Stefan Reinartz sieht noch Luft nach oben bei der Eintracht.
Stefan Reinartz sieht noch Luft nach oben bei der Eintracht.

Wo steht die Eintracht nach drei Spieltagen wirklich? Es ist ungemein schwierig, jetzt schon eine Antwort auf diese Frage zu finden. Gegen den VfL Wolfsburg sahen die Ansätze vielversprechend aus, nur eine Woche später im Duell mit dem FC Augsburg hatte manch ein Beobachter das Gefühl, die Eintracht hätte das Fußballspielen verlernt. Um sich dann wieder sieben Tage danach verwundert die Augen zu reiben, dass 4:1 beim VfB Stuttgart gewonnen wurde. Stefan Reinartz zieht im Interview mit bundesliga.de daher eine erste kleine Zwischenbilanz: „Wir sind noch ein Stück weit in der Findungsphase. Wir haben eine klare Spielidee und arbeiten noch daran, wie wir die am besten umsetzen.“

Wie aber sieht diese Spielidee in der Praxis aus? „Wir möchten mehr agieren als reagieren, mehr Ballbesitz haben und erst einmal den Gegner laufen lassen„, sagte Armin Veh im Juli während des zweiten Trainingslagers im österreichischen Windischgarsten. Einzig gegen die Augsburger hatten die Hessen einen Hauch mehr Ballbesitz – den Gegner laufen zu lassen gelang ihnen dabei allerdings weniger. Reinartz betont daher auch selbstkritisch: „Wir wollen von hinten heraus Fußball spielen und öfter den Ball haben als der Gegner. Das hat bis jetzt nur bedingt funktioniert, wobei das natürlich auch von der Spielweise der gegnerischen Mannschaft abhängt.“ Gegen die Stuttgarter etwa, die pressen und früh drauf gehen, sei es gefährlich und fahrlässig, den Ball vor dem eigenen Strafraum zirkulieren zu lassen. Grundsätzlich aber wolle man einen gepflegten Spielaufbau betreiben und sauber von hinten heraus spielen.

Diese Vorstellung kam allerdings bislang nur selten zu tragen, weil die Variante hoher Ball zu schnell gewählt wurde. So flog das Leder häufiger ins Niemandsland, weshalb sich der Gegner sich problemlos neu formieren und auf die Adler einstellen konnte. Möchte man den Finger in die Wunde legen, dann gewannen die Frankfurter mit „Schaaf-Fußball“ im Schwabenland. Weniger Ballbesitz, dafür dann aber mit Konterfußball schnell vor das gegnerische Tor – in die „Box“ – kommend. Welche Spielidee ist dann nun die bessere? Man könnte platt sagen: Diejenige, die wöchentlich drei Punkte bringt. Doch es wäre fahrlässig sich nur davon leiten zu lassen, zu wichtig ist es, dass ein Team eine klare Handschrift trägt und jeder auf dem Feld weiß, was er zu tun hat.

Die Spielidee ist prinzipiell gut„, findet etwa Reinartz, dem dieser Fußball, den Gegner zu dominieren und oft den Ball am Fuß zu haben, aus Leverkusener Zeit bekannt vorkommen dürfte. Allerdings gibt der zentrale Mittelfeldmann zu bedenken: „Es gibt im Moment mehrere konkurrierende Systeme in der Bundesliga.“ Das der Eintracht sei dabei „im Vergleich zu anderen momentan nicht unbedingt die topmodernste und angesagteste.“ Die Stichworte: Gegenpressing und zweite Bälle bekommen. Trainer Armin Veh sagte im Juli bereits, was er davon hält: „Ich bin jedenfalls keiner, bei dem die Spieler absichtlich Fehlpässe spielen müssen. Wenn das der Sinn sein soll – da hätte ich früher als Spieler aufgehört…

Es ist eben ein Kampf der Systeme und Spielideen geworden. „Box-to-Box“, „falsche Neun“, „Fluidität“ – man könnte die Liste der Begriffe, die inzwischen die schier unendlich wirkenden taktischen Maßnahmen beschreiben, immer weiter verlängern. „Geht’s raus und spielt’s Fußball“,  war bei der WM 1990 die taktische Anweisung von Teamchef Franz Beckenbauer. Man kann sich kaum vorstellen, dass Thomas Tuchel, Lucien Favre oder Pep Guardiola auch nur auf die Idee kämen, diesen Satz rauszuhauen. Aber – so muss man auch einmal hinterfragen – ist es nicht gerade diese Leichtigkeit die dem Sport manchmal fehlt? Diese „Beckenbauersche Formel“, die einfach nur sagt – habt mal wieder Spaß an dem, was ihr da macht? Reinartz jedenfalls blickt gespannt darauf, „was sich in der Bundesliga durchsetzen wird und wohin sich der Fußball entwickelt.“ Wir auch!

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5 Kommentare

  1. Ich trainiere ja auch eine Mannschaft (B-Jugend) und mache mir auch meine Gedanken, wie es mit dem Gebolze weitergehen könnte 😉
    Wenn wir hier schon unsere Phantasien und Vorstellungen sprechen lassen dürfen, dann möchte ich mal kurz meine anbieten:
    Ein spielender Torhüter, zwei robuste, schnelle und flinke IV, zwei gut antizipierende Außen, die vorgerückt werden, ebenfalls schnell, eine reine 6, robust (Mittelfeldlibero), Typ Kämpfer, eine spielende 8, etwas weiter vorn, zwei Spezialisten auf den Außen, müssen gut flanken können, und zwei mitspielende Mittelstürmer (nix falsche Neun). Alles überragende Stärken dieser Elf: Technik, Tempo
    Es wäre eine Art 1-2-2-4-2 … schwärm!
    Aber wie heißt es so schön: Das System muss zum Spieler passen und nicht umgekehrt. Es sei denn, man kann sich den Luxus leisten und das Team für das System zusammenstellen…

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  2. Wenn wir so spielen würden, gingen wohl die Spiele 6:5,5:6 oder 5:5 aus 🙂
    Und die Fans und Verantwortlichen,wären jede Woche kurz vor nen Herzinfarkt!

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  3. Und irgendwann wird auch wieder mal die Viererkette diskutiert werden und der Libero wieder eingeführt. Fussball wird doch nicht jedes mal neu erfunden, Spielsysteme funktionieren nur solange, wie sie einzigartig sind und sich der Gegner dann daran anpasst (mit den entsprechenden Spielermaterial).
    Spaniens Tiki-Taka ist auch Geschichte geworden. Ballbesitz ist und bleibt der wichtigste Aspekt vor des Gegners Tor zu kommen und der Franz hat Recht!

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  4. @3: Prinzipiell bin ich bei jedem Spiel unseres Vereins vorm Infarkt
    Muss jetzt aber mal Geburtstagsgrüße an den Herry loswerden….
    ALLES BESTE ZUM GEBURTSTAG UND VIEL GESUNDHEIT LIEBER HERRY
    BLEIB UNS NOCH LANGE BEI DER SGE ERHALTEN, DEINE SEHR GUTE ARBEIT TUT UNS ALLEN GUT
    UND HAT UNS NACH DERBEN JAHREN WIEDER VORAN GEBRACHT
    Vieleicht bleibst Du ja bis 2017 (und gerne in anderer Funktion danach), Armin übernimmt dann deinen Job, und dann steht der Sascha Lewandowski vor der Tür 😉
    Schaun mer Mal…. schön wäre es

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