Marc Stendera verschwendet keinen Gedanken an eine erneute Verletzung.
Marc Stendera verschwendet keinen Gedanken an eine erneute Verletzung.

Es ist fast genau neun Monate her, als die Eintracht am 23. Mai 2016 zum Relegationsrückspiel beim 1. FC Nürnberg antreten musste. Der Tag wird den meisten Spielern, Verantwortlichen und Fans wohl als ein positiver in den Gedanken bleiben. Eine große Ausnahme ist hier aber wohl Mittelfeldspieler Marc Stendera. Gewiss, der 21-Jährige freute sich sicher auch über den Klassenerhalt seines Vereins, für ihn persönlich war das Spiel aber bereits nach wenigen Minuten. Der zentrale Mittelfeldspieler verletzte sich bei einem Pressschlag mit dem Nürnberger Laszlo Sepsi und musste ausgewechselt werden. Ein paar Tage später stand dann die Horrordiagnose fest: Der Rechtsfuß hatte sich bereits zum zweiten Mal in seiner noch jungen Karriere das Kreuzband gerissen. Seitdem war vor allem die Geduld des „Zehners“ gefragt. Am 28. Januar kehrte er dann endlich auf den Trainingsplatz der SGE zurück, vor ein paar Tagen konnte er das erste Mal wieder mit der Mannschaft trainieren. Am heutigen Donnerstag sprach er nach dem Vormittagstraining über…

…seine ersten Eindrücke vom Mannschaftstraining: „Es ist natürlich erst einmal schön, dass ich nicht mehr zuschauen muss und wieder bei der Mannschaft dabei sein und auf dem Trainingsplatz stehen kann. Es ist alles noch ein bisschen ungewohnt, aber das ist normal. Ich war neun Monate draußen und brauche einfach ein bisschen Zeit um wieder reinzukommen. Aber ich genieße jeden Tag, es wird von Tag zu Tag besser und das ist das Positive.“

…seinen ersten Muskelkater seit seiner Rückkehr: „Bis jetzt hatte ich noch keinen. Die Beine sind schon müde, denn es ist eine andere Belastung als in der Reha oder beim Training mit dem Reha-Trainer. Von daher sind die Beine dann schon bisschen schwer.“

…seine Eindrücke von der Mannschaft: „Das spiegelt sich darin wider, wo die Mannschaft aktuell steht. Ich glaube man sieht in jedem Training, dass die Jungs wirklich hundert Prozent geben. Es ist immer Feuer drin und es ruht sich keiner aus. Keiner ist mit dem Momentanen zufrieden.“

…eine Prognose bezüglich einer Rückkehr noch in dieser Saison: „Nein, das macht momentan keinen Sinn. Ich genieße einfach die Zeit auf dem Platz und die Zeit wird zeigen, wie gut sich das Knie und die Fitness entwickeln. Natürlich würde man gerne noch einmal ein Spiel machen, aber man muss auch einfach schauen, ob es Sinn ergibt oder ob es aus falschem Ehrgeiz geschieht.“

…die bisherige Saison der Eintracht: „Bis jetzt spielen wir wirklich eine sehr gute Saison. Trotz allem müssen wir das machen, was der Trainer vorlebt. Wir wissen, dass es auch genauso schnell wieder nach unten gehen kann, obwohl wir aktuell dritter sind. Wir wissen wo wir herkommen und wo wir letztes Jahr standen. Von daher gehen wir jedes Spiel gleich an und wollen jedes Spiel bestmöglichst bestreiten und hundert Prozent abrufen. Dann schauen wir, was am Ende der Saison rauskommt.“

…die Entwicklung der Mannschaft seit seiner Verletzung: „Wenn du unten drin stehst ist kein Spiel einfach zu spielen. Oben hast du vielleicht auch einfach das nötige Glück, das man manchmal braucht und man hat diesen diesen großen Druck nicht. Man geht vielleicht mit einer anderen Körpersprache ins Spiel. Das heißt nicht, dass man viel lockerer rein geht, aber man hat nichts zu verlieren. Man sieht, dass die Jungs jedes Spiel genießen.“

..das nächste Spiel gegen Ingolstadt: „Wir wissen, was auf uns zukommt. Ich glaube mit dem neuen Trainer spielt Ingolstadt sehr kompakt. Sie haben letzte Woche gegen die Bayern erst in der 90. Minute verloren. Das wird ein sehr schweres Spiel. Wir haben in dieser Saison bisher zwei Mal gegen sie gespielt. In Ingolstadt haben wir gewonnen, im Pokal ging es in die Verlängerung. Wir müssen von der ersten Minute da sein und körperlich in der Lage sein, hundert Prozent zu geben.“

…die Dinge, die er am meisten vermisst: „Ich glaube es gibt nichts Schöneres, als am Wochenende im Stadion vor 50.000 Leuten zu spielen, ein gutes Spiel zu machen und zu versuchen, das Bestmögliche rauszuholen.“

Stendera verletzte sich beim Relegationsrückspiel in Nürnberg schwer am Knie.
Stendera verletzte sich beim Relegationsrückspiel in Nürnberg schwer am Knie.

..den Trainingsrückstand: „In der Zeit in der Reha kann man niemals das, was man auf dem Platz erlebt, aufholen. Man kann viel Krafttraining und viele Läufe machen, aber das was auf dem Platz passiert ist noch einmal etwas komplett anderes. Von daher merkt man im ersten Training natürlich sofort, dass einem viel fehlt. Aber man muss sich wieder rankämpfen und wird dann dafür belohnt.“

…den Vergleicht zwischen seinem ersten und zweiten Kreuzbandriss: „Es ist nicht leichter, weil man weiß, was auf einen zukommt, unter anderem die Aufbauarbeit. Es ist keine einfach Zeit und es macht auch nicht jeden Tag Spaß in die Reha zu gehen. Man hat gleich wieder das Ziel vor Augen auf den Platz zurückzukehren.“

…seine Spielweise als möglichen Grund für die Verletzungen: „Es gibt viele andere Spieler, die sich wenig schonen. Die reißen sich nicht das Kreuzband. Es ist schwer zu sagen, warum das jetzt so passiert ist. Aber ich musste es hinnehmen und es hätte nichts gebracht zu grübeln. Ich kann es nicht ändern und ich habe versucht, das Beste daraus zu machen.“

..die Psyche während der Reha-Zeit: „Man hat keine Zweifel. Natürlich hat man gewisse Tage, an denen man keine Lust hat sich zu quälen. Man fragt sich dann: „Für was mache ich das?“ Es ändert sich am Anfang so wenig und es dauert so lange wieder zurückzukommen. Zweifel hatte ich keine, eher ein paar Stimmungsschwankungen. Es ist schwer, wenn man das Programm jeden Tag durchführen muss, es immer die gleichen Übungen sind und man nicht viel Änderungen sieht. Irgendwann verliert man die Geduld, das ist ja menschlich. Umso wichtiger ist es einen kühlen Kopf zu bewahren und sich zu sagen, dass man es für sich selbst macht.“

…die lange Ausfallzeit: „Der Meniskus wurde genäht, dadurch habe ich fast drei Monate verloren. Er musste erst wieder zusammenwachsen. Das war ein bisschen komplizierter als beim ersten Riss.“

…den Zweikampf: „Ja ich wusste sofort, dass es etwas Schlimmes ist. Es hat fürchterlich und extrem laut geknackt und hat die ersten Minuten extrem wehgetan.“

…Hilfe aus seinem Umfeld: „Ich bin eine Person, die das mit sich selbst ausmacht. Aber natürlich hatte ich meine Freundin und meine Freunde, die vor allem an Tagen an denen es sich so gut ging, für mich da waren. Aber ich bin 21 Jahre alt und habe noch viel vor mir. Daher habe ich nie den Kopf in den Sand gesteckt. Jetzt stehe ich ja wieder auf dem Platz und habe es wieder geschafft.“

…Vorsorgemaßnahmen während des Trainings: „Man geht immer weiter in den Kraftraum und versucht Muskelverletzungen vorzubeugen. Man muss sich die Energie nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Kraftraum holen, damit das Knie stabil ist und bleibt. Aber man darf sich auch nicht zu viele Gedanken darüber machen. Wenn ich mich frage, ob das Knie hält, dann brauche ich nicht auf den Platz zu gehen. Ich verschwende keine Gedanken, dass es mich noch einmal muskulär zurückwirft.“

…das Ballgefühl: „Das Gefühl hat man eigentlich schon, aber es sind dann eher die Kleinigkeiten. Wenn man einen Pass spielt, dann kommt der vielleicht nicht so gut an, man hat eine gewisse Streuung drin. Beim Elf gegen Elf sind die Laufwege vielleicht nicht so gut. Daher ist jeder Tag spannend und ich freue ich mich auf jede Einheit, die ich absolvieren kann.“

…eine mögliche Position im Spielsystem von Niko Kovac: „Ich fühle mich in der Mitte am wohlsten. Ich bin nicht der sprintschnellste Spieler, sondern habe andere Fähigkeiten, die ich einsetze. Darüber mache ich mir aber noch überhaupt keine Gedanken, da es für mich noch nicht in Reichweite ist. Ich will die Trainingseinheiten nutzen, um mir die Fitness zu holen und mich zu verbessern.“

…seine jetzige Psyche: „Ich war natürlich traurig und habe gehadert. Aber das bringt nichts, denn der Weg muss weiter gehen. Ich will es nicht bereuen, dass ich nicht alles dafür gegeben habe, so schnell es geht wieder zurückzukommen. Ich nehme es so wie es ist, versuche gute Laune zu haben und momentan läuft es gut. Ich freue mich wieder mit den Jungs trainieren zu können.“

- Werbung -

4 Kommentare

  1. Da wollen wir mal alle hoffen und ihm Alles Gute wünschen.Ein 100% Stendera könnte man gut gebrauchen.

    0
    0
  2. Wir freuen uns auf einen fitten Stendera nach so langer Verletzungspause. Mit der richtigen
    Berufsauffassung koennte er für uns sehr bedeutend werden.

    0
    0
  3. Was ein Stendera, der nie schlecht war, nach einer Sommervorbereitung mit Kovac&Co eventuell abrufen könnte, macht mich ganz hibbelig. 😀

    Möge er mal ein paar Jahre gesund bleiben, es ist ihm zu wünschen.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -