Patrick Ochs (re.) sieht die Lage der Eintracht etwas entspannter als Marco Russ (li.).

Die Gemütslage im Umfeld von Eintracht Frankfurt aktuell auf einen Nenner zu bringen ist eine verdammt knifflige Aufgabe. Versuchen wir uns an einer kurzen Kategorisierung. Da sind die…

Mahner: Sie sehen den Klub noch nicht im direkten Abstiegskampf, verbieten sich derzeit aber jeglichen Blick nach oben. Sollte die Eintracht am Samstag gegen den FC Augsburg gewinnen, würden sich die Hessen in dem Bereich einpendeln, in dem der „Mahner“ den Verein vorher auch sah – im gesicherten Mittelfeld zwischen Rang acht und zwölf. Allerdings: Eine Serie in den letzten fünf Wochen, die den Klub vielleicht doch noch in Richtung Europa League spülen könnte, wird nicht komplett ausgeschlossen.

… Optimisten: Auch die Serie von zehn Spielen ohne Sieg hat ihren Glauben daran, doch noch einmal die Europa-League-Ränge angreifen zu können, nicht erschüttert. Sie verweisen darauf, dass die direkten Konkurrenten Hertha BSC und der 1. FC Köln mit 13 und 14 Zählern in der Rückserie ebenfalls ihre Probleme haben. Mit dem Thema möglicher Abstieg wird sich mit Verweis auf direkte Duelle der tabellarisch weiter unten angesiedelten Mannschaften nicht mehr beschäftigt, die nötigen Zähler dafür werden problemlos geholt. Allerdings: Die Stimmung könnte bei einer Niederlage oder einem Remis gegen die Augsburg mächtig erschüttert werden.

… Pessimisten: Sie haben den Abstiegskampf ausgerufen, sehen den Klub im Sommer auseinanderbrechen und erwarten auch keinen Punkt mehr in den letzten fünf Spielen. Für sie ist die Saison erledigt und bestenfalls noch die Rettung auf einen Relegationsrang möglich – die Partie freilich geht dann gegen die von Jens Keller trainierte Mannschaft Union Berlin verloren. Leute, die kurz Luft holen und das mit „E“ beginnende Wörtchen „Europa League“ auspacken wollen, werden für verrückt und völlig weltfremd erklärt. Der Blick auf die Tabelle, der drei Zähler nach oben und deren sechs nach unten ausweist, interessiert bei dieser Argumentation dann auch herzlich wenig.

… Beruhiger: Wir müssen wissen, wo wir herkommen. Sie denken mit Schrecken zurück an den Mai vergangenen Jahres, als die Eintracht bereits mit eineinhalb Beinen in der zweiten Liga stand und sich erst durch eine Energieleistung im Endspurt ins Ziel rettete. Im Hinterkopf spielt die Angst vor einem Absturz auf Rang 16 eine Rolle, aber das Vertrauen in Mannschaft und Trainerteam ist groß genug. Jeder Platz, der besser ist als derjenige der Vorsaison, wird tatsächlich als Weiterentwicklung gesehen und wahrgenommen.

Wer letztendlich der Realist wird, zeigt sich am Saisonende. Eines haben allerdings alle vier Typen gemeinsam: Die Grundangst davor, erneut eine „Rückrunde der Schande“ miterleben zu müssen. Der 2011 von Präsident Peter Fischer geprägte Begriff wird häufig in den Mund genommen, neun Zähler bei einem Torverhältnis von 7:18 lassen die Ängste wachsen. Patrick Ochs war damals eine der Hauptfiguren, als die Eintracht peu à peu abstürzte und von Rang sieben auf 17 durchgereicht wurde. Der Rechtsverteidiger spielte damals eine unglückliche Figur, weil er kurz vor dem Abstiegsendspiel bei Borussia Dortmund seinen Wechsel zum direkten Konkurrenten VfL Wolfsburg verkündete. Vom Publikumsliebling zum Buh-Mann innerhalb weniger Tage: Der Rotschopf verspielte sich beim Anhang damit jegliche Symphatien, eine Rückkehr vor einigen Jahren hätte nur schwer verkauft werden können.

Der inzwischen 32-Jährige kuriert seine schwere Kreuzbandverletzung aus und wird dem FSV Frankfurt nicht mehr helfen können, den Abstieg aus der 3. Liga zu verhindern (auf die gesamte Finanzlage des Vereins soll hier jetzt nicht eingegangen werden!). Ochs hat also genug Zeit zu beobachten, was sein ehemaliger Klub macht und besänftigte mit Blick auf die Saison 2011 im Gespräch mit dem „hr-sport“: „Das war damals eine andere Situation. Wenn die Eintracht ruhig und besonnen bleibt, wird auch nichts passieren.“ Der gebürtige Frankfurter lässt sich durchaus in die Riege der Optimisten einordnen und legte nach: „Der Kontakt zu den Europa-League-Plätzen ist immer noch da. Ich bin überzeugt, dass sie gegen Augsburg gewinnen werden, und dann ist man wieder ganz nah dran am internationalen Geschäft.“

Eine zweite Schlüsselfigur 2011 war Marco Russ. Der Innenverteidiger konnte den Absturz damals nicht verhindern und wechselte nach dem Abstieg ebenfalls zu den Niedersachsen. Ihm wurde der Abgang weniger verübelt, die Kommunikation verlief hier deutlich glücklicher. Russ wechselte erst, als der Abstieg feststand und bereits eine Begegnung in der zweiten Liga gegen die SpVgg Greuther Fürth (3:2) gespielt war. Seine Rückkehr zu den Frankfurtern im Winter 2013 wurde zwar nicht lautstark beklatscht, der Anhang arrangierte sich allerdings schnell damit und erkannte die Leistungen des gebürtigen Hanauers an. Inzwischen ist das Eigengewächs zu einem Gesicht des ganzen Klubs geworden, nicht nur wegen seiner überstandenen Krankheit. Russ kämpft unermütlich und wirft in jedem Spiel alle ihm zur Verfügungen stehenden Mittel rein. Es wirkt freilich nicht immer elegant und grazil, was der 31-Jährige veranstaltet, aber es geschieht mit Herz und Wucht.

Die Worte des Vizekapitäns haben Gewicht und werden im Umfeld genauestens registriert. Gegen die Augsburger ruft er – wie Trainer Niko Kovac zu Wochenbeginn auch – ein „Endspiel“ aus: „Sie stehen nur sechs Punkte hinter uns. Wenn sie gegen uns gewinnen, ziehen sie uns auch nochmal ein Stück unten rein.“ Russ hebt mahnend den Finger, auch wenn er weiterhin den Blick auch nach oben richtet. Sollte die Eintracht gewinnen, „haben wir die 40 Punkte erreicht. Wir müssen uns voll auf die letzten Spiele fokussieren und schauen, was noch nach oben geht. Es ist noch alles möglich – nach oben und nach unten.“

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10 Kommentare

  1. Es muss ein Sieg gegen Augsburg her, ohne WENN und ABER….! Also Messer zwischen die Zähne nach Piratenmanie und zeigen das der Eintracht-Adler zugreifen kann und sich die Punkte holt….#AUF JETZT !!!

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  2. natürlich sollten wir gegen Augsburg gewinnen aber wichtig ist, dass wie zumindest remis spielen um Augsburg auf Abstand zu halten parallel sollte Mainz gegen Bayern verlieren. Eine Niederlage wäre richtig übel !

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  3. Ochs war im Nachhinein ein Toptransfer. 3 Mio€ kassiert. Danach brachte er keine Leistung mehr.
    Wir hätten ja sogar im Winter 8 Mio€ für ihn von Schalke bekommen können.
    Bruchhagen drängte drauf, aber Ochs wollte bleiben. .. und ging dann n halbes Jahr später für die fixe Ablösesumme.
    Ähnlich lief es ja bei Haris..am Ende geht er nun gar ablösefrei.
    Liegt nicht immer an der Eintracht, dass es selten große Transfersummen gibt..anscheinend gibt es bei solchen Geschichten am Ende jedenfalls immer nen Leistungseinbruch bei den Spielern 😉

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  4. @3 Jo! Fand ich auch sehr diplomatisch, diesen Artikel.
    Hrgota und Mascarell sollen übrigens fit sein, haben gestern trainiert.

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  5. @6
    Ochs zog vor seinem sich bereits abzeichnenden Wechsel zu VW noch die Option und spülte uns 3 Mio in die Kasse. Rode, der unter chronischer Selbstüberschätzung leidende Bank/Tribünenhocker, ging zum Nulltarif. Er wird als abgezockter Selbstvermarkter in Erinnerung bleiben. Patrick Ochs hingegen als ein Frankfurter Eigengewächs, Spielführer, Publikumsliebling mit weit mehr als 200 Spielen für uns, bevor er bei der Wolfsburger Betriebsmannschaft nach 33 Spielen aussortiert wurde. Sein Fehler, trotz gut gemeinter Ratschläge die Eintracht zu verlassen, weil er auf die schlechten Berater in seinem engsten Umfeld hörte. Ich persönlich wünsche ihm schnelle und gute Gesundung und einen würdevollen Abschied als Fussballer auf dem Spielfeld.

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  6. „Sei kein Ochs“ dürfte der eingebrannte Slogen der Eintracht-Fans sein und hat seit 2011 nicht nur Bestand, sondern ist auch in der Gegenwart noch anzuwenden…..z.B. derzeit bei Hradecky.

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  7. @8 Das wünsch ich ihm auf jeden Fall auch!
    ‚..weil er auf die schlechten Berater in seinem engsten Umfeld hörte‘
    Selbst ist der Mann. Das kann man im Nachhinein schwer beurteilen, da fehlen wohl jedem die Internas.
    Fakt ist, dass er sich in seinen Vertrag ne Ausstiegsklausel reinschreiben ließ und bei Abstieg den Verein gar ablösefrei hätte verlassen können. Das zeugt nicht unbedingt von unbedingter Vereinstreue. Gehe aber auch davon aus, dass es Ochs im Nachhinein anders gemacht hätte.
    Natürlich rechne ich ihm auch an, dass er uns zumindest noch die 3 Mio einspielte.
    Jeder hätte als Verantwortlicher bei solch ner Vertragslage wohl auch auf den Wechsel für 8 Mio in der Winterpause gepocht…den er ablehnte.
    Hab sicher keine Rechnung mit Ochs offen..wollte nur auf das Thema Transfereinnahmen anspielen, was von so manchem User angeprangert wird und wurde.

    Thema Rode:
    Bei Rode würde ich sagen, dass es für ihn der richtig Schritt war. Nicht viele Spieler bekommen ein Angebot von Bayern und trainieren mit den weltbesten Spielern. 35 Einsätze unter Guardiola in seiner ersten Saison bei Bayern haben ihn sicherlich enorm weiterentwickelt. Die zweite Saison war für ihn dann verkorkst, weil sich bei Bayern keiner der Stammspieler verletzte. Wechsel machte Sinn. Und diese Saison hatte er halt einfach Verletzungspech. Wenn er fit war, dann war er beim BVB auch im Kader.
    Rode hat nie einen auf Vereinstreue gemacht, war auch kein Jugendspieler von uns (sondern kam von Oxxenb..) und HB hat auf Erfüllung des Vertrags gepocht.
    Letzteres war sicherlich ein grober Fehler. Dem Spieler kann ich nix vorwerfen. Solange er bei uns war hat er alles gegeben.
    Diesem Mismanagement wird jetzt wenigstens versucht bei Hradecky entgegenzuwirken. Sehr gut!

    Das Problem sehe ich aber vor allem dabei, dass wir talentierten Spielern nicht rechtzeitig 5-Jahres-Verträge (bei Rode war es ein 4-Jahres-Vertrag) geben bzw uns das nicht leisten können wollen. Das hat sicher Gründe (Gesamtetat), aber muss sich m.E. ändern. Wenn man nen jungen Spieler unter Vertrag nimmt, dann möglichst langfristig. Notfalls halt verleihen und es wenn es ganz schlecht läuft verkaufen oder Vertrag auflösen. Eher selten inzwischen, dass Spieler noch Verträge aussitzen…davon haben auch die Berater nix.
    Auch unter Bobic ändert sich das bisher nicht: Besuschkow 3,5 Jahre .. Barkok 4 Jahre (Ende der Saison noch 3). Wenn die Spieler sich ne Saison gut entwickeln wollen sie direkt das doppelte an Gehalt, dann ist der Zug für uns schon bald wieder abgefahren…weil wir uns das Gehalt nicht mehr leisten können oder wollen.
    Und wenn der Spieler unzufrieden wird, weil er noch auf nem alten Vertrag sitzt, der ihm nicht genug Gehalt einspielt .. dann kann man das entweder anpassen oder ihn halt an einen Verein verkaufen, der ihm mehr Gehalt zahlt.
    Wenn Bayern R. Sanches holt, dann gibts auch direkt nen 5-Jahres-Vertrag. Da wird nicht lange abgewartet, sondern der Klasse des Spielers vertraut. Am Ende zahlt sich das aus.
    Oder Reus. Wechselte 09/10 zu Gladbach. Erst 4-Jahres-Vertrag. 1,5 Jahre später bekam er dann nen aufgewerteten neuen 4,5-Jahres-Vertrag. Wieder 1,5 Jahre später wechselte er dann für 17 Mio.
    Wenn ein Jugendspieler was bringt und Potential hat muss sofort verlängert werden.

    Wenn sich ein Spieler gut weiterentwickelte verschlampten wir in den letzten Jahren am Ende Millionen. Aber von einer guten Entwicklung sollte man ja wohl ausgehen. Natürlich kostet es auch, wenn sich ein Spieler nicht wie gewünscht weiterentwickelt .. aber das Risiko hat jeder Verein und muss man eingehen und dem eigenen Trainer, den eigenen Scouts etc bei der Auswahl & Entwicklung der Spieler vertrauen.
    Ich kann bei Eintracht in dieser Hinsicht leider noch keine Vereinsphilosophie erkennen.
    Hoffe, das ändert sich..
    Wenn man von Barkok bspw überzeugt ist sollte man direkt jetzt schon um 2 weitere Jahre verlängern und sein Gehalt etwas aufstocken. Ich sage nicht, dass das einfach ist und dass man allen Spielern 5-Jahres-Verträge geben soll. Aber zumindest bei den jungen Spielern muss sich das m.E. in diese Richtung entwickeln.
    Ich hab aber auch Hoffnungen, dass es scih frühestmöglich in die Richtung entwickeln kann: Nächste Saison gehen in jedem Fall Lindner, Seferovic, Medojevic und die haben allesamt sicher keine schlechten Verträge gehabt. Das schafft Platz im Gehaltsbudget.
    Wobei ich auch schnellstmöglich mit Otsche verlängern würde. Der Junge ist vielleicht nicht der Überspieler, aber so gut wie nie verletzt. Einer der ganz wenigen im Kader, die physisch BL-tauglich sind.

    So, ausgenörgelt! 🙂
    Heute gibts 3 Punkte und der Klassenerhalt wird eingetütet!

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