Niko Kovac und Fredi Bobic müssen einen schwierigen Spagat bewältigen. (imago/Hübner)
Niko Kovac und Fredi Bobic müssen einen schwierigen Spagat bewältigen. (imago/Hübner)

Die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt haben derzeit einen schwierigen Akt zu bewältigen. Auf der einen Seite gilt es, die Motivation hoch zu halten und sich für den Endspurt aufzuraffen. Andererseits steht die Kaderplanung für die kommende Spielzeit im Blickfeld, schließlich laufen zehn (Leih-)Verträge aus.

Niko Kovac gehört zu der Sorte Trainern, die sich nicht nur intensiv mit Fußball beschäftigen. Der Kroate ist durchaus theologisch und philosophisch auf der Höhe und findet auch am Rande einer Trainingseinheit Zeit, sich darüber mit anwesenden Fans und Journalisten zu unterhalten. Er weist dann darauf hin, wie wichtig es ist, dass Leute für einen beten: „davon kann es nie genug geben!“ Die Bitte nach einer Unterschrift auf eine Bibel brachte den Coach so weit, die Assistenten mit den Spielern alleine zu lassen und sich Themen zu widmen, die nicht direkt mit Eintracht Frankfurt zu tun hatten.

Die aktuell sportlich befriedigende Situation lässt eine solche Exkursion durchaus einmal zu. 36 Punkte, Tabellenplatz sieben, DFB-Pokal-Halbfinale und gegen den Hamburger SV mit einem torlosen Unentschieden immerhin die Niederlagenserie beendet. Fast schon nebenbei wurden wichtige Zukunftsfragen bereits im alten Jahr abgehandelt: Die Vertragsverlängerung von den Kovac-Brüdern und den Leistungsträgern Makoto Hasebe, David Abraham oder Timothy Chandler. Alles gut also – oder etwa doch nicht?

Starke Hinserie hat die Träume ins Uferlose wachsen lassen

Kovac spürt bereits seit einigen Wochen, dass sich der Wind im Umfeld etwas gedreht hat. Er weist, wie auch Sportvorstand Fredi Bobic und Sportdirektor Bruno Hübner, mit Nachdruck darauf hin, wo der Klub vergangenen Sommer noch stand. Abstiegskampf und Last-Minute-Rettung in der Relegation sind da die Stichwörter. Allerdings haben 29 Punkte aus 16 Partien im ersten halben Jahr der Spielzeit Begehrlichkeit geweckt und Träume am Main reifen lassen. Manch einem Anhänger schien bereits die Fahrt nach Bordeaux eine Nummer zu klein zu sein, die Champions-League-Hymne würde sich schließlich auch gut anhören im Waldstadion vor rund 50.000 Zuschauern.

Nach fünf punktlosen Partien in Folge kehrte wieder Normalität ein in den Alltag eines Fans der Hessen. Von einen Extrem ging es ins Nächste – wer gestern noch vom ganz großen Wurf träumte, hatte im nächsten Moment Sorge vor dem Absturz bis runter auf Rang 16. Die Tatsache, dass zwischen den Frankfurtern und dem Relegationsplatz noch neun andere Mannschaften stehen, wurde in den Analysen geflissentlich unter den Tisch fallen gelassen. Dabei hat sich das Team, obwohl zwischenzeitlich mit Jesús Vallejo, David Abraham und Marco Fabián drei Topspieler der Hinrunde gemeinsam ausfielen, achtbar geschlagen. Die Hessen verpassten es, in der entscheidenden Situation den Punch zu setzen und sich für den Aufwand zu belohnen – defensiv ließ sie, mit Ausnahme der Partien gegen Bayer 04 Leverkusen und den FC Ingolstadt, wenig zu. Das Problem: Gefühlt jeder Schuss auf das Tor von Schlussmann Lukas Hradecky zappelte im Netz.

Starke Schaltzentrale für den Endspurt?

Für den Endspurt sieht sich die Eintracht jedoch gerüstet, schließlich fällt vom Stammpersonal mit Hasebe nur noch ein Akteur langfristig aus. Fabián kämpft zwar aktuell mit Oberschenkelproblemen, doch der Mexikaner befindet sich auf einem guten Weg zurück. Marco Russ zeigte sich körperlich gar unbeeindruckt von der Partie gegen den HSV, er wirft sich auch in den Übungseinheiten in jeden Zweikampf rein. Und was ist mit Marc Stendera? Der kleine Mittelfeldstratege hat sich nach seinem Kreuzbandriss wieder herangekämpft und könnte tatsächlich noch eine Rolle spielen in den letzten Wochen. Eine Schaltzentrale bestehend aus Omar Mascarell, Stendera und Fabián könnte dafür sorgen, dass manche Situationen wieder spielerisch und nicht mehr mit Langholz gelöst werden. Zudem kann der Aufbau von hinten heraus mit Vallejo auf einem ganz anderen Niveau stattfinden.

Neben dem stets hellwachen Blick auf das Tagesgeschäft steht bereits die Zukunftplanung im Mittelpunkt der Verantwortlichen. Bobic sagte bereits deutlich, dass die Problemzonen im Kader bekannt seien. Einiges hängt freilich davon ab, mit welchen Akteuren eine weitere Zusammenarbeit angestrebt wird. Ganz oben auf der Liste stehen die Namen von Ante Rebic und Vallejo. Die Gespräche mit dem Spanier und Real Madrid finden im April und Mai statt und die Hoffnung, den Innenverteidiger noch ein weiteres Jahr ausleihen zu können, stehen nicht so schlecht, wie es zwischenzeitlich schien. Bei Rebic besitzen die Hessen eine Option auf einen festen Kauf, hier verhandeln die Bosse noch mit dem AC Florenz. Das Ziel ist klar: Der zuletzt so stark aufspielende Kroate soll gehalten werden, wie Hübner vergangene Woche auch im „hr-Heimspiel“ bestätigte, wobei der bei drei Millionen Euro liegende Preis noch gedrückt werden soll.

Und sonst? Guillermo Varela konnte bei seinen wenigen Einsätzen durchaus überzeugen. Das Problem: Der Uruguayer besitzt nur noch Vertrag bis 2018 bei Manchester United. Verlängern die „Red Devils“ den Kontrakt um ein Jahr, damit er noch einmal verliehen werden kann? Oder werden die Frankfurter den Rechtsverteidiger fix verpflichten? Varela hat noch neun Bundesligaspiele und mindestens eine Pokalpartie Zeit, sich zu zeigen. Bereits nach der Länderspielpause soll er in den Kader zurückkehren.

Leihspieler: Drei sollen bleiben und drei wieder gehen

Keine Zukunft hat wohl Michael Hector. Der 24-Jährige konnte sich nicht für höhere Aufgaben empfehlen und wird somit zum FC Chelsea zurückkehren – und höchstwahrscheinlich weiterverliehen werden. Torhüter Heinz Lindner sucht bereits nach einem neuen Klub und ob mit Nachwuchskeeper Leon Bätge verlängert wird, ist ebenfalls noch unsicher. Slobodan Medojevic spielt unter Kovac überhaupt keine Rolle mehr, Shani Tarashaj zeigte bei seinen Einsätzen zu wenig und Marius Wolf bekam noch überhaupt keine Chance. Und dann ist da noch Haris Seferovic, den es zu Benfica Lissabon zieht.

Doch auch Spieler, die noch einen laufenden Vertrag haben, müssen um ihre Weiterbeschäftigung bangen. Der an der Hüfte verletzte Yanni Regäsel fällt noch bis Saisonende aus. Es ist allerdings fraglich, ob er danach noch eine Zukunft am Main besitzt, schließlich setzte Kovac in dieser Saison nicht eine Bundesligaminute auf ihn.

Youngster bei der Eintracht: Könnten Leihgeschäft die Entwicklung vorantreiben?

Bei Eigengewächs Furkan Zorba könnten sich die Wege trotz Vertrags bis 2018 ebenfalls trennen. Der Abwehrspieler konnte die Zweifel, ob es für höhere Aufgaben langt, im Training nicht beseitigen, als wirkliche Alternative bot er sich bislang nicht an. Möglich wäre hier jedoch eine Vertragsverlängerung und eine anschließende Leihe zu einem unterklassigen Verein, sollte man dem Youngster langfristig doch den Sprung in die Bundesliga zutrauen. Max Besuschkow hingegen wurde mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet und schaffte es bis auf eine Ausnahme in allen Rückrundenspielen stets in den 18er-Kader. Seine Perspektive hängt sicher auch von den potentiellen Neuzugängen in der Zentrale ab, eine Leihe könnte dann gegebenenfalls zum Thema werden. Der Name Bamba Anderson taucht ebenfalls noch im Kader auf, doch beim Brasilianer deutet inzwischen sehr viel auf ein Karriereende hin. „Der vergessene Profi“ titelte die „Frankfurter Neue Presse“ im November 2016. Der Brasilianer fehlt seit Mai 2015 und sein Heilungsprozess verläuft schleppend, phasenweise sogar rückläufig.

Meier und Hradecky im Blickpunkt

Und dann steht natürlich noch Alex Meier im Fokus. Unabhängig davon, ob die Berichte rund um den „Fußballgott“ als übertrieben bewertet werden – es kommt nicht von ungefähr, dass so viele Beobachter einen übereinstimmenden Blick auf diese Personalie haben. Sie ist schließlich nicht nur irgendeine – es geht um den Toptorjäger der vergangenen Spielzeiten und um den Mann, der seit August 2004 die Schuhe für die Eintracht schnürt. Die junge Generation der Fans kennt den Klub gar nicht ohne Meier, der allen persönlichen Tiefpunkten zum Trotz immer treu blieb. Endet diese Beziehung jetzt im Sommer mit einem Wechsel des 34-Jährigen in die USA? Die Spekulationen werden in den kommenden Monaten wohl nicht abreißen.

So auch bei Lukas Hradecky. Die Verantwortlichen wollen mit dem Torhüter den 2018 auslaufenden Vertrag langfristig verlängern. Doch will der Finne, der in Richtung internationales Geschäft strebt, auch? Wichtig werden die nächsten Spiele und vor allem die Antwort darauf, wie sich die Zukunft des Klubs gestaltet. Können Bobic, Hübner und Kovac den Torhüter vom weiteren Werdegang der Eintracht überzeugen?

Hier noch einmal die Übersicht:

Wer besitzt noch Vertrag über 2017 hinaus? Hradecky, Oczipka, Tawatha, Russ, Abraham, Zorba, Anderson, Ordònez, Chandler, Regäsel, Mascarell, Hasebe, Stendera, Besuschkow, Barkok, Gacinovic, Fabián, Blum, Hrgota, Meier. (20 Spieler)

Wer soll/sollte bleiben? Hradecky, Oczipka, Tawatha, Russ, Ordònez, Abraham, Vallejo, Chandler, Varela, Mascarell, Hasebe, Stendera, Besuschkow, Barkok, Gacinovic, Rebic, Fabián, Blum, Hrgota. (19 Spieler)

Wer ist Stand heute weg? Lindner, Bätge, Vallejo, Hector, Varela, Medojevic, Tarashaj, Wolf, Rebic, Seferovic. (10 Spieler)

Wer könnte trotz Vertrages gehen? Hradecky, Zorba, Regäsel, Anderson (Karriereende droht), Meier. (5 Spieler)

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8 Kommentare

  1. hat Blanco-Lopez schon einen Profi-Vertrag? Hoffentlich können NMM und Renat Dadashov gehalten werden.

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  2. Hier kam es zu einem Missverständnis – er war zwar schon nominiert, spielt aber nächstes Jahr noch U19. Somit wird er hoffenltich zusammen mit NMM und RD nächstes Jahr die U19 in die Spitzengruppe der Bundesliga führen ;-).

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  3. @3
    Bei aller Liebe und auch durch die violetteste Vereinsbrille geguckt, die es da gibt… nee, wirklich nicht.
    Barca? Bayern? Unseren Omar? Dann müssen die Verantwortlichen ja was in unserem Midfielder sehen, was ich noch gar nicht auch nur erspäht habe. Hört sich jetzt respektlos und unsportlich an, aber ich meine es nicht so.
    Mascarell hat gute Ansätze, wird, wenn er in Ruhe reifen kann sicher noch einen Schritt nach vorne machen und ich bin froh, so einen in unserem Team zu haben, aber welche Leistung rechtfertigt es bitte schön, ihn gleich in die weltbesten Teams zu beamen?
    Maximal als günstiger Ergänzungsspieler a la Rode… und das wird er hoffentlich erkennen…

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  4. Also egal wie es kommt, mascarell fühlt sich wohl, wir haben 1 Mio. gezahlt und wenn real ihn zurückholt erhalten wir 4 Mio. ist zwar zu wenig im Bezug zu seinem Marktwert aber wir sind ein klammer Verein, der keine Kohle hat und hierbei einen Gewinn von 3 Mio. erzielen! Dafür Schwegler ablösefrei holen! Wir brauchen junge hungrige Spieler die wir kaufen oder aus der Jugend hochziehen und dann haben wir mal wieder Chancen das Heft des Handelns selbst in der Hand zu haben! Wir können doch nicht mal vorzeitig einen Vertrag eines Leistungsträgers wie Lukas verlängern!

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  5. Die Leihe von Wolf kann meines Wissens nach per Option verlängert werden. Sollte man tun und dem hochtalentierten Jungen noch etwas Zeit geben. Die spannende Frage: hat Nelson Mandela schon einen Profivertrag ? Lt. Tm.de wechselt er im Sommer zu den Profis …?

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  6. …weil der Hoeneß wieder seine dicken Wurstfinger im Spiel hat ist alles denkbar. Mascarell zu den Bayern wäre für Omar toll aber für uns eine Katastrophe. Denkbar als Backup für Allonso. Wir werden sehen was an dem Artikel dran ist.

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  7. Mascarell spielt dann hauptsächlich bei den Bayern-Amateuren und verdient dort mehr als bei uns

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