Christian Seiferts Anregungen werden nicht überall begeistert aufgenommen.
Christian Seiferts Anregungen werden nicht überall begeistert aufgenommen.

Versetzen wir uns noch einmal zurück in den Winter 2014. Die Rückrunde war noch keine vier Wochen alt, die Eintracht hatte ihr erstes Pflichtspiel im neuen Jahr gegen Hertha BSC mit 1:0 gewonnen – Torschütze war, wie soll es auch anders sein, Alex Meier – und damit an einem bitterkalten Abend im Waldstadion einen wichtigen Dreier im Abstiegskampf eingesammelt. Acht Tage später sollte die Reise in die Allianz Arena zum FC Bayern München gehen. Der deutsche Rekordmeister war zu diesem Zeitpunkt in Topform, auf nationaler Ebene noch unbesiegt und vor heimischem Publikum nur in absoluten Ausnahmefällen schlagbar.

Armin Veh addierte diese Faktoren zusammen und entschied sich dafür, seine Topspieler Sebastian Rode und Carlos Zambrano zu schonen. Der Grund: Sie hatten bereits vier gelbe Karten gesammelt und hätten bei der nächsten Verwarnung gesperrt zusehen müssen. In den Wochen, in denen nacheinander Partien gegen direkte Konkurrenten, wie etwa Eintracht Braunschweig, SV Werder Bremen, VfB Stuttgart oder 1. FC Nürnberg anstanden, brauchte der ehemalige Coach jeden seiner Spieler. Die Hessen, die auch noch 62 Minuten lang auf die Dienste von Stefan Aigner verzichteten, gingen mit 0:5 unter. Andere Mannschaften nahmen sich in den letzten Jahren diese Methodik zum Vorbild und schonten ihre besten Akteure, wenn die Reise in den Süden der Republik nach Fröttmaning anstand.

Damit soll ab sofort Schluss sein, wenn es nach DFL-Chef Christian Seifert geht. Er kritisierte die Vorangehensweise der Klubs im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“: „Ich würde mich sehr stark dafür einsetzen, dass es Konsequenzen hat, wenn so etwas noch einmal passiert. Das zerstört definitiv die Glaubwürdigkeit des Sports.“ Wie diese Konsequenzen aussehen würden, ließ Seifert noch offen: „Es ist zu früh, darüber zu spekulieren. Ich gehe einfach davon aus, dass das nicht mehr passiert. Das haben wir den Klubs auch gesagt. Ich gehe davon aus, dass jeder Sportler den Anspruch hat, jedes Spiel bestmöglich zu bestreiten.“´Einmal in Fahrt gekommen, legte der 47-Jährige nach: „Ich habe mich in den vergangenen Jahren auch geärgert, dass einige Verantwortliche den Eindruck erweckt hätten: Wir müssen gar nicht mehr nach München fahren! Und wenn, dann nicht mehr mit dem stärksten Kader. Das ist irgendwann auch Betrug am Fan. Und das geht nicht!“

Neben den Anhängern geht es dem Boss der Deutschen Fußball Liga allerdings auch um die Glaubwürdigkeit gegenüber Sky, der ARD und Co: „Das sind wir übrigens auch den Medienunternehmen schuldig, die jetzt über viereinhalb Milliarden Euro an Investitions-Zusagen gegeben haben.“ Auch der SV Darmstadt 98 geriet in die Fokus der Kritik, erinnert sei an die Partie gegen Bayer 04 Leverkusen am 22. Spieltag (1:2), als sich in den letzten zehn Minuten fünf Stammspieler ihre fünfte gelbe Karte abholten. Seifert wünscht sich hier von der Presse in Zukunft eine andere Bewertung der Szenen: „Auch darauf muss man achten. Vielleicht sollten die Medien solche Aktionen dann aber auch nicht als augenzwinkernde Bauernschläue werten.“ Kritik an den Vorschlägen des gebürtigen Raststätters gab es bereits von prominenter Stelle – Karl-Heinz Rummenigge.

Der Vorstandschef äußerte sich auf der USA-Reise seines Klubs bei Sky: „Ich glaube, dass er nicht der Staatsanwalt der Bundesliga ist, insofern würde ich ihn bitten, mit solchen Aussagen vorsichtig zu sein.“ Der ehemalige Profi sieht die in den letzten vier Jahren gewonnen Meisterschaften dadurch in ein schlechtes Licht gerückt, die Münchener, so Rummenigge, hätten den Titel auch dann geholt, wenn die Konkurrenz immer in Bestbesetzung aufgelaufen wäre. Er will nicht, dass die Ideen der Gegner sanktioniert werden: „Es interessiert mich nicht, das ist die Kompetenz des gegnerischen Trainers, wie er seine Mannschaft aufstellt.“

Was wäre die Konsequenz aus Seiferts Idee? Um Sanktionen zu umgehen, würden die leichten Muskelverletzungen oder Erkältungen der besten Akteure kurz vor der Partie gegen die Bayern ein Höchstmaß erreichen. Spannender wird allerdings die Frage zu beantworten sein, wann eine Gelbsperre im Nachhinein bestraft werden soll – müssen nun Experten darüber befinden, ob das taktische Foul aus dem Affekt heraus geschah oder ob es ein kalkuliertes Vorgehen gab? Und – was passiert, wenn in der nächste Spielzeit die Ränge eins und zwei von Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 belegt werden? Dürfen die Mannschaften dann auch gegen die Topteams nicht mehr taktieren und ihr Hauptaugenmerk auf die nächste Begegnung, die gegen einen Mitkonkurrenten gehen könnte, legen? Es ist ein ganz dünnes Eis, auf dem sich der DFL-Chef mit seinen Vorschlägen bewegt – womöglich ist es schon eingebrochen, bevor sich Seifert tatsächlich konkrete Gedanken über einen möglichen Strafenkatalog machen konnte.

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10 Kommentare

  1. Die DSL ist ja mit dran Schuld an der extremen 2-Klassengesellschaft. Verteilt das Geld gerechter auf alle Vereine und füttert nicht hauptsächlich die Großen, die dann immer größer werden. Dann erledigt sich das Problem von selbst.

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  2. Man könnte ja einen DRAFT für den Fussball „erfinden“. Dann hätten wir dieses Jahr den ersten Pick 😀

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  3. Dann könnte man genauso gut fordern, dass Topfavoriten IMMER in Bestbesetzung spielen! Alles andere wäre Betrug an die Fans; die wollen alle Stars sehen!

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  4. Es wird Zeit für eine Superliga und raus mit den Bayern aus der Bundesliga.
    Sollen Sie doch dort ihren A**** vergolden lassen…………

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  5. DSL??? = Deutsche Ski Liga??? ☺
    Wird Zeit dass das Sommerloch geschlossen wird.
    Ich würde sagen, dass Seiferts Pläne nur schwer zu realisieren und umzusetzen sind und von daher in den Bereich „Wünsch Dir was“ fallen.
    Vielleicht traut ein Trainer auch einfach nur dem einen oder anderem Reservisten für diesen besagten Spieltag mehr zu als demjenigen der üblicherweise auf der Position spielt. Wo will man den Beweis antreten bevor man bestraft?……..tz, tz….
    Wettbewerbsverzerrung sieht anders aus.
    Zum Beispiel wenn ein Aigner unter Wert fast verschenkt wird. 😉

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  6. Ich höre irgendwie nur ein „mimimimimimi“ von Herrn Seifert…Interessante Gedanken die er da äußert, aber wenn die Bauern 2 Tage später ein CL-Spiel haben ist es OK wenn man ein paar Spieler schont oder was? Oder noch besser, wenn der FC Hollywood Meister ist, dann kann man ja mal die U23 aufs Feld schicken und von 5 Spielen 2-3 verlieren (soviele wie die gesamte Saison über). DAS lässt er mal schön unerwähnt unser Herr Seifert…

    Ganz ehrlich, es ist doch vollkommen legitim, seine Taktik und Aufstellung unter solchen Gesichtspunkten zu gestalten. Ich finde es auch legitim was die Lilien gemacht haben (5 gelbe Karten abgeholt). Solange Dinge nach den Statuten möglich sind und auch nicht sanktioniert werden, warum zum Teufel sollte ich es dann nicht tun??? Absolut sinnfreie Diskussion, hat ja sogar Herr Rummenigge sofort erkannt…

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  7. “ Ich würde mich sehr stark dafür einsetzen … “ dass Herr Seifert einfach mal sein Maul hält! Was er betreibt hat für mich ganz stark was mit Wettbewerbsverzerrung zu tun.

    Dem kanns ja egal sein, ob ich nach einem Spiel gegen die Bayern evtl. verletzte oder gesperrte Spieler habe, die ich dringend die Woche darauf gegen einen vermeintlich schlagbaren Gegner bräuchte.

    Herr Seifert, erst denken dann reden! – Im übrigen ist es doch die „Schuld“ des Vereins, wenn er mit einer B-Elf auftritt und am Ende der Saison wegen schlechtem Torverhältnis absteigt, oder sonst eine Qualifikation verpasst.

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  8. Dann hoffen wir mal das daß dann auch für den FCB im DFB Pokal und vor CL Spielen gilt

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