Hat schon so manche harte Vertragsrunden miterleben dürfen. Vorstandschef Heribert Bruchhagen.
Hat schon so manche harte Vertragsrunden miterleben dürfen. Vorstandschef Heribert Bruchhagen.

Werfen wir noch einmal einen Blick zurück auf den Sommer 2014. Die Eintracht hatte eine intensive Saison hinter sich – im DFB-Pokal kam man bis ins Viertelfinale (und schied knapp mit 0:1 gegen Borussia Dortmund aus), in der Europa League träumte man bis fünf Minuten vor dem Ende der Partie gegen den FC Porto (3:3) vom Einzug ins Achtelfinale und in der Bundesliga erreichte man drei Wochen vor Saisonende den Klassenerhalt. Es war emotional gesehen eine der schwierigsten Spielzeiten seit Jahren. Der Europacuplust folgt oft der triste Ligafrust. Vom 6. bis zum 16. Spieltag gar mussten die Fans auf einen Dreier warten. Doch dann waren da am Donnerstagabend immer wieder die Ausreißer nach oben: Vor allem sei der 28.11.2013 erwähnt, als 12.000 Frankfurter in Orange die Reise nach Bordeaux zu einem echten Fußballfest werden ließen und einen 1:0 Sieg feiern durften – ein Gänsehautmoment, der wohl auch einen Eintrag in die Geschichtsbücher der Europacup-Historie fand.

Doch wie das bei großen Partys so ist – am nächsten Tag folgt häufig der Kater, der Kopfschmerzen bereitet und die Laune tief sinken lässt. Bei den Hessen sorgten die Abgänge von Sebastian Rode (ablösefrei), Pirmin Schwegler und Sebastian Jung für heftige Ausschläge nach unten. Drei Spieler, die zusammengerechnet zu diesem Zeitpunkt einen Marktwert von fast 20 Millionen Euro hatten, verließen den Verein für fast schon lächerlich erscheinende 3,6 Millionen Euro. Den Hessen wurden ihre Ausstiegsklauseln zum Verhängnis. Nach einer grandiosen Spielzeit 2012/13, die auf Platz 6 und somit im Europapokal endete, waren die Akteure der Eintracht heiß begehrt auf dem Transfermarkt. Vor allem am Trio Jung, Rode und Schwegler wurde heftig gegraben. Die Folge: Kostspielige Vertragsverlängerungen mit niedrigen Ausstiegsklauseln – in der Hoffnung, dass man trotz Dreifachbelastung erneut eine gute Saison spielen und die Akteure dann langfristig binden könne.

„Stolperfalle Ausstiegsklausel“: Dieser Wunsch allerdings ging nicht in Erfüllung – und somit verließen die Leistungsträger das damals so heftig wackelnde Eintracht-Schiff. Allerdings haben nicht nur die Frankfurter, denen in den folgenden Monaten allerdings der „turnaround“ mit Vertragsverlängerung ohne Ausstiegsklauseln (Aigner, Zambrano, Trapp) gelang, dieses Problem. Spieler mit einem bestimmten Gütesiegel gibt es meistens nicht ohne ein lautes „aber“. Und so muss man häufig zähneknirschend einwilligen, wenn man einen Akteur unbedingt in seinen Reihen wissen möchte. Im Kicker sagt Vorstandschef Heribert Bruchhagen dazu, dass es diese Tendenz seit einem Jahrzehnt gebe und es ein beliebtes Instrument im Repertoire vieler Berater sei, „die damit Geld verdienen können.“ Allerdings bringen diese Klauseln nur etwas bei Spielern, die in den höheren Kategorien beheimatet sind, meint Thomas Kroth, Vorsitzender der Deutschen Fußballspieler-Vermittler-Vereinigung und Inhaber der Agentur PRO Profil.

Entschied sich trotz werthaltigerer Angebote aus dem Ausland zu Beginn der 90er für eine Rückkehr zur Eintracht. Ex-Profi Andreas Möller.
Entschied sich trotz werthaltigerer Angebote aus dem Ausland zu Beginn der 90er für eine Rückkehr zur Eintracht. Ex-Profi Andreas Möller.

Leidvolle Erfahrung sammelte so beispielsweise auch Borussia Dortmund. Der wieder zum Topclub herangereifte Verein aus dem Ruhrpott musste sich im Ringen um Mario Götze dem FC Bayern München geschlagen geben, die schlicht und einfach die Ausstiegsklausel zogen und 37 Millionen Euro überwiesen. Umgekehrt allerdings nutzten auch die Dortmunder bereits dieses Instrument, um ein Jahr zuvor der Borussia aus Mönchengladbach Marco Reus für knapp 17 Millionen Euro wegzuschnappen. Es gibt aber nicht nur die Klauseln, die die Ablösesumme regeln. So besaß Rückkehrer Andreas Möller zu Beginn der 90er Jahre eine von Berater Klaus Gerster intelligent ausgehandelte Vereinbarung. Diese besagte: Sobald über 20.000 Zuschauer ins Waldstadion kommen, bekommt der Mittelfeld für jeden zusätzlichen Besucher in den Heimspielen eine D-Mark. Dank einer Leistungsexplosion der Mannschaft – Stichworte: Uli Stein, Manni Binz, Anthony Yeboah oder Uwe Bein – kamen im Schnitt 34.000 Zuschauer in den Stadtwald und bescherten Möller somit ein Plus von knapp einer Viertelmillion D-Mark. „Ein Mehrwert orientiert am Gewinn des Vereins„, wie Gerster zufrieden feststellt. Sein Maßstab: „Ein Geschäft kommt nur zustande, wenn beide Seiten das Gefühl haben, ein gutes Geschäft gemacht zu haben.“

Auch Bruchhagen, von 1988 bis 1992 Manager beim FC Schalke 04, kennt noch eine kuriose Geschichte. Aleksandr Borodyuk wechselte von Dynamo Moskau im Sommer 1989 zu den Königsblauen in die 2. Bundesliga. Der im Angriff und Mittelfeld einsetzbare Akteur wagte über seinen Berater Andrea Grajewski den Vorstoß, eine Stammplatzgarantie in den Vertrag geschrieben zu bekommen. „Ein Unding“ für Bruchhagen, doch er stimmte zu, „weil Trainer Aleksandar Ristic es akzeptierte.“ In diesem Falle ging es gut – Borodyuk wusste zu überzeugen und schoss die Gelsenkirchener mit 20 Treffern zurück in die 1. Bundesliga. Etwas mehr Schmunzeln rief dann wohl schon eher die von Rolf-Christel Guié-Mien ansgestrebte Klausel hervor. Der Kongolese spielte von 1999 bis Winter 2002 bei den Hessen – und äußerte bei den Vertragsgesprächen den Wunsch, dass der Kochkurs für seine Ehefrau doch bezahlt werden möge. Eine Klausel, die man sicherlich auch Sebastian Jung gerne zugesichert hätte – wenn dieser dafür heute noch am Main kicken würde und das Vakuum auf der rechten Verteidigerseite dadurch niemals entstanden wäre.

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2 Kommentare

  1. Das mit den Kochkursen für alle ist doch ne gute Idee. Vielleicht können die Spielerdamen ja dann das Waldstadion bewirtschaften und wir müssen uns nicht mehr diese Aramark-Schei*e reinpfeifen! 😀

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