Viele positive Momente durften Eintracht-Fans mit Aigner (li.) und Zambrano (re.) verbinden.

Wie schnell so ein Fußballjahr doch endet. Am Dienstag erinnerten wir bereits an den 23. Mai 2016, als Eintracht Frankfurt in einem packenden Relegationsendspiel gegen den 1. FC Nürnberg siegte und fast genau ein Jahr später bereiten sich die Hessen auf das große Spiel vor: Das Pokalfinale im Berliner Olympiastadion am kommenden Samstag gegen Borussia Dortmund.

Vor 365 Tagen wurden hingegen bereits erste Schritte eingeleitet, um die Eintracht zukünftig nicht mehr so lange um den Klassenerhalt zittern zu lassen. Zügig wurde klar, dass in der Mannschaft ein Umbruch erfolgen wird, zumal ein Transferüberschuss vom neuen Sportvorstand Fredi Bobic erzielte werden musste. Das Personalkarussell begann sich zu drehen, die Eintracht verkündete, dass der Vertrag mit Constant Djakpa nicht mehr verlängert werde. Elf weitere Spieler folgten bis zum Sommer-Transferschluss und vier weitere Akteure entschlossen sich in der Winterpause, eine neue Herausforderung anzunehmen, wie es im Fußballsprachgebrauch so schön heißt.

Wir möchten Euch nun, wo die Bundesliga-Saison 2016/2017 mittlerweile abgeschlossen ist und das Pokalfinale am Samstagabend das Fußballjahr für die deutschen Clubs beendet, einen Überblick verschaffen: Bei welchem Abgang ging die Leistungskurve nach oben? Und welcher Ex-Adler ist mittlerweile von der Bildfläche verschwunden? SGE4EVER.de blickt etwas genauer in die Runde:

Constant Djakpa: Die ivorische Frohnatur Djakpa ging zwar als erster Spieler von Bord, doch fand in der kompletten Vorbereitungszeit keinen neuen Arbeitgeber. Erst kurz vor Ende des Wintertransferfensters Ende Januar 2017 überraschte Zweitligist Nürnberg mit der Verpflichtung des Linksfußes. Es dauerte etwas, bis der Verteidiger bei seinem neuen Arbeitgeber zurecht fand, doch ab dem 26. Spieltag (2:1 gegen Karlsruher SC) konnte sich Djakpa fest in die Mannschaft spielen und gilt seitdem als Stammspieler. „Was lange währt, wird endlich gut“ – Doch mittlerweile scheint, trotz der guten Leistungen, bei den Verantwortlichen sein Verbleib nicht gesichert. „Zu alt und zu teuer“ titelte die „Bild“ vor einigen Tagen.

Stefan Reinartz: Es war ein Paukenschlag, als Reinartz wenige Tage später sein Karriereende verkündete. Aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme entschloss sich der ehemalige Leverkusener dazu seine Karriere als Profi an den Nagel zu hängen und agierte fortan als Unternehmen. Sein Start-Up „Impact“ verkauft mittlerweile Spielanalysen an Vereine und TV-Sender. Das für sein „Packing-Modell“ berühmt gewordene Unternehmen schlägt indes voll ein. Wenn es mit dem Fußballspielen nicht mehr klappt, dann sollte ein Plan B in der Schublade liegen. Reinartz hatte einen.

Kaan Ayhan: Der Deutsch-Türke Ayhan brachte es während seiner halbjährigen Leihe vom FC Schalke 04 auf nur zwei Pflichtspieleinsätze, die nur sehr mäßig verliefen. Die Eintracht beendete dieses Kapitel wenig überraschend zügig, zumal die Kaufoption bei rund fünf Millionen Euro gelegen haben soll. Ende August ging es für ihn weiter zu Zweitligist Fortuna Düsseldorf. Nach etwaiger Anlaufszeit war Ayhan nicht mehr aus der Startelf wegzudenken – und das auf ungewohnter Position. Mittlerweile hat er sich im zentralen Mittelfeld etabliert und macht mit seinen starken Leistungen auch bei dem einen oder anderen Erstligisten auf sich aufmerksam. Ob er bei den Rheinländern bleibt, ist also unsicher.

Aleksandar Igjnovski: Mit seinem Wechsel zu Ligakonkurrent SC Freiburg erhoffte sich Ignjovski endlich mehr Spielzeit. Zwar erspielte er sich in der Vorbereitung zunächst einen Startelfplatz, doch verlor ihn zügig an Pascal Stenzel. Der ehemalige Dortmunder verletzte sich jedoch zu Beginn der Rückrunde schwer an der Schulter und so durfte sich Ignjovski wieder Hoffnungen machen. Im Duell mit Lukas Kübler setzte er sich daraufhin durch und erzielte einen für sich doch noch versöhnlichen Saisonabschluss. Sollte die Eintracht das Pokalfinale verlieren, winkt dem Defensivallrounder in der kommenden Saison dafür auch die internationale Bühne.

Änis Ben-Hatira: Viele Eintracht-Fans konnten nicht nachvollziehen, weshalb Ben-Hatira keinen neuen Vertrag angeboten bekam. Weit weg trieb es den Deutsch-Tunesier aber nicht: Nachbar SV Darmstadt 98 sicherte sich seine Dienste. Dort machte der Mittelfeldspieler allerdings nur selten sportliche Schlagzeilen. Ein knappes halbes Jahr später einigten sich Spieler und Klub bereits wieder auf eine Vertragsauflösung. Sein Engagement für eine Hilfsorganisation, die vom Verfassungsschutz NRW als extremistisch-salafistisch eingestuft wurde, beendete das Engagement bei den Lilien. Kurz darauf flüchtete Ben-Hatira buchstäblich in die Türkei. Dort spielt er mittlerweile für Gaziantespor in der Süper Lig (12 Spiele / 1 Tor).

Emil Balayev: Balayev absolvierte kein Pflichtspiel für Eintracht Frankfurt und bekam nach eineinhalb Jahren keinen neuen Vertrag mehr am Main. Über ein halbes Jahr war der aserbaidschanische Torhüter daraufhin arbeitslos. Zweitligist Eintracht Braunschweig testete ihn in der Winterpause, nahm aber von einer Verpflichtung Abstand. Kurze Zeit später ging es für ihn zurück in seine Heimat. Qarabag Agdam nahm ihn (wieder) unter Vertrag. Dort hielt es ihn aber ebenfalls nicht lange und so schloss er sich in der Winterpause Konkurrent FC Sebail an. Wie es dort mit ihm weitergeht, steht noch in den Sternen.

Luca Waldschmidt: 1,3-Millionen-Euro-Mann Waldschmidt erlebte eine durchwachsene Saison bei seinem neuen Arbeitgeber Hamburger SV. Wie ein Fremdkörper wirkte das Frankfurter Eigengewächs in den wenigen Minuten Einsatzzeit, die er auf dem Feld erleben durfte. Seit dem 34. Spieltag ist sein Name dennoch überall zu lesen, dazu ist ihm jeder HSV-Fan dankbar. In der 86. Minute eingewechselt gegen den VfL Wolfsburg, köpfte er in der 89. Minute den Ball in die Maschen des Gegners und durfte anschließend den erneuten Nichtabstieg feiern. Der mittlerweile 21-Jährige hatte insgesamt allerdings ein sehr schwieriges Jahr und er wird in der kommenden Saison sicherlich an anderen Maßstäben gemessen werden.

Carlos Zambrano: In Russland – genauer gesagt bei Rubin Kazan – hat Zambrano seine neue sportliche Heimat gefunden. Mit seiner Mannschaft dümpelt der Peruaner und ehemalige Abwehrchef der SGE im Niemandsland der Tabelle herum. Ein zünftiges Gehalt macht ihm die Zeit dort dennoch schmackhaft. Seinen Marktwert hat er – nach Einschätzung von „transfermarkt.de“ – jedoch mehr als halbiert (3,50 Mio.).

Sonny Kittel: Lange Zeit verschwand Kittel beim FC Ingolstadt von der Bildfläche. Nach seinem Abgang aus Frankfurt sollte der verletzungsanfällige Spieler Zeit bekommen, sich wieder heranzukämpfen. Wie das Schicksal so wollte, durfte er im Pokalspiel gegen die Eintracht die ersten Pflichtspielminuten für die Schanzer erleben. Mittlerweile ist Kittel ein fester Bestandteil beim Absteiger geworden und bejubelte seine ersten beiden Bundesliga-Tore – eines davon mit einer technisch brillanten Einzelaktion gegen Bayer 04 Leverkusen. Ob er den Abgang in die Zweite Liga antreten wird, darf bezweifelt werden. Seine zuletzt getätigten Aussagen deuten nicht auf einen Verbleib hin.

Yannick Zummack: Der Frankfurter-Nachwuchstorhüter Zummack hatte in seiner Heimat keine Chance mehr. Bei den Aufsteigern der Sportfreunde Lotte war sein Ziel, im Profilfußball Fuß zu fassen. Doch die Rechnung hat er ohne Benedikt Fernandez gemacht. Der ehemalige Torhüter von Bayer Leverkusen hat seinen Stammplatz verteidigt und mit guten Leistungen in der dritten Liga zementiert. Zusätzlich fiel Zummack noch wegen Beschwerden am Knie ein knappes halbes Jahr aus. Mittlerweile konnte er sich zumindest gegen Konkurrent David Buchholz behaupten und nimmt regelmäßig auf der Ersatzbank Platz.

Stefan Aigner: Seinem Abgang trauerten viele Fans nach. Publikumsliebling Aigner entschloss sich dafür, auf sein Herz zu hören und ging zu seinem Heimatverein 1860 München in die Zweite Liga zurück. Dort wurde er zum Kapitän ernannt, erlebte aber nach holprigem Start einen herben Rückschlag: Ein Innenbandriss setzte ihn wochenlang außer Gefecht. Als er wieder fit war, gab es den nächsten Nackenschlag: Aigner gab die Kapitänsbinde ab. Seinen Stammplatz erkämpfte er sich zwar zurück, umstellen musste er sich dieses Jahr allerdings nicht. Auch bei seinem neuen Klub gibt es einen Saison-Nachschlag. In den kommenden zwei Endspielen gegen den Jahn Regensburg geht für die Löwen noch um den Klassenerhalt.

Luc Castaignos: Castaignos war der letzte Sommer-Abgang der Hessen. Kurz vor Toreschluss wechselte der niederländische Angreifer zu Sporting Lissabon. Aufgrund der starken Konkurrenz, vor allem durch Ex-Wolfsburger Bas Dost, konnte Castaignos dort bislang nicht richtig heimisch werden. Regelmäßig sitzt der Offensivspieler nur auf der Tribüne und in den wenigen Momenten, in denen er zum Zuge kommt, konnte er nur sehr rudimentär auf sich aufmerksam machen.

Johannes Flum: Im Winter zog Flum die Reißleine. Nach überstandender Verletzung wurde ihm ein Wechsel nahegelegt, da er keine Zukunft mehr in Frankfurt haben werde. Dies nahm er sich zu Herzen und wechselte zügig zum Zweitligisten FC St. Pauli. Mit den Hamburgern legte er eine furiose Rückrunde hin und so hatte auch er seinen Verdienst daran, dass die Mannschaft von Platz 18 noch bis auf Rang sieben vorstieß.

Enis Bunjaki: Das nächste Eigengewächs, das den Sprung zu den Profis nicht schaffte, war Bunjaki. Der Stürmer mit kosovarischen Wurzeln schloss sich nach der Hinrunde dem FC Twente Enschede an. Dort kam er zwar zu seinen ersten Profiminuten im Fußball-Geschäft, doch die meiste Zeit fand er sich auf der Bank wieder. Mit seinen erst 19 Jahren ist das allerdings sicherlich noch verschmerzbar.

Joel Gerezgiher: Gerezgiher beendete fast zeitgleich sein Engagement bei der Eintracht. Für ihn ging es in Richtung Zweitliga-Aufsteiger Holstein Kiel. Zum Einsatz kam er dort allerdings nicht. Erst stoppte ihn ein Kapselriss und anschließend sah Cheftrainer Markus Anfang keinen Grund mehr, seine eingespielte Mannschaft durcheinanderzubringen. Lediglich zwei Einsätze (zwei Tore) bei der 2. Mannschaft in der Schleswig-Holstein-Liga (5. Liga) konnte er für sich verbuchen, ein Durchbruch ist nicht in Sicht.

Szabolcs Huszti: Der Abgang von Huszti zum chinesischen Erstligisten Changchun Yatai irritierte viele. Anhaltende Achillessehnenprobleme setzten den Mittelfeldspieler zwar zum Jahreswechsel außer Gefecht und eine Rückkehr ließ sich nicht absehen. Der Ungar spielte bis dahin eine sehr ordentliche Runde und agierte auf einer Position, auf der in der Rückrunde Personalmangel herrschte. Im Land der Mitte kam Huszti allerdings relativ zügig wieder zum Einsatz, ist dort unangefochtener Stammspieler und hat abgesehen vom ersten Spieltag dort noch keine einzige Minute verpasst. Die Erklärungen lassen das Umfeld bis heute im Unklaren zurück.

- Werbung -

12 Kommentare

  1. Meine Güte, wie schnelllebig so eine Fußballerkarriere sein kann.
    Erst schnuppert man Bundesliga-Luft, ist dann kurz darauf arbeitslos
    und fristet sein Dasein später in seiner fußballerisch weniger aussichtsreichen Heimat ab (Balayev).
    Falls man doch noch Fuß fassen konnte, wird man vielleicht von einer Verletzung außer Gefecht gesetzt
    und spielt für den Stammkader vorerst keine Rolle mehr (Gerezgiher).
    Von daher würde ich es mir gut überlegen, ob ich vor einem Pokalendspiel ins Tattoo-Studio gehen würde…. 🙂

    0
    0
  2. Cohen hat bis 2021 in Ingolstadt unterschrieben. Dachte man wäre da recht weit mit einem Transfer, na ja wir werden es verkraften können 😉

    0
    0
  3. Finde ich mit Cohen nicht so schlimm. Ich vermute, dass Bobic und Co bereits viel weiter in der Kaderplanung sind als wir wissen und denken. Wahrscheinlich werden die nächsten Zugänge nach dem Pokalspiel öffentlich gemacht.

    0
    0
  4. @Julian:
    ……..Ende August ging es für ihn weiter zu Zweitligist Fortuna Düsseldorf. Nach etwaiger Anlaufszeit war Ayhan nicht mehr aus der Startelf wegzudenken – und das auf ungewohnter Position. Mittlerweile hat er sich im zentralen Mittelfeld etabliert und macht mit seinen starken Leistungen in der 1. Liga auf sich aufmerksam……..

    Habe ich da etwas verpasst? Fortuna Düsseldorf in der 1. Liga?

    0
    0
  5. sinngemaess:vereine in liga eins sind auf ihn aufmerksam geworden ,so lese ich das zumindest….

    0
    0
  6. @bricktop: danke für die Erläuterung.

    Den Satz hätte man verständnishalber jedoch auch folgendermaßen formulieren können (müssen):
    und macht mit seinen starken Leistungen nun auch in der 1. Liga wieder auf sich aufmerksam……..

    0
    0
  7. Legenden werden immer seltener, Wandervögel vermehren sich. Nachvollziehbar, Profis. So mancher, etliche haben insgesamt einen schlechten Deal gemacht.
    Legenden jedoch sterben nie, wir haben sie, auch noch aktiv auf dem Spielfeld.Forza SGE

    0
    0
  8. @G-Block

    Ich habe den Passus nun dahin gehend verständlicher dargestellt. Wobei natürlich in Frage gestellt werden darf, ob man es sich nicht auch so hätte denken können und nicht so, wie du es dargestellt hast. Ich denke, jeder weiß, dass Kaan Ayhan mit Fortuna Düsseldorf in der Zweiten Liga spielt und der Satz also nicht anders gedeutet hätte werden können 😉

    0
    0
  9. Stefan Reinartz:
    er fungiert vielleicht als Unternehmer aber nicht als Unternehmen 🙂

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -