startelf der Eintracht erschien. Knapp zehn Monate nach der Krebsdiagnose stand das Frankfurter Urgestein schon wieder als Kapitän auf dem Feld und wirkte – abgesehen von einer etwas wirren Anfangsphase – abgeklärt und kopfballstark wie zu besten Tagen. Trainer Niko Kovac versicherte nach dem Spiel, dass Russ‘ Einsatz der Personalnot geschuldet gewesen sei, er aber weiterhin behutsam aufgebaut werden solle. Ob sich dieser Plan nach dem Hasebe-Ausfall halten lässt? Marco Russ scheint zumindest ein ernsthafter Kandidat als neuer Abwehrchef zu sein.

Gleichwohl sollten keine Wunderdinge vom 31-Jährigen erwartet werden. Den Makoto Hasebe der Hinserie wird auch Russ nicht ersetzen können – vor allem nicht spielerisch. Die starke Form aus dem HSV-Spiel konstant zu halten, wird dem gebürtigen Hanauer nach seiner langen Ausfallzeit eher nicht gelingen. Stattdessen müssten Leistungsschwankungen einkalkuliert werden. Ein Gewinn wäre Marco Russ allerdings in der Offensive, ist er doch der einzige Verteidiger im Kader, von dem nach Standardsituationen konstant Torgefahr ausgeht. 23 Bundesligatore in 278 Spielen sprechen für sich und vor allem für Russ.

Variante 3: Die Rückkehr zur Viererkette

Der Erfolg der Eintracht im bisherigen Saisonverlauf hing eng mit der Umstellung auf eine Dreier/Fünferkette zusammen. Vor allem die Außenverteidiger Bastian Oczipka und Timothy Chandler profitierten von einer zusätzlichen Absicherung in ihrem Rücken. Perfekt organisiert wurde der Verbund von Hasebe. Doch nun stellt sich die Frage, ob diese Formation ohne den Japaner überhaupt noch einen Sinn macht. Aktuell scheint der Kader „nur noch“ eine Viererkette herzugeben. Mit dem Innenverteidiger-Pärchen Abraham/Vallejo hat die SGE im Zentrum auch weiterhin gehobenes Bundesliga-Niveau zu bieten. Oczipka und Chandler sollten mit der Rückkehr zum System der Vorjahre ebenfalls nicht überfordert sein.

Arbeitet der komplette Mannschaftsverbund diszipliniert nach hinten, kann die Defensive auch ohne einen zusätzlichen Libero funktionieren. Entscheidend dabei ist allerdings die Besetzung der beiden Sechserpositionen. Und genau dort drückt der Schuh mindestens genauso wie im Abwehrzentrum. Mit Omar Mascarell steht aktuell nur ein fitter Abräumer zur Verfügung, und der wird wohl noch mindestens einmal gesperrt ausfallen. Mijat Gacinovic hilft zwar mannschaftsdienlich aus, fühlt sich vor der Abwehr aber sichtlich unwohl. Marc Stendera scheint nach seinem Kreuzbandriss noch zu weit von der Startelf entfernt. Marco Russ dürfte kaum die Kraft für das zentrale Mittelfeld besitzen.

Neun Spiele vor dem Saisonende steht die Eintracht vor einem Neustart. Nicht nur die jüngste Negativserie von sechs sieglosen Partien in Serie, sondern vor allem der Ausfall Hasebes erfordern eine komplette Neuausrichtung während der Länderspielpause. Die Köpfe der Kovac-Brüder und auch von Co-Trainer Armin Reutershahn dürften entsprechend qualmen. Michael Hector, Marco Russ oder ein Viererketten-System? Das Trainerteam wird schon längst alle Szenarien durchgegangen sein. Und irgendwie wäre Niko Kovac nicht Niko Kovac, wenn er am Ende nicht mit einer ganz anderen Überraschung um die Ecke kommen würde. Schafft es der Frankfurter Erfolgscoach auch dieses Problem zu lösen, dürfte auch er bald wieder ein ähnlich erleichtertes Lächeln im Gesicht haben wie Hasebe auf dem Krankenbett.

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1 Kommentar

  1. Bitte nur eins nicht: Bitte Bitte Bitte nicht mehr Hector, egal wer auch gerne Heinz Lindner in die Abwehr, viel schlechter kann es in Sachen Spieleröffnung und Passspiel nicht werden als mit Hector…

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