Vor dem 1. Spieltag der Saison 2005/06: Eintracht Frankfurt gegen Bayer Leverkusen
Vor dem 1. Spieltag der Saison 2005/06: Eintracht Frankfurt gegen Bayer Leverkusen

Ein ereignisloser Samstagvormittag bietet uns Gelegenheit, ein Thema anzusprechen, das in der Tagesaktualität um unsere Eintracht häufig zu kurz kommt: die Vereinbarkeit von Fußball und Elternschaft sowie die vorgelagerte Frage der Synchronisierung des Bundesligaspielplans mit der individuellen Familienplanung.

Angesichts der demografischen Veränderungen, des Rückgangs der Geburtenrate und der allerorten feststellbaren Unsicherheit und Orientierungslosigkeit vom Kinderwunsch getriebener Eltern hat SGE4EVER.de seinen familienpolitischen Sprecher Ralf gebeten, Antworten auf die drei drängendsten Fragen fortpflanzungswilliger Eintracht-Fans zu geben:

  1. Wann ist der richtige Zeitpunkt, ein Kind zu bekommen?
  2. Wann sollte ich mein Kind zum ersten Mal mit ins Stadion nehmen?
  3. Was muss ich tun, damit mein Kind Eintracht-Fan wird?

 

1. Der richtige Zeitpunkt

Ralf – Vater von zwei Kindern – lässt keine Zweifel aufkommen: „Es gibt nur einen richtigen Zeitpunkt für die Geburt: die Sommerpause.“ Sollten beide Elternteile ihren Verpflichtungen gegenüber dem Neugeborenen in der gebotenen Ernsthaftigkeit nachkommen wollen, müssen Ablenkungen und emotionale Belastungen wie Abstiegskampf, Trainerwechsel oder gar Relegationsspiele vermieden werden. Die in der Regel zwei- bis dreimonatige Sommerpause bietet deshalb gute Gelegenheit, rechtzeitig mit der Familienplanung zu beginnen, allen Eventualitäten zu begegnen und einen vernünftigen Puffer bis zum Beginn der nächsten Saison zu schaffen.

Aber aufgepasst: Der von der DFL erstellte Rahmenterminkalender wird in aller Regel im November des Vorjahres veröffentlicht und kommt damit für die individuelle Familienplanung mit dem Ziel einer Geburt des Kindes in der Sommerpause zu spät. Überdies ist alle zwei Jahre mit – vorhersehbaren – Verschiebungen des Terminplans durch Welt- und Europameisterschaften zu rechnen.

SGE4EVER.de rät: Da eine Schwangerschaft durchschnittlich 266 Tage dauert, sollte die Zeugung nicht vor Anfang September erfolgen, da mögliche Relegationsspiele und Frühgeburten nicht auszuschließen sind. Der ideale Zeitpunkt ist deshalb Mitte oder Anfang September! Der vorausschauende Fan nutzt hierfür die erste Länderspielpause der Saison. Wichtig: Frauenärzte errechnen den Geburtstermin häufig ab dem Tag der letzten Menstruation und nicht auf der Grundlage des Datums des Zeugungsaktes. Das kann zu bösen Überraschungen und erheblichen Terminkollisionen bei verkürzten Sommerpausen führen!

2. Das erste Mal im Stadion

Die Frage, wann der kleine – nennen wir ihn – Leonhard zum ersten Mal mit seinen Eltern die heilige Stätte im Frankfurter Stadtwald aufsuchen sollte, hängt davon ab, ob die unter 1. dargelegten Planungsschritte eingehalten wurden. Sollte die Zeugung nicht unnötigerweise hinausgezögert worden sein, kann mit einem Geburtstermin Mitte Juni gerechnet werden. Damit bietet sich Eltern und Säugling ausreichend Zeit, den ersten Stadionbesuch vorzubereiten, das notwendige Equipment zu besorgen und den Versuch zu unternehmen, die Bedürfnisse des Neugeborenen mit denen der Eltern in Einklang zu bringen. Unser familienpolitischer Sprecher gibt zu bedenken, dass Säuglinge ein ausgeprägtes Interesse an den Darbietungen auf dem Stadionwürfel haben, während Spielverlauf, Gesänge und Bierduschen das Kind eher langweilen.

SGE4EVER.de rät: Mit einem Stadionbesuch kann man nicht früh genug anfangen. Eintracht-Fans gelten gemeinhin als tierlieb und kinderfreundlich. Allerdings haben vor allem Kleinkinder die Neigung, ihrem Aufmerksamkeitsdefizit Ausdruck zu verleihen. Das kann bei angespannten Sitznachbarn zu einer Beeinträchtigung der Konzentration auf das Spielgeschehen führen. Auch sollte das Kind die Nordwestkurve erst ab einem Alter von sechs Monaten aufsuchen – in Begleitung Erziehungsberechtigter eventuell schon früher.

3. Wird mein Kind Eintracht- oder Bayernfan?

Auch wer die unter 1. und 2. angeratenen Empfehlungen befolgt hat, sieht sich spätestens mit der beginnenden Artikulationsfähigkeit seines Sprösslings der Gefahr ausgesetzt, dass der kommende Eintracht-Fan vom Wege abkommt und sich den Kita- und Schulkameraden anschließt, die meinen, als Bayern-, Dortmund oder Schalke-Anhänger leichter durchs Leben zu kommen. Machen wir uns nichts vor: Auch minderjährige Erfolgsfans lauern auf jedem Spielplatz, und ist es von einem Vierjährigen nicht auch zu viel verlangt, das Ausscheiden aus dem DFB-Pokal gegen einen Drittligisten gegenüber erfolgsverwöhnten Gleichaltrigen im Götze-Trikot rechtfertigen zu müssen?

Für Eltern mit einem natürlichen Sendungsbedürfnis bedeutet der Umgang mit dieser Gefahr die erste große pädagogische Herausforderung. Wie gehe ich damit um, wenn mein Sohn Leonhard kurz vor Weihnachten den Wunsch äußert, ein Leibchen des verhassten Rekordmeisters bekommen zu wollen? Was tun, wenn die eigentlich vergötterte Tochter jedes Tor des Eintracht-Gegners bejubelt? Wie reagiere ich auf Einlassungen meines Kindes, das meint, der Elfmeter für die SGE im Endspiel 1959 gegen die Kickers sei eine Fehlentscheidung gewesen?

Sicherlich steht uns Eltern das bewährte Repertoire an Sanktionen zur Verfügung: Hausarrest, Liebesentzug und Kürzung des Taschengeldes. Allerdings wissen wir aus eigener Erfahrung um die Grenzen dieser erzieherischen Maßnahmen. Kinder wählen den Weg zum falschen Verein nicht nur aus Bequemlichkeit, Unsicherheit und Selbstschutz, sondern vor allem aus Trotz: Sie möchten sich gegenüber dem omnipotenten Vater oder der dominanten Mutter abgrenzen, indem sie Tabus brechen. Und gibt es ein lohnenderes Tabu als die Wahl des vom Vater verabscheuten Vereins?

SGE4EVER.de rät: Statt mit Gewalt, Autorität oder Konfrontation sollten Eltern dieser Gefahr mit Psychologie und Manipulation begegnen. Kinder sind irritiert, wenn Eltern auf ihre mühsam konstruierten Provokationen nicht eingehen. Es ist nicht ratsam, den Kleinen ihre Urteilsfähigkeit abzusprechen oder die Vaterschaft grundsätzlich infrage zu stellen. Vielmehr gilt es, alle Register moderner Meinungsbildung zu nutzen. Es ist beispielsweise hilfreich, alle Dinge rund um die Eintracht positiv zu besetzen (beste Stimmung, großartigste Choreographie, hübscheste Fans), prominente Sympathieträger heranzuziehen (Sebastian Vettel, Henni Nachtsheim, Roland Koch) und die Erfolge der Eintracht hervorzuheben (Deutsche Meisterschaft 1959, UEFA-Cup 1980, Frankfurt Main Finance Cup 2015). Gleichzeitig müssen vermeintlich übermächtige Konkurrenten notwendigerweise im schlechtesten Licht gezeichnet werden, und prominente Anhänger dieser Vereine sollten abschreckend wirken (Bayern München: Boris Becker, Helmut Markwort; Schalke 04: Veronika Ferres, Joseph Goebbels; Hertha BSC: Kai Pflaume). Bei Heranwachsenden hat es sich als sehr wirksam erwiesen, ihnen als Alternative zu einem Stadionbesuch mit dem einen Elternteil einen Museums- oder Konzertbesuch mit dem anderen anzubieten.

10 Jahre später: Der Beweis, was Planung, Konsequenz und Pädagogik zu vollbringen vermögen
10 Jahre später: Der Beweis, was Planung, Konsequenz und Pädagogik zu vollbringen vermögen

Diese Hilfestellungen können so lange unterstützend wirken, bis die Persönlichkeitsentwicklung der lieben Kleinen abgeschlossen und die Charakterprägung soweit gefestigt sind, dass von Seiten der Erfolgsfans keine Gefahr mehr droht.

Lassen wir abschließend noch einmal unseren Redakteur Ralf zu Wort kommen, der die oben skizzierten Handreichungen offenbar genauestens befolgt hat: „Meine Frau und ich haben uns exakt an dem Bundesligaspielplan orientiert und unseren Sohn mitten in der Sommerpause zur Welt gebracht. Im Alter von sieben Wochen war er erstmals im Stadion dabei.“ Auf den Ausgang des Spiels am 7. August 2005 gegen Bayer Leverkusen möchte Ralf ungern angesprochen werden (1:4); er legt aber Wert auf die Feststellung, dass es zu dem Zeitpunkt, als Leonhard das Stadion verließ, noch 1:1 stand.

Bleibt abschließend nur noch die Frage, ob die pädagogischen Maßnahmen dauerhaft von Erfolg gekrönt waren? Ist der junge Leonhard auch heute noch Eintracht-Fan? Sein Vater strahlt voller Stolz: „Na klar. Mit den guten Ratschlägen von SGE4EVER.de kann man einfach nichts falsch machen!“

- Werbung -

6 Kommentare

  1. Du hast ein abschreckendes Beispiel unterschlagen lieber Ralf …..
    .
    Oliver Pocher …….Hannover 96……sowie Gerhard Schröder….
    .
    Ich mach mir eher sorgen wie man die Fortplanzung von Oxxenbacher unterbinden kann…. 😆
    .
    Das Eintracht Gen muss man erhalten…… also ermäßigter Eintritt für Kinder und Familien……..die Fraport hat hier sehr gute Arbeit geleistet…….
    .
    Schade das Piazon nicht mehr da ist….. der hätte bestimmt die Rolle von Trapp gut ausgefüllt……so werden wir leider ein paar weibliche Fans verlieren……..so what…… 🙁
    .
    Meine Tochter läuft mit adidas Schuhen rum…..was soll ich machen…….thats life

    0
    0
  2. Grau ist alle Theorie! Was hab ich mich bemüht, größtmöglichen Einfluss auf die frühkindliche Prägung zu nehmen:
    1. Den süßen Fratz, der unter lautem „ich bin der Oka“ dessen tollkühne Paraden vor dem Fernseher imitierte, an den Riederwald geschleppt um ein Foto mit Idol und jüngstem Fan zu machen. Und dann? Oka (danke nochmal für die ehrlichen Bemühungen) den Blag auf den Arm gesetzt und nichts als Geplärr geerntet.
    2. Der erste Stadionbesuch, das legendäre 5:1 gegen Lautern. 45.000 in Ekstase und ein Menschlein dazwischen, das sich die Ohren zuhält und über den Krach beschwert.
    3. Auswärtsspiel in Köln, noch im alten Betonbunker Müngersdorf, scheiß Wetter und kack Ergebnis. In der Halbzeit Darbietung der FC Cheerleader (AUUUSZIIIEEHHN!!! Warum?), ab der 55. Minute „wann kommen die Tanzmäuse wieder? Wo sind die TM? Ich will die TM!“ usw.
    Weitere Versuche mit Geschwisterkindern endeten meist in Langeweile (beliebtester Spruch: Wie lange dauert’s noch?) und seit geraumer Zeit gehe ich ohne familiären Anhang zu Eintracht. Das spart mir das Gefühl, von einem der zu drei unterschiedlichen Terminen gezeugten Nachkommen, nur aus Mitleid begleitet zu werden.

    0
    0
  3. Interessanter Artikel aber wenn ich manchmal sehe, wie assi es manchmal im Stadion zu geht, hätte ich Angst wenn ich Vater wäre meinen Kleinen unter 10 (in den Fanblock) mitzunehmen. Ich habe mit daran gewöhnt und kann damit leben aber für kleine Kinder ich weiß nicht… Erst neulich habe ich einen Kleinen gesehen er war vielleicht sechs und hat zu seinem komplett abgedichteten Vater gesagt, der sich kaum noch auf den Beinen halten soll“ Papa ich glaube wir gehen besser nach Hause“. Das fande ich schon krass. Klar ist nicht immer jeder so, aber manchmal würde ich nicht wollen, dass Kinder solche Bilder sehen, wie Leute kotzen, total zu sind, kiffen, die Klos aussehen usw.. Klar würde ich für meinen (etwaigen) Kleinen auch mal in den Familienblock gehen mit Sitzkissen und Langneseeis 😉 aber dauernd könnte ich mir das nicht vorstellen.

    0
    0
  4. Schöner ironischer Artikel mit dem Ralf den Fußballwahn mancher Fans auf die Schippe nimmt.
    Ich denke Ralf will hauptsächlich sagen, dass Fußball zwar eine sehr schöne Nebensache ist, aber immer noch eine Nebensache und Familienplanung ist ein ganz anderes – wichtigeres! – Thema.
    Aber hat Spaß gemacht zu lesen.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -