Fredi Bobic wird noch einmal genau prüfen müssen, ob der Kader schon steht.
Fredi Bobic wird noch einmal genau prüfen müssen, ob der Kader schon steht.

Wenn Niko Kovac die Mannschaft am heutigen Dienstag um 17 Uhr zum gemeinsamen Ãœben bittet, steht der Coach vor einer ganz schwierigen Aufgabe. Auf der einen Seite hängen die Vorfälle im Pokalspiel gegen den 1. FC Magdeburg wie ein Damoklesschwert über dem Verein und sorgen für eine bleierne Schwere – auf der anderen Seite darf die sportliche Betrachtung freilich nicht völlig unter den Tisch gekehrt werden. Die Hessen haben in der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt enttäuscht und sind über einige wenige positive Ansätze nicht hinausgekommen. Der Treffer von Branimir Hrgota, das gewonnene Elfmeterschießen und die Tatsache, dass die Abseitsfalle vor allem in der Schlussphase hervorragend funktioniert hat, waren die Highlights eines komplett misslungenen Nachmittags in der ausverkauften MDCC-Arena.

Den Frankfurtern fehlte vor allem im letzten Drittel des Feldes die nötige Durchschlagskraft, um sich tatsächlich Torchancen herausspielen zu können. Die vier offensiven Kräfte Mijat Gacinovic, Alex Meier, Luc Castaignos und Hrgota, mit Ausnahme seines Treffers, hingen in den 120 Minuten völlig in der Luft. Drei gefährliche Abschlüsse in zwei Stunden Spielzeit sind bei einem, wenn auch sehr ambitionierten, Drittligisten zu wenig. Noch frappierender aber war die Tatsache, dass viele Pässe (nur 75 Prozent kamen tatsächlich an) ihren Partner nicht fanden und dadurch gefährliche Kontersituationen eingeleitet werden konnten. Kombinationen über mehrere Stationen kamen so nicht zustande und die Abwehrspieler waren häufig gewungen, den unpräzisen langen Ball zu spielen.

Die Frage, die sich dem Beobachter stellte, war zügig formuliert: Was war der Plan der Mannschaft in dieser Partie? Gab es einen sogenannten Leitfaden, an dem sich beispielsweise Michael Hector, Omar Mascarell oder Guillermo Varela hätten orientieren können? Wie wollte das Team von Kovac zum Erfolg kommen? Es fehlte an Schnelligkeit – sowohl im Kopf, als auch in den Beinen. Ohne Tempo- oder Positionswechsel gab es keine Ãœberraschungsmomente und in den entscheidenden Zweikämpfen fehlte häufig bereits in vorderster Reihe jeglicher Zugriff, weshalb es kaum Ballgewinne in aussichtsreicher Position gab. Von der im Vorfeld formulierten Idee, wie die neu formierte Mannschaft auflaufen sollte, war nicht viel zu sehen: Statt mit Mut und Geschwindigkeit in die Spitze zu kommen, dann und wann Ruhe in das eigene Spiel zu bringen und den Ball laufen zu lassen, zeigte sich das Team nervös, phasenweise auch überfordert.

Können die Umbauarbeiten, jetzt wo das Transferfenster nur noch acht Tage geöffnet ist, daher bereits als abgeschlossen erklärt werden? Langt die Qualität auf den Außenbahnen, wenn Ante Rebic ausfällt und dafür Luc Castaignos einspringen muss? Ist die Lücke, die der Abgang von Carlos Zambrano gerissen hat, durch Hector und Jesús Vallejo bereits geschlossen? Sollte ein Timothy Chandler, der alle drei Positionen in der Abwehrreihe ausfüllen kann, nicht besser behalten werden? Und kann ein Spieler wie Marco Fabián einem Team nicht mal dann Impulse geben, wenn nichts läuft und kein Spielfluss vorhanden ist? Sportvorstand Fredi Bobic wird in Kommunikation mit Sportdirektor Bruno Hübner und Kovac noch einige Fragen beantworten müssen. Der Auftritt von Magdeburg könnte dazu geführt haben, dass die scheinbar geschlossene Transferaktivitäten-Buch doch noch einmal geöffnet werden könnten. Die Fragezeichen, ob die neuen Akteur ohne jegliche Bundesligaerfahrung bestehen werden, sind doch noch einmal etwas größer geworden – allerdings ist dies nicht nur am Main der Fall. (Nehmt an unserer Umfrage teil: Sollte die Eintracht noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden?)

Die kritischen Töne am eigenen Spiel sind auch beim Gegner am kommenden Samstag zu hören. Der FC Schalke 04 gewann glanzlos mit 4:1 beim Sechstligisten aus Villingen. Kapitän Benedikt Höwedes ärgerte sich nach dem Schlusspfiff und sagte gegenüber den Medienvertretern: „Wir haben viel zu wenig gemacht!“ Es „wartet noch eine Menge Arbeit auf Markus Weinzierl“ analysierte die WAZ den Auftritt der Königsblauen in Baden-Württemberg. Auch bei den Gelsenkirchenern war der Umbruch im Sommer groß – mit Weinzierl wurde ein neuer Coach, mit Christian Heidel ein neuer Sportvorstand installiert, dazu gab es neun Ab- und elf Neuzugänge und mit Leroy Sané hat der Shootingstar der Vorsaison den Verein verlassen. Die  Problemzone rechter Verteidiger sollte mit Coke geschlossen werden, der Spanier verletzte sich jedoch gleich schwer und wird mehrere Monate ausfallen. Mit Junior Caicara waren die Verantwortlichen vergangenes Jahr nicht immer zufrieden, Atsuto Uchida erlitt den nächsten Rückschlag und Sascha Riether wird nicht jünger. Doch nicht nur die Defensive wirft Fragen auf.  Kann Rekordeinkauf Breel Embolo auf der offensiven Außenbahn gleich einschlagen? Der 22,5-Millionen-Euro-Mann konnte sein großes Potenzial bei der Europameisterschaft in Frankreich für die Schweiz wenn überhaupt nur andeuten. Mit Der 19 Jahren ist der Offensivmann zwar ein großes Juwel – ob er allerdings sofort glänzt bleibt noch abzuwarten.

So rücken auf einmal Namen in den Fokus, die in der Vorbereitung bislang seltener genannt wurden – etwa Eric-Maxim Choupo-Moting oder Leon Goretzka, der bei der Olympiade in Rio dabei war und seine Schulterverletzung auskuriert hat. Die Findungsphase ist auch bei den Königsblauen noch nicht beendet – die große Chance für die Eintracht? Vor wahrscheinlich ausverkauftem Haus – mit Ausnahme des gesperrten Blocks 40 – wird sich die Mannschaft von Kovac in einer anderen Rolle wiederfinden, als es am Sonntag in Magdeburg der Fall war. Es ist durchaus zu erwarten, dass der 44-Jährige das Team defensiver einstellt und tiefer stehen lässt. Die Schalker, mit Bundesliga-Topleuten wie Naldo, Johannes Geis oder Klaas Jan Huntelaar besetzt, werden die Initiative im Waldstadion übernehmen wollen. In den letzten Jahren seit dem Wiederaufstieg 2012 schlugen sich die Frankfurter vor heimischem Publikum allerdings sehr ordentlich, blieben in vier Partien unbesiegt und sammelten acht Punkte bei 5:3 Toren.

- Werbung -

56 Kommentare

  1. @Martj2k und alpi: Nette Aufstellung die mir ja im Prinzip gefällt, wenn man das 4-1-3-2 sieht. Aber wenn hier alle der Meinung sind, das wir mit Abraham nur einen guten Abwehrspieler haben, dann machen wir das sicher nicht stabiler, wenn dann einer auf de Dopelsechs rausgenommen wird. Und die Dreierkette mit Otsche links ist aus meiner Sicht nicht mutig, sondern eher fahrlässig.

    Sollte sich herausstellen das Varela, Hector und Vallejo das spielen was ich erwarte, dann wäre eine Dreierkette oder eine Viererkette und davor nur einer auf de 6 mein Wunsch. Aber ertsmal will ich stabil in die Saison kommen.

    Spannend finde ich, dass Kovac Fabian ja mehr als 8er sieht.

    0
    0
  2. @51: Ja ich fänds prinzipiell ganz nett aber schon auch mutig. Bei ner 3er Kette in der Abwehr müssten halt quasi die Flügelspieler schnell zurück um als 5er Kette die Abwehr zu stabilisieren. Das seh ich jetzt bei Mijat nicht bzw. fänd ich auch zu schade, da er vorne seine Klasse ausspielen soll. Ob ein Blum oder Rebic das leisten kann….hmm….Aigner hätte ich ein solches Defensivverhalten zugetraut. Also ich denke wir werden relativ klassisch mit nem 4-2-3-1 beginnen in den ersten Spielen auch wenn ich Meier lieber in der Sturmspitze sehe. Ist Hrgota vielleicht ein guter 10er? Man könnte Mascarell ein wenig vor Hasebe stellen und die selbe Halbposition nimmt Hrgota ein – so zwischen zentralem Mittelfeld und Sturm. Nur RA bin ich mir noch nicht schlüssig. Gegen Schalke ists eher die Kür – da kann ich auch mit ner Niederlage leben wenn wir uns gut anstellen aber gegen Darmstadt muss einfach ein Dreier her – bis dahin sollte das Gerüst passen.

    0
    0
  3. Rebic kann ich noch nicht wirklich beurteilen. Blum kann sicher auch defensiv rechts arbeiten und nach vorne aufgrund seiner Schnelligkeit und des durchaus guten Schuss, passt das auch.

    Wenn wir Meier und Hrgota zusammen sehen wollen und Meier nicht auf der 10, wäre ein 4-4-2 sinnvoll. Hrgota auf die 10, das würde ich lassen.

    Übrigens, WENN wir mit Vallejo, Hector und Abraham wirklich drei gute hinten haben sollten, wäre die 3er-Kette durchaus realistisch. Noch dazu da alle drei schnell sind. Und die Lücken schliessen in der Defensive, das würden wir sicher auch hinkriegen.

    Lukas-Hector-Abraham-Vallejo-Hasebe-Mascarell ( die beide auch defensiv helfen ) -Gacinovic-Fabian-Rebic-Meier-Hrgota. Das wäre dann mein Team. Wie gesagt, wenn wir hinten stabil sind ( was sicher in den ersten Spielen nicht sein kann ) . Und hinten kannst Du auch rechts statt Hector mit Varela spielen.

    0
    0
  4. Mir egal wie aufgestellt wird. Die Devise kann nur lauten: Blos nicht die Hütte vollkriegen. Wenn wir gestern gegen Gladbach gespielt hätten …. haben wir aber zum Glück nicht.
    Huschdi und Meier würde ich mal draußen lassen. Die sind mir zu langsam und haben Defensivschwächen. Wie gesagt, mir egal, wie aufgestellt wird. Ich hab´s nur geschrieben, falls mich jemand fragen wollte.

    0
    0
  5. Meier kannste gegen „große Vereine“ nicht draussen lassen. Grund ist, dass du max 3-4 Torchancen bekommst und davon muss man dann auch mal 1-2 Tore machen. Das kann momentan nur Alex

    0
    0
  6. Dein Wort in (Fußball)Gottes Ohr. Was ist, wenn S04 gar kein großer Verein ist? 🙂

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -