Niko Kovac gibt den Weg vor - führt er zum großen Glück?
Niko Kovac gibt den Weg vor – führt er zum großen Glück?

Es lief die 26. Minute im Kölner Rhein-Energie-Stadion, als Schiedsrichter Felix Zwayer spielentscheidend in die Begegnung zwischen dem FC und dem SV Werder Bremen eingriff. Nach einer Ecke erkannte der Unparteiische fälschlicherweise auf Foulspiel von Jannik Vestergaard und pfiff einen im Anschluss von Santiago Garcia erzielten regulären Treffer der Hanseaten weg. Zwanzig Minuten später atmete der größte Teil der 51.500 Zuschauer im Waldstadion erleichtert durch, weil Schiedsrichter Daniel Siebert bei Mats Hummels eine vermeintliche Abseitsstellung sah – die Eintracht konnte das knappe 1:0 gegen Borussia Dortmund verteidigen und auf Tabellenplatz 15 klettern.

Es waren zwei Situationen, die Trainer Niko Kovac nach der Partie zu der Kenntnis brachten: „Das Glück war auf unserer Seite!“ Doch was hat es mit diesem „Glück“, auf das es in diesem Abstiegskampf so häufig anzukommen scheint, wirklich auf sich? Das Wort kommt vom mittelniederdeutschen gelucke/lucke und bedeutet: „Art, wie etwas endet/gut ausgeht.“ Es handelt sich bei einem glücklichen Moment demnach um einen günstigen Ausgang eines Ereignisses. Voraussetzung für den Beglückten ist hierbei kein besonderes Talent, sondern ein Moment, den er nicht mitbestimmen konnte – Zufall also.

Doch haben sich die Akteure der Hessen nicht gerade dieses „Glück“, hier gleichbedeutend mit Zufall, hart erarbeitet und dadurch verdient, trotz mancher Zufälle in den letzten Wochen, gewonnen? Kovac hat im Training versucht, peu á peu die Schwachstellen zu beheben und – ganz nach dem Motto: „Jeder ist seines Glückes Schmied“ – am vermeintlichen Wunder Klassenerhalt zu arbeiten. Ja, der Sieg gegen den BVB hing von einem äußeren Umstand, der Fehlentscheidung des Schiedsrichters, ab. Er war aber auch ein Ergebnis der individuellen Einstellung und dem Glauben an die eigene Stärke.

Wie viel zufälliges „Glück“ verträgt der Fußball? Der Augsburger Sportwissenschaftler Prof. Dr. Martin Lames erkannte nach Forschungen im Jahr 2010: „Bei 40 Prozent aller Tore zieht der Zufall die Fäden!“ Der Zufall sei demnach als reguläre Einflussgröße zu betrachten. So führen nicht nur geplante Spielzüge zum Torerfolg, sondern auch nicht Vorhersehbares, wobei Schiedsrichterfehlentscheidungen in diesen Untersuchungen außen vor gelassen wurden.
Freilich: Erfolg mag planbar sein, wenn der Kader so stark besetzt ist, wie der des FC Bayern München. Die fußballerischen Schwergewichte Robert Lewandowski, Arturo Vidal, Manuel Neuer oder Jerome Boateng können dafür sorgen, dass der Faktor Zufall nur eine geringe Rolle spielt und auch Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern, zumindest auf nationaler Ebene, keinen großen Einfluss auf den Ausgang der Partien nehmen. Der deutsche Rekordmeister ist hier allerdings die große Ausnahme. Wenn ein abgefälschter Ball einmal im eigenen Netz landet, dann kann die exzellent besetzte Offensive noch immer antworten und viele Tore erzielen.

Stefan Aigner erlebt momentan einige glückliche Momente - nachdem es monatelang überhaupt nicht lief.
Stefan Aigner erlebt momentan einige glückliche Momente – nachdem es monatelang überhaupt nicht lief.

Die meisten Spiele in der Bundesliga gehen allerdings so eng zu, dass die sogenannten „Zufallsprodukte“ die entscheidenden Faktoren sind. Erinnern wir uns an die Partien der Eintracht gegen den 1. FSV Mainz 05 und beim SV Darmstadt 98. Der Siegtreffer gegen die Mainzer resultierte aus einer abgefälschten Flanke von Änis Ben-Hatira, eine Woche später schlug der Ball im Netz der Lilien ein, nachdem ein Schuss von Makoto Hasebe unhaltbar abgelenkt wurde.

Eine andere Sicht der Dinge haben die Betreiber des Taktik-Blogs „spielverlagerung.de“: „Dabei sind wir überzeugt davon, dass der Fußball viel weniger durch den Zufall beeinflusst wird, als viele annehmen. Heutzutage wird das Training und die Taktik einer Mannschaft viel intensiver geplant als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Unzählige Co-Trainer, Fitnessberater und Mediziner versuchen, das Bestmögliche aus einem Team herauszuholen. So haben viele Spielzüge, die wir als „schicksalhafte Fügung“ abtun, mit Zufall meist wenig am Hut. Sie sind Produkt intensiven Trainings und feinster Abstimmung.“

Aber ist das wirklich so? Können die Faktor Zufall und Glück, die in diesem Fall synonym verwendet werden, wirklich komplett außen vor gelassen werden bei der Betrachtung der Ereignisse? Wolfram Eilenberger ist Chefredakteur des „Philosophie Magazins“ und spielt selbst aktiv Fußball. Der Mensch setze sich, so erklärt er, im Fußball „willentlich Situationen aus, die er nicht mehr kontrollieren kann. Niemand kann dieses Spiel, ist es einmal in Gang, kontrollieren oder vorhersagen. Das, was Philosophen Kontingenz oder Zufall nennen, wird im Fußball gefeiert.“ Wer Fußballfan ist, der ist demnach jemand, der „das Unverfügbare“ bejaht.

Doch wie viel Zufall verträgt das Spiel tatsächlich? Wie viel Glück kann eine Mannschaft haben? Armin Veh etwa warf beim VfB Stuttgart nach nur wenigen Monaten das Handtuch, weil das Glück fehlte. Auch in Frankfurt war der Wunsch danach, dass die Mannschaft mehr Glück gebrauchen könne, häufiger zu vernehmen. Doch fällt dieses Glück tatsächlich vom Himmel? Oder kann gezielt daran gearbeitet werden, dass eine Mannschaft häufiger vom Glück getroffen wird als eine andere? Kovac ließ sich von Rückschlägen und unglücklichen Momenten nicht unterkriegen und marschierte unentwegt weiter mit seinem Team. Ob die Eintracht jetzt in drei Spielen ihr Glück aufgebraucht hat?

Blicken wir einmal zum Hamburger SV. Der Bundesligadino erreichte im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge die Relegation und setzte sich knapp gegen den Karlsruher SC durch. In der 90. Minute gab es einen (unberechtigten) Freistoß, der dann eiskalt verwandelt wurde. Die Folge: Karlsruhe verlor in der Verlängerung und musste in der 2. Bundesliga bleiben. Häufig war in den Wochen zuvor davon zu lesen, dass der HSV sein Glück doch aufgebracht habe – ein Irrtum, wie sich im Wildparkstadion zeigte. Es ist also nicht definierbar, wie viel Glück und Zufall eine Mannschaft haben kann. Fußball ist eben das „Unverfügbare“ und niemand kann wirklich vorhersagen, wie dieses unkontrollierbar Spiel tatsächlich ausgeht.

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19 Kommentare

  1. nur Glück ? – viel oder weniger Glück ?
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    Nein ! Auch in der modernen Zeit haben alte regeln noch Gültigkeit : Nur der Tüchtige hat Glück !
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    jetzt haben wir es wieder in der eigenen Hand, das Glück und die Möglichkeit in der Bundesliga zu bestehen. Warum ? Nur durch harte Arbeit, Disziplin und Willen.
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    Keine Diskussion – remember 99 – Auf Jetzt !
    Forza SGE !

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  2. ich denke wir hatten in den letzten 3 Spielen das Glück, das und teilweise in dieser Saison gefehlt hat. Ich bin aber auch der Meinung, dass man Glück erzwingen kann. In unserem Fall sehe ich es so, dass Kovac unsere Mannschaft neu organisiert hat (gerade in der Abwehr stehen wir wie eine Wand). Zusätzlich sprinten und laufen wir mehr und führen intensivere Zweikämpft und was für mich das Entscheidende ist: Standartsituationen im heutigen Modernen Fußball werden mit Standartsituationen Spiele und auch Turniere entschieden. Die Standardsituationen unter Veh waren nur noch erbärmlich ! Was ich auch entscheidend für einen Wandel finde: Kovac geht voran und leitet das Training selbst mit seinem Bruder unter umständen Spielen sie sogar noch mit und lassen nicht wie Veh das Training oder Teile des Trainings leiten und der Bezug zur Mannschaft ist eine ganz andere. Wer hätte das gedacht aber diese scheiß Saison scheint doch noch ein glückliches Ende für uns zu haben 🙂

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  3. Nennen wir den ZUFALL und alles Unplanbare der Einfachheit halber „Spielglück“ – dann sind wir philosophisch betrachtet im Auge des Orkans angelangt.
    Ich bin einer der Verfechter der These, dass das Spielglück eine übergeordnete Rolle im Fußball spielt. Sowohl im Amateurbereich (ich spielte 30 Jahre lang bis zur 6. Klasse) oder im Profibereich lässt sich das Spielglück nicht planbar einsetzen. Diese multiplen Faktoren (Schiri, Ball geht an Innenpfosten oder rein, Zeit eines Gegentores oder eigenen Tores, uvm.) sind so fragil und diffus, dass man diese Kräfte einfach mit einplanen muss. Die Arbeit besteht darin, den Rest, um dieses unkalkulierbare Spielglück herum, so zu gestalten, dass man einen Zugriff bekommt.
    Man wird nie den Beweis dafür antreten können, zu vielen Prozent sich die Aufteilung zwischen planbar und unplanbar aufteilt, aber schaut man sich die vielen „nicht erklärbaren“ Prozesse im Fußball an (netzt Gekas das 2:0 gegen Bayern ein, steigen wir nicht ab, Kramny gewinnt erst alles, um dann alles zu verlieren, Aiges kriegt eine Saison lang nicht hin, dann macht er alles rein…) so erkennt man, wie groß der Anteil „Spielglück“ wirklich ist.
    So ist Fußball, davon lebt er. Und nur so lebt er…

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  4. Nachdenkenswerter Artikel, Christopher.
    Ich bin auch der Meinung, dass man Glück nicht erzwingen kann. Aber ich glaube trotzdem, dass Glück auf die Dauer nur der Tüchtige hat. Und das erkläre ich mir so: Nur, wer in einer bestimmten Situation sich mit vielen Möglichkeiten beschäftigt und dafür Verhaltensweisen oder Strategien entwickelt, ist für solche Eventualitäten besser gewappnet, als derjenige, der sich damit weniger befasst. Und je mehr man bei der Situation die Tiefe der Problematik untersucht, um so mehr wird man ein Gespür für die richtigen Stellschrauben bekommen.
    Ich glaube also, immer dann, wenn man sich in ein Problem rein beißt, hat man bessere Karten als derjenige, der es einfach nur so macht wie immer.
    Genau aus diesem Grunde meine ich auch, dass ein Trainerwechsel manchmal – manchmal!!! – neuen Elan bringt, nicht weil der Neue ein besserer Trainer ist, aber weil er oft kleine Dinge anders angeht als sein Vorgänger. Genau dadurch werden aber bestimmte Aspekte mehr in den Vordergrund geholt, die etwas im Hintergrund verschwunden waren. Wodurch der Variantenreichtum größer wird und die Reaktionsmöglichkeiten – für eine Weile – flexibler.
    VG

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  5. Da wir in dieser Saison auch schon öfter Pech hatten ( ich denke da zum Beispiel an das Heimspiele gegen Stuttgart ) und Dortmund des öfteren Glück ( da fällt mir vor allem ihr Heimspiel gegen Ingolstadt ein ) sage ich, es gleicht sich im Lauf der Saison aus.

    Allerdings kann man es auch zum Teil erzwingen. Wenn man immer wieder Situationen herbeiführt die so oder so ausgehen können, vergrößere ich meine Chancen das Glück zu erzwingen. Schieße ich öfter aufs Tor , kann da auchmal einer abgefälscht werden und reingehen.

    Aber nur mit Glück alleine erreicht man nix.

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  6. Ach, das mit dem Glück oder Fehlentscheidungen gleicht sich über die Saison gesehen immer aus (die Bayern mal exklusive ;-)).
    Ich hoffe das Glück bleibt weiter auf unserer Seite und wir bleiben von Herrn Bobic verschont!!!

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  7. Selbst gegen Dortmund war das Glück ja nicht nur auf unserer Seite. Schmelzer hätte vom Platz fliegen müssen, Mkhitaryan auch und als Aubameyang Huszti „den Ball aus den Händen“ schlägt nach dem 1:0 kann man das auch als Tätlichkeit sehen. Er kommt von hinten an und schlägt einfach mal zu. Außerdem fallen Spieler wie Reus und Kagawa bei jedem Windhauch und provozieren Freistöße ohne Ende.
    Bei „wertvollen“ Spielern heißt es dann „da reicht die kleinste Berührung, damit der Spieler aus dem Tritt kommt“ und bei „normalen“ Bundesligaprofis wird es als plumpe Schwalbe angesehen.

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  8. Im Fußball gibt es kein Glück, Schicksal oder eine absolut zwangsläufige leistungsmäßige Gerechtigkeit. Ergebnisse werden massiv von kleinen Zufälligkeiten bestimmt. Die Ergebnisse werden dann allerdings von den meisten Fans rückwirkend in grundlegende Trends interpretiert, was oft völlig unsinnig ist. Die Leistungen und der Kampfwille bei den Niederlagen in München und Leverkusen sowie gegen Hoffenheim haben sich nicht relevant unterschieden zu den Siegen gegen Mainz, Darmstadt und Dortmund. Aus diesem Grund brauchte man vor 3 Spieltagen nicht zu schwarz zu sehen, und aktuell gibt es keinen Grund zu Euphorie, da aktuell die Leistungsstärke der Mannschaft regulär nicht für ein Unentschieden in Bremen ausreicht.

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  9. Schwachsinn. Durch fehlentscheidungen fehlen uns 7 punkte diese saison. Bremen wäre letztes jahr in der religation gelandet und vfb abgestiegen. Bremen hat auch 5 punkte geschenkt bekommen diese SAison.jetzt hatten wir auch mal glück wieder

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  10. Douglaurent, irgendwie habe ich das Gefühl, Du bist das alter Ego von Taunusadler.
    Allerdings mit deutlich verbesserter Rethorik…
    Nichts für ungut.

    Bremen steht da unten weil Sie einen Punkt schlechter sind als wir. So what?!?

    In unserer Liga kann bis auf die drei Ersten mit abstrichen jeder jeden schlagen;
    Bayer 04 habe ich mit viel gutem Willen mal zu den Dreien gezählt.
    Wenn ich mir die Rückrundenperformance der Hertha zu Gemüte führe, erinnert mich das verdammt an die Aufstiegs-Saison unter Veh. Nächstes Jahr schauen wir mal, wie die Berliner sich so schlagen.
    By the way: der HSV hat wohl mehr erwartet als 38 P., oder warum feuern die ihren Sportdirektor? Bei kolportierten 90 Millionen Schulden geht ihnen wohl der Stift (..die sind letzte Saison mit 27 Punkten in die Relegation gekommen….Siebenundzwanzig….krass).

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  11. wahrlich Ansichtssache, auch die wahre Tabelle, gerade gegen die SGE hatten aber auch unsere Gegner Glück, so Ribery mit seinem Seitfallzieher 1:0 in Münschen, so ein Tor schießt der so schnell nicht wieder, oder auch Dosenöffner Kampl mit seiner Direktabnahme 1:0 für LEV, erste Ballberührung, auch dieser Spieler trifft den Ball nicht mehr so oft wie da, vorher Kittel knapp vorbei, alleine vorm Tor.
    so what, jetzt geht es halt mal anders herum.

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  12. wie wäre es mal mit dem Wort „Pech“?
    Bremen hat Pech,weil sie gegen uns spielen müssen….

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  13. Wer am Ende absteigt, der hatte Glück und er hatte Pech. Vor allem hat er aber viel falsch gemacht ( oder ihn wenigen Fällen keine Chance es besser zu machen ). Hannover und Stuttgart hatten alle Möglichkeiten , haben den Kader aber noch schlechter zusammengestell als wir ( ja , das geht wirklich ) und das mit mehr Geld. Bremen ist aufgrund seiner Lage wirtschaflich im Nachteil, sie werden jedes Jahr zu kämpfen haben.

    Wir haben Fehler im Kader und auf der Trainerposition gemacht. Das konnten wir noch rechtzeitig hinbiegen, auch weil zwei ( siehe oben ) noch mehr falsch gemacht haben. Jetzt müssen wir endlich daraus lernen.

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  14. Wutzespeck sorry wahretabelle.de hat echt keine Ahnung.das was die fuer eine tabelle Veröffentlichen ist zu 60 % käse. Es fehlen fehlentscheidungen und ein paaar wichtige Kleinigkeiten.

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